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Greg Van Avermaet triumphiert im Olympischen Straßenrennen von Rio – Nibali und Henao im Sturzpech
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06.08.2016

Greg Van Avermaet triumphiert im Olympischen Straßenrennen von Rio – Nibali und Henao im Sturzpech

Info: OLYMPISCHE SPIELE 2016 IN RIO DE JANEIRO - STRASSENRADSPORT
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Rio de Janeiro, 06.08.2016 – Was für eine Saison von Greg Van Avermaet! Erst gewann er den Omloop Het Nieuwsblad, dann eine Etappe und die Gesamtwertung von Tirreno Adriatico und schließlich auch eine Etappe der Tour de France, nach der er drei Tage lang das Gelbe Trikot trug. Nun hat der 31-jährige Belgier diesen Erfolgen auch noch eine olympische Goldmedaille hinzugefügt. Van Avermaet siegte am Ende eines harten Rennens im Dreiersprint vor dem Dänen Jakob Fuglsang und dem Polen Rafal Majka, der auf dem Kulminationspunkt des letzten Anstiegs der Strecke noch einem anderen Spitzentrio mit Vincenzo Nibali und Sergio Henao angehört hatte. Doch der Italiener und der Kolumbianer stürzten in der folgenden Abfahrt und brachten sich so um ihre Chancen auf den Sieg.


Das Profil des Straßenrennens der Männer

Flucht mit Geschke, Albasini und einem Ex-Weltmeister
Am ersten Tag der Olympischen Spiele von Rio De Janeiro stand mit dem Straßenrennen der Männer gleich ein radsportliches Highlight auf dem Programm. Die ersten 37,6 der 237,5 Kilometer führten die für 63 verschiedene Ländern angetretenen 144 Starter bei schönstem Wetter entlang der Küste. Auf diesem Abschnitt gab es nur einen einzigen kleinen Hügel, an dem der Deutsche Simon Geschke maßgeblich zur Bildung einer Ausreißergruppe beitrug, die auch, gewissermaßen sogar in doppelter Hinsicht, einen Schweizer Einfluss hatte. Der Eidgenosse Michael Albasini gehörte ebenso dazu wie der kolumbianische IAM-Profi Jarlinson Pantano. Komplettiert wurde die Gruppe durch Ex-Weltmeister Michael Kwiatkowski aus Polen sowie den Russen Pavel Kochetkov und den Norweger Sven Erik Bystrøm, zwei Fahrern, die im „Alltag“ Teamkollegen bei Katusha sind. Sie fuhren einen Vorsprung von fast acht Minuten heraus, bis der Grumari Circuit erreicht wurde, der erste von zwei Rundkursen des Rennens.

Kopfsteinpflaster und zwei Hügel auf dem ersten Rundkurs
Der 24,8 Kilometer lange Grumari Circuit umfasste eine zweitausend Meter lange Kopfsteinpflaster-Straße, die viele Defekte und auch einige Stürze mit sich brachte, und zwei noch relativ kurze Anstiege, den Grumari Climb (1,3 km à 9,4%) und den Grota Funda Climb (2,13 km à 6,8%). Die vier Runden auf diesem Streckenteil verliefen ohne rennentscheidende Ereignisse, aber durch die Verfolgungsarbeit von Italienern, Spaniern und vor allem Briten sank der Vorsprung der Ausreißer kontinuierlich. Auf der letzten Runde sorgten die Tschechen auf dem Kopfsteinpflaster für Trubel, doch die Lage beruhigte sich nach nicht allzu langer Zeit. Danach ging es auf der Küstenstraße, die man zu Beginn befahren hatte, in umgekehrter Richtung zurück, wobei der Abstand zwischen den Führenden und dem Peloton rund zwei Minuten betrug. Man traf dann auch noch einmal auf den Hügel, wo die Flucht begonnen hatte, der diesmal aber zum Zurückfallen von Bystrøm und Albasini führte. Kurz darauf verschwanden auch Pantano und Geschke von der Bildfläche, als man nämlich den zweiten Rundkurs erreichte, der mit der schwersten Steigung des Rennens begann.


Das Profil des Vista Chinesa Circuit

Van Avermaet geht bei erster italienischer Offensive mit
Der Canoas Vista Chinesa Climb (8,9 km à 6,2%, max. 19,9%) mit dem der 25,5 Kilometer lange und dreimal zu absolvierende Vista Chinesa Circuit eröffnet wurde, bestand aus zwei jeweils vier Kilometer langen Teilen, zwischen denen eine kurze Abfahrt von etwa tausend Metern lag. Der erste Teil der Steigung war bei durchschnittlich circa zehn Prozent der steilste Abschnitt des ganzen Kurses und führte nicht nur zur Verkleinerung der Spitzengruppe auf das Duo Kwiatkowski/Kochetkov. Aus dem Feld heraus attackierte Damiano Caruso – der erste Schritt eines klug ausgetüftelten italienischen Planes und überhaupt ein in gewissem Maße vorentscheidender Moment. Denn Carusos Angriff schloss sich nicht nur Geraint Thomas, sondern auch der spätere Sieger Greg Van Avermaet an. Nach dem Briten und dem Belgier kamen auch noch der Este Rein Taaramäe und der Kolumbianer Sergio Henao dazu. Das Quintett hatte nach der Steigung eine halbe Minute Rückstand auf die beiden verbliebenen Ausreißer und ebenso viel Vorsprung auf das Hauptfeld. So stellte sich die Situation auch noch nach der etwa fünf Kilometer langen Abfahrt und dem Flachstück, welches die zweite Hälfte des Rundkurses ausmachte, dar.

Italiener Nibali und Aru schließen zu Landsmann Caruso auf
Auf der zweiten Runde des Vista Chinesa Circuit erlebte man das Ende der letzten beiden Ausreißer. Erst wurde Kochetkov von der Caruso-Gruppe überholt und dann, noch vor dem Kulminationspunkt des Anstiegs, auch Kwiatkowski. Ein vom Kroaten Kristijan Durasek initiierter Konter, an dem neben anderen auch der Schweizer Sébastien Reichenbach teilnahm, war nur von kurzer Dauer. Viel interessanter war diesmal das Geschehen in der Abfahrt, wo Italien Stufe zwei seines Planes in die Tat umsetzte: Vincenzo Nibali und Fabio Aru attackierten und kamen an die Gruppe mit ihrem Landsmann Caruso heran. Adam Yates, dessen britischer Landsmann Thomas schon vorne gelegen hatte, der Pole Rafal Majka und der Däne Jakob Fuglsang schafften es auf dieselbe Weise an die Spitze, die somit aus zehn Fahrern bestand. Die beiden Spanier Alejandro Valverde und Joaquin Rodriguez, der Portugiese Rui Costa und der Südafrikaner Daryl Impey hatten zu spät zu einem Konter angesetzt und verpassten den Sprung in die letztlich rennentscheidende Gruppe. Das kleine Hauptfeld lag zum Ende der zweiten Runde bereits 45 Sekunden zurück, obwohl Fabian Cancellara sich als Helfer für Reichenbach einsetzte und im Flachen unaufhörlich Tempo bolzte.


Am Sonntag: Vorschau auf das Straßenrennen der Frauen

Zwei von drei Spitzenreitern und ein Verfolger kommen zu Fall
Bei der letzten Fahrt auf den Canoas Vista Chinesa Climb zerfiel das Rennen rasch in zahlreiche Grüppchen. An der Spitze arbeitete Nibali intensiv an Teil drei des italienischen Masterplans. Er verschärfte mehrfach das Tempo, um die Konkurrenten abzuschütteln, und befand sich auf dem 530 Meter hohen Gipfel nur noch in Begleitung von Henao und Majka. 15 Sekunden dahinter folgte eine achtköpfige Gruppe, welcher von den in der vorangegangene Runde zehn Führenden noch Zeits, Thomas, Van Avermaet, Aru und Fuglsang angehörten. Rodriguez, der das letzte Rennen seiner Karriere bestritt, hatte sich gemeinsam mit dem Südafrikaner Louis Meintjes an diese Fahrer herangekämpft, ebenso wie kurz nach ihnen auch der Franzose Julian Alaphilippe. Dem britischen Tour de France-Gewinner Chris Froome gelang dies nicht, obwohl er durch den zurückfallenden Yates zwischenzeitlich einen Helfer hatte. Die Abfahrt spielte erneut eine wichtige Rolle in der Rennentwicklung, allerdings auf andere Weise als in der Runde zuvor, denn es stürzten drei Fahrer, die um die Medaillen kämpften: Aus dem in Führung liegenden Trio hielt sich einzig Majka auf dem Rad, der gerade noch die gefallenen Nibali und Henao umkurven konnte. Bei den Jägern erwischte es Thomas.

Erste Radsport-Medaillen gehen an Belgien, Dänemark und Polen
So ging Majka nach der Abfahrt als alleiniger Führender auf die letzten zehn Kilometer und baute seinen Vorsprung gegenüber den noch sieben Verfolgern dank deren Uneinigkeit auf bis zu 25 Sekunden aus. Doch fünf Kilometer vor dem Ende gab es neue Attacken, woraufhin sich Fuglsang und Van Avermaet von den anderen absetzten. Dieses Duo harmonierte gut und holte Majka 1500 Meter vor dem Ende ein. Als es zum Sprint des Trios kam, war Van Avermaets Endschnelligkeit der entscheidende Trumpf, der dem Belgier die Goldmedaille brachte. Silber gab es für Fuglsang und Bronze für Majka. 22 Sekunden nach dem Sieger folgten Alaphilippe, Rodriguez, Aru, Meintjes und Zeits, die in dieser Reihenfolge die Plätze vier bis acht belegten. 1:47 Minute verging bis zur Ankunft des Esten Tanel Kangert, zweieinhalb Minuten wurden es für Costa und Thomas. In einem Grüppchen mit Froome, Yates, dem Iren Daniel Martin und drei Minuten Rückstand schaffte es Emanuel Buchmann als bester Deutscher auf Platz 14. Eine halbe Minute danach kam in der nächsten Gruppe auch der Schweizer Reichenbach an, der 19. wurde. Insgesamt beendeten 65 Fahrer das Rennen, wobei der Litauer Ignatas Konovalovas und der Brasilianer Murilo Fischer offiziell das Zeitlimit überschritten.

-> Zum Resultat

Einen Tag nach dem Rennen der Männer steigt am Sonntag das Straßenrennen der Frauen, das über exakt dieselbe Strecke, aber weniger oft übre die beiden Rundkurse führt. Das Einzelzeitfahren der Männer findet ebenso wie das der Frauen am Mittwoch statt.





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