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Chaves krönt seine Saison nach zwei GT-Podien mit Sieg bei der überaus bergigen 110. Lombardei-Rundfahrt
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01.10.2016

Chaves krönt seine Saison nach zwei GT-Podien mit Sieg bei der überaus bergigen 110. Lombardei-Rundfahrt

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Info: IL LOMBARDIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Bergamo, 01.10.2016 – Als Etappensieger und Gesamtzweiter des Giro d'Italia sowie Dritter der Vuelta a España gehörte Johan Esteban Chaves bereits zu den ganz Großen dieser Radsport-Saison, doch zum Saisonende konnte der Kolumbianer noch ein weiteres mal richtig auftrumpfen. Eine Woche nach seinem Sieg beim Giro dell’Emilia gewann der 26-Jährige das Monument Il Lombardia. Beim letzten WorldTour-Rennen des Jahres setzte sich Chaves aus einer letztlich dreiköpfigen Spitzengruppe im Sprint vor Diego Rosa und Rigoberto Uran durch, nachdem sie kurz vor dem Ziel Romain Bardet abgeschüttelt hatten, mit dem zusammen sie etwa 30 Kilometer vor Schluss allen anderen Konkurrenten davongefahren waren.


Das Profil von Il Lombardia

Denifl nach LiVE-Radsport-Interview in einer Ausreißergruppe
Die sich von Jahr zu Jahr ändernde Streckenführung von Il Lombardia fiel bei der 110. Austragung der „Lombardei-Rundfahrt“ besonders schwierig aus, vor allem in der zweiten Hälfte der 241 Kilometer ging es quasi ohne Pause ständig auf und ab. Mit gut 4200 Höhenmetern waren über 1000 mehr zu bewältigen als in den vorangegangen Jahren. Nach dem Start in Como blieb es jedoch erst einmal längere Zeit flach. Nach etwa 40 Kilometern war Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF) der erste Fahrer, der sich wirklich vom Feld absetzen konnte. Eine halbe Minute Vorsprung fuhr der in den letzten Wochen sehr erfolgreiche Italiener heraus. Nach einer Weile bekam er Gesellschaft durch den Tschechen Zdenek Stybar (Etixx-Quick Step), doch das Ausreißerpärchen wurde kurz vor dem ersten Anstieg des Rennens eingeholt. Auf dem Weg zur berühmten Madonna del Ghisallo (8,58 km à 6,2%) setzte sich dann nach circa 60 Kilometern ein Quartett ab, das an der Wallfahrtskirche bereits zwei Minuten Vorsprung aufwies: es handelte sich um die Franzosen Mikaël Cherel (AG2R La Mondiale) und Rudy Molard (Cofidis), den Italiener Damiano Caruso (BMC Racing) und den Österreicher Stefan Denifl (IAM Cycling), der am Tag vor dem Rennen im Interview mit LiVE-Radsport bereits seine Vorfreude auf dieses Rennen zum Ausdruck gebracht hatte.


Interview: Stefan Denifl und Kjell Carlström vor Il Lombardia

Angriffe der ersten Topfahrer schon 60 Kilometer vor dem Ziel
Auf nach der Madonna del Ghisallo nicht übermäßig anspruchsvollem Terrain vergrößerten Denifl und seine Mitstreiter ihren Vorsprung zum Peloton auf siebeneinhalb Minuten. Doch noch bevor kurz nach dem Halbzeitpunkt der Strecke der nächste große Anstieg zum Valico di Valcava (11,65 km à 8,0%) begann, war das Polster auf rund vier Minuten gesunken. Im oberen Teil dieses Berges fielen Denifl und Cherel zurück, woraufhin Caruso und Molard als Duo an der Spitze verblieben. Das änderte sich auch nicht in der Valico-Abfahrt, wo sich Jan Bakelants (AG2R La Mondiale) und Romain Hardy (Cofidis) vom Feld absetzten, und ebenfalls nicht im folgenden Anstieg nach Berbenno (6,5 km à 5,1%), wo diese beiden Denifl über- und Cherel einholten. Mehr Spannung entwickelte sich am nächsten Anstieg nach Sant'Antonio Abbandonato (6,5 km à 8,9%), wo erst einmal alle Verfolger vom Feld eingeholt wurden, dann Molard nicht mehr mit Caruso mithalten konnte und sich anschließend aus einem Angriff von Matvey Mamykin (Katusha) eine neue, hochkarätig besetzte Gruppe entwickelte. An der Bergwertung knappe 60 Kilometer vor dem Ziel lagen der Russe sowie Diego Rosa (Astana), Pierre Latour (AG2R La Mondiale), Davide Villella (Cannondale-Drapac), David De La Cruz (Etixx-Quick Step) und Robert Gesink (LottoNL-Jumbo) noch 2:20 Minuten hinter dem Führenden und circa eine halbe Minute vor dem restlichen Hauptfeld.

Chaves verkleinert 16-köpfige Gruppe zu vorentscheidendem Quartett
In der Abfahrt und dem sogleich folgenden Anstieg nach Miragolo San Salvatore (8,7 km à 7,0%), der das Ende der Flucht für den letzten Ausreißer Caruso bedeutete, kamen noch einige weitere Favoriten an die von Mamykin initiierte Gruppe heran, welcher dann allerdings selbst zurückfiel. 16 Mann waren nun 40 Kilometer vor dem Ende noch im Rennen um den Lombardei-Sieg: Fabio Aru (Astana), Romain Bardet (AG2R La Mondiale), Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) und Gianluca Brambilla (Etixx-Quick Step) hatten zu ihren jeweiligen Teamkollegen Rosa, Latour, Villella und De La Cruz aufgeschlossen und auch Alejandro Valverde und Giovanni Visconti (Movistar) hatten es als Duo nach vorne geschafft. Darüber hinaus waren neben Gesink und dem sich noch festbeißenden Molard auch Rodolfo Torres (Androni Gioccatoli-Sidermec), Alessandro De Marchi (BMC Racing), Warren Barguil (Giant-Alpecin) und Johan Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) dabei. Dem zuletzt aufgezählten Chaves war diese Gruppe offensichtlich noch viel zu groß, weshalb er den letzten längeren Anstieg nach Selvino (6,9 km à 5,4%) sofort für einen Angriff nutzte, dem lediglich Uran und Bardet folgen konnten. Bis zur Bergwertung kam auch noch Rosa an sie heran, der erst aus seiner Helferrolle ausbrach, als sein leidender Kapitän Aru die eigene Chancenlosigkeit realisierte und ihm das Okay dafür gab.

Rosa am letzten Anstieg fast abgehängt und im Ziel knapp geschlagen
Auf dem letzten richtigen Gipfel der Stecke, der noch 28,3 Kilometer vom Ziel entfernt war, hatte das Chaves-Quartett 40 Sekunden Vorsprung herausgeholt und gab davon in der Abfahrt – als leichter Regen aufzog, der aber keinen entscheidenden Einfluss mehr auf das Rennen nahm – nichts ab. Auch auf den ersten zwölf flachen Kilometer nach einer einhundert Kilometer langen Berg-und-Tal-Fahrt kamen die Verfolger nicht näher, ganz im Gegenteil: an der Fünf-Kilometer-Marke war der Abstand auf eineinhalb Minuten angewachsen und die Vorentscheidung hinsichtlich der Top4 definitiv. Kurz darauf gab es die letzte, etwas kürzere Steigung nach Bergamo Alta (1,16 km à 7,9%), in der eine Tempoverschärfung von Chaves Bardet und Rosa zurückfallen ließ. Letzterer kam in der Abfahrt Richtung Ziel schnell wieder zurück, aber Bardet konnte das Loch nicht wieder zufahren. So entschied sich das 110. Il Lombardia im Sprint dreier Fahrer, den Chaves knapp gegen Rosa für sich entscheiden konnte. Uran war machtlos gegen diese beiden und wurde – wie bereits vor acht und vor vier Jahren – noch einmal Dritter dieses Rennens. Bardet wurde mit nur sechs Sekunden Rückstand Vierter. 1:19 Minute verging bis zur Ankunft von Villella, der Valverde, Gesink, Barguil, De Marchi, Latour und Aru wenige Sekunden hinter sich ließ und den fünften Platz einfuhr.

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Johan Esteban Chaves gewinnt den Sprint bei der Lombardei-Rundfahrt vor Diego Rosa und Rigoberto Uran
Johan Esteban Chaves gewinnt den Sprint bei der Lombardei-Rundfahrt vor Diego Rosa und Rigoberto Uran

Das Podium der 110. Austragung von Il Lombardia (v.l.n.r.): Diego Rosa, Johan Esteban Chaves, Rigoberto Uran
Das Podium der 110. Austragung von Il Lombardia (v.l.n.r.): Diego Rosa, Johan Esteban Chaves, Rigoberto Uran

Il Lombardia-Gewinner Johan Esteban Chaves mit seiner Trophäe in den Händen (und dem Siegerkuss auf der Wange)
Il Lombardia-Gewinner Johan Esteban Chaves mit seiner Trophäe in den Händen (und dem Siegerkuss auf der Wange)

Der Österreicher Stefan Denifl mit einem Sonderpreis, weil er als Erster an der Madonna del Ghisallo war
Der Österreicher Stefan Denifl mit einem Sonderpreis, weil er als Erster an der Madonna del Ghisallo war


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