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Nur Gaviria kann Sagan stoppen – die Kolumbianer weiter oben auf bei Tirreno-Adriatico
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13.03.2017

Nur Gaviria kann Sagan stoppen – die Kolumbianer weiter oben auf bei Tirreno-Adriatico

Info: TIRRENO - ADRIATICO 2017 (2.UWT)
Autor: El_Matzo



Civitanova Marche, 13.03.2017 – Gestern zu sprintstark für die Kletterer, heute zu kletterstark für fast alle Sprinter: Peter Sagan musste sich auf der 6. Etappe nur Fernando Gaviria geschlagen geben in einem Finale, das als Fingerzeig für Mailand-Sanremo zu gelten hat.


Das Profil der 6. Etappe von Tirreno-Adriatico

Zwischen Bergen und Abschlusszeitfahren ein Tag für die Sprinter
Wegen einer Streckenänderung im mittleren Teil des Parcours hatte die Rennleitung am Morgen bestätigt, dass das Teilstück zwischen Ascoli Piceno und Civitanova Marche 168 statt – wie ursprünglich angekündigt – 159 Kilometer lang sein würde. Die einzige Bergwertung des Tages wurde demnach von Macerata nach Pollenza verlegt. An der überwiegend flachen Charakteristik und den idealen Voraussetzungen für einen Massensprint änderte das freilich nichts. Zumindest ein Element des Finales, nämlich ein etwa 1,5 Kilometer langer und durchschnittlich 4,7 Prozent steiler Anstieg innerhalb der letzten 10 Kilometer gefolgt von einer scharfen Abfahrt, schien Tausendsassa Peter Sagan (Bora Hansgrohe) durchaus wieder auf den Leib geschnitten. Seinen weniger kletterfesten, aber grundsätzlich wohl endschnelleren Konkurrenten wie Mark Cavendish (Dimension Data), Fernando Gaviria (Quick Step Floors) oder Elia Viviani (Team Sky) blieb jedoch die Hoffnung, dass der Weltmeister im gestrigen Etappenfinale von Fermo etwas zu viele Körner gelassen haben könnte, um daraus maximalen Nutzen zu ziehen.
Früh im Rennverlauf bildete sich eine Spitzengruppe, bestehend aus acht Rennfahrern: Davide Ballerini und Raffaello Bonusi (jeweils Androni Giocattoli-Sidermec), Simone Andreetta und Mirco Maestri (jeweils Bardiani CSF), Ben Gastauer (AG2R La Mondiale), Alan Marangoni (Nippo Vini Fantini, Pavel Kochetkov (Katusha Alpecin) sowie Joonas Henttala (Novo Nordisk). Mehr als drei Minuten Vorsprung sollte ihnen das Feld jedoch zu keinem Zeitpunkt gewähren.

Kuriose Szenen rund um den Bergpreis des Tages
Zwei der Ausreißer – Ballerini und Marangoni, inzwischen schon wohlbekannte „übliche Verdächtige“ im Verlauf der Rundfahrt – hatten es in erster Linie auf die Bergpreispunkte in Pollenza abgesehen. Ballerini, der heute vertretungsweise das grüne Trikot trug, hatte dabei beste Aussichten, an diesem einzigen klassifizierten Anstieg des Tages den Gesamtsieg in der Wertung sicherzustellen. Denn während sich Nairo Quintana und sein Movistar-Team freilich nicht um die Verteidigung dieser gegenüber dem Gesamtsieg minderwertigen Trophäe scherten, musste Ballerini nur das Hinterrad Marangonis halten. Dieser wiederum war zwar sichtlich motiviert, noch einmal alles zu versuchen, hätte aber weitere Fahrer zwischen sich und Ballerini benötigt, um seinen Rückstand von 4 Punkten aufholen zu können.
Diese ohnehin schon nicht gerade vor Spannung zerberstende Situation gewann allenfalls an Kuriosität, als die Rennleitung die Spitzengruppe circa 500 Meter vor dem Wertungsstrich in Pollenza anhielt. Im Gegensatz zu den Ausreißern nämlich hatte das Peloton einen kurz davor gelegenen Bahnübergang nicht passieren können. Anstatt diese Tatsache erst nach der Wertung auszugleichen, mussten sich die acht Fahrer unter den Protesten Ballerinis und Marangonis dem Entscheid der Jury beugen. Als sie wenige Minuten später wieder losrollten, forcierten sie zwar kurz das Tempo, doch erwartungsgemäß überließ Ballerini seinem Konkurrenten dann kampflos die Höchstpunktzahl. Mit nunmehr 18 Zählern (gegenüber 16 von Marangoni und 15 von Quintana) steht der 22-jährige Neoprofi Ballerini nun vor seinem bislang wichtigsten Erfolg als Berufsradfahrer und muss lediglich noch das morgige Zeitfahren sturzfrei zu Ende bringen.

Auch Maestri mit klarer Mission im Fernduell mit Sagan
Ein weiterer Fahrer der Gruppe, Mirco Maestri, hatte ebenfalls eine bislang sehr aktive Rennwoche mit vielen Fluchtversuchen. Da Tirreno-Adriatico im Unterschied zu vielen anderen Rundfahrten den Zwischensprints ein hohes Gewicht gegenüber den Etappenfinals einräumt, lag der 25-Jährige vor dem Start heute nur 2 Punkte hinter Sagan, dem Führenden der Punktewertung. Dementsprechend konsequent ließ Maestri sich beide „traguardi volanti“ (TV) von Bardiani-Teamkollege Andreetta vorbereiten und nahm hier volle Punktzahl (10) mit. Dass sein Versuch erfolglos bleiben würde, konnte er hier noch nicht wissen.

Turbulentes Finale mit überraschend vielen Angriffen, Gaviria im Spurt der Schnellste
Vincenzo Nibali (Bahrain Merida), Fabio Felline (Trek Segafredo), Niki Terpstra (Quick Step Floors) und schließlich Sagan persönlich – die Liste der Angreifer innerhalb der letzten 10 Kilometer konnte sich wahrlich sehen lassen und sorgte für Szenarien, wie sie auch der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo am Wochenende erwarten lässt. Insbesondere Quick Step hatte mit Terpstra, Gaviria und obendrein Trentin für fast jede Konstellation ein Ass im Ärmel und provozierte damit regelrecht Sagans offensive Fahrweise, der seinerseits einmal mehr früh isoliert war. Als sich rund 3 Kilometer vor dem Ziel doch wieder eine große Kopfgruppe zusammenfand, fehlten darin bereits Cavendish und andere prominente Anwärter auf den Tagessieg. Gaviria timte seine Spurteröffnung letztlich perfekt und hielt Sagan gerade so noch auf Distanz. Hinter den Beiden, auf die für M-SR wohl die meisten Wetteinsätze verbucht werden dürften, kam Jasper Stuyven (Trek Segafredo) auf Rang drei. Für Gaviria war es bereits der vierte Saisonsieg, Sagan verteidigte das Punktetrikot im Fernduell mit Maestri.

Zehn Kilometer trennen Quintana vom Gesamtsieg
Auf die Gesamtwertung hatten die turbulenten Geschehnisse der heutigen Etappe keine Auswirkung. Nairo Quintana brachte das blaue Trikot souverän ins Ziel und ist seinem zweiten Rundfahrtsieg in diesem Jahr nahe. Schaut man sich die Namen der in der Gesamtwertung hinter ihm liegenden Rennfahrer an, so darf man behaupten, dass der Kolumbianer gut daran getan hat, auf der 4. Etappe einen satten Vorsprung heraus gefahren zu haben: Thibaut Pinot (FDJ), Rohan Dennis (BMC), Primoz Roglic (Lotto NL Jumbo), Tom Dumoulin (Sunweb), Geraint Thomas (Team Sky), Jonathan Castroviejo (Movistar), Simon Spilak (Katusha) – eigentlich allesamt Fahrer, die den Kletterspezialisten des Movistar-Teams morgen wohl hinter sich lassen dürften. So spannend also der Kampf um die Ehrenplätze auch werden wird, Quintana müsste auf nur 10 Kilometer langer Strecke trotz Zeitfahrschwäche nach Lage der Dinge die „maglia azzurra“ verteidigen können.

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