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Italien jubelt über grandiosen Nibali auf Giro-Königsetappe - Dumoulins „Toilettengang“ kostet ihn fast Rosa
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23.05.2017

Italien jubelt über grandiosen Nibali auf Giro-Königsetappe - Dumoulins „Toilettengang“ kostet ihn fast Rosa

Info: GIRO D’ITALIA 2017 (2.UWT)
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Bormio, 23.05.2017 – Auf der 16. Etappe war es endlich soweit, ausgerechnet auf der Königsetappe mit Mortirolo, Stelvio und Umbrailpass: Vincenzo Nibali hat für den ersten italienischen Etappensieg beim 100. Giro d’Italia gesorgt! Seine Attacken teilten die Favoritengruppe am letzten Anstieg, bevor er in der Abfahrt zum Ziel im Alleingang den neuen Träger des Bergtrikots Mikel Landa einholte und diesen letzten verbliebenen Ausreißer im Sprintduell besiegte. Mit seiner herausragenden Vorstellung hat der Giro-Sieger von 2013 und 2016 auch den dritten Platz in der Gesamtwertung übernommen. An deren Spitze steht jetzt mit nur noch 31 Sekunden Vorsprung auf Nairo Quintana weiterhin Tom Dumoulin, der wohl für die kurioseste Szene dieser Saison gesorgt hat, als er unmittelbar vor dem Schlussanstieg anhielt und auf einer Wiese ein großes Geschäft verrichtete.


Das Profil der 16. Etappe des Giro d‘Italia

Sky und Movistar zahlreich in Fluchtgruppe vertreten
222 Kilometer durch die Dolomiten von Rovetta nach Bormio, drei gewaltige Berge und weit mehr als 5000 Höhenmeter – zuletzt vor vier Jahren hatte es beim Giro d’Italia ein Kletterspektakel ähnlicher Härte gegeben (siehe Höhenmeter-Auswertung in unserer Giro-Vorschau). Erst zum Ende der ersten Rennstunde, die auf noch fast flacher Strecke mit einem 50er Schnitt abgespult wurde, entstand eine erste große Ausreißergruppe mit 27 Fahrern, die sich rasch gut eine Minute vom Feld absetzten. Doch es gab Mannschaften, die sich vorne nicht ausreichend vertreten sahen oder gar keinen Fahrer dabei hatten und daher den Rückstand bis zum Fuße des Mortirolo wieder deutlich verkleinerten. So kam es an diesem legendären Berg, den man erstmals seit 1990 von der leichteren Südseite (12,6 km à 7,6%) befuhr, zu einer neuen Mischung von „alten“ und „neuen“ Ausreißern. 26 waren es nun (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 13:26 Uhr), darunter vier aus dem Team Sky und je drei Vertreter von Movistar, Cannondale-Drapac und Dimension Data.

Gedenken an Scarponi: Sanchez Erster auf dem Mortirolo
Sky wollte natürlich in erster Linie den Etappensieg, um die Enttäuschung über die auf der Blockhaus-Etappe verlorene Chance auf eine gute Gesamtplatzierung zu verarbeiten. Bei diesem Vorhaben wurde Mikel Landa von Vasil Kiryienka, Sebastian Henao und Philip Deignan unterstützt. Die Präsenz von Andrey Amador, Winner Anacona und Gorka Izagirre in der Spitzengruppe ließ erahnen, dass ihr Kapitän Nairo Quintana (Movistar) große Pläne für diese Etappe hatte. Zunächst stand aber erst einmal die „Salita Scarponi“ im Mittelpunkt. Zu Ehren des am 22. April nach einem Traininungsunfall verstorbenen Michele Scarponi wurde an der Bergwertung der 1. Kategorie das Doppelte der üblichen Punktzahlen vergeben. Obwohl somit zwischen dem ersten und dem zweiten Platz ein Unterschied von 34 Zählern bestand, ließ der das Bergtrikot tragende Omar Fraile (Dimension Data) Luis Leon Sanchez kampflos den Vortritt, einem Teamkollegen Scarponis, der – das soll man fairerweise hinzufügen – durch sehr viel Führungsarbeit im Anstieg aber auch einen großen Anteil daran hatte, dass die Ausreißer zwei Minuten vor dem Hauptfeld auf dem Mortirolo ankamen.

Landa führt neunköpfige Gurppe an der Cima Coppi an
Nach der Abfahrt vom Mortirolo hatte die Spitzengruppe eine halbe Minute ihres Vorsprungs verloren, den sie aber bis zum Beginn des nächsten großen Anstiegs sogar auf drei Minuten ausbauen konnte. Während vorne vor allem die Sky-Helfer schufteten, reagierten die verbliebenen vier Helfer von Tom Dumoulin (Sunweb) im kleinen Feld unaufgeregt. Zwar war neben dem Gesamtneunten Amador auch der Zehntplatzierte Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) in der Spitzengruppe, aber mit Rückständen von sechs bzw. sieben Minuten waren sie keine unmittelbare Gefahr für das Rosa Trikot. Allerdings war Dumoulin nach der Hälfte des Anstiegs zum Passo dello Stelvio (21,7 km à 7,1%) bereits von allen Teamkollegen isoliert. Neun Kilometer vor dem Gipfel sorgte Deignan für eine deutliche Selektion unter den Ausreißern, die schließlich zu neunt die „Cima Coppi“ erreichten. Der Sieg an der Bergwertung in 2758 Metern Höhe ging an Landa, der einen Schlagabtausch mit Igor Anton (Dimension Data) gewann. Für Sanchez war nur noch Platz drei möglich, dennoch lag er im virtuellen Gesamtstand noch 19 Punkte vor seinem spanischen Landsmann. Fraile ging leer aus, weil er bereits vom Feld eingeholt worden war.


Das Profil des letzten Anstiegs

Dumoulins Verdauung verschafft ihm ein großes Handicap
Neben dem Sky-Duo Landa/Deignan, Anton und Sanchez gehörten Kruijswijk, Jan Hirt (CCC Polsat Polkowice) sowie die drei Movistar-Fahrer Amador, Anacona und Izagirre der verkleinerten Gruppe an, die den Stelvio zweieinhalb Minuten vor den Favoriten überquerte. Im Tal war der Vorsprung an der 50-Kilometer-Marke auf 3:10 Minuten gestiegen, Izagirre und Sanchez waren aber zurückgefallen. Bald darauf musste dann auch Deignan seine Helferdienste beenden. Am Fuße des finalen Anstiegs zum Umbrailpass (13,4 km à 8,4%) begann das Rennen dann erst richtig. Eine Attacke von Kruijswijk, welche die Spitzengruppe sprengte, wurde plötzlich zur Nebensache, weil Dumoulin anhielt und vom Rad stieg. Der möglicherweise nicht ganz gesunde Giro-Leader musste einem dringenden Bedürfnis nachkommen und verrichtete auf einer Wiese neben der Straße ein „großes Geschäft“. Deshalb ging er den Anstieg mit über einer Minute Rückstand auf seine Konkurrenten an, die so lange natürlich nicht warten konnten. Doch der Niederländer konnte sich berappeln und hielt diesen Rückstand bis zur Mitte des Berges relativ konstant – bei einem Polster von 2:41 Minuten gegenüber Quintana war die Führung also noch lange nicht verloren.

Nibali macht aus 15-köpfiger Favoritengruppe ein Quartett
Aber zurück zu Kruijswijks Attacke. Dumoulins Landsmann – selbst der große Pechvogel des Giro 2016 – konnte nur von Landa und Hirt wieder eingeholt werden. Die Wege dieser Drei trennten sich erst sechs Kilometer vor der Bergwertung, als Landa Ernst machte und sich absetzen konnte. Nur wenige Augenblicke später zerfiel die bis dahin 15-köpfige Favoritengruppe mit allen restlichen Top10-Fahrern durch zwei massive Tempoverschärfungen, die jeweils von Vincenzo Nibali (Bahrain Merida) eingeleitet und von Quintana unterstützt wurden. Nur Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) und Ilnur Zakarin (Katusha Alpecin) kamen gemeinsam mit diesen beiden auf dem Gipfel an, obwohl sie nach einer weiteren Attacke Nibalis einen Kilometer vor der Passhöhe kurzzeitig den Anschluss verloren hatten. Landa rettete sich nur wenige Sekunden vor dem Quartett zur Bergwertung und übernahm damit das Bergtrikot – Platz zwei hätte dafür nicht gereicht! 1:15 Minute betrug der Rückstand von Thibaut Pinot (FDJ), Bauke Mollema (Trek-Segafredo), Bob Jungels (Quick-Step Floors), Adam Yates (Orica-Scott) und Davide Formolo (Cannondale-Drapac), die Hirt und Kruijswijk aufgesammelt hatten, und 2:18 Minuten der Rückstand Dumoulins.

Sieg und GW-Rang drei für Nibali – Dumoulin bleibt in Rosa
Von der Bergwertung auf dem Umbrailpass bis zur Flamme Rouge erstreckte sich eine 18,5 Kilometer lange Abfahrt – ideales Terrain für Nibali! Er hängte seine Begleiter ab und holte Landa ein, mit dem er gemeinsam nach Bormio kam, wo der erschöpfte Ausreißer den ersten italienischen Etappensieg bei dieser Italien-Rundfahrt nicht verhindern konnte. Quintana, Pozzovivo und Zakarin kamen einzeln mit Rückständen von 12, 24 und 34 Sekunden ins Ziel. Nach 1:26 Minute folgte Formolo und nur neun Sekunden dahinter der Rest der Gruppe um Pinot, der seinen dritten Platz in der Gesamtwertung verlor. Den ersten verteidigte Dumoulin, der 2:18 Minuten nach Nibali und Landa finishte und damit noch 31 Sekunden vor Quintana liegt. Nur noch 1:12 Minute fehlen Tagessieger Nibali zur Maglia Rosa; dem jetzt viertplatzierten Pinot (+2:38) sitzen Zakarin (+2:40) und Pozzovivo (+3:05) im Nacken. In der Nachwuchswertung bleibt es bei 2:25 Minuten Differenz zwischen Jungels und Yates; Formolo verkürzte seinen Rückstand leicht auf 2:42. Das Bergklassement führt Landa mit 124 Punkten vor Sanchez (108), Fraile (85), Quintana (62) und Anton (56) an.

-> Zum Resultat

Die morgige 17. Etappe ist mit 219 Kilometern nur minimal kürzer und ebenfalls sehr bergig, hat aber einen ganz anderen Charakter. Nach der letzten von drei Bergwertungen geht es rund 80 Kilometer lang fast immer leicht ansteigend bis ins Ziel.

Video der Zielankunft
Dumoulin über sein Malheur





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