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Uran gewinnt die Jura-Königsetappe vor neuem Bergpreis-Leader Barguil – Tour-Aus für Porte und Démare
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09.07.2017

Uran gewinnt die Jura-Königsetappe vor neuem Bergpreis-Leader Barguil – Tour-Aus für Porte und Démare

Info: TOUR DE FRANCE 2017 (2.UWT)
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Chambéry, 09.07.2017 – Am vielleicht härtesten Tag der 104. Frankreich-Rundfahrt waren am Ende Rigoberto Uran und Warren Barguil die großen Gewinner, auch wenn nur einer von ihnen aus dem Fotofinish-Entscheid als Etappensieger hervorgehen konnte. Über seinen ersten Tour-Erfolg durfte sich der Kolumbianer freuen, während der unterlegene Franzose Trost in der Eroberung des Bergtrikots fand. Chris Froome zeigte eine gewohnt starke Vorstellung und festigte seine Führung in der Gesamtwertung, weil einige seiner Gegner schwächelten oder auf von leichtem Regen feuchten Straßen stürzten. So schied beispielsweise mit Richie Porte unser Topfavorit auf den Gesamtsieg aus. Das Team FDJ um Sprinter Arnaud Démare erlebte eine herbe Niederlage im Kampf gegen das Zeitlimit.


Das Profil der 9. Etappe der Tour de France

Zwölf Fahrer scheiden auf der Königsetappe aus
181,5 Kilometer mit rund 4600 Höhenmetern und sieben Bergwertungen, davon drei der HC-Kategorie, was es seit jener legendären Galibier-Etappe von 2011 nicht mehr gegeben hatte – die 9. Etappe wurde von vielen sogar zur „Königsetappe“ der 104. Frankreich-Rundfahrt ausgerufen. Für ein Dutzend Fahrer war dieser Höhepunkt jedoch auch zugleich das Ende der Tour. Neben Matteo Trentin (Quick-Step Floors), Mark Renshaw (Dimension Data) und Juraj Sagan (Bora-Hansgrohe) scheiterte auch Arnaud Démare (FDJ), der schon wenige Minuten nach dem Start den Kontakt zum Hauptfeld verloren hatte, am Zeitlimit. Der Gewinner der 4. Etappe und bisherige Zweitplatzierte der Punktewertung riss zudem seine Teamkollegen Mickaël Delage, Ignatas Konovalovas und Jacopo Guarnieri mit ins Verderben, die ihm vorbildlich zur Seite standen, aber so letztlich nur ebenfalls aus dem Rennen ausschieden. Neben Jos van Emden (LottoNL-Jumbo), bei dem wohl Erschöpfung der Grund war, schieden vier weitere Fahrer nach Stürzen aus. Den Etappenzweiten des Vortages Robert Gesink (LottoNL-Jumbo) und Manuele Mori (UAE Team Emirates) hatte es bereits wenige Kilometer nach dem Start erwischt, den bisherigen Gesamtzweiten und vormaligen Träger des Gelben Trikots Geraint Thomas (Sky) traf es in der Abfahrt vom ersten HC-Berg und Richie Porte (BMC Racing) crashte spektakulär in der finalen Abfahrt.

Schnelle Entstehung einer Gruppe mit 40 Fahrern
Gleich die ersten 16 Kilometer nach dem Start in Nantua waren durchgängig ansteigend, was dabei half, dass im Vergleich zur Etappe einen Tag davor sehr schnell eine Spitzengruppe entstehen konnte, die nicht weniger als 40 Fahrer umfasste (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 12:18 Uhr). Mit fünf respektive vier Fahrern waren Sunweb und Lotto Soudal darin am stärksten vertreten und sorgten dafür, dass sich der Abstand zum Hauptfeld in der folgenden ersten langen Abfahrt auf mehr als drei Minuten erhöhte. 57 Kilometer nach dem Start, nachdem man schon drei Bergwertungen niedrigerer Kategorien hinter sich hatte, ging es in den ersten HC-Anstieg des Tages und dieser Tour überhaupt. Es waren sogar zwei Berge der „hors catégorie“, die im mittleren Teil der Etappe kurz nacheinander folgten. Den Col de la Biche (10,5 km à 9,0%) überquerte man nach 67,5 Kilometern, den Gipfel des Grand Colombier (8,5 km à 9,9%) nur 24,5 Kilometer später. Am ersten dieser Berge passiert noch nicht viel, die Spitze verkleinerte sich nur geringfügig und baute ihren Vorsprung sogar auf fast sieben Minuten aus. Im Sprint um den ersten großen Batzen Bergpunkte stach Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) alle seine Mitausreißer aus.


Das Profil von Col de la Biche und Grand Colombier

AG2R sorgt in Abfahrt an beiden Fronten für Unruhe
Die Abfahrt vom Col de la Biche brachte viel mehr Ereignisse mit sich – nicht nur zahlreiche Stürze wie von Thomas und Rafal Majka (Bora-Hansgrohe) im Peloton oder einigen Ausreißern. AG2R La Mondiale schlug sowohl in der Spitzengruppe als auch im Feld bergab ein hohes Tempo an und führte Risse herbei, die sich danach nur zum Teil wieder schlossen. Die Favoritengruppe umfasst in der Folge nur noch etwa zwanzig Fahrer, während sieben Ausreißer ihre vormaligen Begleiter hinter sich gelassen hatten. Es handelte sich um Jarlinson Pantano (Trek-Segafredo), Pawel Poljanski (Bora-Hansgrohe), Tiesj Benoot (Lotto Soudal), Warren Barguil (Sunweb) und ein AG2R-Trio: Jan Bakelants, Axel Domont und Alexis Vuillermoz. Im Verlauf des Grand Colombier änderte sich die Situation der Ausreißer bald wieder. Barguil, der die Führung im Bergklassement übernahm, und Benoot erwiesen sich dort als die Stärksten und überquerten den Gipfel gemeinsam als Erster und Zweiter. Vuillermoz lag 20 Sekunden hinter dem Duo, dicht gefolgt von Roglic und Bauke Mollema (Trek-Segafredo). Diese Fünf fanden nach der Bergwertung schnell zusammen, bevor die ihre Gruppe am Ende der Abfahrt und zu Beginn eines etwas längeren Flachstücks sogar wieder auf zwölf Fahrer anwuchs. Darunter waren gleich drei von Sunweb, das dem Rennen einen starken Stempel aufdrückte.


Tines Tour Talk zur 9. Etappe: Meisterlich

Sunweb fährt mit Matthews und Barguil zweigleisig
Barguil musste mit seinen Ambitionen erst einmal zurückstecken, weil auch sein Teamkollege Michael Matthews wieder vorne dabei war. Unterstützt von Simon Geschke gewann der Australier den Zwischensprint und sammelte 20 Zähler für die Punktewertung, in der er nach Démares Ausscheiden Rang zwei belegt. Bakelants und Tony Gallopin (Lotto Soudal) hatten im Sprint gegen Matthews reingehalten, aber nicht, weil es ihnen um die Punkte gegangen wäre. Sie nutzten das dadurch entstandene kleine Loch stattdessen für einen Angriff, bei dessen Ausführung ihnen ein unmittelbar folgender Anstieg der 4. Kategorie half. So kam das Pärchen mit einer halben Minute Vorsprung auf seine Verfolger zum Fuß des Mont du Chat (8,7 km à 10,3%), dem dritten und letzten HC-Berg der Etappe. Es dauerte dort nicht allzu lange, bis sie wieder von der Bildfläche verschwanden und stattdessen Sunwebs Kletterer Barguil erneut an vorderster Front fuhr. Der Franzose, der seit den beiden Etappensiegen bei der Vuelta a España 2013 auf einen weiteren Grand Tour-Erfolg wartet, brachte von den 2:30 Minuten Vorsprung zur Favoritengruppe zu Beginn des Mont du Chat 15 Sekunden durch, um die Bergwertung zu gewinnen und sich endgültig das Bergtrikot zu sichern: mit 60 Punkten liegt er weit vor den nächstbesten Fahrern Roglic (30) und Vuillermoz (27).


Das Profil des Mont du Chat

Froome nach Defekt-Schock der Stärkste der Favoriten
Ein Defekt von Chris Froome (Sky) sorgte dafür, dass unter den Favoriten früh am Mont du Chat Hektik ausbrach, weil im selben Moment zufällig(?) Fabio Aru (Astana) attackierte. Die restlichen Rivalen blieben zwar am italienischen Meister dran, verweigerten dem Planche des Belles Filles-Sieger aber die Mitarbeit, so dass Froome mithilfe seiner Teamkollegen Mikel Landa, Mikel Nieve und Sergio Henao recht schnell wieder aufschließen konnte. Einige Zeit später versuchten Aru, Richie Porte (BMC Racing) und Daniel Martin (Quick-Step Floors), die Favoritengruppe mit Angriffen zu dezimieren, aber wahrhaft selektiv war erst ein Antritt vom Mann in Gelb: Froomes Offensive hielten im ersten Moment nur Porte sowie Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale) stand, aber auch Aru und Martin fanden wieder Anschluss an diesen elitären Kreis. Die Gruppe holte vor der Bergwertung zudem Arus Teamkollegen Jakub Fuglsang ein, der einige Zeit zuvor angegriffen hatte und dabei erst einmal keine große Beachtung von den Konkurrenten bekommen hatte. Mit nur wenig Rückstand auf den Führenden Barguil gingen diese sieben Fahrer in die Abfahrt, welche die Hälfte der noch bis zum Ziel verbleibenden 26 Kilometer ausmachte und große Auswirkungen haben sollte.

Porte stürzt in der Abfahrt, Bardet verhilft sie fast zum Sieg
Alle fuhren in der Abfahrt am Anschlag, so dass Stürze vorprogrammiert schienen. Porte ging dabei über das Limit hinaus und räumte sogar den völlig unschuldigen Martin ab, der zwar weiterfahren konnte, aber nicht wieder an die Froome-Gruppe herankam. Aus dieser attackierte in bester AG2R-Downhill-Manier Bardet, der elf Kilometer vor dem Ziel Barguil ein- und überholte, bis er trotz zwischenzeitlich einer halben Minute Vorsprung zwei Kilometer vor Schluss ebenfalls wieder eingeholt wurde. Den Sprint der letztlich sechs Spitzenreiter entschied Uran, Giro-Etappensieger der Jahre 2013 und 2014, vor Barguil für sich, der die ultimative Krönung seines Ausreißer-Tages nur hauchdünn verpasste. Froome strich als Dritter vor Bardet, Aru und Fuglsang immerhin noch eine Zeitgutschrift ein. Er führt die Gesamtwertung weiterhin an, jetzt 18 Sekunden vor Aru, 51 vor Bardet und 55 vor Uran, die als einzige weniger als eine Minute Rückstand aufweisen. Martin finishte gemeinsam mit dem blassen Nairo Quintana (Movistar), George Bennett (LottoNL-Jumbo), Froomes Helfer Landa und Simon Yates (Orica-Scott), dessen Vorsprung in der Nachwuchswertung jetzt fast drei Minuten beträgt, in der zweiten Gruppe, die 1:15 Minute auf die erste verlor. Bis zur Ankunft der nächsten Fahrer vergingen nochmals mehr als zwei weitere Minuten.

-> Zum Resultat

Nach zwei extrem kräftezehrenden Bergetappen kommt der erste Ruhetag mehr als gelegen. Am Dienstag dürften auf der vom Profil her sehr leichten 10. Etappe erst einmal wieder die Sprinter zum Zuge kommen, wenn ihre Mannschaften genügend Kräfte mobilisieren können, um Ausreißer unter Kontrolle zu halten.

Video-Zusammenfassung der Etappe






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