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Froomes vierter, knappster und am stärksten vom Zeitfahren abhängiger Gesamtsieg bei der Tour de France
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25.07.2017

Froomes vierter, knappster und am stärksten vom Zeitfahren abhängiger Gesamtsieg bei der Tour de France

Info: TOUR DE FRANCE 2017 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



25.07.2017 – Wenn einer der weltbesten Radprofis seiner Generation erst am 23. Juli seinen ersten Saisonsieg feiert, ist man geneigt, ihm eine schlechte Jahresleistung zu attestieren. Handelt es sich bei dem Fahrer allerdings um Chris Froome und bei dem gewonnenen Rennen um die Tour de France, dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Es lief gewiss nicht alles rund in der Vorbereitung und während des Rennens, doch am Ende gewann der Brite zum vierten Mal das Maillot Jaune und ist nur noch einen Tour-Sieg davon entfernt, in den Kreis der größten Rundfahrer der Geschichte einzuziehen. Doch Froomes vierter Gesamtsieg war bisher auch der knappste und der erste, bei dem man seine Zeitfahrstärke als alleinigen Grund für den Erfolg ausmachen kann.





Froome auf dem Weg in den Tour-Olymp

Seine erste Tour de France hatte der gebürtiger Kenianer Christopher Froome als 23-Jähriger 2008 im Team Barloworld bestritten und auf dem 84. Platz beendet. Erst vier Jahre später sollte er zurückkehren, aber dann gleich den zweiten Platz hinter seinem Sky-Teamkollegen Bradley Wiggins einfahren, dem er in den Bergen damals sogar überlegen schien. 2013 konnte Froome dann erstmals voll auf eigene Rechnung fahren und holte prompt seinen ersten Gesamtsieg, welchem er nach der Enttäuschung von 2014, als mehrere Stürze einen Ausstieg schon auf der 5. Etappe zur Folge gehabt hatten, nun drei weitere Siege in Serie folgen ließ.

Bei seinem vierten Gesamtsieg ist Froome jetzt bereits 32 Jahre alt und damit älter als Jacques Anquetil (29), Eddy Merckx (27), Bernard Hinault (27) und Miguel Indurain (30) zum selben Zeitpunkt ihrer Karrieren, in denen jeweils noch ein fünfter Gesamtsieg folgte. Trotzdem hat der Brite noch viel Zeit, in den Kreis der Fünffach-Sieger vorzustoßen – sein Vertrag beim Team Sky, das ihm die stärkste Helfer-Riege aller Topteams stellen kann, läuft noch bis 2020!

Fahrer mit den meisten Tour de France-Siegen

5  Jacques Anquetil (FRA)  1957, 1961, 1962, 1963, 1964
5  Eddy Merckx (BEL)       1969, 1970, 1971, 1972, 1974
5  Bernard Hinault (FRA)   1978, 1979, 1981, 1982, 1985
5  Miguel Indurain (ESP)   1991, 1992, 1993, 1994, 1995
   ...                                                 
4  Chris Froome (GBR)      2013, 2015, 2016, 2017      
   ...                                                 
3  Philippe Thys (BEL)     1913, 1914, 1920            
3  Louison Bobet (FRA)     1953, 1954, 1955            
3  Greg LeMond (USA)       1986, 1989, 1990            



Froome gewann die Tour im Zeitfahren

Chris Froome war in diesem Juli bei Weitem nicht so dominant wie bspw. in den Jahren 2013 und 2016, als er die Tour mit jeweils mehr als 4 Minuten Vorsprung gewonnen hatte. 2015, als er auf den letzten Alpenetappen nicht mehr in Topform war, lag er am Ende zwar nur 1:12 Minute vor Nairo Quintana, hatte aber bis zur 17. Etappe mit 3:10 Minuten Vorsprung deutlich geführt. 2017 betrug Froomes Polster dagegen vor dem letzten Zeitfahren nie mehr als 27 Sekunden und zwischenzeitlich verlor er das Gelbe Trikot sogar an Fabio Aru, einen direkten Konkurrenten – eine völlig neue Erfahrung für Froome!

Es waren tatsächlich die Zeitfahren, die Froome diesmal den Gesamtsieg sicherten, wie die nachfolgende Aufschlüsselung der Zeitabstände zu seinen härtesten Gegnern zeigt. Ohne die Zeit, die Rigoberto Uran und Romain Bardet im Kampf gegen die Uhr verloren, hätten beide in der Gesamtwertung vor Froome gelegen! Beide konnten ihm bei den drei großen Bergankünften dieser Tour Zeit abnehmen und holten durch Top3-Etappenplatzierungen mehr Zeitgutschriften. Hätte er in der Schluswoche nicht geschwächelt und auf den beiden Alpenetappen 1:33 Minute gegenüber Froome verloren, hätte Selbiges übrigens auch auf Fabio Aru zugetroffen.

Wo Froomes Gegner Zeit verloren und gewannen

Fahrer                  Uran    Bardet  Landa   Aru     Martin
Gesamtrückstand         + 0:54  + 2:20  + 2:21  + 3:05  + 4:42
Große Bergankünfte      – 0:12  – 0:18  + 0:42  + 0:22  + 0:06
Andere Bergetappen      ± 0:00  ± 0:00  – 0:28  + 0:31  + 1:22
Hügelankünfte/Windkante ± 0:00  + 0:04  + 0:14  + 0:24  + 0:49
Einzelzeitfahren        + 1:16  + 2:36  + 1:41  + 1:50  + 2:23
Zeitgutschriften        – 0:10  – 0:02  + 0:12  – 0:02  + 0:02
Flachetappen            ± 0:00  ± 0:00  ± 0:00  ± 0:00  ± 0:00
„+“ bedeutet, der Fahrer hat Zeit auf Froome verloren / „–“ bedeutet, der Fahrer
hat Zeit auf Froome gutgemacht / Große Bergankünfte = Etappen 5, 12, 18 / Andere
Bergetappen = Etappen 8, 9, 13, 15, 17 / Hügelankünfte/Windkante = Etappen 3, 14, 16
/ Einzelzeitfahren = Etappen 1, 20 / Flachetappen = Etappen 2, 4, 6, 7, 10, 11, 19, 21



Was hätte gewesen sein können ...

Ab hier reden wir zwar ausdrücklich im Konjunktiv, aber es sind brennende Fragen, die nach Froomes bisher knappstem Tour-Gesamtsieg bleiben!

... wenn Top(mit)favorit Porte nicht gestürzt wäre?
Für viele Fans und Experten – auch für uns von LiVE-Radsport! – stellte Richie Porte nach einer grandiosen Saison die größte Gefahr für Froomes angepeilten vierten Tour-Erfolg dar. Bevor er durch einen Sturz in der finalen Abfahrt auf der Jura-Königsetappe ausgeschieden war, hatte Porte in der Gesamtwertung 39 Sekunden hinter Froome gelegen. 35 stammten aus dem erstaunlich schwachen Auftakzeitfahren in Düsseldorf, die restlichen 4 Sekunden hatte Froome bei der Bergankunft auf der Planche des Belles Filles herausgeholt, als er das Sprintduell gegen Porte um die Bonifikation für Etappenplatz drei gewann.
Leider war Porte nicht mehr dabei, als Froome in der zweiten Woche in den Pyrenäen seine wohl schwächste Phase dieser Tour hatte. Ein Porte in Topform unterstützt durch seinen starken Helfer Damiano Caruso, der die Gesamtwertung auf Rang elf beendete, hätte dort zuschlagen und das Ruder herumreißen können. Wenn er dann am vorletzten Tag gezeigt hätte, das Düsseldorf ein Ausrutscher war, und er an die Leistungen der Zeitfahren von Tour de Romandie und Dauphiné angeknüpft hätte, wo er Froome jeweils eine gute halbe Minute abgenommen hatte, dann hätte vielleicht tatsächlich ein anderer Mann in Paris das Gelbe Trikot getragen.

... wenn es mehr/längere Bergankünfte gegeben hätte?
In diesem Jahr gab es 3 Bergankünfte im Hochgebirge mit einer Gesamtlänge von gerade einmal 22,4 Kilometern. Zum Vergleich: 2016 waren es vier Bergankünfte mit total 46 Kilometern und 2015 gar fünf Bergankünfte mit 69,1 Kilometern! Damals, vor zwei Jahren, büßte Froome bei den letzten beiden Bergankünften in La Toussuire und Alpe d’Huez einmal 30 Sekunden und einmal 1:53 Minute ein. Mehr lange Bergankünfte hätten es einem Froome, der in diesem Jahr sicher nicht die beste Bergform seines Lebens hatte, vermutlich schwerer gemacht, den Gesamtsieg zu erringen.
An Froomes wohl schwächsten Tag bei der Bergankunft in den Pyrenäen konnte er froh sein, dass die Gegner erst auf den letzten 300 Metern der 2400 Meter langen Schlusssteigung attackierten und niemand schon im nur kurz davor gefahrenen 9,7 Kilometer langen Anstieg zum Peyresourde einen Angriff wagte.



Chris Froomes Tour de France-Gesamtsiege

Die Top10 der Frankreich-Rundfahrten, welche Froome gewonnen hat

      2013              2015              2016              2017      
       Froome            Froome            Froome            Froome   
+ 4:20 Quintana   + 1:12 Quintana   + 4:05 Bardet     + 0:54 Uran     
+ 5:04 Rodriguez  + 5:25 Valverde   + 4:21 Quintana   + 2:20 Bardet   
+ 6:27 Contador   + 8:36 Nibali     + 4:42 A.Yates    + 2:21 Landa    
+ 7:27 Kreuziger  + 9:48 Contador   + 5:17 Porte      + 3:05 Aru      
+11:42 Mollema    +10:47 Gesink     + 6:16 Valverde   + 4:42 D.Martin 
+12:17 Fuglsang   +15:14 Mollema    + 6:58 Rodriguez  + 6:14 S.Yates  
+15:26 Valverde   +15:39 Frank      + 6:58 Meintjes   + 8:20 Meintjes 
+15:52 Navarro    +16:00 Bardet     + 7:04 D.Martin   + 8:49 Contador 
+17:39 Talansky   +17:30 Rolland    + 7:11 Kreuziger  + 9:25 Barguil  





Chris Froome feiert seinen vierten Gesamtsieg bei der Tour de France (Foto: Twitter @TeamSky)
Chris Froome feiert seinen vierten Gesamtsieg bei der Tour de France (Foto: Twitter @TeamSky)

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