|
||
Start >
Tour de France Matthews auch trotz des Ausfalls zahlreicher Gegner ein würdiger Gewinner des Grünen Trikots |
||
27.07.2017 | ||
Matthews auch trotz des Ausfalls zahlreicher Gegner ein würdiger Gewinner des Grünen TrikotsInfo: TOUR DE FRANCE 2017 (2.UWT)Autor: Felix Griep (Werfel) 27.07.2017 – Sagan disqualifiziert, Cavendish gestürzt, Démare das Zeitlimit überschritten und Kittel nach einer fatalen Mischung aus gesundheitlichen Problemen und einem Sturz ausgeschieden. Die Ausfallquote der Topsprinter und Etappenjäger war bei der 104. Tour de France ausgesprochen hoch. Nutznießer war am Ende Michael Matthews, dem wohl im Vorfeld niemand den Gewinn des Grünen Trikots ernsthaft zugetraut hätte. Doch der Australier hatte keineswegs einfach nur Glück, er verdiente sich den Erfolg mit ehrlicher, harter Arbeit. Mit sehr offensiver Fahrweise auf schwereren Etappen konnte er Defizite in der Endschnelligkeit gegenüber anderen Fahrern, die sich in den Massensprints bemerkbar machten, mehr als nur wettmachen und ist damit ein absolut passender Nachfolger für Peter Sagan. Nachdem er von 2012 bis 2016 fünfmal in Serie die Punktewertung der Tour de France gewonnen hatte, war Peter Sagan logischerweise erneut Favorit auf das Grüne Trikot. Doch mit der in diesem Jahr enorm großen Zahl an Flachetappen erhoffte man sich eine engere Entscheidung im Vergleich des Weltmeisters mit den absoluten Topsprintern. Ob er auch unter diesen Voraussetzungen hätte triumphieren können, durfte Sagan aber leider nicht beweisen, weil die Jury ihn auf der 4. Etappe disqualifizierte. Nach ihrer Ansicht hatte Sagan den Sturz ausgelöst, durch welchen der vierfache Etappensieger des Vorjahres Mark Cavendish (Dimension Data) aus dem Rennen ausschied. Trotz zwei Hochkarätern weniger, stellte sich die Situation in der Punktewertung höchst spannend dar. Arnaud Démare, der diese 4. Etappe hatte gewinnen können, führte 43 Punkte vor Marcel Kittel. Das Blatt wendete sich freilich durch Kittels Siege zum Ende der ersten Tour-Woche, so dass er vor dem Wochenende im Jura 15 Punkte vorne lag. Die beiden Jura-Etappen waren eine einzige Qual für den unter der Hitze leidenden Démare, der schließlich auf der 9. Etappe das Zeitlimit verpasste. So war plötzlich Michael Matthews Kittels erster Verfolger, doch dessen Rückstand erhöhte sich durch Kittels nächste Etappensiege zu Beginn der zweiten Rennwoche von 52 auf 133 Punkte. Dass dies keine frühzeitige Vorentscheidung bedeutete, war dem unbändigen Einsatz von Matthews zu verdanken, der fortan jede Möglichkeit nutzte, um Punkte aufzuholen, deshalb auch vor Ausreißversuchen auf den Bergetappen nicht zurückschreckte. Zudem gewann er zwei Etappen, auf denen Kittel im Ziel überhaupt nicht punktete: die 14. mit der Hügelankunft in Rodez und die 16., auf welcher Matthews und seine Sunweb-Mannschaft Kittel nach einer Steigung zu Streckenbeginn abhängen konnten. Kittels Vorsprung war auf 9 Zähler geschrumpft, als er auf der 17. Etappe vom Rad stieg. Ein Massensturz zu Beginn dieses Tages hatte dem bereits durch Darm-Probleme und Schnupfen angeschlagenen fünffachen Etappensieger den Rest gegeben. Ob Matthews das Grüne Trikot gewonnen hätte, wenn Kittel nicht ausgestiegen wäre, bleibt ebenso eine offene Frage wie jene, ob Kittel überhaupt eine Chance gehabt hätte, wenn Sagan nicht von der Tour ausgeschlossen worden wäre. Es bleibt aber der kuriose Fakt, dass Matthews als Gewinner der Punktewertung am Ende 3 Zähler weniger aufweist als Kittel bis zu seinem Ausscheiden auf dem Konto gehabt hatte. Umso tragischer für Kittel; und Cavendish bleibt der letzte „klassische“ Sprinter, der Grün gewann: das war 2011, als er fünf Etappen für sich hatte entscheiden können. Matthews ist vielmehr ein legitimer Nachfolger Sagans, denn auch er war sicher grundsätzlich etwas langsamer als viele seiner Konkurrenten. In den 7 Massensprints verbuchte Matthews (in dieser Reihenfolge) die Plätze 9, 7, 7, 3, 13, 4 und 11 und damit nicht einmal ein Drittel der Punktzahl Kittels und auch weniger Punkte als André Greipel, Edvald Boasson Hagen, Alexander Kristoff und Dylan Groenewegen. Dafür punktete keiner seiner Konkurrenten bei schwierigeren Etappenankünften so stark wie Matthews (Anmerkung: bei Boasson Hagen zählen in der Spalte „Zielankünfte Andere“ in der folgenden Tabelle auch die 50 Punkte für seinen Ausreißersieg auf der leichten 19. Etappe). Auch an den Zwischensprints war niemand erfolgreicher als Matthews, der diesen mehr als die Hälfte seiner Punkte verdankt. Allein 80 Punkte sammelte der Australier durch die Beteiligung an Fluchtgruppen, aber auch wenn aus dem Feld heraus nur um den Rest gesprintet wurde, der von Ausreißern übrig gelassen worden war, holte er mehr Punkte als bspw. Kittel. Beeindruckend ist auch die Bilanz von Thomas De Gendt, der auf 7 verschiedenen Etappen als Ausreißer an Zwischensprints punktete und es durch seine vielen Fluchtversuche bis auf Rang sechs der Punktewertung schaffte! Wo und wie die Fahrer ihre Punkte sammelten Zielankünfte Zwischensprints Gesamt Fahrer Sprint Andere Feld Flucht 370 Matthews 80 85 125 80 234 Greipel 115 0 119 0 220 Boasson Hagen 87 103 0 30 174 Kristoff 105 0 69 0 168 Colbrelli 27 15 106 20 149 De Gendt 0 16 12 121 144 Groenewegen 144 0 0 0 133 Froome 0 133 0 0 106 Uran 0 106 0 0 106 Martin 0 106 0 0 ... 373 Kittel (dnf 17.) 254 7 95 17 182 Démare (otl 9.) 116 15 51 0 65 Sagan (dsq 4.) 7 30 28 0 38 Cavendish (dns 5.) 18 0 20 0Zielankünfte Sprint = erzielte Punkte in den 7 Massensprints Zielankünfte Andere = erzielte Punkte auf allen anderen Etappen Zwischensprints Feld = erzielte Punkte aus dem Peloton heraus Zwischensprints Flucht = erzielte Punkte aus Ausreißergruppen heraus |
||
|
||
27.07.2017 | ||
Mehr zu diesem Thema bei Google suchen |