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Regen, welcher Regen – Tom Dumoulin holt souverän Gold bei der Zeitfahr-WM
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20.09.2017

Regen, welcher Regen – Tom Dumoulin holt souverän Gold bei der Zeitfahr-WM

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2017 IN BERGEN
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Bergen, 20.09.2017 . Tom Dumoulin hat beim WM-Einzelzeitfahren in Bergen einen Favoritensieg gefeiert, und das obwohl er anders als die meisten vorangegangenen Fahrer im strömenden Regen unterwegs war. Den 31 Kilometer langen Parcours, der mit einem schweren Schlussanstieg zu Ende ging, legte Dumoulin in 44:41 Minuten zurück. Der 26-jährige Niederländer, der am Sonntag mit Sunweb bereits Teamzeitfahrweltmeister wurde, war damit fast 58 Sekunden schneller als Primoz Roglic (Slowenien) und 1:21 Minuten schneller als der Brite Chris Froome. Titelverteidiger Tony Martin (Deutschland) lieferte eine gute Leistung ab und schaffte es unter die Top10.

Den Fahrern wird der rote Teppich ausgerollt
Birkelundsbakken war gestern – beim Einzelzeitfahren der Männer Elite hieß der Scharfrichter Mount Fløyen oder zu Deutsch Fløyberg. Dieser Schlussanstieg – 3,4 Kilometer lang, im Schnitt 9,1 % und über weite Strecken um die 10 % steil, mit ca. 310 Höhenmetern – machte den Titelkampf in Bergen zu einem außergewöhnlichen. Einheimische und Touristen können sich mit der Standseilbahn hinaufbefördern lassen, die 64 Teilnehmer des Zeitfahrens mussten die Zeitfahrmaschine nehmen – oder aber das Straßenrennrad. Die UCI erlaubte einen Radwechsel am Fuß des Anstiegs, welcher in einer durch einen roten Teppich markierten Wechselzone durchgeführt werden musste. Um Anschiebexzesse zu vermeiden, hatte man sogar einen Aufpasser mit Trillerpfeife abgestellt. Viele tauschten das Spezial-Bike tatsächlich gegen die bequemere, leichtere, wendigere Alternative ein, allerdings längst nicht alle. Gerade die Top-Favoriten am Ende verzichteten darauf, was allerdings wohl auch am regennassen Untergrund lag.

Kürzestes und langsamstes WM-Zeitfahren
Abgesehen vom ungewöhnlichen Finale war dieses Einzelzeitfahren mit 31 Kilometern auch noch das kürzeste in der Geschichte des Wettbewerbs, der seit 1994 ausgetragen wird. Und im Gegensatz zur Hochgeschwindigkeits-WM letztes Jahr wird es als bislang langsamstes in die Historie eingehen (Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers: 41,626 km/h). Die erste Runde war die bekannte 16,1 km-Schleife. Aber anstatt diese ein zweites Mal zurückzulegen, bogen die Elite-Männer in der Kopfsteinpflasterpassage rechts ab und kämpften sich über enge Straßen und Serpentinen den Mount Fløyen hoch – vor einer fantastischen Zuschauerkulisse und inmitten eines norwegischen Fahnenmeers. Zwischenzeiten wurden nach 3,2, 11,5, 16,1, 19,4 und am Fuß des Anstiegs nach 27,6 km genommen. Es gab 6 Startblöcke, zwischen denen jeweils 30 Minuten lagen. Das Startintervall innerhalb eines Block betrug wie gehabt 90 Sekunden.

Letzter Startblock im Regen
Die meiste Zeit regnete es nicht und die anfänglich noch nassen Straßen trockneten im hervorbrechenden Sonnenschein schnell ab. Doch kaum waren die letzten und favorisierten Teilnehmer aus Block Nr. 6 auf der Strecke, fielen die ersten Tropfen und wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen. Nur zwei Männern schien das überhaupt nichts auszumachen, nämlich dem Slowenen Primoz Roglic, der die Zeit des im Ziel führenden Portugiesen Nelson Oliveira um ca. 30 Sekunden verbesserte, und dem Niederländer Tom Dumoulin. Der Gesamtsieger des Giro d'Italia 2017 ging als ein Top-Favorit ins Rennen und wurde diesem Status mehr als gerecht. Er übernahm an allen Zwischenmesspunkten (außer am ersten) klar die Führung und unterbot Roglic' Zeit um fast eine Minute. Nach WM-Bronze im Jahr 2014 und Olympia-Silber 2016 wurde Dumoulin so der erste Zeitfahr-Weltmeister aus den Niederlanden und stellte die Leistung seiner Landsfrau Annemiek van Vleuten ein, die gestern Gold geholt hatte. Tour- und Vuelta-Sieger Chris Froome, der knapp vor Dumoulin das Ziel erreichte, verpasste die Chance, Geschichte zu schreiben, sicherte sich aber ebenso wie in Rio die Bronzemedaille.

Drei Top-Fahrer innerhalb einer Sekunde
Vor allem zwischen den Plätzen 4 und 6 ging es eng zu. Hier lagen Oliveira, Ex-Weltmeister Vasil Kiryienka (Weißrussland) und der Italiener Gianni Moscon innerhalb einer Sekunde. Lange bevor ihre Landsleute Dumoulin und Roglic Gold und Silber abräumten, waren Wilco Kelderman und Jan Tratnik im Ziel Zeitschnellste gewesen. Davor hatten auch der Belgier Laurens de Plus und der Kasache Alexey Lutsenko, der erste Starter überhaupt, das Rennen angeführt. Die vier Genannten sollten am Ende die Plätze 7, 10, 22 und 28 belegen. Einer, den der Regen an einer besseren Platzierung hinderte, war Rohan Dennis. Der frühere Stundenweltrekordhalter aus Australien stürzte und wurde Achter.

Medaillenflaute für deutsche Zeitfahrer
Dass es für Tony Martin nichts werden würde mit der Titelverteidigung, war angesichts der Topographie von vornherein klar. Aber der deutsche Meister verkaufte sich gut, war an der letzten Zwischenzeit Sechstschnellster und verlor den Mount Fløyen hinauf nur noch drei Positionen. Der vorzeigbare neunte Rang ändert aber nichts an der Tatsache, dass Bergen die erste WM seit 2006 ist, bei der die Deutschen keine Medaille im Zeitfahren gewinnen konnten. Martins Landsleute Nikias Arndt und Jasha Sütterlin kamen auf die Plätze 19 und 36. Die Schweizer verbuchten Rang 25 durch Stefan Küng und Rang 40 durch Reto Hollenstein. Die Österreicher Lukas Pöstlberger und Riccardo Zoidl kamen auf 46 und 47 ein. Die sehr enthusiastischen Gastgeber durften sich über Platz 17 durch Edvald Boasson Hagen freuen. Dessen Landsmann Andreas Vangstad wurde 31ter.

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