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Adventskalender am 2. Dezember: Die ersten Grand-Tour-Etappensieger aus Deutschland, der Schweiz und Österreich
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02.12.2017

Adventskalender am 2. Dezember: Die ersten Grand-Tour-Etappensieger aus Deutschland, der Schweiz und Österreich

Autor: Felix Griep (Werfel)



  02.12.  
Zum Auftakt unseres Adventskalenders hatten wir uns ausführlich mit den Grand Tours des Jahres 2017 beschäftigt. Heute reisen wir durch die Geschichte der drei großen Landesrundfahrten bis zurück ins Jahr 1903. Dabei werfen wir einen Blick auf die Etappensiege von Deutschen, Schweizern und Österreichern – genauer gesagt auf jene Fahrer, die bei Tour, Giro und Vuelta den jeweils ersten Etappensieg für ihr Land einfuhren.


Der LiVE-Radsport.com Adventskalender 2017
Bis Weihnachten präsentieren wir euch täglich einen besonderen Beitrag, um in der an Radrennen ärmeren Adventszeit keine Langeweile aufkommen zu lassen.


Nach 104 Austragungen der Tour de France sowie 100 Giro d'Italias und 72 Auflagen der Vuelta a España bringen es Fahrer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gemeinsam auf die stolze Zahl von 345 Etappensiegen. Bei den 191 Etappensiegen der Deutschen und den 146 der Schweizer können die Österreicher nicht mithalten, ihnen gelangen bisher erst 8 Tageserfolge bei den Grand Tours – 2 davon allein in diesem Jahr. In den folgenden Übersichten haben wir alle diese Siege chronologisch zusammengefasst.

Übersicht aller Etappensiege bei den Grand Tours:

Deutschland | Schweiz | Österreich



12.07.1903 – Tour de France – Charles Laeser

Der erste ausländische Etappensieger in der Geschichte der Tour de France

Bei der ersten Auflage der Tour de France im Jahre 1903 wurden drei der sechs Etappen durch den Gesamtsieger Maurice Garin und zwei weitere durch dessen französischen Landsmann Hippolyte Aucouturier gewonnen. Auf einem Teilstück konnte aber ein Ausländer den heimischen Fahrern die Show stehlen – und das war der Schweizer Charles Laeser. Aus heutiger Sicht durchaus kurios waren die Umstände an jenem Tag, als der 1879 in Genf geborene Eidgenosse das mit 268 Kilometern kürzeste Teilstück der Rundfahrt von Toulouse nach Bordeaux in einer Zeit von 8 Stunden und 46 Minuten für sich entschied.

Nachdem er auf dem vorangegangenen Teilstück nicht das Ziel erreicht hatte, war Laeser nicht mehr für die Gesamtwertung zugelassen, durfte aber wie andere Fahrer, denen es ähnlich ergangen war, trotzdem zur 4. Etappe antreten. Sie starteten allerdings erst eine Stunde nach jenen Fahrern, die alle bisherigen Etappen beendet hatten. Dessen ungeachtet wurde für jeden Teilnehmer die reine Fahrzeit gewertet, weshalb Laeser die Etappe mit vier Minuten Vorsprung auf eine Gruppe um Garin gewinnen konnte, die er nie zu Gesicht bekommen hatte, weil sie eine Stunde vor ihm ins Rennen gegangen war. Aucouturier, der auf der 1. Etappe von Magenproblemen geplagt aufgegeben, danach aber die 2. und 3. Etappe gewonnen hatte, spielte an jenem Tag ebenfalls eine besondere Rolle. Er lag zwischenzeitlich deutlich vor Laeser und schien auf dem Weg zu einem weiteren Etappenerfolg – bis ihn Tour-Gründer Henri Desgrange beim Windschattenfahren hinter einem Auto erwischte und auf der Stelle aus dem Rennen warf.



25.05.1919 – Giro d'Italia – Oscar Egg

Mehrfacher Weltrekordler auf der Bahn und Entwickler revolutionärer Technik

Bei der Italien-Rundfahrt dauerte es bis zu deren 7. Austragung, ehe ein Fahrer aus einem der deutschsprachigen Länder einen Etappensieg einfahren konnte – und abermals war es ein Schweizer. Oscar Egg, 1890 in Schlatt geboren, war einer von nur drei Fahrern, die dem überragenden Costante Girardengo beim zehn Etappen umfassenden Giro 1919 einen Sieg streitig machen konnten. Egg konnte den Italiener, der letztlich auch ungefochtener Gesamtsieger wurde, auf der 3. Etappe, die über 282 Kilometer von Trieste nach Ferrara geführt hatte, im Sprint einer großen Gruppe auf den zweiten Platz verweisen.

Es blieb die einzige Teilnahme von Egg am Giro d'Italia, doch dieser Sieg war bei Weitem nicht der einzige große Erfolg seiner eindrucksvollen Radsportkarriere. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er unter anderem dreimal einen Stundenweltrekord und zahlreiche weitere Bestmarken auf der Bahn aufgestellt und zwei Etappen der Tour de France 1914 gewonnen. In den 30er Jahren machte er als Inhaber eines Sportgeschäfts in Paris und Entwickler von Gangschaltugnen von sich reden. Als diese neue Technik im Jahr 1937 erstmals bei der Tour de France erlaubt wurde, fuhr der Großteil des Pelotons mit dem sogenannten „Egg-Übersetzungswechsel“.



01.07.1931 – Tour de France – Max Bulla

Der „touriste-routier“ trotzt seinem Handicap und sorgt für etwas Einmaliges

Es herrschte eine Art Zweiklassengesellschaft bei der Tour de France zu der Zeit, als der Österreicher Max Bulla dort 1931 erstmals antrat. Während die Stars das Rennen mit ihren Nationalmannschaften bestritten, fuhr die andere Hälfte des Pelotons unter der Bezeichnung „touriste-routiers“ und durfte auf den meisten Etappen erst mit zehn Minuten Verzögerung starten. So war es auch auf der 2. Etappe, was Bulla jedoch nicht davon abhielt, alle Favoriten zu überholen und nach 212 Kilometern von Caen nach Dinan den Sieg zu feiern. Im Sprint einer dreiköpfigen Sptzengruppe verwies Bulla René Bernard und André Van Vierst, zwei „touriste-routiers“ aus Frankreich, auf die Plätze zwei und drei.

Durch diesen Etappensieg übernahm Bulla auch für einen Tag die Führung in der Gesamtwertung – etwas, das in der Geschichte der Tour de France keinem anderen „touriste-routier“ gelang! Bulla gewann im weiteren Verlauf der Rundfahrt auch noch die 12. Etappe von Montpellier nach Marseille und die 17. von Grenoble nach Aix-les-Bains. In der Gesamtwertung belegte er nach 24 Etappen letztlich den 15. Platz. Bei seinen drei weiteren Tour-Teilnahmen konnte der 1905 in Wien geborene Bulla nicht mehr an diese Leistungen und Ergebnisse anknüpfen, doch bei einer anderen Landesrundfahrt trumpfte er noch einmal auf. Doch dazu in Kürze mehr ...



15.05.1932 – Giro d'Italia – Hermann Buse

Mit elf Minuten Vorsprung als erster Ausländer überhaupt im Rosa Trikot

Es dauerte bis 1932, ehe erstmals ein Deutscher eine Etappe bei einer der großen Rundfahrt für sich entscheiden konnte. Diesen Platz in den Geschichtsbüchern sicherte sich Hermann Buse beim Giro d'Italia – keine zwei Monate, bevor sein Landsmann Kurt Stöpel eine Etappe der Tour de France gewann. Der 1907 in Berlin geborene Buse, der 1930 Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Deutschland-Tour gewonnen hatte, profitierte auf der 2. Etappe, einem 183 Kilometer langen Abschnitt von Vicenza nach Udine, von der Uneinigkeit im Feld der Favoriten und fuhr beachtliche elf Minuten Vorsprung heraus.

Der Etappensieg bedeutete, das Buse als erster Nicht-Italiener das im Jahr davor eingeführte Rosa Trikot tragen durfte. Seinen großen Vorsprung verteidigte er auf den nächsten vier Etappen bravourös, bis ihm auf der 7. Etappe gesundheitliche Probleme zu schaffen machten und der spätere Gesamtsieger Antonio Pesenti die Macht bei diesem Giro an sich riss. Buse, der 1945 im Zweiten Weltkrieg bei einem Fronteinsatz starb, belegte am Ende der Rundfahrt im Gesamtklassement noch den 16. Platz.



07.07.1932 – Tour de France – Kurt Stöpel

Als erster Deutscher im Gelben Trikot und auf dem Podium der Tour de France

Wie bereits erwähnt, gab es kurze Zeit nach dem ersten Giro-Etappensieg von Buse auch den ersten Tageserfolg eines Deutschen bei der Tour de France. Kurt Stöpel, der bei jenem Giro Gesamtfünfter gewesen war, schaffte es bei der Frankreich-Rundfahrt sogar aufs Podium. Nach 21 Etappen wies er 24 Minuten und 3 Sekunden Rückstand zum Gesamtsieger André Leducq auf, was deutlicher klingt als es tatsächlich war, wenn man bedenkt, dass der sechsfache Etappensieger Leducq insgesamt 31, Stöpel hingegen nur 7 Minuten an damals im Vergleich zu heute noch weitaus üppigeren Zeitgutschriften sammelte.

Stöpel hatte nur eine Etappe bei dieser Tour gewonnen, aber es war die 2., womit er immerhin für einen Tag auch das Gelbe Trikot tragen durfte, bevor er es an Leducq abgeben musste, der die Führung dann bis zum Schluss nicht wieder abgab. Das 300 Kilometer lange Teilstück von Caen nach Nantes wurde im Sprint entschieden und Stöpel war der Schnellste, während Leducq nur Dritter wurde. Der 1908 ein Jahr nach Buse ebenfalls in Berlin geborene Stöpel fuhr anschließend noch dreimal die Tour, schaffte es allerdings nur noch einmal auf Platz zehn und konnte keine weiteren Etappensiege feiern. 1934 gewann er die nach sechs Jahren erstmals wieder ausgetragene deutsche Meisterschaft.



08.05.1935 – Vuelta a España – Max Bulla

Österreichischer Tour-Pionier ist auch Vorreiter bei der Spanien-Rundfahrt

Beim ersten Sieg eines Fahrer aus dem deutschsprachigen Raum bei der Vuelta a España begegnen wir erneut dem Namen Max Bulla. Vier Jahre nach seinen drei Tour-Etappensiegen nahm der Österreicher an der Spanien-Rundfahrt teil, die damals zum ersten Mal stattfand. Auf der 8. Etappe gewann Bulla nach 188 recht ruhigen Kilometern von Tortosa nach Valencia im Massensprint vor dem Niederländer Gerrit van de Ruit und dem Spanier Mariano Cañardo.

Zwei Tage später konnte Bulla auch die 10. Etappe für sich entscheiden und verbuchte nach insgesamt 14 Teilstücken in der Gesamtwertung einen starken vierten Platz. Fast eine halbe Stunde lag er hinter Gesamtsieger Gustaaf Deloor aus Belgien, zum Podium fehlten ihm knapp neun Minuten. Nach dem bald folgenden Ende seiner internationalen Karriere gewann Bulla in seiner Heimat Österreich durch Schauduelle mit seinem Kollegen Ferry Dusika, einem zweimaligen Olympiateilnehmer, weiter an Bekanntheit.



05.05.1956 – Vuelta a España – Hugo Koblet

Etappenerfolg in Spanien als Abschluss einer großen Rundfahrer-Karriere

21 Jahre vergingen nach Max Bullas Erfolg von 1935, bis erstmals auch ein Schweizer bei der Vuelta eine Etappe gewinnen konnte. Der große Hugo Koblet gewann das 9. Teilstück von Tarragona nach Barcelona nach 163 Kilometern im Sprint vor dem Belgier Rik Van Steenbergen. Nur zwei Tage später stieg er, in der Gesamtwertung abgeschlagen und von der Hitze geschwächt, aus dem Rennen aus. Es war die letzte große Rundfahrt in der Karriere des 1925 in Zürich Geborenen, der zu den erfolgreichsten Schweizer Radrennfahrern der Geschichte zählt.

Am stärksten war Koblet in der erste Hälfte der 50er Jahren, als er sowoh die Tour de France (1950) als auch den Giro d'Italia (1951) gewinnen konnte und in Frankreich noch zwei weitere Male auf dem Podium stand. Bei der Tour gewann er fünf Etappen (alle 1950) und beim Giro im Laufe der Jahre insgesamt sieben Teilstücke. Zu Koblets Erfolgen gehören des Weiteren auch drei Gesamtsiege bei der Tour de Suisse und einer bei der Tour de Romandie.



28.04.1962 – Vuelta a España – Rudi Altig

Dem Teamkollegen des legendären Anquetil gelingt der große Durchbruch

Mit 25 Jahren stand der 1937 in Mannheim geborene Rudi Altig im Jahr 1962 noch ganz am Anfang seiner Karriere als Straßenradfahrer. Seine erste große Landesrundfahrt startete er als Helfer des etablierten Franzosen Jacques Anquetil, der nach zwei Erfolgen bei der Tour und einem beim Giro als erster Gesamtsieger aller drei Grand Tours in die Geschichte eingehen wollte. Trotzdem bekamen seine Teamkollegen ihre Freiheiten und Altig nutzte seine Chance gleich auf der 185 Kilometer langen 2. Etappe von Barcelona nach Tortosa, die er im Sprint vor den Spaniern Vicente Iturat und José Pérez gewann. Somit war der erste von Altigs insgesamt 18 GT-Etappensiegen zugleich der erste deutsche bei der Spanien-Rundfahrt. Die Vuelta 1962 wurde für Altig aber noch viel erfolgreicher.

Nachdem er zwei Tage das Leadertrikot getragen hatte und es dann an Seamus Elliott, einen anderen seiner Teamkollegen, abgeben musste, holte er es sich mit einem Sieg auf der 7. Etappe zurück, bevor Elliott ihn erneut zwei Tage später wieder von Platz eins der Gesamtwertung verdrängte. Mit einem weiteren Sieg im entscheidenden Einzelzeitfahren über 82 Kilometer auf der 15. der 17 Etappen sicherte sich Altig dann aber doch den Gesamtsieg und überdies die Punktewertung. Im Kampf gegen die Uhr hatte eigentlich Anquetil zuschlagen wollen, doch eine Verletzung hinderte ihn daran, seine volle Leistungsstärke abzurufen. Anquetil gewann die Vuelta dann aber ein Jahr später und feierte noch weitere Gesamtsiege bei Tour und Giro, während Altig zwar keine weitere Grand Tour, aber sehr wohl einige Etappen und andere große Rennen wie die WM 1966 gewinnen konnte.



05.05.2017 – Giro d'Italia – Lukas Pöstlberger

Eine Überraschung für die Sprinter beim Jubiläums-Giro

Das letzte fehlende Teil im Schweizerisch-deutsch-österreichischen Grand-Tour-Puzzle blieb für mehr als ein halbes Jahrhundert ein österreichischer Sieg beim Giro d'Italia. Erst in diesem Jahr, als mit Altig auch der letzte in diesem Beitrag bis hierhin vorgestellte Fahrer bereits verstorben war, konnte Lukas Pöstlberger diese Lücke in den Geschichtsbüchern füllen. Gleich auf der 1. Etappe der 100. Austragung des Giro brach der aus Vöcklabruck stammende 25-jährige Grand-Tour-Debütant aus seiner Rolle als Helfer der Sprinter seiner Bora-Hansgrohe-Mannschaft aus. An der Spitze des Feldes fahrend, enstand in einer Kurve zwei Kilometer vor dem Ziel eine Lücke hinter ihm – und Pöstlberger nutzte die Gelegenheit, um den Sprintspezialisten den Sieg in Olbia und das Rosa Trikot vor der Nase wegzuschnappen.

Nur für einen Tag blieb Pöstlberger Führender des Giro, schon auf der 2. Etappe verlor er Rosa an den Deutschen André Greipel. Auf der 6. Etappe kam er noch ein weiteres mal in Reichweite eines Sieges, gehörte zu einer Ausreißergruppe, die sich auf einer hügeligen Strecke nach Terme Luigiane knapp vor den Favoriten behaupten konnte. Bei der ansteigenden Zielankunft musste Pöstlberger dann aber seine Begleiter, den Schweizer Silvan Dillier und den Belgier Jasper Stuyven, ziehen lassen und wurde nur Etappendritter.





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