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Tagebuch Heinrich Berger: Eine lange Cross-Saison neigt sich dem Ende und ihrem Höhepunkt zu
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04.01.2011

Tagebuch Heinrich Berger: Eine lange Cross-Saison neigt sich dem Ende und ihrem Höhepunkt zu

Info: Alle Tagebuch-Einträge von Heinrich Berger
Autor: Heinrich Berger



04.01.2011 - An Silvester und am Sonntag fanden in Herford und Vechta die letzten beiden Rennen des SKS Deutschland Cross-Cup statt. Für LiVE-Radsport.com Tagebuch-Autor Heinrich Berger endete das alte Jahr mit einer Enttäuschung, das neue begann dafür aber mit einer zufriedenstellenden Leistung. Christoph Pfingsten gewann an beiden Tagen, den Gesamtsieg hatte Johannes Sickmüller schon vorher sicher. Berger und Co. bereiten sich nun auf die deutsche Meisterschaft am kommenden Wochenende in Lorsch vor.



An diesem Wochenende fanden die beiden letzten Deutschlandcup-Rennen in dieser Crossaison statt. Beide waren, auf Grund der extremen Wetterverhältnisse, stark von einer Absage bedroht. Doch die Veranstalter konnten beide Rennen mit viel Arbeit und zusätzlichen Mitteln retten. Hierfür an dieser Stelle schon mal ein großes Dankeschön von allen Rennern.

Am letzten Tag des Jahres 2010 bin ich definitiv eines der schlechtesten Rennen des Jahres gefahren.

Die Vorbereitung lief eigentlich recht routiniert und entspannt ab. Wir waren recht zeitig da und hatten mehr als genug Zeit für die unmittelbare Vorbereitung.
Beim traditionellen Abgehen der Strecke fiel mir die ein oder andere sehr knifflige Stelle ins Auge. Die ein oder andere ist gut ... bis auf zwei Geraden war diese Strecke ein einziges „um die Ecke fahren“. Das ist ja auch nicht schlimm, grundsätzlich ist dies im Crosssport ja nun mal so. Aber ich finde, man muss danach wenigstens mal kurz die Möglichkeit bekommen, zu beschleunigen ohne gleich vom nächsten Hindernis ausgebremst zu werden. Zwei Stellen möchte ich noch kurz herausheben. Nach dem ersten Depot (Stelle um das Rad bei einem Defekt zu wechseln) gab es eine kleine Steigung, die fast unmöglich zu fahren war, soweit kein Problem. Blöd ist nur, wenn man auf der Kuppe nicht die Möglichkeit bekommt, in die Pedale zu kommen, sondern direkt in die sehr unebene und gefährliche Abfahrt geschickt wird. Ich war, um es kurz an dieser Stelle zu bemerken, nicht der Einzige, der sich in der Abfahrt wehgetan hat.
Zum andern hat sich der Veranstalter schon große Mühe gegeben. Für die letzten zweihundert Meter der Asphaltpassage hat´s dann aber leider doch nicht mehr gereicht, was sehr schade ist und dem Rennen sicher gut getan hätte, denn wie gesagt der Parcours war an den andern Stellen langsam und technisch genug.
Viel Grüße gehen an dieser Stelle an Sese (Sebastian Hannöver). Gute Besserung!
Wenn sich sogar so ein technisch hochversierter Fahrer auf einer Strecke ernsthaft weh tut, finde ich, sollte man sich an der ein oder anderen Stelle Gedanken machen.
Doch nun zum eigentlichen Rennen.

Um 14:00 starteten wir mit ca. 40 Fahrern, darunter Größen wie Dominic Klemme, Profi bei Saxo Bank, und Christoph Pfingsten, Cross-Profi in Holland, und noch einigen guten Rabobänkern. Der Start gelang mir noch ganz gut, ich stand direkt hinter Pfingsten, doch schon in der ersten Kurve war es vorbei mit dem Rhythmus. Ich fand mich in einem riesigen Knäul an Rennern und Rädern wieder, ich hatte mir nichts getan und so konnte ich weiterkrebsen. Vorsichtig um die Kurve (natürlich Kampflinie), also noch langsamer als eh schon nötig, zwei halbherzige Tritte und wieder bremsen bis zum Stillstand. Und so zog sich das Rennen die nächsten endlosen Minuten. Der einzige Lichtblick für mich war die Startgerade. Denn hier merkte ich, dass meine Form wesentlich besser war an diesem Tag als meine Technik. Okay, natürlich könnte man sage, das ist ja auch nicht so schwer ... aber mal im Ernst ... an der Stelle ging es mal richtig voran!
Da dies allerdings wie erwähnt die einzige Stelle war, fand ich mich am Ende auf einem für mich enttäuschenden 25. Platz wieder, der aber durchaus gerechtfertigt ist.
Nach solch einem verkorkstem Rennen ist man natürlich erst mal schlecht drauf, doch bei meiner Auswertung auf der Rückfahrt konnte ich meine Fehler recht konkret lokalisieren und mir Gedanken machen, wie ich sie beim nächsten Mal ausmerzen kann.
Zum Glück hab ich mir all das notiert, denn am nächsten Morgen wäre ich zu solch einer Auswertung einfach nicht mehr im Stande gewesen. ;-)
Was für eine Geile Nacht !

Am Sonntag in Vechta sah dann die Winterwelt im Wald ganz anders aus.

Auch dank des einsetzenden Tauwetters und der sehr durchdachten Streckenführung, boten uns die Niedersachsen einen sehr schönen, schnellen und gleichzeitig sehr technischen Kurs an, der nichts für schwache Nerven war. Auch hier lief die Vorbereitung sehr harmonisch und entspannt ab, dank des guten und eingespielten Teams kann man sich als Fahrer auf das Wesentliche konzentrieren. Bei Abgehen des Kurses gab es zwei, drei sehr charakteristische Stellen, die den Parcours für mich sehr interessant machten. Zum einen die sehr lange Zielgerade auf wirklich gutem Belag, die oben raus immer steiler wurde, dann nach der ersten Kurve auf gutem und schnellem Geläuf weiterführte.
Die Strecke direkt unten am Stadion ging über in die Treppe und das Aufspringen oben auf dem Wall war sehr schnell und sehr Kräfte raubend. Vor allem beim Ab- und Aufspringen muss man sich 100% konzentrieren, um keinen Sturz zu provozieren. Und das ist schwer, wenn man eigentlich am Anschlag fährt. Des Weiteren gefiel mit der letzte Anstieg sehr gut, diesen musste man mit wenig Schwung fahren und den richtigen Gang schon vorher drauf haben, was auch sehr Kräfte zehrend werden sollte auf die Zeit.
Ich war also guter Dinge vor dem Start und das ist für mich immer schon eine kleine Beruhigung, die mir ein bisschen den Druck nimmt.

Am Start stand ich wieder in der zweiten Reihe. Hinter Sportsfreund Pfingsten. Ich passte den Startpfiff sehr gut ab und spurtete als Fünfter vor Birkenfeld, Sickmüller und Pfingsten um die erste Kurve.
Diese Position konnte ich während des ersten Drittels des Rennens auch annähernd halten. Irgendwann musste ich dann aber doch René sowie Herrn Geisler den Vortritt lassen. Gleichzeitig fuhren wir aber auch auf Böhm-Gräber auf. Nun, etwa in der Halbzeit des Rennens, waren wir zu viert: Konrad Opitz, Wenzel Böhm-Gräber, Karsten Volkmann und ich. Dank eines Zwischenspurts (mehr Risiko in einer technischen Passage) konnte sich Konni jedoch um ein paar Sekunden absetzen. Ungefähr drei Runden vor Schluss konnte Böhm-Gräber meinem Tempo auf der Zielgeraden nicht mehr folgen und so verlor er den Anschluss an Volkmann und mich. Ich ließ Karsten während der vorletzten Runde den Vortritt und merkte schnell, dass es schwer bis unmöglich für mich werden würde, ihn in den technischen Passagen deutlich zu distanzieren. Also legte ich alles in einen finalen Spurt beim Eingang in die letzte Runde, ich schmirgelte den Anstieg komplett im Stehen hoch, bis ich zur ersten technischen Passage kam und wieder hochschaltete. Erst jetzt traute ich mich, einen Blick nach hinten zu werfen und was soll ich sagen ... der hat gesessen, ich hatte schon ein deutliches Loch zum Volkmann. Jetzt hieß es konzentrieren und durchziehen. Und keine Fehler, alles aber keine Fehler mehr ! Ich schaffte es unter Aufbietung all meiner Kraft und Konzentration, das Loch zu ihm sogar noch etwas zu vergrößern und somit den 7ten Platz zu sichern. Als ich auf die Zielgerade einbog, sah ich sogar noch Konni ins Ziel rollen, will heißen, ich hatte nicht mehr viel Luft zu ihm. Und das ist super.

Auch mein Sportlicher Leiter, der normalerweise recht sparsam mit Komplimenten mir gegenüber ist, zollte mir hohen Respekt für diese sehr kämpferische Leistung.

In diesem Sinne
Bald ist es geschafft, vorbei, zu Ende und der Drops gelutscht.

Am Freitagmorgen geht’s auf nach Lorsch. Also haltet mir die Daumen am nächsten Sonntag.
Vielleicht werd ich ja Meister ;-)

Sport frei Heinrich





Tagebuch Heinrich Berger: Eine lange Cross-Saison neigt sich dem Ende und ihrem Höhepunkt zu (Bild: Vechta)
Tagebuch Heinrich Berger: Eine lange Cross-Saison neigt sich dem Ende und ihrem Höhepunkt zu (Bild: Vechta)

Tagebuch Heinrich Berger: Eine lange Cross-Saison neigt sich dem Ende und ihrem Höhepunkt zu (Bild: Vechta)
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