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Regenbogen und Schweizerkreuz strahlen in der „Hölle“: Sagan gewinnt Paris-Roubaix vor Dillier
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09.04.2018

Regenbogen und Schweizerkreuz strahlen in der „Hölle“: Sagan gewinnt Paris-Roubaix vor Dillier

Info: PARIS - ROUBAIX 2018 (1.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Oudenaarde, 10.04.2018 – Zwei Jahre nach dem Erfolg bei der Flandern-Rundfahrt hat Peter Sagan bei Paris-Roubaix zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Monument gewonnen. Es war der erste Sieg eines amtierenden Weltmeisters in der „Hölle des Nordens“ seit Bernard Hinault im Jahre 1981. Bereits 54 Kilometer vor dem Ziel hatte Sagan sich von den restlichen Favoriten abgesetzt und kurz darauf drei verbliebene Ausreißer eingeholt, von denen einer bis zum Ende mit ihm mithalten konnte. Der Schweizer Landesmeister Silvan Dillier, ohne dessen Hilfe sich Sagan die Verfolger um den besonders kämpferischen Flandern-Rundfahrt-Sieger Niki Terpstra vielleicht nicht hätte vom Hals halten können, krönte seine herausragende Leistung mit dem zweiten Platz.

Toller Frühlingstag in Nordfrankreich
Wunderbar frühlingshaftes Wetter erlebten die 175 Starter bei der 116. Austragung des ultimativen Kopfsteinpflaster-Klassikers, das Thermometer kletterte bei Paris-Roubaix auf mehr als zwanzig Grad. Die Präsenz der letzten vier im Velodrom von Roubaix siegreichen Fahrer – Greg Van Avermaet (2017), Mathew Hayman (2016), John Degenkolb (2015) und Niki Terpstra (2014) – und ein auch darüber hinaus sehr stark besetztes Teilnehmerfeld versprachen ein gewohnt spannendes Rennen, welches diesmal 257 Kilometer lang war und keine nennenswerten Streckenänderungen zum Vorjahr aufwies. 29 Kopfsteinpflaster-Sektoren summierten sich zu einer Gesamtlänge von 54,5 Kilometern.


Das Profil von Paris-Roubaix

Massensturz auf dem ersten Pavé-Sektor
Zwar gab es auch zu Beginn dieser Austragung von Paris-Roubaix eine Vielzahl fehlgeschlagener Fluchtversuche, eine Ausreißergruppe entstand letztlich aber doch schneller als in vielen der vergangenen Jahre. Alles nahm seinen Anfang, als nach 34 Kilometern Jelle Wallays (Lotto Soudal) und Ludovic Robeet (WB Aqua Protect Veranclassic) rasch rund zwanzig Sekunden Vorsprung herausfuhren. Sven Erik Bystrøm (UAE Emirates), Silvan Dillier (AG2R La Mondiale), Marc Soler (Movistar) und Jimmy Duquennoy (WB Aqua Protect Veranclassic) stießen kurz darauf hinzu und anschließend gelang auch Geoffrey Soupe (Cofidis), Jay Robert Thomson (Dimension Data) und Gatis Smukulis (Delko Marseille Provence KTM) noch der Sprung nach vorne. Bald schon stand ein Maximalvorsprung von 8:39 Minuten für diese neun Fahrer zu Buche. Als man sich nach gut 90 Kilometern dem ersten Kopfsteinpflaster-Sektor – nach offizieller Zählweise Sektor Nummer 29 – in Troisvilles näherte, nahm das Feld wieder an Fahrt auf und auf dem Pavé führte die Unruhe gleich zu einem kapitalen Massensturz, der eine Teilung des Pelotons nach sich zog, die etwa 15 Kilometer lang anhielt. Unter anderem hatte Titelverteidiger Greg Van Avermaet (BMC Racing) zu den vorübergehend Abgehängten gehört.

Quick-Step verschießt sein Pulver zu früh
Zahlreiche Defekte und kleinere Stürze blieben ein ständiger Begleiter des Rennens, bis es 95 Kilometer vor dem Ziel zum Wald von Arenberg kam. Dass Feld, welches nur noch aus 50 Mann bestand, hatte bei der Einfahrt in den berühmtesten Kopfsteinpflaster-Abschnitt noch zweieinhalb Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe. Mike Teunissen (Sunweb) wagte auf dem Fünf-Sterne-Pflaster einen Angriff und hatte sogleich mit Philippe Gilbert einen Aufpasser des auf dem Papier übermächtigen Teams Quick-Step Floors am Hinterrad. Zurück auf asphaltierter Straße fuhr der Deutsche Nils Politt (Katusha Alpecin) zu ihnen hin, doch dieses Fluchtunternehmen endete nach nur zwanzig Kilometern. Sofort feuerte Quick-Step Floors in Person von Zdenek Stybar die nächste Attacke ab. Für 15 Kilometer fuhr der Tscheche alleine vor dem Hauptfeld her, aus dem ein Konter von John Degenkolb (Trek-Segafredo), Stijn Vandenbergh (AG2R La Mondiale), Lars Ytting Bak (Lotto Soudal) und Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) ohne Erfolg blieb. Als Stybar eingeholt wurde, waren noch 60 Kilometer zu fahren und das kleine Hauptfeld lag nur noch 30 Sekunden hinter drei verbliebenen Ausreißern.


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Keine sofortige Reaktion auf Sagans Angriff
Soupe, Thomson, Smukulis und Duquennoy waren im Wald von Arenberg zurückgefallen, Robeet und Soler erst eine Weile später. Somit waren nur noch Bystrøm, Dillier und Wallays an der Spitze des Rennens. Im Feld gab es fortlaufend Tempoverschärfungen und Angriffe von namhaften Fahrern, untere anderem auch Van Avermaet. Aber nur Peter Sagan (Bora-Hansgrohe) gelang der „Lucky Punch“. Niemand folgte 54 Kilometer vor dem Ziel dem Angriff des Weltmeisters, der den folgenden Sektor Nummer 12, Bersée (2700 m, vier Sterne), dazu nutzte, seinen Vorsprung zu stabilisieren. Kurz darauf holte er auch schon die drei letzten Ausreißer ein. Zwar entstanden dann mit Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) und Wout Van Aert (Vérandas Willems-Crelan) respektive Taylor Phinney (Education First-Drapac) und Vandenbergh zwei Verfolgerpärchen, doch keines von ihnen kam der Einholung der führenden Gruppe auch nur nahe. Zu Beginn des zweiten Fünf-Sterne-Sektors, Mons-en-Pévèle (3000 m, 48,5 km vor dem Ziel), lagen Sagan und seine Begleiter 20 Sekunden vor Stuyven/Van Aert und 45 Sekunden vor dem Hauptfeld, das durch einen weiteren Sturz dezimiert wurde, in den unter anderem Europameister Alexander Kristoff (UAE Emirates) involviert war.

Terpstras vergeblicher Kampf ums Double
Im Verlauf von Mons-en-Pévèle fiel mit Bystrøm einer der Ausreißer zu den ersten Verfolgern zurück, während ein bärenstarker Niki Terpstra (Quick-Step Floors) das Feld explodieren ließ. Gleich im nächsten Sektor legte der Flandern-Rundfahrt-Sieger nochmals nach und kam aus diesem als Kopf einer siebenköpfigen Gruppe heraus: Zu dieser gehörten neben dem einzigen noch für den Sieg in Frage kommenden Quick-Step-Fahrer auch Vorjahressieger Van Avermaet, das EFD-Duo Phinney und Sep Vanmarcke, Jens Debusschere (Lotto Soudal) und die wieder eingeholten Stuyven und Van Aert. Doch ihr Rückstand gegenüber Sagan, Wallays und Dillier betrug knapp 40 Kilometer vor dem Ziel bereits eine volle Minute. Auch nachdem in Sektor 7, Cysoing (1300 m, drei Sterne), Wallays nicht mehr mithalten konnte, wurde der Abstand kaum kleiner. Selbst der letzte harte Streckenabschnitt zwischen 20 und 15 Kilometer vor dem Ende mit den Sektoren 4 und 5, Camphin-en-Pévèle (1800 m, vier Sterne) und Carrefour de l'Arbre (2100 m, fünf Sterne), änderte nichts mehr daran, dass eine Vorentscheidung längst gefallen war. Terpstra, dessen unnachgiebiger Tempoarbeit nur noch Van Avermaet, Vanmarcke und Stuyven standgehalten hatten, war immer noch eine Minute vom möglichen Ronde-Roubaix-Double entfernt.

Sagan entscheidet den Endspurt klar für sich
Der Vorsprung des Topfavoriten Sagan und des Außenseiters Dillier, der sich trotz der klaren Rollenverteilung bis zum Schluss an der Führungsarbeit beteiligte, fiel acht Kilometer vor dem Ende einmal kurzzeitig auf 45 Sekunden, stieg dann aber doch wieder auf eine Minute an, so dass die beiden sich im Velodrom voll und ganz auf ihr Sprintduell konzentrieren konnten. Dillier, der zu Beginn seiner Karriere sehr aktiv im Bahnradsport war – unter anderem siegte er bei den Sixday-Nights Zürich 2013 – schob sich vor der Einfahrt in das Oval vor Sagan und wollte versuchen, den Weltmeister aus vorderer Position irgendwie unter Kontrolle zu halten. Doch zu einem solch großen Ausreißercoup wie von Hayman vor zwei Jahren reichte es ihm nicht, Sagan trat in der finalen Kurve an und fuhr einen der allergrößten Erfolge seiner an Topergebnissen nicht gerade armen Karriere heraus. Terpstra folgte mit 57 Sekunden Rückstand und sicherte sich Platz drei, nachdem er sich kurz vor Schluss noch von seinen letzten Gegnern abgesetzt hatte; Van Avermaet, Stuyven und Vanmarcke finishten erst 1:34 Minute nach dem Sieger. Die nächste Gruppe folgte nach 2:31 Minuten, ihren Sprint um Platz sieben gewann Politt.

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Video der Zielankunft






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