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100. Berliner Sixdays – Wie alles begann – LiVE in die Vergangenheit
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27.01.2011

100. Berliner Sixdays – Wie alles begann – LiVE in die Vergangenheit

Info: Bildergalerie
Info: Sixdays: 100. Berliner 6 Tage Rennen
Autor: Adriano Coco




Heute starten im Berliner Velodrom die 100. Berliner Sixdays. Der Startschuss für das erste Berliner Sechstagerennen (Foto) knallte am 15. März 1909 durch eine Halle am Berliner Zoo. Es waren zugleich die ersten Sixdays in Europa. Wie damals alles begann, berichtet Live-Radsport-Autor Adriano Coco in der Serie Sixdays Geschichten.

Dezember 1908: Im feudalen Restaurant Dressel auf dem Boulevard Unter den Linden, in Sichtweite des Berliner Stadtschlosses, sitzen drei Herren, von denen der eine gut und gerne seine drei Zentner wiegt und beschließen, das Rad der Sportgeschichte in Schwindel erregende Drehungen zu versetzen.

Tatsächlich bescheinigt ihnen rund drei Monate später die deutsche Presse, dass sie mit dem Start des ersten Berliner Sechstagerennens einen “Zirkus des Irrsinns” entfesselt hätten.

Die drei sind der Chefredakteur der “Radwelt” Fredy Budzinski, der Apotheker und Direktor des Sportparks Friedenau Georg Hölscher und der Krösus Otto Buchwald. Mit seinem Geld und “Gläubiger-Beziehungen” bis hoch in die Spitzen der Gesellschaft soll, nach Hölschers Idee, der massige Finanzier in Berlin dem Sechstagerennen zum Durchbruch verhelfen. Seit der Jahrhundertwende 1899/1900 sind Sechstagerennen nämlich in New York ein Kassenschlager.

Am Abend des 15. März 1909 versammelt sich rund um die 150 Meter lange Holzbahn in der zweiten Halle des Ausstellungsgeländes am Zoo im Bezirk Charlottenburg – ungefähr da, wo heute das Kino Zoopalast am Bahnhof Zoo steht – alles, was in Berlin unter den Sportplatzbesuchern Rang und Namen hat. Der Stehplatz kostet zwei, der Logenplatz zwölf Goldmark.

Zum Vergleich: Nach heutigem Geldwert entsprach eine Goldmark etwa einem Euro. Einen epochalen Unterschied zeigt jedoch der Kaufkraftvergleich. Das monatliche Durchschnittseinkommen lag 1909 im Deutschen Kaiserreich bei 87 Goldmark. Allein für Lebensmittel musste eine “statistische Durchschnittsperson in Hessen” monatlich 70 Mark ausgeben, für Miete 15 Mark. Real bedeutete das für sehr viele Menschen, dass es vorne und hinten nicht reichte. (Angaben Deutsche Bundesbank 2008. Live-Radsport.ch sagt danke, Herr Dr. Stephanus Arz in Frankfurt am Main)

August Lehr, der 1894 für Deutschland sowohl auf dem Hoch- als auch auf dem Niederrad Weltmeisterehren erkämpft hatte, senkt um 22 Uhr die Startflagge, Blitzlichter verpuffen. Das Spektakel nimmt seinen Lauf.

Die Zeitungen schreiben von “schlotternden Lemuren”, die um die Bahn gekrochen seien, und als der Raubmörder Sternickel in einem Verhör gestand, eine Nacht beim Sechstagerennen verbracht zu haben, sogar von einem Treffpunkt der Unterwelt.

Live in die Vergangenheit wird fortgesetzt in losen Folgen (Bericht erschienen in der Berliner Morgenpost, 1979, copyright Adriano Coco, Veröffentlichung honorarpflichtig)

Die historischen Fotos dieser Folge sind gesponsert von der Fotoagentur www.ullsteinbild.de Live-Radsport.ch dankt dem Geschäftsführer Frank Frischmuth von ullstein bild in Berlin


Tickets für das 100. Berliner Sechstagerennen (27.01. - 01.02.2011):

oder
Tel: 049 30 - 44 30 44 30
Fax: 049 30 - 44 30 44 39

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100. Berliner Sixdays, wie alles begann
Start zum ersten Berliner Sechstagerennen am 15. Maerz 1909. v.l. gestreiftes Trikot unbekannt, schwarze Pudelmütze unbekannt, Arthur Stellbrink (D), Tommy Hall (GB), Willy Techmer (D), Carl Rudel (D). Das Rennen in den Ausstellungshallen am Zoo war zugleich das erste Sechstagerennen in Europa für Zweiermannschaften. Am Ort der Premiere steht heute das Kino Zoopalast am Bahnhof Zoo. Foto: gesponsort von www.ullsteinbild.de


100. Berliner Sixdays, wie alles begann
Starter 1. Berliner Sixdays 15.03.1909.
Vorn allein: John Stol (NL).

1. Reihe v.l.: Max Heiny (D), Leon Georget (F), Oskar Peter (D), Walter de Mara (USA), Edmond oder Lucien Jaquelin II (F), Floyd Mac Farland (USA), James H. Jim Moran (USA), Henri Contenet (F), Edmond oder Lucien Jaquelin I (F), Emanuel Kudela (Böhmen)

2. Reihe v.l.: Gabriel Poulain (F), George Passerieu (F), Fritz Althoff (D), Arno Conrad (D), Carl Rudel (D), Willy Tadewald (D), Fritz Theile (D), Fritz Ryser (SUI)

3. Reihe v.l.: Arthur Stellbrink (D), Maurice Brocco (F), Marcel Berthet (F), Fritz Hoffmann (D), Willy Techmer (D), Thaddäus Robl (D), Willy Arend (D), Richard Scheuermann (D)

nicht im Bild die Starter : Tommy Hall (GBR), Kurt Rosenlöcher (D), Eugen Stabe (D), Ersatzmann Otto Pawke (D). Foto: gesponsort von www.ullsteinbild.de



100. Berliner Sixdays, wie alles begann
Sieger des ersten Berliner Sechstagerennens: “der lange Mac” (1,92 m), Floyd Mac Farland/James H. “Jim” Moran (USA). Die beiden Amis schafften in 144 Stunden 3.865,7 km auf der 160-Meter-Holzpiste. Auf gerader Strecke hätten sie die Kanarischen Inseln erreicht... Foto: gesponsort von www.ullsteinbild.de



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Kronprinz Wilhelm machte die ersten europäischen Madison-Sixdays in Berlin 1909 gesellschaftsfähig. Auf der Postkarte mit seiner Ehefrau Cecilie Herzogin zu Mecklenburg Schwerin. Foto: private Postkarte



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