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Debakel für Chaves und Triumph für Mohoric auf längster Etappe des 101. Giro d’Italia
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15.05.2018

Debakel für Chaves und Triumph für Mohoric auf längster Etappe des 101. Giro d’Italia

Info: GIRO D’ITALIA 2018 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Gualdo Tadino, 15.05.2018 – An den Schlussanstiegen des 101. Giro d’Italia hatte Esteban Chaves bislang immer zu den Besten gehört, doch nun wurde dem Kolumbianer ausgerechnet ein Berg gleich zu Beginn der 10. Etappe zum Verhängnis. Früh abgehängt, verlor der vorherige Zweite der Gesamtwertung sage und schreibe 25(!) Minuten auf das Favoritenfeld und jegliche Chancen auf eine gute Endplatzierung. Den Sieg auf der längsten Etappe der Rundfahrt erkämpfte sich der Slowene Matej Mohoric, der im Duell zweier Ausreißer dem Deutschen Nico Denz das Nachsehen gab.


Das Profil der 10. Etappe des Giro d‘Italia

Das Ende der Mitchelton-Scott-Doppelspitze
Dass Berge nicht nur ganz am Ende von Etappen von enormer Tragweite für den Ausgang einer Rundfahrt sein können, sondern auch wenn sie gleich nach dem Start erklommen werden, bewies der Anstieg nach Fonte della Creta (15,7 km à 5,8%) auf der 10. Etappe des Giro d’Italia, dessen Bergwertung schon nach 21,3 der 239 Kilometer erreicht wurde, welche das Teilstück nach dem zweiten Ruhetag zum längsten der gesamten Rundfahrt machten. Das Feld teilte sich und viele schwächere Fahrer verloren den Anschluss an das Feld der Topkletterer – so weit, so normal. Doch zu den Abgehängten gehörte völlig überraschend auch Esteban Chaves. Der Zweitplatzierte der Gesamtwertung! Als die Konkurrenten dies realisierten, zeigten sie kein Erbarmen und nutzten die unerwartete Gelegenheit, die bislang so souveräne Doppelspitze des Teams Mitchelton-Scott zu sprengen. Der Träger des Rosa Trikots Simon Yates zeigte keinerlei Schwäche, aber sein Teamkollege verlor am Ende des Tages satte 25 Minuten und damit jegliche Chance, ein ähnlich gutes Endergebnis zu erzielen wie beim Giro 2016, den er als Zweitplatzierter beendet hatte.

Die Ausreißergruppe ist zum Scheitern verurteilt
Das Drama um Chaves war auch für jene Fahrer ziemlich ärgerlich, die am Anstieg zu der frühen Bergwertung der 2. Kategorie alles gegeben hatten, um es in die Fluchtgruppe zu schaffen. Zwölf Mann waren es, die vor dem Hauptfeld über den Gipfel kamen: Giulio Ciccone (Bardiani CSF), der die Bergwertung gewann, Ben Hermans und Krists Neilands (beide Israel Cycling Academy), Matteo Montaguti (AG2R La Mondiale), Davide Ballerini (Androni Giocattoli Sidermec), Luis León Sanchez (Astana), Benjamin King (Dimension Data), Tony Martin (Katusha Alpecin), Koen Bouwman (LottoNL-Jumbo), Jarlinson Pantano (Trek-Segafredo), Valerio Conti (UAE Emirates) und ein gewisser Matej Mohoric (Bahrain Merida). Weil aber hinter ihnen eine wilde Verfolgungsjagd tobte – praktisch alle Mannschaften mit Anwärtern auf das Giro-Podium arbeiteten gemeinsam, um das Gruppetto mit Chaves nicht wieder herankommen zu lassen – konnten die Ausreißer sich nicht so weit absetzen wie sie es sich erhofft hatten. So kam es dazu, dass nach rund 80 Kilometern zehn von ihnen bereits wieder vom Feld eingeholt wurden. Die anderen beiden erlebten nicht allzu viel später dasselbe Schicksal.

Yates schlägt Konkurrent Pinot am Zwischensprint
Tony Martin zögerte seine Einholung am längsten hinaus, verteidigte noch eine Weile, für kurze Zeit mit Hilfe von Neilands, eine Minute Vorsprung, bis er schließlich die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens einsah und sich 137 Kilometer vor dem Etappenende einholen ließ. Es folgte eine lange Zeit ohne Ausreißer, die weiterhin vom Kampf der beiden Felder geprägt war. Hinten befanden sich auch so gut wie alle guten Sprinter, weshalb Quick-Step Floors Mitchelton-Scott bei der Nachführarbeit half. Weil der Rückstand aber einfach nicht geringer werden wollte, warfen Elia Vivianis Mannen irgendwann das Handtuch, so dass Chaves und Kollegen praktisch wieder auf sich allein gestellt waren. Rund 100 Kilometer vor dem Ziel verdoppelte sich deshalb der Abstand innerhalb kürzester Zeit von zwei auf vier Minuten und stieg ab da kontinuierlich weiter an. Im Kampf um Bonussekunden an einem Zwischensprint 90 Kilometer vor dem Ziel sorgte Yates für einen kleinen Mitchelton-Scott-Lichtblick, indem er sich gegen drei Fahrer von Groupama-FDJ behauptete und Thibaut Pinot auf Platz zwei verwies. Der Franzose liegt in der Gesamtwertung als Dritter nun 46 Sekunden zurück, der Zweitplatzierte Tom Dumoulin (Sunweb) 41.

Denz schafft es mit starker Abfahrt an die Spitze
Direkt nach dem Sprint brachte dann Marco Frapporti (Androni Giocattoli Sidermec) Abwechslung ins Renngeschehen und baute seinen Vorsprung im Ausreißerranking weiter aus. Alleine fuhr er fast 60 Kilometer lang mit bis zu zweieinhalb Minuten Vorsprung dem Hauptfeld voraus. Im Anstieg zur letzten Bergwertung (14,0 km à 2,0%, max. 8%) startete Davide Villella (Astana) einen Konter, dem sich kein Geringerer als der schon im ersten Etappendrittel sehr aktive Mohoric anschloss. Auf dem letzten Kilometer vor der Bergwertung überholten sie Frapporti und wiesen 30 Kilometer vor dem Ende rund 30 Sekunden Vorsprung gegenüber dem Feld auf, aus dem drei weitere Fahrer attackierten: Nico Denz (AG2R La Mondiale) gelang es in der Abfahrt unter dank eines Regenschauers extra schwierigen Bedingungen tatsächlich, zu den beiden Führenden aufzuschließen, wohingegen Sergio Henao (Sky) und Alessandro De Marchi (BMC Racing) dies nicht gelingen wollte. Bergab gab es auch einige kritische Momente: Dumoulin stürzte leicht und musste sich nach einem Radwechsel ins Feld zurückkämpfen, schaffte dies aber ebenso wie der im Nachwuchstrikot Fahrende Richard Carapaz (Movistar) nach einem Defekt.

Zweiter Grand-Tour-Etappensieg für Mohoric
Mohoric wäre am liebsten ohne jegliche Begleiter im Zielort Gualdo Tadino eingetroffen – so wie im August letzten Jahres in Cuenca bei seinem Etappensieg bei der Vuelta a España. 14 Kilometer vor Schluss schien eine seiner zahlreichen Tempoverschärfungen genau dies bewirkt zu haben – aber der als Profi noch sieglose Denz gab sich nicht auf und kämpfte sich wieder an ihn heran. Bei einem Vorsprung von gut einer Minute war klar, dass die beiden Nachwuchsfahrer den Sieg unter sich ausmachen würden: Denz eröffnete den Endspurt vom Hinterrad seines Gegners, hatte aber nicht genug Power, um ganz vorbeiziehen zu können, so dass es am Ende doch Mohoric war, der jubeln durfte. 34 Sekunden später kam das aus 59 Fahrern bestehende Hauptfeld an, dessen Sprint um Platz drei Sam Bennett (Bora-Hansgrohe) gewann, dem die Chance auf seinen zweiten Etappensieg wegen des schwer zu kontrollierenden Finals verwehrt blieb. Einen guten fünften Platz erreichte Ballerini der mit einem Sieg und einem dritten Platz an den Zwischensprints seinen Vorsprung im Sprintklassement weiter ausgebaut hatte, während sein Teamkollege Frapporti neu die Führung in der „Premio della Combattività“ übernahm.

-> Zum Resultat

Deutlich kürzer ist die Strecke der 11. Etappe, verheißt aber ebenfalls ein spannendes Rennen. Vor allem das ausgesprochen hügelige Finale mit einer kurzen, aber knackigen Schlusssteigung (1,8 km à 6,4%, max. 16%) hat es in sich.

Video der Zielankunft






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