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La Tropicale Amissa Bongo in Gabun: Charteau wiederholt seinen Sieg bei einer Rundfahrt der Premieren
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01.02.2011

La Tropicale Amissa Bongo in Gabun: Charteau wiederholt seinen Sieg bei einer Rundfahrt der Premieren

Info: La Tropicale Amissa Bongo (2.1)
Autor: Felix Griep (Werfel)



01.02.2011 - In der vergangenen Woche fand im zentralafrikanischen Staat Gabun eine der ersten Rundfahrten des Jahres statt, deren Name einen wunderschön exotischen Klang hat: La Tropicale Amissa Bongo. Ein Mix aus hochmotivierten Fahrern verschiedenster afrikanischer Länder und hauptsächlich aus Frankreich stammenden Europäern bot an sechs Tagen ein abwechslungsreiches Rennen, das für zahlreiche Premieren sorgte, obwohl der Sieger vom Vorjahr am Ende wieder ganz vorne landete.

Das Land Gabun gehörte einst zur Kolonie Französisch-Äquatorialafrika, bis es 1958 unabhängig wurde. Die Tropicale Amissa Bongo war bislang auch fest in französischer Hand, wurde in den letzten Jahren von Anthony Charteau, Matthieu Ladagnous, Lilian Jegou und Frédéric Guesdon gewonnen. Nur bei der ersten Austragung im Jahr 2006 siegte mit Jussi Veikkanen ein Finne, der aber natürlich für das Team Française des Jeux fuhr. FDJ gehörte auch 2011 wieder zu den Topmannschaften, neben Europcar und Quick Step. Dazu kamen viele afrikanische Nationalteams, deren Fahrer vom taktischen Verständnis her meist nicht so gut geschult sein mögen wie die Europäer, aber mit Kampfesgeist und Einsatzfreude zur Belebung des Rennens beitrugen.

Zwei junge Franzosen sammeln ihre erste Siegerfahrung
So ging es schon zu Beginn der ersten Etappe rund, ein Angriff folgte auf den nächsten. Anthony Charteau, der Vorjahressieger in Diensten Europcars höchstpersönlich, führte die Vorentscheidung herbei, als er mit Quick Steps Andy Cappelle aufs Tempo drückte und maßgeblich Anteil daran hatte, dass eine 18-köpfige Spitzengruppe zustande kam. Aus dieser setzten sich dann noch einmal fünf Mann ab und Charteau hätte beinahe direkt wieder ins Leadertrikot schlüpfen können. Doch der FDJ-Neo-Profi Geoffrey Soupe, als amtierender französischer U23-Meister kein gänzlich unbeschriebenes Blatt, war im Sprint einen Tick stärker. Am zweiten Tag verließ das Rennen erstmals überhaupt seine Heimat, besuchte das nördliche Nachbarland Kamerun. Eine sechsköpfige Gruppe mit fünf Afrikanern prägte das Rennen, lag sogar mal zehn Minuten vor dem Feld, das sich aber nicht verkalkulierte. Im Massensprint siegte Yohann Gène, der den ersten Sieg für Europcar besorgte, den Nachfolger von Bouygues Telecom. Nach der dritten Etappe gab es erneut Grund zum Jubel für den Nachwuchs von FDJ, denn mit Nacer Bouhanni startete ein weiterer junger Mann siegreich in seine Profizeit. Ein Dutzend für die Gesamtwertung ungefährlicher Ausreißer ließ das Feld gewähren, Bouhanni war im Sprint schneller als das Europcar-Duo Giovanni Bernaudeau/Mathieu Claude und der kämpferischste Fahrer der letzten Tour de France, Sylvain Chavanel (Quick Step).

Ein großer Tag für Teklehaimanot und Afrika
Das vierte Teilstück war ein ganz wichtiges, zum einen nur für den Ausgang der Rundfahrt, zum anderen auch für die noch nicht sehr dicken Geschichtsbücher. Daniel Teklehaimanot repräsentierte an diesem Tag nicht nur sein Heimatland Eritrea, sondern ganz Afrika. Denn als erster Vertreter des radsportlich noch immer als Entwicklungsgebiet zählenden Kontinents gewann er eine Etappe bei dessen wichtigster Rundfahrt. Wer auch sonst als der dreifache Titelträger von der Afrikameisterschaft des Novembers sollte diese wichtige Leistung vollbringen. Mit dem Südafrikaner Reinardt Jense Van Rensburg (MTN Cycling) hatte er sich an einem kleinen Anstieg unweit des Ziels von vier weiteren Ausreißern gelöst, die am Ende alle mehr als fünf Minuten vor dem Feld das Ziel erreichen. Bei dieser Vorentscheidung durfte Charteau natürlich nicht fehlen, er übernahm nun die Führung von Soupe. Cappelle war auch wieder dabei, hatte danach in der Gesamtwertung nur vier Sekunden Rückstand. Sieben waren es beim Marokkaner Adil Jelloul, der sogar leise Hoffnungen auf einen afrikanischen Gesamtsieg weckte.

Je ein zweiter Sieg für Gène und das Team aus Eritrea
Die fünfte Etappe stemmte sich wieder gegen den Trend, dass die Tropicale vorzugsweise durch Ankünfte von Spitzengruppen und nicht des Pelotons bestimmt wird. An der aus drei Afrikanern bestehenden Fluchtgruppe war mit Leris Moukagni auch einmal ein Gabuner beteiligt, gegen die zielgerichtete Verfolgung der französischen Teams war aber kein Kraut gewachsen. Besonders Europcar war auf eine Massenankunft aus, die dann auch erreicht und wiederum von Gène gewonnen wurde. Bereits sein dritter Gabun-Sieg, vor einem Jahr gewann er dort schon einmal eine Etappe. Zum Abschluss schlug Eritrea noch einmal zu. Teklehaimanots Landsmann Natnael Berhane siegte auf der sechsten Etappe, deren Ziel in der Hauptstadt Libreville lag, in der gut eine halbe Million Menschen leben, mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung Gabuns. Auf dem Rundkurs durch die Stadt trafen Jérôme Pineau (Quick Step), Robert Bush (Chipotle Development) und eben jener Berhane auf den Namibier Dan Craven, der aus einer vorherigen Flucht übrig geblieben war. Das Quartett setzte sich mit einer Viertelminute Vorsprung durch und Berhane sorgte für den zweiten eritreischen Erfolg. Beflügelt vom Glauben an eine ganz große Sensation griff der Marokkaner Jelloul sogar noch einmal an, konnte an der Reihenfolge in der Gesamtwertung aber nichts mehr ändern.

Ein Zeichen für die Tour de France?
Was am Ende bleibt, ist eine ganze Fülle schöner Geschichten aus einem spannenden Rennen in einem fernen Land am Äquator. Mit dem 22-jährigen Teklehaimanot erlebte man eines der größten afrikanischen Talente in Aktion, mit dem gleichaltrigen Soupe und dem noch zwei Jahre jüngeren Bouhanni die ersten Siege zweier französischer Nachwuchsfahrer, die sich über FDJ im Profiradsport etablieren wollen. Eine schöne Geschichte ist der erneute Sieg bei der Tropicale Amissa Bongo für Anthony Charteau, der selbst zugab: "Ich bin sehr abergläubisch." Der erneut geglückte Saisonauftakt in Afrika als Zeichen für einen wieder starken Sommer in Frankreich? Bei der Tour de France will er das Bergtrikot ein weiteres Mal gewinnen und glaubt daran, dass ihn die Tropicale Amissa Bongo auf den richtigen Weg dahin geführt hat.





La Tropicale Amissa Bongo in Gabun: Charteau wiederholt seinen Sieg bei einer Rundfahrt der Premieren
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Das Wappen Gabuns
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Das Wappen von Gabun
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