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Der LiVE-Radsport-Blog – das Problem des Pro-Continental-Status
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03.09.2018

Der LiVE-Radsport-Blog – das Problem des Pro-Continental-Status

Autor: Christine Kroth (Cofitine)



03.09.18

Bereits während des Giro d‘Italia hatten wir die Wildcard-Vergabe bei Grand Tours näher beleuchtet und hinterfragt. Nun, wo diese Saison so langsam auf die Zielgerade geht, stellt sich erneut die Frage, wie stark das Gefälle ist zwischen der WorldTour, dem Pro-Continental- und dem Continental-Bereich.


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Der Schwerpunkt im Radsport liegt klar bei der WorldTour. 18 Teams mit maximal 30 Fahrern. Sie sind verpflichtet, an 27 WorldTour-Rennen teilzunehmen, bei 10 Rennen, die die im letzten Jahr neu in die WorldTour-Serie aufgenommen wurden, haben sie ein bevorzugtes Startrecht, es müssen aber auch mindestens 10 WorldTour-Teams diese Rennen bestreiten, damit diese den Status nicht verlieren. Freiwillig ist der Start bei Rennen der Kategorie HC und 1.1 bzw. 2.1. An Rennen der Kategorie 1.2 bzw. 2.2 sind Teams der WorldTour nicht startberechtigt.

Genau umgekehrt ist das bei den Teams der Continental-Kategorie. Sie dürfen bei Rennen in allen Kategorien starten, eben mit Ausnahme der WorldTour.

Dazwischen liegt die Kategorie der Pro-Continental-Teams. Sie haben das Privileg, bei Rennen aller Kategorien starten zu dürfen, sofern sie eingeladen werden. Aber genau da liegt das Problem!
Es gibt schlicht zu viele Pro-Continental-Teams für die wenigen Einladungen, die bei den WorldTour-Rennen vergeben werden. Und die, die Einladungen erhalten, sind oft die gleichen Teams oder Teams aus dem jeweiligen Land. Oder halt auch gerne mal ein Nationalteam, wie bei der Polen-Rundfahrt Usus oder auch bei den Rennen in Kanada am kommenden Wochenende. Diese Nationalmannschaft nimmt einem Pro-Continental-Team dann auch wieder eine Wildcard weg. Auch schöpfen nicht alle Veranstalter von WorldTour-Rennen ihr Kontingent an Einladungen voll aus. So lädt die Tour de Romandie immer nur ein Pro-Continental-Team ein.
So wird dann auch der Kampf um die Plätze bei prestigeträchtigen Rennen wie etwa der Neuauflage der Deutschland-Tour zum Existenzkampf um die Startplätze. So ging etwa das Team Holowesko-Citadel davon aus, eine Einladung zu erhalten, wie mir Fabian Lienhard, der beim amerikanischen Team unter Vertrag steht, bei den Schweizer Meisterschaften am 01. Juli berichtete. Er sprach davon, dass man zu 80% sicher sei, eine Einladung zu erhalten. Am Ende wurde daraus nichts, auch weil viele WorldTour-Teams die Bedeutung des Rennens erkannt und ihren Startanspruch geltend gemacht hatten. Dazu kam, dass man das Kontingent an deutschen Continental-Teams von vier Teams voll ausschöpfen wollte. Die Leidtragenden waren wieder die Pro-Continental-Teams. Die Folge für das amerikanische Team war, dass es einen Loch im Rennkalender hatte, also eine Zeit, in der es überhaupt keine Rennen bestreiten konnte.
Natürlich ist es eine Geldfrage und wer in die WorldTour will, dem wird die Latte, vor allem die finanzielle, sehr hochgelegt.
Doch im Pro-Continental-Bereich herrscht ein starkes finanzielles Gefälle. Es gibt finanzstarke Sponsoren, doch insgesamt reicht es nicht für die WorldTour. Die Taktik einiger Pro-Continental-Teams ist deshalb die, ein bis zwei Stars ins Teams zu holen, um so die Veranstalter auch ein wenig unter Druck zu setzen. Gut zu beobachten aktuell beim Team Direct Energie, das mit Niki Terpstra einen Klassiker-Spezialisten für nächste Saison verpflichtet hat und so eine Wildcard bei nahezu allen Frühjahrsklassikern sicher haben dürfte. Wobei man sagen muss, dass das Team für die Saison 2020 eine WorldTour-Lizenz anstrebt und die Transferpolitik schon auch darauf ausgerichtet ist.
Oder das Beispiel des Teams Fortuneo-Samsic, das für diese Saison Warren Barguil verpflichtet hat. Und die Tour-Wildcard quasi mit. Denn kann es sich die ASO leisten, das Team des aktivsten Fahrers und Bergkönigs der Tour 2017 nicht einzuladen? Wohl kaum!

Das größte Problem ist sicher aber, dass es keine Begrenzung der Zahl der Pro-Continental-Teams gibt. Vor allem für diese Saison haben viele Teams, die im letzten Jahr noch Continental-Status hatte, einen Pro-Continental-Lizenz erhalten. So gibt es in dieser Saison 27 Teams in dieser Kategorie. Im letzten Jahr waren es noch 22.
Mehr Teams – aber weniger Fahrer, die man einsetzen kann! Denn zu Beginn des Jahres wurde die Anzahl der Starter pro Team auf sieben, bzw. 8 bei Grand Tours, reduziert.
Was sind die Konsequenzen? Die Teams stellen nicht mehr so viele Fahrer ein, schöpfen ihr Kontingent nicht voll aus. Für die Fahrer ist es gut, dass es mehr Teams gibt. Aber mehr Teams kämpfen auch um immer weniger Einladungen. Wenn ein Sponsor sich aber nicht bei großen Rennen repräsentiert sieht, dann stellt sich schnell die Frage nach dem Sinn. Und so ziehen sich viele Sponsoren schnell wieder zurück. Langfristige Planung – Fehlanzeige!
Und dass ein „Patron“, also ein reicher alleiniger Geldgeber, nicht das Allheilmittel ist, zeigt aktuell das Beispiel vom Team Aqua Blue Sport. Wobei es in der Vergangenheit auch schon zahlreiche negative Beispiele diesbezüglich gab.
Ein Beispiel ist da auch das Team IAM-Cycling, das sich nach vier Jahren (zwei im Pro-Continental- und zwei im WorldTour-Bereich) wieder aus dem Radsport zurückzog. In diesem Jahr kehrte der Patron Michel Thétaz mit einem Nachwuchsteam zurück und hat mit diesem Team für die nächste Saison eine Continental-Lizenz erhalten. Doch wie geht es weiter? In ein bis zwei Jahren in den Pro-Continental-Bereich? Ins Haifischbecken des Radsports?

Die UCI sollte die Vergabe der Lizenzen in diesem Bereich dringend überdenken! Denn es ist nicht zu verstehen, dass es eine Kategorie gibt, die kaum reglementiert ist. Es würden alle davon profitieren, Sponsoren, Fahrer und Veranstalter! Und somit der Radsport selbst!

A bientôt





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