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Stark am Poggio, schnell auf der Via Roma: Julian Alaphilippe gewinnt mit Mailand-Sanremo sein 1. Monument
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23.03.2019

Stark am Poggio, schnell auf der Via Roma: Julian Alaphilippe gewinnt mit Mailand-Sanremo sein 1. Monument

Info: MILANO - SANREMO 2019 (1.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sanremo, 23.03.2019 – Franzose, 26 Jahre alt, seit 2014 in Diensten des Quick-Step-Rennstalls und im Moment wohl schlicht und einfach der beste Fahrer der Welt. Die Rede ist natürlich von Julian Alaphilippe, der bei Mailand-Sanremo seinen nunmehr schon siebten Saisonsieg feierte und zugleich erstmals in seiner Karriere eines der Monumente des Radsports gewann. Alaphilippes Attacke am Poggio sorgte für die vorentscheidende Selektion, bei der die Sprintspezialisten auf der Strecke blieben. Aus einer am Ende elfköpfigen Gruppe, gespickt mit vielen der besten Klassikerspezialisten überhaupt, entschied er das Rennen im Endspurt dann deutlich für sich. Deceunick-Quick Step stellte somit auch beim vierten WorldTour-Eintagesrennen der Saison den Sieger.


Das Profil Das Profil von Mailand-Sanremo 2019

Viermal Novo Nordisk und zum vierten Mal Maestri
Drei Tage nach dem kalendarischen Frühlingsanfang läutete die „Primavera“ bei Sonnenschein und Temperaturen von teils über 20 Grad die Zeit der großen Frühjahrsklassiker des Radsports ein. Um Dauer-Ausreißer Mirco Maestri (Bardiani CSF) – jüngst Gewinner der Punktewertung bei Tirreno-Adriatico und bei Mailand-Sanremo auch in den letzten drei Jahren schon auf der Flucht – bildete sich rasch eine Spitzengruppe von zehn Fahrern, welche sich auf gerade einmal fünf Teams verteilten. Dies waren neben Maestri und seinem Teamkollegen Tonelli noch Fausto Masnada (Androni Giocattoli Sidermec) und Guy Sagiv (Israel Cycling Academy), Luca Raggio und Sebastian Schönberger (beide Neri Sottoli-Selle Italia-KTM) sowie gleich vier(!) Fahrer des Teams Novo Nordisk: Joonas Henttala, Andrea Peron, Charles Planet und Umberto Poli. Ihr Vorsprung sprang einmal kurzzeitig über die Zehn-Minuten-Marke, bevor Deceuninck-Quick Step, Lotto Soudal, UAE Emirates und Bora-Hansgrohe die Nachführarbeit in die Hand nahmen. Auf dem Passo del Turchino, ziemlich genau nach der Hälfte der 291 Kilometer, hatte das Feld bereits nur noch sechs Minuten Rückstand.

Bonifazio attackiert in der Abfahrt von der Cipressa
Noch knapp drei Minuten waren es 54 Kilometer vor dem Ziel beim Beginn des Streckenabschnitts mit den Capi Mele, Cervo und Berta. Am dritten dieser Hügel sprengte der Österreicher Schönberger mit seiner Attacke die Ausreißergruppe, wurde jedoch vor dem Kulminationspunkt von Masnada überflügelt. Der Italiener zog sein Solo bis kurz nach dem Start des Anstiegs zur Cipressa (5,65 km à 4,1%) durch, wo erst Astana, dann Education First und schließlich Groupama-FDJ das Tempo machten, sich aber noch keine große Selektion abspielte. Für den ersten richtig aufregenden Moment sorgte Niccolò Bonifazio (Direct Energie), der in der engen, kurvenreichen Abfahrt kein Risiko scheute und auf waghalsige Art zehn Sekunden Vorsprung herausfuhr. Auf den folgenden neun flachen Kilometern baute der Italiener den Abstand zum Hauptfeld, das in der Abfahrt zerrissen war, sich aber wieder zusammenfügte, noch bis auf 22 Sekunden aus, wurde aber noch fast drei Kilometer vor dem Beginn des nächsten Anstiegs, dem Poggio di Sanremo, wieder eingefangen.


Die Berge der Woche: Poggio di Sanremo

Deceuninck sorgt am Poggio fast für Rekordtempo
Das Team Sky führte das Feld in den Poggio (3,7 km à 3,7%, max. 8%) hinein, doch schnell übernahm dort Deceuninck Quick-Step das Kommando. Zdenek Stybar und Philippe Gilbert schlugen ein enormes Tempo an, das die Sprintspezialisten schnell in große Nöte brachte. Den Moment, als sich die beiden ausgepowert hatten und noch keiner der Topfavoriten attackieren wollte, nutzte Alberto Bettiol (Education First) für einen Vorstoß, der aber bald darauf durch einen Gegenangriff des Deceuninck-Kapitäns Julian Alaphilippe in den Schatten gestellt wurde. Genau einen Kilometer vor dem Gipfel trat der Franzose mit enormer Wucht an. Es dauerte ein paar hundert Meter, bis sechs Fahrer wieder zu ihm aufschließen konnten: es waren Michal Kwiatkowski (Sky), Peter Sagan (Bora-Hansgrohe), Matteo Trentin (Mitchelton-Scott), Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), Alejandro Valverde (Movistar) und Wout Van Aert (Jumbo-Visma). Zu siebt erreichten sie das Ende des Anstiegs nur 5:50 Minuten nach dessen Beginn – die zweitschnellste Poggio-Zeit der Geschichte, die nur im Jahr 1995 von Laurent Jalabert und Maurizio Fondriest um vier Sekunden unterboten wurde.

Spannende Verfolgungsjagden in der Abfahrt
In der Abfahrt fand Tom Dumoulin (Sunweb) seinen Weg zurück an die Spitze und auch Vorjahressieger Vincenzo Nibali und Matej Mohoric (beide Bahrain Merida) sowie Simon Clarke (Education First) kamen wieder an die Führenden heran. John Degenkolb (Trek-Segafredo) hatte die Gruppe auch schon im Blick, wurde bei seiner Aufholjagd jedoch durch einen Defekt gestoppt. Daniel Oss (Bora-Hansgrohe) und Michael Matthews (Sunweb) waren am Ende der Abfahrt beinahe dran, doch ein Angriff Trentins machte es ihnen unmöglich, das kleine Loch endgültig zuzufahren. Der Europameister wurde bis zur Flamme Rouge durch Van Aert zurückgeholt, so dass es zu einem Sprint von elf Fahrern kam. Diesen dominierte Alaphilippe so stark, dass er schon einige Meter vor der Ziellinie die Arme in die Luft reißen konnte, ohne den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere noch zu gefährden. Der Belgier Naesen sprintete als Zweiter zu seinem ersten Podiumsergebnis bei einem Monument. Die früheren Mailand-Sanremo-Sieger Kwiatkowski und Nibali wurden Dritter und Achter, Ex-Weltmeister Sagan Vierter und der aktuelle Träger des Regenbogentrikots Valverde Siebter.

-> Zum Resultat

Mailand-Sanremo markiert den Auftakt der Frühjahrsklassikersaison, die in der kommenden Woche in Belgien mit den WorldTour-Rennen Driedaagse Brugge-De Panne (Mi.), E3 BinckBank Classic (Fr.) und Gent-Wevelgem (So.) richtig Fahrt aufnimmt.

Video der Zielankunft






Absolut verdienter Sieger bei Mailand-Sanremo 2019: Julian Alaphilippe (hier bei Il Lombardia 2017, Foto: Christine Kroth/cycling and more)
Absolut verdienter Sieger bei Mailand-Sanremo 2019: Julian Alaphilippe (hier bei Il Lombardia 2017, Foto: Christine Kroth/cycling and more)

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