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Victor Campenaerts bricht den Stundenweltrekord und verbessert Wiggins’ Marke um über 500 Meter

16.04.2019

Victor Campenaerts bricht den Stundenweltrekord und verbessert Wiggins’ Marke um über 500 Meter

Info: Bahnradsport: Stundenweltrekord
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)

Aguascalientes, 16.04.2019 – Victor Campenaerts hat den von Bradley Wiggins am 7. Juni 2015 aufgestellten UCI Stundenweltrekord gebrochen. Der 27-jährige Belgier vom Lotto Soudal Team legte im Velodrom von Aguascalientes (Mexiko) in 60 Minuten 55,089 Kilometer zurück, womit er die alte Marke um 563 Meter überbot. Es war der sechste erfolgreiche Stundenweltrekordversuch seit der Änderung des Reglements durch den Weltverband.

Der Stundenweltrekordversuch des amtierenden Zeitfahr-Europameisters Victor Campenaerts wurde in seinem Heimatland Belgien mit fast täglicher Vorberichterstattung begleitet und nicht nur dort mit Spannung erwartet. Zuletzt ging sogar Bradley Wiggins selbst davon aus, dass seine Marke nach fast vier Jahren nun endlich geknackt würde, wie er gegenüber Eurosport zugab. Die letzten Anläufe, der von Martin Toft Madsen und der von Dion Beukeboom, beide 2018, waren noch relativ klar gescheitert.

Alles perfekt vorbereitet
Heute wurde nichts dem Zufall überlassen – von den absperrten Türen des Velodroms, die keinen Lufthauch hereinlassen sollten, bis hin zu den an exakt an die Unterarme des Athleten angepassten Extensions an Campenaerts‘ Bike – alles war perfekt vorbereitet. In der Arena herrschte bis auf die gelegentlichen Ansagen des Trainers Mucksmäuschenstille, zumindest bis zu den letzten Minuten, als dann doch Anfeuerungsrufe erlaubt waren. Die Bahn im mexikanischen Aguascalientes liegt 1800 Meter über Meereshöhe und hat daher schon viele Rekorde und Rekordversuche gesehen. Auch die aktuelle Stundenweltrekordhalterin der Frauen Vittoria Bussi drehte dort ihre Runden. Wiggins freilich hämmerte seine 54,526 km/h damals in London aufs Oval.

Temposteigerung nach 30 Minuten
Campenaerts, der sich im Trainingslager in Namibia und bei Tirreno-Adriatico auf den „Tag der Wahrheit“ vorbereitet hatte, lag schon nach 10 Minuten großartig in der Zeit und war dem Rekord leicht voraus. Vorne hatte er ein fast pizzatellergroßes 60-Zähne-Kettenblatt montiert, hinten ein 14er Ritzel. Nach 70 Runden war sein Tempo bereits über die 55-Stundenkilometer-Marke gestiegen. Nach 25 Minuten und fast 100 Runden betrug der Schnitt 55,084 km/h. Zur Halbzeit legte Campenaerts immer noch eine makellose, unbewegliche Körperhaltung an den Tag – 27.500 Meter und 55,112 km/h lautete die Zwischenbilanz. Und der WM-Dritte im Zeitfahren wurde immer noch schneller – 55,119, 55,130, 55,157 km/h! Erst nach 36 Minuten verlangsamte sich sein Tritt. 55,137 km/h standen nach 40 Minuten zu Buche, nach einer Dreiviertelstunde waren es 55,110 km/h.

Die magische 55-km-Marke
Nun brachen die härtesten Minuten an, die letzten 15. Obwohl Campenaerts jetzt Zeichen der Erschöpfung zeigte, immer wieder von der Ideallinie abwich und irgendwann leicht mit dem Kopf zu wackeln begann, schaffte er es den Schnitt oberhalb von 55 Stundenkilometern zu halten. Die letzten 5 Minuten liefen, es konnte nichts mehr schiefgehen. Der 27-Jährige steigerte sich sogar noch einmal und knackte nach etwa 59 Minuten und 25 Sekunden den alten Rekord. Am Ende blieb der Distanzzähler bei 55,089 Kilometern stehen – Wiggins‘ Marke war klar überboten. Aber anstatt scheintot vom Rad zu fallen, drehte Campenaerts mit der belgischen Fahne noch eine Ehrenrunde. Er sei besonders glücklich, die „magische“ 55-Kilometer-Grenze gepackt zu haben, so der neue UCI Stundenweltrekordhalter anschließend im Interview.