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Viele Rekorde und ein einmaliges Finale bei den 56. Bremer Sixdays
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14.01.2020

Viele Rekorde und ein einmaliges Finale bei den 56. Bremer Sixdays

Info: Sixdays: Sixdays Bremen 2020
Autor: Aus der Bremer ÖVB-Arena berichtet Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Bremen, 13.01.2020 – Sechs Teams haben noch die Chance auf den Gesamtsieg der 56sten Bremer Sixdays. Zwei Bahnrekorde sorgten für die Höhepunkte am Montagabend.

Am vorletzten Wettkampftag eines Sechstagerennens versuchen alle Teams, für sich die optimale Position vor dem Finale zu finden. Einige Sportler haben gerne einen Vorsprung als Polster, andere sind lieber Jäger als Gejagte und vermeiden deshalb die Pole Position.



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Interviews: Erik Weispfennig


Zwei Jagden am Montagabend boten reichlich Gelegenheit für Positionskämpfe. Zunächst holten sich Kenny De Ketele und Nils Politt den Sieg im Ausscheidungsfahren. Mit ihrer zweiten Bonusrunde übernahmen sie die Gesamtführung vor den am Wochenende so stark gefahrenen Wim Stroetinga und Nico Selenati. In der Kleinen Jagd am frühen Abend wurde ziemlich gebrettert. Was Attacken und Rundengewinne deutlich erschwerte. Besonders für die Mannschaften auf den hinteren Rängen im Tableau. Sechs Minuten vor Schluss lagen die sechs führenden Teams gleichauf in der Nullrunde. Tristan Marguet und Maximilian Beyer versuchten noch einmal eine Attacke, aber das Feld ließ sie nicht ziehen. Ein letzter Antritt von Moreno De Pauw hatte mehr Erfolg. Fünf Runden vor Schluss war der Rundengewinn vollzogen. De Pauw/Rohde gewannen die Kleine Jagd mit Rundenvorsprung und konnten in der Gesamtwertung in die Nullrunde aufschließen. Da der wieder genesene Theo Reinhardt und Morgan Kneisky ihre zweite Bonusrunde verbuchen konnten, lagen nunmehr vier Teams in der Gesamtwertung rundengleich in Front. Lediglich Graf/Hester und Marguet/Beyer waren mit Rundenrückstand in die Defensive geraten.

Die neue Bahn hat sich gelohnt...

Sprinter Robert Förstemann hat einige Tage gebraucht, bis er den Horror-Crash vom letzten Jahr aus dem Kopf hatte: „Heute habe ich es zum ersten Mal wieder geschafft, den Lenker in der Kurve ganz nach unten auf die Ideallinie zu drücken.“ Der Lohn war ein phantastischer Rundenrekord mit 8.688 Sek. für die 166 m von Bremen. In der Gesamtwertung der Sprintwettbewerbe liegen Förstemann und der Tscheche Tomas Babek jetzt punktgleich in Führung.

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Der Däne Oliver Wulff Frederiksen hatte dem 500m-Zeitfahren seinen Stempel aufgedrückt und den alten Bahnrekord von Marcel Kalz vier Mal verbessern können. Doch heute musste er sich mit einer fiebrigen Erkältung abmelden. Dafür sprangen Wim Stroetinga und Nico Selenati in die Bresche. In den vergangenen Tagen waren sie von Abend zu Abend schneller geworden. Und diesmal klappte alles perfekt: das Tempo anfahren von Nico Selenati, die Ablösung und der Sprint von Wim Stroetiga. Ein Raunen ging durch das Publikum, denn es sah schnell aus. Sehr schnell. Phantastisch schnell. Aber nicht so schnell, wie die Uhr anzeigte. Nach längerer Beratung gab die Jury handgestoppte 27,102 Sekunden bekannt. Eine Zeit, an der sich auch Wulff Frederiksen die Zähne ausbeissen wird.

Der Sportliche Leiter Erik Weispfennig war natürlich hochzufrieden mit diesen spektakulären Rekordjagden: „Die neue Bahn hat sich gelohnt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je so viele Rekorde während eines Sechstagerennens erlebt haben“.

Materialschlacht in der Großen Jagd

Es war schon kurz vor halb zwölf, als sich das Fahrerfeld auf der Bahn versammelte. Und trotzdem waren sie alle hellwach, als der Startschuss fiel. Kenny De Ketele startete nach 2 Minuten die erste Attacke und damit war der Rundenreigen eröffnet.
Die Ausgangsposition war klar. Vier Teams in der Nullrunde. Dahinter Marguet/Beyer und Graf/Hester eine Runde zurück, allerdings durch die Punkte kurz vor einer zweiten Bonusrunde, mit der auch sie in die Nullrunde aufrücken würden. Und diese sechs Teams bestimmten diese Große Jagd. Es wurde ein derart hohes Tempo gebolzt, dass sich die Teams von den hinteren Plätzen kaum noch an den Attacken beteiligten. Somit waren die 39 Rundengewinne in 45 Minuten weitaus weniger spektakulär als die 9 gescheiterten Attacken. Besonders Graf und Hester fehlte die Fortune oder auch das Gespür für den richtigen Moment. Insgesamt 7 Mal wurden sie bei einem Ausreißversuch vom Feld zurückgeholt. Die Quittung für diese Taktik mit der Brechstange bekamen sie nach 20 Minuten überreicht. Als einziges Spitzenteam fuhren sie eine Runde hinterher. Immer suchten sie ihr Heil in der Flucht und immer wieder fuhr das Feld hinterher. Der Rundengewinn wollte einfach nicht gelingen. Vier Minuten vor Schluss ging Andreas Graf mit dem Mute der Verzweiflung ein letztes Mal aus dem Sattel. Das war eine Attacke der Überwindung. Und diesmal wurde sie belohnt: 14 Runden vor Schluss konnten der Däne und der Österreicher sich hinten am Feld wieder anhängen. Nullrunde.
Am Zwischensprint 10 Runden vor Schluss holte sich Tristan Marguet die 10 Punkte und das waren genau die Punkte, die zur zweiten Bonusrunde fehlten. Sechs Teams konnten diese Jagd noch gewinnen. In der letzten Runde spurteten Stroetinga und Kneisky Schulter um Schulter um den Sieg. Doch weiter hinten im Feld hatte sich Nils Politt bereits in Fahrt gebracht. Wie bei einer Sprint-Etappe der Tour de France bolzte er sich um die letzte Kurve und rollte an den verdutzten Sprintern noch vorbei.

Der Montagabend wurde durch eine Mannschaftsausscheidung beendet. Graf/Hester holten sich den Sieg und erkämpften damit die fehlenden Punkte für ihre zweite Bonusrunde. Damit sind sie wieder auf Platz 3 der Gesamtwertung vorgerückt.

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Die Ausgangslage vor dem Finalabend bietet viele taktische Varianten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass bei irgendeinem Sechstagerennen der letzten 25 Jahre vor dem Finale noch sechs Teams Chancen auf den Gesamtsieg hatten. Als Leader werden am Dienstagabend De Ketele/Politt an der Startlinie stehen. Es wird sich zeigen, ob das ein Vorteil sein wird. Sie sind die Gejagten und müssen jede Attacke kontern, um ihren Vorsprung gegen fünf Konkurrenten ins Ziel zu bringen. 29 Punkte Vorsprung auf Reinhardt/Kneisky sind nicht allzu viel und außerdem haben sich diese beiden als die gewieftesten Taktiker im Feld erwiesen und sind kraftsparend und defensiv – trotz der Neutralisation von Theo Reinhardt – auf Platz 2 vorgefahren. Graf/Hester hatten mit ihrem Kampfgeist den ersten Tagen ihren Stempel aufgedrückt und sie sind nach einem Durchhänger am Wochenende wieder auf Platz 3 vorgefahren. Marguet/Beyer fuhren ebenfalls ein offensives und kampfstarkes Rennen. Tristan Marguet ist ein auffälliger Sprinter, aber nur über die Sprintwertungen werden sie 44 Punkte Rückstand auf die Spitze nicht aufholen können. Wim Stroetínga ist wohl der Schnellste im Feld, aber bei einem Rückstand von 64 Punkten wird ihm das nichts nützen. Eine Runde muss her und eine erfolgreiche Soloflucht könnte schon zum Sieg reichen. Gleiches gilt für Moreno de Pauw im vorletzten Rennen seiner Karriere. Entweder Platz 6 oder ein Sieg mit einer Runde Vorsprung. Alles ist möglich.
Es verspricht, die spannendste Finaljagd bei den Bremer Sixdays zu werden.





Robert Förstemann auf der Jagd nach dem Bahnrekord (Foto: Michael Heckel)
Robert Förstemann auf der Jagd nach dem Bahnrekord (Foto: Michael Heckel)

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