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Zweistellige Steigungsprozente am Col de Marie-Blanque – Etappe 9 der Tour de France 2020
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05.07.2020

Zweistellige Steigungsprozente am Col de Marie-Blanque – Etappe 9 der Tour de France 2020

Info: TOUR DE FRANCE 2020 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



05.07.2020 – Nach der vorherigen Etappe mit Col de Menté, Port de Balès und Col de Peyresourde stehen auch am zweiten Tour-Tag in den Pyrenäen drei schwierige Berge auf dem Programm, allerdings erneut keine Bergankunft. Die letzten Kilometer des letzten Anstiegs sind dafür aber die bisher steilsten dieser Frankreich-Rundfahrt.


Wegen der Coronakrise wurde die Tour de France um rund zwei Monate verschoben und findet nun vom 29. August bis 20. September statt. In dem ursprünglich geplanten Austragungszeitraum vom 27. Juni bis 19. Juli können wir also leider noch nicht über das Rennen berichten, nutzen die Gelegenheit aber, um Tag für Tag einen genaueren Blick auf die Strecke der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu werfen, welche unverändert zu ihrer Präsentation im Oktober letzten Jahres bleibt.


Die Strecke des Tages

Etappe 9: Pau - Laruns (154 km)

Auch die zweite Pyrenäen-Etappe ist mit 154 Kilometern relativ kurz. 58 Kilometer nach dem Start in Pau beginnt der erste Anstieg zum Col de la Hourcère (11,1 km à 8,8%), dem direkt der Col de Soudet (3,8 km à 8,5%) folgt, bevor es in eine längere Abfahrt geht. Die dritte und für den Ausgang der Etappe wohl vorentscheidende Bergwertung befindet sich auf dem Col de Marie-Blanque (7,7 km à 8,6%) 18,5 Kilometer vor dem Ziel. Dieser Anstieg weist auf seinen letzten vier Kilometern im Schnitt deutlich zweistellige Steigungsprozente auf. Das Ziel in Laruns befindet sich nicht direkt am Ende der Abfahrt, stattdessen gibt es zum Schluss noch sechs praktisch flache Kilometer.


Etappenprofil – Hourcère und Soudet – Marie-Blanque



Wichtige Orte und Berge

Pau

Die zweite Pyrenäen-Etappe startet von einem Dreh- und Angelpunkt der Tour-de-France-Geschichte. Seit dem Jahr 1930, als Alfredo Binda dort Etappensieger wurde, war die Stadt Pau bereits 71 Mal Etappenort – nur Paris und Bordeaux noch jeweils 10 Mal häufiger! Wegen seiner Lage am Fuß der Pyrenäen ist Pau häufig Startort für schwere Bergetappen (wie zuletzt 2017, 2016, 2015 und 2014), aber manchmal auch Zielort von solchen (wie zuletzt 2010). Des Weiteren ist Pau gelegentlich auch Zielort für Sprintankünfte (wie zuletzt 2018 und 2017) oder ein Ort für Zeitfahren (wie zuletzt 2019 bei Tour sowie Vuelta).

Laruns

Die kleine am Fuß des Col d'Aubisque gelegene Gemeinde Laruns hat längst keine so reiche Geschichte als Etappenort wie Pau. 1985 startete dort eine Halbetappe, welche über den Aubisque führte und in Pau mit einem Ausreißersieg von Regis Simon endete. Viel stärker im Fokus stand Laruns dann als Zielort der letzten Bergetappe der Tour 2018, die so viel Spektakel bot, dass wir uns ihr in der Rubrik „Denkwürdige Etappen“ noch intensiver widmen wollen ...

Col de la Hourcère

Erst ein einziges Mal, auf der 16. Etappe 1995, ging es bei der Tour über den Col de la Hourcère. Er war auf der damaligen Strecke nach Soulor, Aubisque, Marie-Blanque und Soudet der fünfte und letzte Berg, bevor noch gut 70 flache Kilometer bis ins Ziel nach Pau folgten. Diese Etappe wurde allerdings komplett neutralisiert gefahren, nachdem am Tag davor Fabio Casartelli bei einem Sturz in der Abfahrt vom Col du Portet d'Aspet ums Leben gekommen war.

Col de Soudet

Der Col de Soudet stand, abgesehen von der neutralisierten Etappe 1995, noch fünf weitere Male im Tour-Programm. Erster Sieger der dortigen Bergwertung war 1987 Robert Forest, der bisher letzte 2006 Cyril Dessel. Der Franzose setzte sich damals mit dem Spanier Juan Miguel Mercado aus einer Spitzengruppe ab, überquerte mit ihm zusammen auch noch den Aubisque und unterlag ihm dann im Sprintduell in Pau.

Col de Marie-Blanque

Der Col de Marie-Blanque ist von den Anstiegen dieser Etappe derjenige mit der umfangreichsten Tour-Historie, wurde seit seiner Premiere 1978 bereits 13 Mal überquert. Seit der erwähnten Flucht von Dessel und Mercado anno 2006 gab es noch zwei Marie-Blanque-Etappen. 2007 ging es über den Marie-Blanque und durch Laruns zu einer Bergankunft auf dem Aubisque. Ausreißer Mauricio Soler, der die Marie-Blanque-Bergwertung gewann und das Bergtrikot übernahm, wurde Etappenfünfter. Etappensieger Michael Rasmussen baute seine Führung in der Gesamtwertung aus, wurde aber noch am selben Abend wegen Verstößen gegen Anti-Doping-Bestimmungen aus dem Rennen genommen. 2010 war dann Juan Antonio Flecha Erster auf dem Marie-Blanque, es folgten aber noch der Soulor und die Bergankunft am Tourmalet, wo die Ausreißer dann keine Rolle mehr spielten. Auf der 2. Etappe des Jahres 1992 über den Marie-Blanque nach Pau ging übrigens der Stern von Richard Virenque auf. Der erst im letzten Moment ins Tour-Aufgebot nachgerückte 22-Jährige musste den Etappensieg zwar seinem Mitausreißer Javier Murguialday überlassen, übernahm aber für zumindest einen Tag das Gelbe Trikot – etwas, das dem siebenmaligen Gewinner des Bergtrikots nur noch ein einziges weiteres Mal im Jahr 2003 gelingen sollte.



Denkwürdige Etappen

2018: Roglic gewinnt einen großartigen Tour-Showdown

Auch wer sich vielleicht nicht mehr an den Namen Laruns erinnern kann, dem sollte die erste Tour-Etappe, welche dort vor zwei Jahren zu Ende ging, sicher noch im Gedächtnis sein. In der Mitte der 200 Kilometer langen Strecke ging es über Aspin und Tourmalet, wo Mikel Landa und Romain Bardet sich auf die Jagd nach einer Spitzengruppe um Bergkönig Julian Alaphilippe machten, was diese beiden im virtuellen Gesamtklassement zwischenzeitlich bis aufs Podium brachte. Das Finale hatte es mit Col des Bordères, Soulor, Aubisque und einer rasanten Abfahrt ins Ziel auch noch einmal in sich und es gab ein wahres Feuerwerk aus Attacken von Fahrern wie Steven Kruijswijk, Primoz Roglic und Tom Dumoulin, unter denen vor allem Chris Froome sichtlich zu leiden hatte. Letztendlich feierte Roglic als Solist mit 19 Sekunden Vorsprung auf eine Verfolgergruppe um den Träger des Gelben Trikots Geraint Thomas nicht nur den Etappensieg, sondern verbesserte sich auch auf Rang drei der Gesamtwertung. Diesen verlor er allerdings am nächsten Tag im Zeitfahren dann doch wieder an Froome.






Die 9. Etappe mit Col de la Hourcère, Col de Soudet und Col de Marie-Blanque
Die 9. Etappe mit Col de la Hourcère, Col de Soudet und Col de Marie-Blanque

Col de la Hourcère und Col de Soudet
Col de la Hourcère und Col de Soudet

Col de Marie-Blanque
Col de Marie-Blanque

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