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Julian Alaphilippe gelingt in Imola ein historischer WM-Triumph – starker Marc Hirschi holt Bronze
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27.09.2020

Julian Alaphilippe gelingt in Imola ein historischer WM-Triumph – starker Marc Hirschi holt Bronze

Info: Straßen-WM 2020 - Straßenrennen Männer Elite
Autor: Felix Griep (Werfel)



Imola, 27.09.2020 – Mit dem ersten Tour-de-France-Sieg seit Bernard Hinaults letztem Erfolg anno 1985 hat es auch in diesem Jahr wieder nicht geklappt, dafür ist aber eine andere lange französische Durststrecke zu Ende gegangen: Julian Alaphilippe – wer sonst? – ist der erste Straßen-Weltmeister aus der Grande Nation seit Laurent Brochard 1997! Die weiteren Medaillen gingen an zwei Shootingstars dieser Saison, den Belgier Wout Van Aert und den Schweizer Marc Hirschi, der sich im Fotofinish gegen einen Ex-Weltmeister behaupten konnte.

WM aus der Schweiz nach Italien verlegt
Ursprünglich hätte das Regenbogentrikot im Jahr 2020 in Martigny vergeben werden sollen – nach 244 Kilometern, 4384 Höhenmetern und sieben Überquerungen des Col de la Petite Forclaz (4 km à 10,2%). Nach der Corona-bedingten Absage der WM in der Schweiz war kurzerhand die italienische Region Emilia-Romagna mit der Stadt Imola als Ausrichter eingesprungen. Obwohl die beiden Anstiege des 28,8 Kilometer langen neuen WM-Rundkurses – Mazzolano (2,8 km à 5,9%, max 13%) und Cima Gallisterna (2,7 km à 6,4%, max 14%) – nicht ganz so hart waren wie der Petite Forclaz, war das Rennen in seiner Gänze mit 258,2 Kilometern und circa 5000 Höhenmetern keineswegs leichter geworden. Das Wetter meinte es gut mit den Fahrern: Obwohl Regen vorhergesagt war, blieb es bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad den ganzen Tag über trocken.


Das Profil vom Straßenrennen der Männer Elite

Koch als Letzter eingeholt
174 Starter aus 43 Ländern nahmen das Rennen auf der Motorsport-Rennstrecke Autodromo Enzo e Dino Ferrari auf. Nicht dabei war der Kasache Alexey Lutsenko, Tour-Etappensieger vom Mont Aigoual, der positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Eine Ausreißergruppe hatte sich schon fünf Kilometer nach dem Start gefunden und bestand aus sieben Fahrern, welche die erste von neun Runden mit sechs Minuten Vorsprung beendeten. Es waren dann die Mannschaften aus Dänemark (ohne Vorjahressieger Mads Pedersen) und der Schweiz (für Marc Hirschi, den U23-Weltmeister von Innsbruck und Super-combatif der Tour de France), die den Abstand unter Kontrolle brachten. In der fünften und sechsten Runde wurden nach und nach einige der zurückfallenden Ausreißer eingeholt: Zuerst Marco Friedrich (Österreich), dann Eduard-Michael Grosu (Rumänien), später auch Ulises Castillo (Mexiko) und Daniil Fominykh (Kasachstan). Drei Runden vor Schluss lagen nur noch Jonas Koch (Deutschland) und Torstein Træen (Norwegen) an der Spitze und Yukiya Arashiro (Japan) eine halbe Minute hinter ihnen. Der Rückstand des Feldes hatte sich im Laufe dieser beiden Runden von maximal sieben auf zweieinhalb Minuten verringert.

Solo von Tour-Sieger Pogacar
Der erst kurze aufregende Moment im Peloton ereignete sich in Runde sieben an der Cima Gallisterna, wo die Franzosen für ein in den fünf vorangegangen Rennstunden noch nicht dagewesenes Tempo sorgten, was 69 Kilometer vor Rennende sogleich zur Einholung der letzten Ausreißer führte. Der Umfang des Feldes verringerte sich durch diese Aktion um etwa ein Drittel von 136 auf 93 Fahrer. Anschließend übernahmen die Belgier das Kommando und versuchten, das Rennen für ihren sprintstarken Kapitän Wout Van Aert zu kontrollieren. Als man erneut zur Cima Gallisterna hinaufkletterte, attackierte – ungefähr an derselben Stelle, wo tags zuvor Anna van der Breggens Solo im Rennen der Frauen begonnen hatte – kein Geringerer als Tour-de-France-Gewinner Tadej Pogacar. Der seit Anfang der Woche 22 Jahre alte Slowene wies in der Folge bei der nächsten Zieldurchfahrt 26 Sekunden Vorsprung gegenüber dem nur noch 36 Fahrer großen Feld auf. Immer noch bestimmten vier Belgier das Geschehen, während auch die Italiener, Franzosen, Kolumbianer und Spanier mit jeweils mindestens drei Fahrern bestens vertreten waren.

Alaphilippe übertrumpft Hirschi
Pogacars Solo fand jedoch in der Schlussrunde am Mazzolano-Anstieg schon wieder sein Ende. Erstmals gab es auch an diesem ersten Berg des Rundkurses ernsthafte Angriffe, die kurzzeitig zu einer Spitzengruppe mit Vincenzo Nibali (Italien), Mikel Landa (Spanien), Rigoberto Uran (Kolumbien) und Van Aert führten, die aber rasch wieder eingefangen wurde. Wenig später an der Cima Gallisterna war es dann Hirschi, der das Feld endgültigen zerplatzen ließ. Doch gelang es dem jungen Eidgenossen nicht, alle Konkurrenten abzuhängen. Aus der deutlich verkleinerten Gruppe gelang dann, etwa zwölf Kilometer vor dem Ziel, Julian Alaphilippe die entscheidende Tempoverschärfung. Der 28-jährige Deceuninck-Quick-Step-Profi kam wenige Sekunden vor seinen ersten fünf Verfolgern über den Kulminationspunkt dieser letzten Steigung und ließ sich den wohl größten Erfolg seiner an großen Siegen nicht gerade armen Karriere nicht mehr nehmen. Am Ende bedeuteten 24 Sekunden Vorsprung den deutlichsten Solosieg bei einem WM-Rennen seit Cadel Evans vor elf Jahren in Mendrisio!


Entscheidung um Bronze
Schachmann und Caruso in den Top10
Im Sprint der ersten fünf Verfolger Alaphilippes war es für Van Aert ein Leichtes, sich wie im Einzelzeitfahren die Silbermedaille zu schnappen. Am spannendsten war die Entscheidung um Bronze, die mit minimalem Abstand zu Gunsten Hirschis und gegen den Polen Michael Kwiatkowski ausfiel. Neben dem Weltmeister von Ponferrada 2014 gingen auch der Däne Jakob Fuglsang und Pogacars Landsmann, der Tour-Zweite Primoz Roglic, leer aus. Die nächsten zehn Fahrer, darunter ein weiterer Ex-Weltmeister, der 2018 in Innsbruck erfolgreiche Spanier Alejandro Valverde, finishten knapp eine Minute nach dem Sieger. Für Gastgeber Italien belegten Damiano Caruso und Vincenzo Nibali die Plätze zehn und fünfzehn. Für Deutschland wurden Maximilian Schachmann Neunter und Simon Geschke, der den Sprint der dritten Gruppe für sich entschied, Siebzehnter. Sebastian Schönberger beendete als einziger Österreicher das Rennen und wurde 54. von 88 Fahrern, die die volle Distanz dieses WM-Rennens absolvierten.

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Der entscheidende Angriff



Die Zielankunft des Siegers



Die Siegerehrung der Top3



Das Interview mit dem Sieger






Julian Alaphilippe krönt sich in Imola zum ersten französischen Weltmeister seit 23 Jahren (Foto: twitter.com/UCI_cycling)
Julian Alaphilippe krönt sich in Imola zum ersten französischen Weltmeister seit 23 Jahren (Foto: twitter.com/UCI_cycling)

Die enge Entscheidung um WM-Bronze zwischen Michal Kwiatkowski (oben) und Marc Hirschi (unten) (Foto: twitter.com/kwiato)
Die enge Entscheidung um WM-Bronze zwischen Michal Kwiatkowski (oben) und Marc Hirschi (unten) (Foto: twitter.com/kwiato)

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