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Tagebuch des Giro d´Italia 2011 - Großer Rückblick auf die Etappen und Sieger der 94. Italien-Rundfahrt
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04.06.2011

Tagebuch des Giro d´Italia 2011 - Großer Rückblick auf die Etappen und Sieger der 94. Italien-Rundfahrt

Info: GIRO D´ITALIA 2011
Autor: Felix Griep (Werfel)



Zum 150-jährigen Jubiläum der Einigung Italiens wurde die Route des Giro d'Italia so schwer gestaltet wie seit vielen Jahren nicht mehr. An das Spektakel des Jahres 2010 reichte der Giro 2011 dennoch nicht heran. Trauriger Höhepunkt war der Tod von Wouter Weylandt nach seinem Sturz auf der 3. Etappe. Aus sportlicher Sicht dominierte Alberto Contador quasi nach Belieben und raubte dem Kampf um das Rosa Trikot leider jegliche Spannung. Ob er den Gesamtsieg behalten wird, steht am Ende der Rundfahrt noch in den Sternen.



Etappe 1: Pinotti führt HTC-Highroad zum Sieg im Mannschaftszeitfahren
Nachdem 2010 ein Einzelzeitfahren den Giro eröffnete, kehrt man wieder zum Mannschaftszeitfahren zurück. In Turin fährt HTC-Highroad klar die Bestzeit und Marco Pinotti ins Maglia Rosa. Eine große Ehre für den fünffachen italienischen Zeitfahrmeister, der den nationalen Titel seit 2007 ununterbrochen hält, Bereits 2007 trug er das Rosa Trikot für vier Tage, diesmal ist es nur einer.
-> HTC gewinnt Auftaktzeitfahren des Giro d´Italia - Pinotti trägt Rosa


Die Strecke des Giro
Viel zu schwer oder doch zumutbar?
Auf 40370 Höhenmeter summierte sich die Strecke des Giro, weit mehr als in den Jahren zuvor. Gleich acht Bergankünfte waren ebenfalls ein rekordverdächtiger Wert. Im Vorfeld gab es viele Diskussionen, ob solche Anforderungen nicht zu schwer wären. Im Nachhinein kann man dies weder bejahen noch verneinen. 159 von 207 Startern hielten bis zum Ende durch, was keine außergewöhnlich kleine Quote ist, wie sie bei einem Rennen zu erwarten wäre, das den Fahrern zu schwer ist. Das vor allem in der letzten Woche teils mit enormen Durchschnittsgeschwindigkeiten gefahren wurde, zeugt auch nicht von unzumutbarer Erschöpfung des Pelotons. Aber wenn der bärenstarke Alberto Contador nach der Königsetappe sagte, er hätte noch nie so sehr gelitten, dann ist dies auch ein Zeichen, dass die Fahrer doch zumindest an ihre Grenzen getrieben wurden. Aber offenbar nicht darüber hinaus.


Etappe 2: Petacchi gewinnt Sprint und verärgert Cavendish
Die längste Etappe erlebt auch die längste Flucht. Sebastian Lang liegt 219 der 244 Kilometer vor dem Feld. Mit ihm erobert schon wieder ein Deutscher das erste Bergtrikot der Italien-Rundfahrt, so wie im Vorjahr Paul Voß. Im Ziel kommt es zum Sprintduell zwischen Alessandro Petacchi und Mark Cavendish, das der italienische Routinier für sich entscheidet. Mit seinem 22. Giro-Etappensieg schiebt sich Petacchi auf Platz acht der ewigen Bestenliste vor. HTC legt Protest gegen Petacchis grenzwertigen Sprint ein, doch die Jury entscheidet sich gegen eine Strafe. Cavendish bleibt das Rosa Trikot, das er von seinem Teamkollegen Marco Pinotti übernimmt.
-> Petacchi schlägt Cavendish ein Schnippchen. Rosa Trikot als schwacher Trost

Etappe 3: Weylandt stirbt nach Sturz in einer Abfahrt
Der 9. Mai 2011 geht als einer der traurigsten Tage des Giro d'Italia in die Geschichte ein. Der schreckliche Unfalltod von Wouter Weylandt stellt alles Sportliche in den Schatten und versetzt die gesamte Radsportwelt in tiefe Trauer. In der Abfahrt vom Passo del Brocco stürzt der 26-jährige Belgier so schwer, dass er sofort tot ist. Seine Startnummer 108 soll beim Giro nie wieder vergeben werden. Noch ohne zu wissen, welches Drama sich abgespielt hat, gewinnt Angel Vicioso die Etappe aus einer Fünfergruppe, David Millar übernimmt das Rosa Trikot.
-> Tod von Weylandt überschattet 3. Etappe - Vicioso Sieger an einem tragischen Tag

Etappe 4: Ein Tag im Gedenken an Weylandt
Das Teilstück am Tag nach Wouter Weylandts Tod wird neutralisiert. Auf den 216 Kilometern fährt jede Mannschaft einen Teil vor dem Feld, um die gemeinsame Trauer zu demonstrieren. Bei der Zieleinfahrt wird Weylandts Team Leopard Trek der Vortritt gelassen, das dessen engen Freund Tyler Farrar mit in seine Reihen aufnimmt. Sie alle werden daraufhin den Giro verlassen und am 18. Mai bei der Beerdigung in Gent Weylandt die letzte Ehre erweisen.
-> Neutralisierte 4. Giro-Etappe im Gedenken an Wouter Weylandt

Etappe 5: Weening fährt auf strade bianche ins Rosa Trikot
Die Etappe über die strade bianche soll die erste Herausforderung für die Fahrer sein, welche die Gesamtwertung im Auge haben. Bei schönem Wetter wird es eine staubige Fahrt über die Schotterstraßen, die Pieter Weening gewinnt. Mit John Gadret fährt der Niederländer zehn Kilometer vor Schluss zum Solisten Martin Kohler hin, der sich das Bergtrikot holt. Weening lässt die beiden stehen und erreicht das Ziel wenige Sekunden vor dem Favoritenfeld, in dem David Millar fehlt. So bekommt Weening auch das Rosa Trikot, das er vier Tage lang tragen wird. Fünf Minuten Verlust von Jose Rujano sollen dem Venezolaner später zugutekommen.
-> 5. Giro-Etappe über strade bianche sieht Weening triumphieren


Alberto Contador
Giro-Sieger auf Abruf?
So überlegen der Gesamtsieg von Alberto Contador war, so groß ist das Fragezeichen, das dahintersteht. Nach seinem Clenbuterol-Fall von der Tour de France 2010 wurde Contador im Februar vom spanischen Verband freigesprochen, konnte nur deswegen beim Giro starten. Der Internationale Sportgerichtshof CAS wird den Fall aber neu verhandeln, der Termin wurde von Juni auf Anfang August verschoben. Sollte der CAS Contador schuldig sprechen, wird der Weltverband UCI alle seine Resultate seit der positiven Dopingprobe annullieren und Michele Scarponi nachträglich Giro-Sieger 2011 ernennen.
Alberto Contador
Persönlicher Rekord für den Spanier
6:10 Minuten vor Scarponi feierte Contador den deutlichsten Gesamtsieg seiner Laufbahn. Seine vorherigen GT-Siege:
  Tour 2007: 0:23 vor Cadel Evans
  Giro 2008: 1:57 vor Riccardo Ricco
  Vuelta 2008: 0:46 vor Levi Leipheimer
  Tour 2009: 4:11 vor Andy Schleck
  Tour 2010: 0:39 vor Andy Schleck
Beim Giro, überhaupt bei einer Grand Tour, hatte letztmals 2006 Ivan Basso einen größeren Vorsprung als Contador in diesem Jahr. In der ewigen Rangliste der GT-Sieger liegt Contador, sofern er nicht verurteilt wird, mit nun sechs Siegen auf Platz sieben.


Etappe 6: Ventoso schlägt Petacchi in Abwesenheit Cavendishs
Yaroslav Popovych legt an diesem Tag den Grundstein für seinen Sieg in der Ausreißerwertung. Die Fluchtgruppe des Ukrainers wird allerdings vor dem Ziel eingeholt. An einer Steigung während der ersten Hälfte der letzten zehn Kilometer gibt es zahlreiche Angriffe, dann kommt es aber doch zum Sprint. Diesmal unterliegt Alessandro Petacchi dem Spanier Francisco Ventoso, Roberto Ferrari wird Dritter. Mark Cavendish kann sich nicht für die 2. Etappe revanchieren, konnte auf der welligen Etappe den Anschluss an das Hauptfeld nicht halten.
-> Bergfeste Sprinter gefragt: Ventoso schlägt Petacchi auf 6. Etappe des Giro d´Italia

Etappe 7: De Clercqs Coup bei der ersten Bergankunft
Die erste Bergankunft des Giro hält nicht ganz, was sie verspricht. Der Anstieg nach Montevergine ist zwar lang, aber nicht schwer genug für einen Schlagabtausch der Topkletterer. Auf der Etappe zeigt sich erstmals der italienische Meister Giovanni Visconti als Ausreißer in einer Gruppe. Am Schlussanstieg werden die Karten aber neu gemischt. Sieben Kilometer vor dem Ziel setzt sich Bart De Clercq ab und gewinnt knapp vor Michele Scarponi, der die Favoritengruppe wieder an den Belgier herangebracht hat, der das Bergtrikot von Martin Kohler übernimmt.
-> Erste Bergankunft: Überraschung durch Bart De Clercq, Weening weiter in Rosa

Etappe 8: Gatto überrascht Sprinter, Contador gibt eine Kostprobe ab
Eine kleine Rampe gut einen Kilometer vor dem Ziel wird den Sprintern auf der sonst flachen Etappe zum Verhängnis. Oscar Gatto greift in der Steigung an und kann ein Loch reißen, das ihm letztlich zum Etappensieg reicht. Alberto Contador reagiert einen Tick zu spät auf die Attacke des Italieners, setzt ihm nach, kommt aber nicht mehr an ihm vorbei. Alessandro Petacchi führt fünf Sekunden nach den beiden das Hauptfeld ins Ziel. Seinen ersten Giro-Etappensieg verpasst Contador zwar noch, setzt aber ein Ausrufezeichen am Tag, bevor der Giro ins Hochgebirge geht.
-> Oscar Gatto vermasselt Sprintern die 8. Etappe des Giro - Contador Zweiter

Etappe 9: Contadors Machtdemonstration am Ätna
Die erste richtig schwere Bergetappe findet auf Sizilien statt und führt zweimal den Ätna hinauf. Bei der ersten Überfahrt liegt eine Gruppe mit Ausreißern vorne, die man schon gut kennt: u.a. Yaroslav Popovych, Mathias Frank, Giovanni Visconti und Jan Bakelants, der seine Führung in der Sprintwertung ausbaut. Bakelants kann sich am Schlussanstieg am längsten vorne halten, aber niemand hat eine Chance gegen den wie entfesselt fahrenden Alberto Contador. Bereits sieben Kilometer vor Schluss sprengt der Spanier die Favoritengruppe und holt sich überlegen den Sieg. Nur Jose Rujano kann ihm bis fast ins Ziel folgen. Mit beinahe einer Minute Vorsprung auf Kanstantsin Sivtsov schlüpft Contador ins Rosa Trikot und gibt es nicht wieder her.
-> Alberto Contador am Ätna eine Klasse für sich - der Topfavorit des Giro in Topform


Italienische Bilanz
Nur Scarponi und Nibali überzeugen
Am liebsten hätten die Italiener bei ihrer Landesrundfahrt natürlich einen italienischen Sieger gehabt, Michele Scarponi und Vincenzo Nibali kämpften aber hinter dem überragenden Alberto Contador nur um Platz zwei. Sieger dieses Duells war Scarponi, der sich für den Giro 2010 revanchierte. Damals hatte es Nibali mit 13 Sekunden Vorsprung als Dritter aufs Podium geschafft. Die beiden waren die einzigen Italiener in den Top10 - so wenige wie zuletzt im Jahr 1987. Die Anzahl Etappensiege war ebenfalls nicht zufriedenstellend - weniger als die fünf von diesem Giro gab es letztmals 1989.
Stefano Garzelli
Zum zweiten Mal König der Berge
Unter den Italienern stach wieder einmal Stefano Garzelli heraus. Der frühere Gesamtsieger wiederholte seinen Erfolg von 2009, gewann die Cima Coppi und das Grüne Trikot als Sieger der Bergwertung. Hätten ihn auf der Königsetappe am Ende nicht die Kräfte verlassen, er hätte sogar noch einen Etappensieg feiern können. Selbst auf der letzten Bergetappe musste Garzelli aber noch fürchten, dass ihm Alberto Contador als "Nebenprodukt" von dessen Überlegenheit noch den Bergtrikotgewinn wegschnappen könnte. Garzelli konnte den totalen Erfolg des Spaniers jedoch verhindern.


Etappe 10: Cavendish gewinnt klassische Sprinteretappe
Nach dem ersten Ruhetag gibt es eine Sprinteretappe aus dem Lehrbuch. Die drei Ausreißer Pierre Cazaux, Fumiyuki Beppu und Yuriy Krivtsov werden schon 25 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Ein Angriff von David Millar im Finale verhindert die Sprintankunft nicht. Auf der leicht ansteigenden Zielgeraden holt sich Mark Cavendish seinen ersten Sieg bei diesem Giro, verweist Francisco Ventoso und Alessandro Petacchi auf die Plätze.
-> Cavendish holt sich seinen Sieg beim Giro auf 10. Etappe vor Ventoso und Petacchi

Etappe 11: Gadrets explosiver Antritt bringt ihm den Sieg
Der außergewöhnlich wellige Parcours mit unzähligen kleinen Anstiegen ruft viele Angreifer auf den Plan, so dass es sehr lange dauert, bis sich eine Gruppe etabliert. Zu dieser gehört Christophe Le Mevel, der Dritte der Gesamtwertung. Das Rosa Trikot bleibt aber bei Alberto Contador, weil die Ausreißer doch wieder eingeholt werden. Daniel Moreno und Ignatas Konovalovas wiederstehen den Verfolgern am längsten. An der Schlusssteigung brechen die beiden ein und John Gadret holt sich den Tagessieg mit einem Angriff auf dem letzten Kilometer. Joaquin Rodriguez und Giovanni Visconti werden knapp hinter dem Franzosen Zweiter und Dritter.
-> Gadret gewinnt 11. Giro-Etappe, Le Mevels Angriff auf Rosa scheitert

Etappe 12: Cavendish siegt auch auf letzter Flachetappe
Die kommenden neun Etappen bestehen nur aus Bergen und Zeitfahren, so dass die Sprinter zum letzten Mal ihr Können zeigen. HTC-Highroad kontrolliert das Rennen und gibt den Ausreißern Michal Golas, Stef Clement, Davide Ricci Bitti und Miguel Minguez nicht den Hauch einer Chance. Mark Cavendish dankt es seinem Team mit dem zweiten Etappensieg. Davide Appollonio und Alessandro Petacchi belegen die nächsten Plätze. Gerald Ciolek holt mit Rang fünf das beste Resultat eines Deutschen beim ganzen Giro.
-> Cavendish gewinnt Giro-Finale der Sprinter, Ciolek auf Platz fünf

Etappe 13: Contador überlässt Rujano den Sieg am Glockner
Bei Regenwetter stattet der Giro Österreich einen Besuch ab. Eine große Gruppe von 16 Fahrern überquert zuerst die Grenze. Die Ausreißer, von denen sich Robert Kiserlovski eine Zeit lang absetzt, werden im Schlussanstieg am Großglockner aber alle eingeholt. Wie am Ätna ist Jose Rujano der Aktivste und der Einzige, der Alberto Contador folgen kann. Der Leader honoriert es und überlässt Rujano den Sieg am Glockner, da dieser in der Gesamtwertung keine Gefahr mehr darstellt. Der Rest verliert viel Zeit und Vincenzo Nibali hat als neuer Zweiter schon mehr als drei Minuten Rückstand auf Contador, der neben der Gesamt- und Punkte- jetzt auch die Bergwertung anführt.
-> Rujano siegt am Großglockner, aber Contador ist klar der stärkste Mann beim Giro


Roman Kreuziger
Bester Jungprofi des Giro
Mit der Bergankunft am Ätna übernahm der Tscheche Roman Kreuziger das Weiße Trikot und verteidigte es bis zum Schluss. Der zweimalige Top10-Finisher der Tour de France wurde Gesamtsechster. Mit seinen 25 Jahren war Kreuziger zwei Jahre älter und drei Plätze besser als Steven Kruijswijk. Der Niederländer konnte als Einziger der Nachwuchsfahrer mit Kreuziger mithalten, beendete den Giro mit 2:23 Minuten Rückstand.
Mannschaften
Astana siegt, Liquigas baut Serie aus
Die Mannschaftswertung nach Zeit gewann das Team Astana, obwohl es mit Roman Kreuziger (6.) und Paolo Tiralongo (19.) nur zwei Fahrer unter die Top30 der Gesamtwertung brachte. Zehn Minuten zurück belegte Movistar Platz zwei. Erfolgreichste Mannschaft gemessen an Etappensiegen war HTC-Highroad. Eine besondere Serie konnte Liquigas fortsetzen, beendete die siebte Grand Tour in Folge ohne einen einzigen Ausfall.


Etappe 14: Anton lässt die Basken erstmals beim Giro jubeln
Erst am Vortag wird der Monte Crostis gestrichen, dessen Abfahrt als zu gefährlich eingestuft wird. So bleibt neben einigen kleineren Anstiegen nur noch die Bergankunft am gefürchteten Monte Zoncolan. Bram Tankink, Matteo Rabottini und Gianluca Brambilla haben als Ausreißer mehr als zehn Minuten Vorsprung, sind am Zoncolan letztlich aber chancenlos. Brambilla darf nun als Zweiter der Bergwertung immerhin das Grüne Trikot tragen. Igor Anton fährt die letzten knapp fünf Kilometer des Anstiegs alleine und sorgt für den ersten Euskaltel-Sieg beim Giro überhaupt. Alberto Contador begnügt sich eine halbe Minute dahinter mit dem zweiten Platz. In der Gesamtwertung verteidigt diesen Vincenzo Nibali. Die Aufgabe von Andrea Noè ist mehr als eine Randnotiz, der 42-jährige Routinier beendet damit seine lange Karriere.
-> Igor Anton gewinnt am Zoncolan - keine Schwäche bei Alberto Contador

Etappe 15: Nieve gewinnt Königsetappe, Garzelli die Cima Coppi
Die Königsetappe mit fünf Anstiegen und 5823 Höhenmetern ist der spektakulärste Tag der Rundfahrt. 18 Ausreißer machen sich Hoffnungen auf den Prestigeerfolg an der Cima Coppi auf dem Passo Giau, aber gegen Stefano Garzelli kommt keiner an. Genau wie 2009 siegt er am höchsten Punkt des Giro und erobert sich das Bergtrikot. Im Schlussanstieg nach Gardecchia überflügelt ihn Nieve, ein weiterer Ausreißer, und holt den zweiten Sieg hintereinander für Euskaltel. Alberto Contador ist wieder der Stärkste der Favoriten und wird Dritter. Michele Scarponi übernimmt Rang zwei in der Gesamtwertung, liegt über vier Minuten hinter Contador, aber fast eine Minute vor Vincenzo Nibali, seinem größten Kontrahenten im Kampf um den Platz hinter dem designierten Gesamtsieger.
-> Nieve gewinnt atemberaubende Königsetappe, Garzelli holt das Bergtrikot

Etappe 16: Bergzeitfahren spiegelt die Kräfteverhältnisse wider
Auf den zweiten Ruhetag folgt das Bergzeitfahren nach Nevegal, bei dem Alberto Contador in einer eigenen Liga fährt. Er siegt klar 34 Sekunden vor Vincenzo Nibali und vertreibt die letzten Zweifel an seinem Gesamtsieg. Nibali kann dem drittplatzierten Michele Scarponi nur vier Sekunden abnehmen und so in der Gesamtwertung kaum näher an ihn herankommen. Kletterfloh Jose Rujano und Bergtrikotträger Stefano Garzelli sind die nächstbesten Fahrer des Tages.
-> Contador im Bergzeitfahren ohne Konkurrenz - Sieg über eine halbe Minute vor Nibali

Etappe 17: Visconti wird bestraft, Ulissi bekommt Sieg zugesprochen
14 von 16 Ausreißern kommen auf dieser Etappe durch, die nach zwei Anstiegen im Tal endet. Auf den letzten flachen Kilometern setzt sich aus der großen Gruppe ein Quartett mit Giovanni Visconti, Jan Bakelants, Pablo Lastras und Diego Ulissi ab. Beim Sprint dieser vier, findet Visconti keine Lücke zwischen Ulissi und der Bande, woraufhin er diesen zur Seite schiebt. Zwar ist Landesmeister Visconti dann Erster im Ziel, wird aber zurückgestuft, womit Ulissi zum Sieger wird. Das Hauptfeld mit den Favoriten verliert rund drei Minuten, was Kanstantsin Sivtsov, einem weiteren Ausreißer, eine Verbesserung auf Platz fünf der Gesamtwertung beschert.
-> Ulissi Sieger der 17. Etappe des Giro d´Italia - Visconti auf Platz drei zurückversetzt


Jan Bakelants
Punktesammler an den Zwischensprints
Viel Prestige bringt der Gewinn der Sprintwertung nicht mit sich, ist aber Beleg für die aktive Fahrweise von Jan Bakelants bei diesem Giro. Mit 26 Punkten sammelte der Belgier doppelt so viele wie der Zweite Pablo Lastras. Auf fünf Etappen war Bakelants in die Top5 an den Zwischensprints gefahren. Zwar war er dabei nie Erster, hatte damit aber eine komfortable Führung. Seinen Erfolg machte er schließlich mit aufeinanderfolgenden Sprintsiegen auf der 17. und 18. Etappe perfekt.
Yaroslav Popovych
Fleißigster Ausreißer des Giro
Mit 354 Kilometern gewann Yaroslav Popovych die Trofeo Fuga, die Ausreißerwertung des Giro. 193 Kilometer holte der Ukrainer mit einer langen Flucht auf der 6. Etappe, die aber ebenso wie spätere Versuche erfolglos endete. Auf der 9. Etappe nahm er für 103 weitere Kilometer einen Ausreißversuch über den Ätna in Kauf. Während der 15., der Königsetappe, sammelte Popovych seine letzten 58 Kilometer, die ihm den Sieg in der Spezialwertung brachten.


Etappe 18: Capecchi gewinnt Sprint eines Ausreißertrios
Lange ist die Etappe flach und wird in den ersten beiden Rennstunden mit einem Schnitt über 50 km/h gefahren. Dann formiert sich eine 20-köpfige Gruppe, aus der am Passo di Ganda, dem einzigen Berg, ein Trio mit Marco Pinotti, Eros Capecchi und Kevin Seeldraeyers hervorgeht. Nach einer langen Abfahrt erreichen sie gemeinsam das Ziel. Ein Angriff Pinottis misslingt, Capecchi sprintet zum Sieg. Weitere der Ausreißer kommen vor dem sechs Minuten zurückliegenden Hauptfeld an. Darunter befindet sich auch Jan Bakelants, der den Gewinn der Sprintwertung endgültig sicherstellt.
-> Capecchi gewinnt rasante 18. Etappe des Giro d´Italia vor Pinotti und Seeldraeyers

Etappe 19: Contador schenkt Tiralongo den Sieg
Stefano Garzelli will den Gewinn des Bergtrikots unter Dach und Fach bringen, dafür jagt sein Team Acqua & Sapone am ersten großen Anstieg drei Ausreißern nach. Garzelli fehlen an der Bergwertung aber zwölf Sekunden zu diesem Trio, dem er sich gemeinsam mit Johann Tschopp und Mikael Cherel anschließt. Aber auch zu sechst kommen sie nicht durch, werden am Schlussanstieg eingeholt. Sechs Kilometer vor Schluss kommt Paolo Tiralongo mit seiner zweiten Attacke weg, wird nur noch von Alberto Contador eingeholt, der seinem ehemaligen Teamkollegen aber den Sieg nicht wegnimmt. Vincenzo Nibali wird Dritter und kann seinen Rückstand in der Gesamtwertung zu Michele Scarponi von 47 auf 34 Sekunden verringern.
-> Contador gönnt Tiralongo den ersten Profi-Sieg auf Etappe 19 des Giro d´Italia

Etappe 20: Kiryienka mit riesigem Vorsprung über den Finestre
Die letzte Bergetappe wird zur großen Bühne von Vasil Kiryienka. Der Weißrusse setzt sich nach fast 200 Kilometern flacher Fahrt am Colle delle Finestre aus einer Ausreißergruppe ab und siegt im Ziel in Sestrière mit fast fünf Minuten Vorsprung. Jose Rujano, der am Finestre so lange attackiert, bis ihn die Favoriten fahren lassen, wird Tageszweiter. Alberto Contador zeigt im Gegensatz zu Vincenzo Nibali keine Schwäche. Michele Scarponi kann seinen Vorsprung zu Nibali so wieder auf fast eine Minute ausbauen und hat den zweiten Gesamtrang so gut wie sicher. Auch Roman Kreuziger gerät in Schwierigkeiten, kann das Weiße Trikot aber gegen Steven Kruijswijk verteidigen.
-> Giro d´Italia: Kiryienka gelingt ein Meisterstück auf der Finestre-Etappe

Etappe 21: Millar siegt zum Abschluss im Zeitfahren
Beim abschließenden Zeitfahren in Mailand kann David Millar den Sieg holen, der ihm trotz angriffslustiger Fahrweise in der ersten Rundfahrthälfte nicht gelang. Er siegt sieben Sekunden vor dem Dänen Alex Rasmussen. Alberto Contador wird Dritter und macht seinen zweiten Giro-Gesamtsieg perfekt. Michele Scarponi sichert sich problemlos den zweithöchsten Platz auf dem Podium vor Vincenzo Nibali. Auf den Plätzen dahinter gibt es noch ein paar kleinere Verschiebungen, die wichtigen Entscheidungen waren aber schon vorher alle gefallen.
-> Millar gewinnt Zeitfahren in Mailand - Contador feiert zweiten Gesamtsieg beim Giro





Tagebuch des Giro d´Italia 2011 - Großer Rückblick auf die Etappen und Sieger der 94. Italien-Rundfahrt
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