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Interview mit Florian Bissinger nach seinem Sieg bei der Tour of Szeklerland
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16.08.2011

Interview mit Florian Bissinger nach seinem Sieg bei der Tour of Szeklerland

Info: Tour of Szeklerland (2.2)
Autor: Stefan Dechert (stefdech)



Ende Juni stand der Österreich-Legionär Florian Bissinger LiVE-Radsport.com bei der deutschen Meisterschaft in Neuwied für ein Interview bereit. Keine zwei Monate später konnten wir wieder mit dem 23-Jährigen vom Team ARBÖ Gebrüder Weiss - Oberndorfer sprechen, der in der vergangenen Woche bei der Tour of Szeklerland sehr erfolgreich war. Den Sieg auf der Königsetappe und den Gesamtsieg brachte Bissinger aus Rumänien mit. Er erzählt uns wie knapp es am Ende wurde und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen.


Bissinger-Interview von der DM in Neuwied

LiVE-Radsport.com:
Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Sieg und dem Etappensieg bei der Tour of Szeklerland. Beschreibe doch mal, wie es zu diesem schönen Erfolg gekommen ist.


Florian Bissinger:
Vielen Dank, ich bin mit sehr guter Form nach Rumänien angereist. Nach der Österreich Rundfahrt Anfang Juli habe ich eine Pause eingelegt und die Form für den letzten Teil der Saison neu aufgebaut.
Bei der Tour of Szeklerland habe ich jetzt von der harten Arbeit profitiert. Bereits am ersten Tag hatte ich gute Beine und fand mich auf einer vom Wind geprägten Etappe in der Spitze wieder. Als es ins Finale ging schaffte ich den Sprung in die 9-köpfige Spitze und konnte mit dem fünften Platz den Grundstein für dieses Ergebnis legen. Am zweiten Tag, der Königsetappe, hatte ich sehr gute Beine und fuhr auf dem 14 km langen Schlussanstieg einem Solosieg entgegen. Durch die Zeit, welche ich dadurch herausfuhr, übernahm ich zugleich das blaue Trikot des Gesamtführenden.


Am Ende ist es noch einmal richtig eng geworden, wie konntest Du darauf reagieren?

Der letzte Tag beinhaltete noch einmal zwei schwere Etappen. Bei dem 7 km langen Bergzeitfahren am Vormittag konnte ich das Trikot mit dem dritten Etappenplatz verteidigen. Doch mir war klar, die anderen Teams werden es mir auf der zweiten Halbetappe nicht leicht machen. Es kam dann auch noch etwas Pech dazu, so war ich bei der 129 km langen, letzten Etappe bereits nach 10 km völlig isoliert von meinem Team. Die Konkurrenten nutzten die Situation aus und so entstand eine gefährliche Gruppe, welche ihren Vorsprung schnell auf 3 Minuten ausbauen konnte. Einer meiner schärfsten Verfolger, der Grieche Ioannis Tamouridis, führte diese Gruppe auf den fünf Kilometer langen Stadtkurs im Miercurea-Ciuc, welcher noch 17mal zu umfahren war. Es blieb also noch etwas Zeit und ich versuchte, die anderen Teams zur Nachführarbeit zu animieren – immerhin waren ihre Plätze im Klassement auch gefährdet. Der Abstand begann langsam auf zwei Minuten zu fallen, weiter wollte er jedoch nicht schwinden. Als die Anzeige noch drei Runden angab, setzte ich alles auf eine Karte und spannte mich vor das Feld und fuhr mit allem was ich noch hatte. Jetzt begann der Abstand zu schmelzen. Als wir ins Ziel flogen wusste keiner ob es gereicht hat. Erst die Auswertung der Transponder brachte die erlösende Gewissheit – der Kraftakt hat sich gelohnt, ich habe meine erste Rundfahrt gewonnen.


Nach der Tour ging es mit dem Auto 20 Stunden nach Hause, klingt nicht gerade nach einem entspannten Profileben, was hat Dich zu Hause an Glückwünschen erwartet?

Mir gefällt das Profileben, ich reise gerne durch die ganze Welt. Es macht Spaß von der Welt etwas zu sehen und in verschiedenen Ländern Radrennen zu fahren. Da nimmt man als kleines Profiteam die 20-stündige Autoreise gerne in Kauf.
Ich hätte selbst nicht erwartet, wie viele Freunde, Bekannte und sportbegeisterte Fans diese Rundfahrt im abgeschiedenen Szeklerland verfolgten. Ganz besonders hat mich das Interesse und die Glückwünsche von LiVE-Radsport gefreut, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchte.


Wie sieht Dein weiterer Saisonplan aus, welche Rennen wirst Du in diesem Jahr noch fahren?

Die Saison geht jetzt in ihre finale Runde, mich erwarten jedoch noch einige schöne Rennen. Zunächst gilt es an den kommenden vier Wochenenden mein gelbes Trikot in der österreichischen Rad Bundesliga, der Tchibo Top Rad Liga zu verteidigen. Danach nimmt unser Team noch an einigen internationalen Rundfahrten teil. An Rundfahrten in Asien wie der Tour de Hokkaido oder dem Taiwan Cup. Es würde mich auch freuen, wenn es klappen würde, einen Einsatz bei einer australischen Rundfahrt zu bekommen. Ich freue mich schon auf die Rennen welche noch kommen.


Klasse, evtl. noch ein Rennen in Australien, dass hört sich ziemlich gut an.

Ja, auf dem fünften Kontinent bin ich bis jetzt noch keine Rennen gefahren und war auch nicht anderweitig dort. Als Saisonabschluss könnte ich mir das sehr gut vorstellen.


Florian, dass Ende der Saison naht, stellt sich die Frage bei welchem Team Du das nächste Jahr fährst?

Ja, diese Frage stelle ich mir schon seit einigen Wochen. Ich war dieses Jahr glücklich in meinem kleinen österreichischen Team ARBÖ Gebrüder Weiss – Oberndorfer. Ich habe jedoch gesehen wo ich hin will. Meine Ziele liegen ganz klar bei den großen internationalen Rennen. Ich möchte mich mit den besten Fahrern der Welt messen.
Bei Rennen wie der Vuelta a Murcia oder der Österreich Rundfahrt durfte ich in die Welt des großen Profi-Radsports schnuppern. Dort liegen ganz klar meine Ziele und dort würde ich gerne mal Rennen gewinnen.
Die Gespräche laufen, ich habe auch einige recht gute Angebote, es ist jedoch gerade für einen jungen deutschen Radsportler nicht leicht in große Teams zu kommen. Aber vielleicht lenkt ja, nach diesen Erfolgen, noch das ein oder andere Team ein und erkennt, dass es auch große Talente direkt vor der Haustüre gibt.
Ich sehe international so große Begeisterung für den Radsport - der Radsport lebt. Es würde nicht schaden wenn man den jungen wilden aus Deutschland die Möglichkeit gibt sich zu beweisen, um den Radsport in unserem Land wieder dorthin zu bringen wo er schon war.


Florian, vielen Dank für das Gespräch.

Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview.
LiVE-Radsport.com ist immer die erste Adresse, wenn man aktuelle News zu Rennen auf der ganzen Welt sucht.






Florian Bissinger nach seinem Sieg auf der Königsetappe im Leadertrikot der Tour of Szeklerland (Foto: ktm-cycling.at)
Florian Bissinger nach seinem Sieg auf der Königsetappe im Leadertrikot der Tour of Szeklerland (Foto: ktm-cycling.at)

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