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Tagebuch Heinrich Berger: Die ersten Tage bei der Tour du Faso
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25.10.2011

Tagebuch Heinrich Berger: Die ersten Tage bei der Tour du Faso

Info: Tour du Faso (2.2)
Autor: Heinrich Berger



24.10.2011 - Nach 15 Jahren nimmt erstmals wieder ein deutsches Team an der Tour du Faso teil. Dabei ist auch LiVE-Radsport.com Tagebuch-Autor Heinrich Berger, der uns jetzt von den ersten Tagen in Burkina Faso berichtet, vom Kulturschock, einem Krankenhausbesuch und ansteigender Form. Seinem Teamkollegen Serge Herz verholf Berger auf der 4. Etappe zu Platz zwei und Benjamin Höber ist sogar Zweiter in der Gesamtwertung.



Moin moin, liebe Sportsfreunde!

Heute melde ich mich mal aus einem für mich völlig neuen Teil der Welt und zwar aus Westafrika. Ich bin mit meinen Teamkollegen bereits am vorletzten Sonntagabend nach Burkina Faso in die Hauptstadt Ouagadougou geflogen. Und da ich gerade von der Massage komme, hab ich ein wenig Ruhe und Zeit, um mein Tagebuch zu pflegen.
Dies ist dringend nötig denn in den letzten Tagen ist sehr, sehr viel passiert!

Die Anreise an sich verlief weitestgehend reibungslos, bis auf den nervigen 5h Aufenthalt in Marokko. Die Fahrt von Flughafen zu Hotel war wahrscheinlich einer der größten Kulturschocks und einer der krassesten Eindrücke, die ich je erlebt hab. Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt und trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) sind die Menschen sehr offen, freundlich, lebensfroh aber leider oft auch hungrig. Dort hat niemand das Geld oder die Möglichkeit, um in ein Stadion zu gehen. Und wenn dort einfach so ne Hundertschaft an Rennfahrern vorbei schießt, ist das natürlich ein riesen Ereignis! Doch zurück in die richtige Reihenfolge ...

Donnerstag: Teampräsentation

Am Donnerstagabend fand in der Ouaga 2000, einem neuen Stadtteil der Hauptstadt, die Teampräsentation statt. Diese allererste Möglichkeit, sich total zum Löffel zu machen, nutzen viel Spoleis (sportliche Leiter), um auf der Bühne zu tanzen und zu singen ... das ganze hatte echten Unterhaltungswert! Auch ich nutze die erste Möglichkeit, um mich in Szene zu bringen, allerdings sehr ungewollt! Auf dem Weg von der Party zum Bus galt es, einen tiefen und leeren Abwassergraben zu überqueren. Dieser lag im Schatten der Festbeleuchtung und da es mittlerweile 21 Uhr Ortszeit war, war es eh schon lange dunkel. Wer mich ein wenig kennt, ahnt was kommt. Im vollen Lauf knallte ich also gegen die Kante des Grabens und zog mir tiefe Einkerbungen am linken Schienbein zu. Außerdem brach mein Kreislauf fast vollständig zusammen.

Ich wurde in DAS BESTE Privatkrankenhaus der Stadt verfrachtet. Das beste Krankenhaus in Burkina ... das ist und bleibt AIR FRANCE (laut unseren Burkina erfahrenen Betreuern)! Zum Rest des Abends will ich eigentlich nicht viele Worte verlieren. Ich war um 1:30 Uhr im Hotel und der Arzt wusste danach genau wie es seiner Freundin geht, weil er, während er mich behandelte, 3 mal mit ihr telefoniert hat ...

Freitag: 1. Etappe

Die erste Etappe war einfach die absolute Hölle!
Mein kompletter Körper war vom Vorabend noch total verspannt und hatte mehr mit dem Schienbein an sich zu tun als mit dem Pedalieren. Die letzten 50 km fuhr ich zusammen mit Teamkollege Elmar Hantzsch, der mir beim beim leiden helfen wollte. Ich hab mich einfach nur super schwach und total hilflos gefühlt. Elmar musste mich über weite Teile dieser Meter schieben, damit ich einigermaßen den Anschluss ans Grupetto halten konnte. Für seine Motivation bin ich ihm natürlich sehr dankbar!
Nach der Etappe war ich total erledigt, konnte kaum sprechen, geschweige denn mich bewegen. Nach ungefähr einer Stunde auf der Ledercouch in der Hotellobby schleppte ich mich in der zweiten Stock (ohne Fahstuhl), wusch mich kurz und schlief quasi den kompletten Rest des Tages und der folgenden Nacht durch. Und bewegte mich dabei auch praktisch nicht.

Samstag: 2. Etappe

Am zweiten Tag kam nach ebenfalls ca. 150 km (wie am Vortag) eine 15 Mann Spitzengruppe an, die sich im Finale noch mal teilte. Ich kassierte 1.5 min. Was allerdings 1000 Mal wichtiger war, ich fühlte mich wieder gut und einigermaßen entspannt auf dem Rad. Was ich wohl auch unserer fantastischen Masseuse zu verdanken habe. Vielen Dank Kiatoo!
Mittlerweile liege ich im wahrscheinlich romantischsten Ort, an dem ich je gewesen bin: Mitten im afrikanischen Busch, unterm Moskitonetz auf ner Matratze im 8 Mann Zelt und das bei gefühlten 35°C. Suuuper GEIL!

Sonntag: 3. Etappe

Nach der heutigen Etappe fühlte ich mich übrigens sehr gut und sogar noch besser als gestern! Hab zwar wieder viel Zeit im GC verloren, aber das ist mir ja eh egal. Benni Höber ist mittlerweile unser Mann fürs GC, Serge Herz, Karsten Keuneche und ích für Sprint und Fluchtgruppen. Meinem Schienbein geht es mittlerweile wieder recht gut ich kann zwar immer noch nicht ohne stark zu humpeln gehen, aber wie gesagt, solange ich noch Rad fahren kann ist alles gut.

Montag: 4. Etappe

So, jetzt noch mal kurz vorm Feierbier!
Serge ist heute im Massenspurt 2ter geworden, nachdem Benni und ich ihn in Position gefahren haben. Nach 75 km über zum größten Teil sehr gute Straßenverhältnisse. Ich konnte mich mit einem halbherzigen Spurt auf Platz 9 in Ziel retten. Merke allerdings schon einen guten Formzuwachs, ich denke da wird noch was abgehen! Und darüber freue ich mich sehr! Und vor allem bin ich froh, dass ich mich nach meinem Sturz doch über die erste Etappe gequält habe und die Tour fahren kann. Denn für mich ist das keine Selbstverständlichkeit, dass es bei mir so gut läuft in den letzten Tagen und auch die Organisation der Rundfahrt im allgemeinen ist wesentlich besser als ich es für möglich gehalten hatte!

Da die Etappe so kurz war, wurde auch sehr schnell und aggressiv gefahren. Morgen werden wir ca. 140 km unter die Räder nehmen. Heute wurde bereits angedroht, dass die Straßenverhältnisse morgen unterirdisch schlecht werden sollen. Ich bin also sehr gespannt auf die Sandpassagen und die Schlaglöcher, die immense Ausmaße haben sollen!

Sport frei Heinrich





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