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Christoph Sokoll, Trainingskollege von Bernhard Eisel, gewinnt in Laura genau ein Jahr nach schrecklichem Sturz
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24.10.2011

Christoph Sokoll, Trainingskollege von Bernhard Eisel, gewinnt in Laura genau ein Jahr nach schrecklichem Sturz

Info: Crocodile Trophy
Autor: Veranstalter Crocodile Trophy



Laura, 24.10.2011 - Christoph Sokoll hatte sich schon einen Namen im Radsport gemacht, als er in seinem ersten Elitejahr 190 km lang an der Spitze bei der Weltmeisterschaft 2009 in Mendrisio lag, die von Cadel Evans gewonnen wurde. Jetzt, nach seinem Etappensieg bei der Crocodile Trophy, kennen ihn auch die Mountainbiker. Der Belgier Mike Mulkens machte die Hölle durch. Nachdem er das dritte Jahr schon versucht, einen Etappensieg einzufahren, erlitt er einen platten Reifen nur 1 km vom Ziel in Laura. Er war in Führung gelegen und mit dem im Sprint ihm unterlegen geglaubten Sokoll unterwegs. Der Niederländer Jeroen Boelen behielt das Führungstrikot, verlor aber wertvolle Sekunden auf den Herausforderer Urs Huber.

“Dies ist ein sehr spezieller Sieg für mich”, sagte Sokoll. „Genau bei dieser heutigen Etappe hatte ich einen schweren Sturz und brach mir drei Rippen und das Schlüsselbein. Damals fuhr ich noch die Etappe zu Ende, aber es war der härteste Tag in meinem Leben. Als wir heute die berühmt berüchtigte Kurve am Billabong erreichten an der ich gestürzt war, fühlte ich mich gleich viel besser, dass ich sie überlebt habe. Gleichzeitig war ich auch noch in der Spitzengruppe. Ich habe mich heute den ganzen Tag stark gefühlt.“

Sokoll fuhr tatsächlich eine frühe Attacke mit seinem Landsmann René Haselbacher, dem Australier Mark Griffin und den Belgiern Mike Mulkens und Kevin Hulsmans. Diese fünf würden dann die gesamte Etappe an der Spitze bleiben. Die Straße von Mt Mulgrave nach Laura war lang, jedoch nicht zu anspruchsvoll. Die Straßenrennfahrer hatten ihren Vorteil. Und es wurde auch ein sehr taktisches Rennen mit Fahrern, die antäuschten, markierten und ihre Verbündeten suchten. Nicht unbedingt der beste Fahrer schien heute einem Sieg entgegen zu fahren, vor allem da das Peloton sich zurückhielt und sich nicht um die Führungsgruppe sorgte, die einen maximalen Vorsprung von 5 Minuten herausfahren konnten.

Sogar Wolgang Krenn, der seinen dritten Platz in der Gesamtwertung wackeln sah, schien sich nicht zu fürchten. „Ich war mir sicher, dass sie niemals einen großen Vorsprung erreichen würden. Wir hielten das Peloton (mit 22 Fahrern) in einem guten Tempo, aber nicht zu hoch. Sie hätten uns nie überraschen können.“

„Das stimmt“, fügte der Führende Jeroen Boelen hinzu. „Wir hielten alles unter Kontrolle. Es war wie bei einem Straßenrennen, bei dem der Führende des Rennens eine Spitzengruppe gehen lässt. Hätte jemand in meiner Gruppe einen Etappensieg angestrebt, hätten sie mit mir zusammenarbeiten müssen. Das hat keiner gemacht, und so konnte die Ausreißergruppe vorne bleiben.“Das einzige Problem jedoch war, dass in der Spitzengruppe kein Zusammenhalt herrschte. Die Anwesenheit von zwei Österreichern und zwei Belgiern führte zu Rivalität und viel Diskussionen. „Es gab viele Auseinandersetzungen“, erklärte der Zeuge Mark Griffin. Der Australier war der Überraschungsmann in der Führungsgruppe. „Die anderen Fahrer waren nicht zufrieden mit dem Benehmen von Mike Mulkens. Mulkens hat sich andauernd über seine Ausdauer beklagt und dass er nicht mithalten könne, er hatte anscheinend auch Probleme mit seinem Reifenventil.“

Griffin war glücklich einfach mit dabei zu sein an der Spitze. Der Mountainbiker, der schon die ganze Woche auf den Plätzen 10 und 11 landete, kam durch Zufall zur Crocodile Trophy. Er war der beste Fahrer in einer Serie von Events, die von Rocky Trail Entertainment in Sydney veranstaltet worden waren, die auch Bernard Beer unterstützt werden, einem der Hauptsponsoren der Crocodile Trophy. So gewann er sein Ticket zum 1200 km Abenteuerrennen durch Nord-Queensland. „Ich darf mich nicht beklagen. Ich wollte wirklich nicht zur Crocodile Trophy kommen, ohne mein Bestes gegeben zu haben. Und heute habe ich genau das gemacht. In Wirklichkeit habe ich mir sehr intensiv auf dieses Rennen vorbereitet. Mein Ashfield Cycles Team und ich haben ein 7-wöchiges Trainingsprogram absolviert. Ausserdem habe ich die Tour de France heuer auf meinem Heimtrainer mitverfolgt. Das hat gewirkt.“

Nicht nur die lange Distanz war zu hart für Griffin. Der Mountainbiker aus Sydney war die Taktiken der Straßenfahrer an der Spitze nicht gewohnt. „Mulkens hatte einen platten Reifen“, erzählte Hulsmans. „20 km lang hat er nicht mit uns mitgearbeitet, was mich wirklich irritierte, ich hatte auch den Verdacht, dass er ein Abkommen mit den Österreichern geschlossen hatte. Deshalb habe ich attackiert.“

Mit weniger als 30 km bis in´s Ziel, attackierte Hulsmans tatsächlich. Griffin fiel zurück und Hulsmans konnte den Vorsprung auf eine Minute ausbauen. Nun war Mulkens auf Verfolgungsjagd – mit Sokoll und Haselbacher. Sie kamen ihm immer näher und holten ihn nach 12 km ein. „Kevin ist einfach zu früh ausgerissen“, sagte Haselbacher. „Und es gab wirklich keinen Zusammenhalt vorne. Ich musste die anderen immer wieder antreiben. Es war heute wieder einmal wie auf einer Paris-Roubaix Etappe. Ziemlich flach, aber hart, man musste nur dran bleiben.“

„Es war sehr anstrengend auf den Schotterstraßen, wie Bois de Wallers“, sagte Hulsmans danach. „Aber es war gut. Staub, Schlamm, Sand, es ist ein wirklich heldenhaftes Rennfahren. Ich habe gepokert und verloren. Dies hier ist kein UCI Rennen, aber jeder ist hier um zu gewinnen. Es ist hart, aber ich werde es wieder versuchen. Vielleicht schon morgen.“

Noch im Spiel an der 10 km Marke: nur Mulkens und Sokoll, da Haselbacher seine Kräfte verlassen hatten. Auf den letzten Kilometern fuhren Sokoll und Mulkens Schulter an Schulter. Auf einmal jedoch stoppte Mulkens und stieg vom Rad. Platter Reifen. Anstatt mit einem Platten weiterzufahren versuchte er mehr Luft in den Reifen zu pumpen, aber Sokoll war inzwischen verschwunden.

„Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich zu dem Zeitpunkt mehr Kraft in den Beinen hatte als Mulkens.“, so Sokoll im Ziel. Und da könnte er recht haben, denn mit nur 500 m bis in´s Ziel und mit einem sicheren zweiten Platz gab Mulkens auf. Er riss sich das Jersey vom Leib und setzte sich an den Straßenrand. Einfach gesessen hat er dort, tief atmend – vielleicht sogar weinend vor Verzweiflung? Der zweimalige Dritte bei der Crocodile Trophy würde wieder keinen Etappensieg erlangen.

„Ich war fertig. Ich konnte nicht einmal mehr meinen Lenker richtig halten. Ich war einfach leer. Ich weiß nicht, wie sich ein Herzinfarkt anfühlt, aber ich kann nicht sehr weit weg davon gewesen sein.“, erzählt Mulkens der schlussendlich mit einem 11.36 Minuten Rückstand auf Sokoll in´s Ziel kam. Dramatische Ereignisse für den belgischen Fahrer. „Ich hätte gute Chancen auf einen Sieg in Laura gehabt, da bin ich mir sicher.“


Weiterer Bericht: Urs Huber tankt neues Selbstvertrauen

Zum Schluss hatte auch das Peloton mit Huber und Boelen aufgeschlossen und Huber konnte sogar noch 16 Sekunden auf Boelen gutmachen. „Ich kannte die letzte Kurve vom vorigen Jahr“, so Huber. „Viele Fahrer waren ausgerutscht in der steinigen Schotterkurve. Ich war vorsichtig als erster Fahrer in der Kurve, was gut war, da Jeroen Boelen hinter mir zu Sturz kam. Ich gebe den Gesamtsieg noch nicht auf. Jede Sekunde zählt.“

Für Boelen waren es keine großen Verletzungen, nur einige Schrammen am linken Bein.

Der glücklichste Mann in Laura war der Etappensieger Christoph Sokoll, der in seinem dritten Elitejahr im Straßenrennsport ist. Nach seinem Überraschungsangriff in Mendrisio, bekam der Trainingskollege von Bernhard Eisel ein Angebot von Footon-Servetto, aber zog das österreichische Vorarlberg-Corratec Team vor. Für die Saison 2012 hat er schon einen Vertrag mit Tyrol Team. „Mountainbiking ist keine Priorität für mich. Vor diesem Rennen war ich vielleicht zwei oder drei Mal am Rad. Vielleicht sollte ich es doch öfter versuchen, aber wenn, dann nur auf einem 29-er Rad, so wie viele der Favoriten hier.“

-> Zum Resultat

Die morgige Etappe bringt 89 km und 200 Höhenmeter von Laura nach Kalpowar. Sie wird ohne die heldenhaften Handybiker starten, die gestern nach 18 Stunden das Ziel erreichten. Heute morgen konnten sie nicht an den Start, da Patrik Doak mit einem Sonnenstich und Fieberkrämpfen zu kämpfen hatte. Der zweite Teamfahrer, Carlos Moleda, erlitt eine offene Wunde, durch einen unbemerkten Stein auf dem er den ganzen Tag gesessen hatte. Der Dritte im Bunde wird die Crocodile Trophy fertigfahren und von seinen beiden Teamkollegen am Grassy Hill von Cooktown empfangen werden.





Christoph Sokoll gelingt auf der 7. Etappe der Crocodile Trophy ein Solosieg (Foto: Crocodile Trophy 2011)
Christoph Sokoll gelingt auf der 7. Etappe der Crocodile Trophy ein Solosieg (Foto: Crocodile Trophy 2011)

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