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Linus Gerdemann färbt französischen Nationalfeiertag nach Sieg rot, weiß, gelb!
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14.07.2007

Linus Gerdemann färbt französischen Nationalfeiertag nach Sieg rot, weiß, gelb!

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Jörg Schröder und Sascha Witzke
Ranking zu: Gesamtweltrangliste

Linus Gerdemann hat sich auf der 7. Etappe der Tour de France auf dem Weg in die Alpen selbst überrascht. Früh ging er in eine große Ausreißergruppe und sicherte sich am Ende durch eine überzeugende Fahrweise den Etappensieg. Nebenbei wurde er auch zum kämpferischsten Fahrer gewählt - und, für ihn noch viel bedeutender: neben dem weißen Trikot fuhr er völlig überraschend auch ins Gelbe Trikot! Zweiter wurde Inigo Landaluze vor David de la Fuente. Fabian Wegmann wurde guter 6. Andreas Klöden kam mit den Favoriten ins Ziel.

2 Münsteraner auf der Flucht
Auf der heutigen ersten Bergetappe der diesjährigen Tour Bourg-en-Bresse nach Le Grand-Bornand über 197,5 km setzte sich nach der ersten von 4 Bergwertungen in einer hektischen Anfangsphase eine 12-köpfige Spitzengruppe ab, zu der neben Linus Gerdemann (T-Mobile) auch bekanntere Fahrer wie David de la Fuente (SDV), Dimitri Fofonov, Juan Antonio Flecha (RAB), Paolo Savoldelli (AST) oder Egoi Martinez (DSC) gehörten. 3 weitere Fahrer konnten nach langer Verfolgungsfahrt noch aufschließen, darunter Fabian Wegmann von Gerolsteiner. Das Hauptfeld ließ den Vorsprung schnell auf über acht Minuten anwachsen ehe CSC und Predictor-Lotto reagierten, bei CSC engagierte sich sogar Fabian Cancellara im Gelben Trikot für die Nachfürharbeit. Den Abstand konnte man auf die gut hamonierenden Ausreißer aber nur langsam verringern, bis zu den Anstiegen Nummer 2 und 3 schrumpfte der Abstand aber auf unter 6 Minuten und es sah danach aus, als sollte die Gruppe doch noch eingeholt werden auf dem Weg in die Alpen. Die eher fürs Flache prädestinierten Männern von Predictor konnten aber im welligen Etappenfinale nicht mehr richtig Tempo machen, so dass der Vorsprung, auch als Lampre in die Führung mit einstieg, schließlich noch gut 5 Minuten am Fuße des ersten richtigen Berges der Tour, dem Col de la Colombière, betrug.

Frühe Attacken bei den Ausreißern
Die erste Attacke kam von Jose Ivan Gutierrez von Caisse d´Epargne. Mit seinem Antritt riss er die Spitzengruppe völlig auseinander. Zunächst konnte nur Landsmann De La Fuente folgen. Kurz darauf schlossen auch Linus Gerdemann und der Kasache Dimitri Fofonov wieder nach vorne auf. Der Deutsche Meister Wegmann fuhr sein Tempo weiter. Fofonov sorgte schließlich dafür, das seinem Tempo nur noch Gerdemann folgen konnte.

Favoriten halten heute noch die Füße still
Im Hauptfeld kontrollierte inzwischen Rabobank mit Grischa Niermann das Tempo. Noch dabei waren auch die schwer angeschlagenen Klöden und Vinokourov, die auch davon profitierten, das keiner der Konkurrenten Attacken startete. Vorne war es nun wieder Gerdemann, der mit einem Antritt Fofonov 22 Kilometer vor dem Ziel stehen ließ und sich alleine auf den Weg machte. Der junge Deutsche zeigte bei seiner ersten Tour beeindruckende Kletterqualitäten und holte sich am Gipfel des Berges 30 Punkte für die Bergwertung. Sein schärfster Rivale war inzwischen Inigo Landaluze (EUS), der dem gegen Ende des Berges etwas schwächelnden Deutschen bis auf 18 Sekunden nahe kam. Im Hauptfeld hatte unterdessen Caisse d`Epargne das Tempo etwas erhöht, so dass sich zahlreiche Fahrer nach hinten verabschieden mussten. Auch Markus Fothen und Bernhard Kohl von Gerolsteiner verloren unerwartet den Anschluss und musste am Ende einige Sekunden an Rückstand hinnehmen.

"Ich bin noch nie in meinem Leben so über mein Limit gegangen wie heute"
In der 16 Kilometer langen Abfahrt gab Gerdemann nochmal richtig Gas und baute sein Polster wieder aus. Nicht nur der Tagessieg und das Weiße Trikot des besten Profis unter 25 Jahre winkte nun, sogar das Gelbe Trikot war zum greifen nahe, da das Feld auf dem Gipfel noch 4 Minuten Rückstand hatte.
Nach hartem Kampf gegen Krämpfe und sichtlich am Ende erreichte Gerdemann schließlich den größten Erfolg seiner Karriere. Der Münsteraner sicherte sich das Gelbe und das Weiße Trikot und erhielt außerdem die rote Startnummer für den aktivsten Fahrer der Etappe. Durch seine Leistung übernahm T-Mobile zudem die Führung in der Mannschaftswertung. Hinter ihm belegten Landaluze und De La Fuente die Ränge zwei und drei. Das Hauptfeld kam schließlich mit gut dreieinhalb Minuten Rückstand ins Ziel. Kurz vor dem Ziel attackierte der auf dem Gipfel eingeholte Wegmann noch mal und sicherte sich mit tollem Kampfgeist den 6. Rang. Der zweite Münsterander in den heutigen Top 10 meinte hinterher dazu: "Ich war so lange vorne, da wollte ich heute nicht 50. werden."

Veränderte Gesamtwertung - passiert ist dennoch nichts
Fabian Cancellara, der viel Führungsarbeit verrichtet hatte, kam mit einer abgeschlagenen Gruppe und über 22 Minuten Rückstand ins Ziel und spielt nun in der von Gerdemann angeführten Gesamtwertung keine Rolle mehr. Wie bei der heutigen Etappe belegen Landaluze und de la Fuente die weiteren Podestplätze. Andreas Klöden rangiert nur auf Rang 6, bei Astana hofft man nun darauf, dass ihre Kapitäne auf der schwerere 2. Alpenetappe morgen halbwegs gut durchkommen um dann den Ruhetag am Montag nutzen zu können.

Stimmen zur Etappe:
Ein überwältigter Gerdemann rang nach dem Zieleinlauf sichtlich nach Fassung und musste vor Erschöpfung sogar gestützt werden. Beim Interviews hatte er merklich mit den Gefühlen zu kämpfen: "Das ist der schönste Tag meines Lebens, einfach unfassbar. Ich bin noch nie in meinem Leben so über mein Limit gegangen wie heute. Ich möchte allen danken, die immer an mich geglaubt haben". Allen voran dankte er seiner Freundin, aber auch anderen Weggefährten und Trainern. "Wir wollen eine neue Zeit im Radsport einläuten. Mit diesem Sieg zeigen wir, dass wir auf einem guten Weg sind," sagte er zur neuen Teamphilosophie. Zudem dankte er den vielen Fans, die trotz der schwierigen Zeit den Radsport weiter unterstützen.

Alexandre Vinokouvor war glücklich, die Etappe überstanden zu haben: "Mir ging es heute etwas besser als gestern. Ich konnte im Feld bleiben und für mich ist das wie ein Sieg. Morgen hoffe ich, ich kann den Rückstand begrenzen."

-> Resultate und Wertungen

Vorschau:
Auf der morgigen 8. Etappe steht ein erster echter Schlagabtausch der Favoriten für die Gsamtwertung bevor. Unter anderem stehen drei Bergwertungen der 1. Kategorie auf dem Programm. Man darf gespannt sein, wie sich Gerdemann dort nach seinem Husarenstück am heutigen Tag schlägt. Nach der Etappe riet der Mann in Magenta von zu hohen Erwartungen ab, da er heute deutlich über seinem Limit gefahren sei. Er wolle sich jetzt voll in den Dienst von Kapitän Michael Rogers stellen. Weiteres zur Etappe HIER.

Führender Gesamtwertung: Linus Gerdemann (TMO)

Führender Sprintwertung: Tom Boonen (QSI)

Führender Bergwertung: Sylvain Chavanel (COF)

Bester Jungprofi: Linus Gerdemann (TMO)


Erster Tour-Etappensieg beim Debüt: Linus Gerdemann (Foto: TMO)




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