<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Lombardei-Rundfahrt
Cunego schlägt Ricco im Sprint und krönt seine Saison beim Giro di Lombardia
Suchen Lombardei-Rundfahrt Forum  Lombardei-Rundfahrt Forum  Lombardei-Rundfahrt
20.10.2007

Cunego schlägt Ricco im Sprint und krönt seine Saison beim Giro di Lombardia

Info: GIRO DI LOMBARDIA
Autor: Henning Witteborg
Ranking zu: Gesamtweltrangliste



Lampre-Profi Damiano Cunego hat die 101. Austragung der Lombardei-Rundfahrt über 242 Kilometer gewonnen und so den wichtigsten Erfolg dieser Saison eingefahren. Im Sprint verwies er seinen Landsmann Riccardo Ricco vom Team Saunier Duval-Prodir im Zweiersprint souverän auf den zweiten Platz, während Cadel Evans nach dem Ausschluss Di Lucas sich als ProTour-Gesamtsieger feiern durfte.

Das Saisonfinale der UCI-ProTour stand in diesem Jahr unter denkbar unguten Vorzeichen, denn nach der drei monatigen Sperre für den Leader der Rennserie, Danilo Di Luca, rutsche der Australier Cadel Evans an die erste Position, der bereits vor dem Rennen von dort nicht mehr zu verdrängen war. Dennoch bot die 101. Austragung der traditionsreichen Lombardei-Rundfahrt viel Spannung, da im Vorfeld bei den vielen kleineren, aber doch sehr schweren, italienischen Rennen sich viele Fahrer in guter Form präsentierten und zum Favoritenkreis hinzustießen, so z.B. Leonardo Bertagnolli oder Alexandr Kolobnev. Favorit Nummer eins war allerdings klar der zweifache Weltmeister Paolo Bettini, der sich vor dem Start umgeben von zahlreichen Fans sichtlich wohl fühlte und nach den turbulenten Wochen den Erfolg genoss. Aus deutscher Sicht sollte vor allem Gerolsteiner-Profi Fabian Wegmann die Fahne hochhalten, der im Trikot des Landesmeisters seinen dritten Platz vom Vorjahr hinter Bettini und Sanchez zumindest wiederholen wollte, auch wenn im Team mit Davide Rebellin ein weiterer Klassikerjäger Ambitionen hegte seinen ersten Sieg beim Herbstklassiker zu landen. Das Finale des Radsportjahres 2007 zeigte sich währenddessen am heutigen Samstag noch mal von seiner schönsten Seite, denn die schöne Landschaft rund um den Comer See wurde während des ganzen Rennens in eine goldene Herbstsonne getauft. Dementsprechend gut gelaunt nahmen dann 179 Profis das „Rennen der fallenden Blätter“ um 10 Uhr 40 in Angriff und zeigten gleich zu Beginn, dass das Ende der Saison nicht gleichbedeutend mit einem niedrigen Tempo war. Nach der ersten Rennstunde stand bereits ein Schnitt von 45,7 km/h zu Buche.

In dieser hektischen Phase passierte nach zwölf gefahrenen Kilometern auch der erste Sturz des Tages, in dem unter anderem Daniele Nardello und Sylvester Szmyd verwickelt waren, das Rennen aber dennoch fortsetzen konnten. Trotz des horrenden Tempos konnte sich bald eine Ausreißergruppe mit Bernhard Kohl von Gerolsteiner, Matteo Tosatto von Quick-Step, Paolo Bossoni von Lampre, Alberto Losada von Caisse d'Epargne und Niklas Axelsson von Selle Italia lösen, die aber in ihrer Zusammensetzung so nicht Bestand haben sollte, da Axelsson zurückfiel, während Alan Perez Lezaun von Euskaltel, Pablo Lastras Garcia von Caisse d'Epargne und Jesus Del Nero von Saunier Duval aufschlossen und so gemeinsam ein Septett bildeten, welches sich für lange Zeit an der Spitze des Rennens behaupten sollte.

Im Peloton kehrte im Anschluss an die Bildung der recht ungefährlichen Gruppe ein etwas langsameres Tempo ein, was zur Folge hatte, dass der Abstand bis zum Kilometer 80 auf maximal 10:50min anwuchs, allerdings ohne in irgendeiner Form außer Kontrolle zu geraten. Nach der Hälfte des Rennens hatte sich dieser Vorsprung auch schon relativiert, denn im Feld hatte man kontinuierlich das Tempo hochgeschraubt und den Abstand auf sieben Minuten und wenig später etwas mehr als fünf Minuten reduziert. Besonders das italienische Team Liquigas mit Leonardo Bertagnolli, dem Sieger der Clasica San Sebastian, und Filippo Pozzato zeigte sich in dieser Phase als die treibende Kraft unter den Favoritenteams. 50 Kilometer vor dem Ziel zeigte sich dann auch erstmals mit Lampre das Team des späteren Siegers an der Spitze und so wurde immer klarer, dass die tapferen Ausreißer um den Österreicher Bernhard Kohl nicht eine realistische Chance haben würden ihr Unternehmen erfolgreich abzuschließen.

Zu jenem Zeitpunkt kam es im Rennen auch schon fast zu der vorentscheidenden Situation des Tages, als sich auf Initiative Fränk Schlecks eine 18-köpfige Gruppe aus dem Feld löste, in der insgesamt mit den Schleck-Brüdern, dem Vizeweltmeister Kolobnev, Sastre und Gustov fünf CSC-Fahrer befanden, ebenso wie Dekker, Simoni und Ricco. Am 754 Meter hoch gelegenen Ghisallo, einem der schwersten Anstiege des Rennens, löste sich dann Tosatto aus der Spitzengruppe, da ihm seine Begleiter anscheinend zu langsam wurden, während hinten die Favoriten Sekunde um Sekunde gutmachten. Bei noch 35 zu absolvierenden Kilometern hatte er seinen Vorsprung bereits auf 42 Sekunden ausgebaut, während dahinter Bossoni, Lezaun und Losada verzweifelt um den Anschluss kämpften. Im Gegensatz zu den Bemühungen des Trios trug im Feld die Arbeit Früchte und so wuchs die Verfolgergruppe auf 50 Fahrer an, unter denen sich alle Favoriten befanden, auch der Vorjahressieger Paolo Bettini. Auf dem Weg nach Civiglio näherte sich dann in der Folgezeit die Gruppe mehr und mehr den Spitzenreitern, die schließlich allesamt bis auf Tosatto eingeholt wurden.

An jenem vorletzten Anstieg war es dann auch bald um den Italiener geschehen, der vom heranstürmenden Karsten Kroon vom Team CSC regelrecht stehen gelassen wurde, doch auch die Attacke des Niederländers hatte, auch wenn er sich zunächst vorne halten konnte, wie so viele Tempoverschärfungen in dieser Phase keinen rennentscheidenden Charakter. Dennoch wurde die Kopfgruppe durch das hohe Tempo enorm verkleinert, sodass letztendlich eine achtköpfige Gruppe übrig blieb, in der zur Überraschung vieler ein Paolo Bettini nicht zu entdecken war.

Unter den Augen der zahlreichen Zuschauer versuchte dann CSC noch mal die zahlenmäßige Überlegenheit auszunutzen und ergriff in der Person des Vize-Weltmeisters Kolobnev die Offensive. Sein Antritt war aber nicht explosiv genug um sich komplett abzusetzen, denn Cunego, Ricco, Evans und sein Teamkollege Andy Schleck waren am heutigen Tag einfach in bestechender Form. Nachdem Kroon wieder gestellt wurde, stand die kurvenreiche und teilweise durch enge Gassen führende Abfahrt nach und in Civiglio an, in der sich das Quartett mit Andy Schleck, Ricco, Cunego und Evans auch zunächst weiter absetzen konnte. Zum Ende der Abfahrt füllte sich die Gruppe dann aber wieder auf, sodass sich vor dem letzten Anstieg, dem San Fermo della Battaglia, mehr als 20 Fahrer die Spitze des Rennens darstellten. Urplötzlich waren dann auch die Basken sehr aktiv, von denen Igor Anton das Tempo in der Gruppe hochhielt, während sich sein Kapitän Samuel Sanchez, der im letzten Jahr Zweiter wurde, ausruhen konnte.

Im alles entscheidenden Anstieg schlug dann aber die Stunde der Italiener, denn Cunego und Ricco, die die ganze Zeit aufmerksam gefahren fahren, lancierten mehrere Tempoverschärfungen, bis sie sich endlich gelöst hatten. Die beiden Kletterstarken Youngster fuhren Meter um Meter auf die Verfolger heraus und erhöhten so ihre Chancen auf den letzten großen Sieg in ihrer Saison. Bis zur Zielgeraden wechselten sie sich auch regelmäßig ab und begannen erst zu pokern, als die Verfolger nicht mehr in einer realistischen Reichweite waren. Vom Hinterrad Riccos aus hatte Cunego die bessere Position und entfaltete auf der Zielgeraden die höhere Endgeschwindigkeit, welche ihm den größten Saisonerfolg einbrachte. Für Lampre war es somit nach den Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und den Vattenfall Cyclassics durch Alessandro Ballan der dritte Klassikersieg dieser Saison. Mit einigen Metern Abstand konnte dann noch Samuel Sanchez den dritten Platz ersprinten, doch hätte man bei den Verfolgern nicht so viel umhergeschaut, wäre mehr möglich gewesen.

Als bester Deutscher beendete Fabian Wegmann das Rennen auf Platz 14 mit 46 Sekunden Rückstand, während sein Teamkollege Rebellin immerhin Fünfter wurde. Oliver Zaugg machte mit Rang 20 das gute Mannschaftsresultat für Gerolsteiner perfekt. Das T-Mobile-Team war nicht am Start.

-> Resultat

Der Giro di Lombardia bildete auch den Schlusspunkt der 21 Rennen umfassenden Serie der italienischen Sommer- und Herbstklassiker, deren Sieg sich Alessandro Bertolini sichern konnte. Mehr dazu gibt es hier.





Cunego siegt zum zweiten Mal nach 2004 (Foto: www.cycling-report.de.vu)


Zum Seitenanfang von für Cunego schlägt Ricco im Sprint und krönt seine Saison beim Giro di Lombardia



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live