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„Weihnachtsengel“ beschützte Carsten Podlesch bei schwerem Sturz vor Weihnachtspreis in Dortmund
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25.12.2007

„Weihnachtsengel“ beschützte Carsten Podlesch bei schwerem Sturz vor Weihnachtspreis in Dortmund

Autor: Adriano Coco

Wiehl, 25.12.2007 - Dreimal wirbelte Steher-As Carsten Podlesch (38, Foto Sieger hinter Schrittmacher Helmuth Baur) durch die Luft, dann knallte er auf den Asphalt. Doch ein Weihnachtsengel muss den Berliner beim Trainingssturz kurz vor Heiligabend beschützt haben. So wie alle Jahre wieder kann der seit 1988 fünfmalige Sieger morgen (26.12.) nun doch beim Weihnachtspreis in Dortmund starten. Im Interview mit Live-Radsport spricht Podlesch vor seinem Abschiedsrennen in der Westfalenhalle über sein Glück beim Sturz, in Liebe und Beruf.

Herr Podlesch, was war passiert?


Nach Feierabend war ich gerade los zum Training. Plötzlich schoss ein Auto von rechts aus einer Einfahrt. Ich hatte keine Chance zu bremsen oder auszuweichen, flog über die Motorhaube, drehte mich dreimal in der Luft und knallte auf die Straße. So ein schrecklicher Dreifachsalto ist mir in meiner nicht gerade sturzarmen Karriere noch nie passiert.

Waren sie bewusstlos?


Nein, Aber im ersten Moment befürchtete ich Allerschlimmstes. Unterhalb der Gürtellinie spürte ich nichts mehr, war wie gelähmt. Das war aber nur der Schock. Ich hatte Riesenglück. Und Glück war auch, dass gerade ein Polizeiwagen vorbeikam. So traf in nicht einmal fünf Minuten die Feuerwehr ein und brachte mich mit Blaulicht und Martinshorn ins Krankenhaus.

Welche Verletzungen erlitten Sie?

Das Sprunggelenk ist stark geprellt, die linke Schulter gezerrt. Brustkorb und Rippen sind ebenfalls geprellt. Und am Kopf habe ich eine Beule.

Was haben Sie in der Feuerwehr gedacht?

Aus vorbei. Die Abschiedssaison ist gelaufen. Kein letzter Start beim Weihnachtspreis in Dortmund. Kein großes Abschiedsrennen zum Karriere-Ende beim 97. Berliner Sechstagerennen im Januar.

Und nun doch Start morgen beim 71. Weihnachtspreis in der Westfalenhalle?


Der Sturz ist, wie durch ein Wunder, glimpflicher ausgegangen als befürchtet. Trotz starker Schmerzen konnte ich am nächsten Tag schon wieder trainieren. Der Brustkorb tut mir aber beim Atmen immer noch sehr weh. Die Blutergüsse an Knöchel und Oberschenkel sind mittlerweile dunkelblau.

Sehen sie überhaupt Chancen morgen in Dortmund?

Den historischen Sieg-Rekord vom einstigen Lokalmatador Dieter Kemper mit sechs ersten Plätzen werde ich nun nie mehr brechen können. Aber ich hoffe mit Schrittmacher Helmuth Baur gut über die Runden zu kommen. Aber ganz habe, ich die Hoffnung nicht aufgegeben, beim letzten Start doch noch einmal auf dem Treppchen zu stehen.

Wer wird gewinnen?

Ich tippe auf den Europameister Timo Scholz aus Leipzig.

Also, morgen Dortmund, tags darauf starten Sie schon wieder als Steher beim Sechstagerennen in Zürich - haben Sie überhaupt Zeit, Weihnachten zu Feiern?

Oh doch. Heiligabend konnte ich glücklich wieder einmal einen Tag mit meiner Lebenspartnerin Tina in Berlin Weißensee zusammen sein. Am Tag davor feierte ich Weihnachten mit meinen Kindern Katharina und Florian In Forst in der Lausitz. (Katharina ,6, und Florian, 4, leben seit der Scheidung bei Mutter Diana, Anmerkung des Autors). Heute muss ich aber noch zurück nach Hause nach Wiehl fahren.

Wie Wiehl? Sie wohnen doch in Berlin.

Nein, nicht mehr. Im Herbst habe ich meine Zelte in der Heimat abgebrochen, meine Wohnung in Charlottenburg aufgegeben. Am 30. September hatte ich in Berlin das Staatsexamen als Fitnessökonom bestanden, und außerdem das große Glück, nahtlos schon am 1. Oktober meine erste Stelle antreten zu können. Seitdem bin ich Studiomanager im Gesundheitszentrum Oberberg in Wiehl bei Gummersbach. Darum hänge ich nach diesem Winter auch das Rad unwiderruflich an den Nagel.

Was waren Ihre größten Erfolge, seit den ersten Schritten bei den Zehlendorfer Eichhörnchen vor fast 30 Jahren?

Natürlich die beiden Weltmeistertitel 1992/1994. Da seitdem keine Steher-Weltmeisterschaften mehr ausgetragen worden sind, bleibe ich nun vielleicht sogar der ewige Steherweltmeister. Dann die drei Siege bei den Europameisterschaften 1996, 2000, 2001. Nicht zu vergessen die dreizehn Deutschen Meistertrikots.

Und die zehn Siege im Großen Steherpreis beim Berliner Sechstagerennen bei neun Starts seit 1997 zählen Sie nicht mit?

Und ob! Darum ist es mein größter Traum, meine Karriere zum Abschluss mit einem Sieg beim zwölften und letzten Rennen auf meiner Heimatbahn im Velodrom zu beenden.


Geschafft! Sieger Carsten Podlesch reißt vor Freude Arm hoch
Geschafft! Sieger Carsten Podlesch reißt vor Freude Arm hoch. Der Berliner wird Erster beim Steherrennen anlässlich des Madisoncup 2006 in Berlin, Schrittmacher Helmuth Baur. Zweiter wurde Giuseppe Atzeni, Schweiz, hinter Schrittmacher Peter Bäuerlein Foto: Adriano Coco

Gewonnen: Carsten Podlesch und Schrittmacher Helmuth Baur
Gewonnen: Carsten Podlesch und Schrittmacher Helmuth Baur (60, Singen) siegten im Großen Steherpreis beim 96. Berliner Sechstagerennen 2007. Foto: Adriano Coco


Carsten Podlesch hinter Schrittmacher Helmuth Baur
Carsten Podlesch hinter Schrittmacher Helmuth Baur beim Goldenen Rad von Berlin 2005 im Velodrom. Foto: Adriano Coco


Carsten Podlesch und seine Tina feierten glücklich Heiligabend in Berlin Weißensee. Foto: Adriano Coco, mehr Fotos unter www.imago-sportfoto.de
Carsten Podlesch und seine Tina feierten glücklich Heiligabend in Berlin Weißensee. Das Foto zeigt beide beim Sixdays Opening 2005 auf der Tribüne im Berliner Velodrom. Foto: Adriano Coco



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Patrick Police
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