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Feili

28.08.2005 13:46

Die Situation im Fall Lance Armstrong ist schwierig. Ich habe sein CNN-Interview gesehen und halte nix von seiner frz. Verschwörung-Theorie. Die Franzosen lieben ihn mehrheitlich nicht, das stimmt. Aber sie respektieren ihn als einen der größten Radsportler.

Es gab schon immer Gerüchte, aber im Fall ehemaliger Mitarbeiter kann auch Abrechnung mit im Spiel sein („LA Confidential“). Er arbeitet mit dem in Fachkreisen Dr. Epo genannten und zwischenzeitlich vorbestraften Dr. Ferrari zusammen und bekennt sich dazu. Ullrich arbeitet allerdings mit einem Mediziner der gleichen Einrichtung in Ferrara zusammen, Dr. Ceccini.

Also wie sind die Fakten?
Erythropoietin ist ein körpereigenes Einweis- Enzym, dass die Aufnahme von Sauerstoff im Blut erhöht. Beim Fahrzeugtuning würde man davon sprechen einen Motor auf zu machen, d.h. die Leistung zu erhöhen. Also beim PKW 130 statt 100 PS aus der gleichen Maschine zu erreichen. Bei EPO sind es etwa auch 30% mehr Leistung. Was bedeutet das? Ich kann damit 30% länger im maximalen Pulsbereich bleiben. Eine Zuführung von künstlichem EPO macht nur Sinn im Training und nicht im Wettkampf! Es fragt sich also, warum LA während der Rundfahrt gespritzt haben sollte, zumal er wusste, dass man an verfeinerten Testverfahren arbeitete und auch tatsächlich seit Olympia 2000 natürliches von synthetischem EPO unterscheiden kann. Tatsache ist aber auch, dass EPO seit Mitte der 90er Jahre von fast allen Profis genommen wurde (Aussagen der überführten Fahrer wie Zülle, Olano, Virenque etc.), aber seit dem Skandal 1998 nicht mehr. Jedenfalls nicht in der Spitze. Armstrong war aber Spitze…

Merkwürdig ist das Verfahren: Eine Probe wurde zum 3. Mal geöffnet: 1999, 2001 und nun wieder. Es gibt keine B-Probe mehr, der Athlet wurde nicht vorab informiert, wie es die WADA und IOC-Regeln vorsehen. Es gibt insgesamt 52 positive Proben, aber ausgerechnet einzig LA ließ sich von L´ Equipe angeblich zweifelsfrei namentlich recherchieren.

Als Jurist würde ich sagen, ein solches Verfahren geht so nicht. Hier wird jemand kriminalisiert ohne dass ihm die üblichen Rechte gewährt werden . Es gibt auch keine Sanktionsmöglichkeiten mehr: LA hat keine Profilizenz mehr (d.h. die Verbände sind nicht mehr zuständig) und strafrechtlich ist Medikamentenmissbrauch nach frz. Recht nach 3 Jahren verjährt.

Letztlich geht es wohl eher darum einen als arrogant geltenden Sportler zu desavouieren.

Für mich steht fest – wenn LA gedopt war, dann waren es alle seine unmittelbaren Konkurrenten auch. Er hatte somit keinen Vorsprung.

Aber letztlich dopen wir alle – wenn wir Kopfschmerzen haben nehmen wir Schmerzmittel, wenn wir schlecht drauf sind nehmen wir Pillen etc. Im Sport ist es wie im Leben. Vor Jahrzehnten haben die Radprofis wegen der Schmerzen übrigens noch mit Alkohol, Heroin und Kokain etc. gedopt (zumeist gegen die Schmerzen – vgl. „belgischer Cocktail“) – daran sind viele gestorben. Das konnte mit EPO nicht passieren, jedenfalls nicht, wenn die Werte medizinisch überwacht werden.

In den letzten 50 Jahren sind nur 2 Tour-Sieger niemals positiv getestet worden: Bernard Hinault und Greg Lemond…(Süddeutsche Zeitung Donnerstag oder Freitag vergangener Woche)

Auch Ulle hat schon Amphetamine genommen - wenngleich auch in dem Moment nicht zur leistungssteigerung!
ronron

Gast
28.08.2005 12:49

Järmann: Alle nahmen EPO

Berlin (dpa) - Nach Ansicht des früheren Radprofis Rolf Järmann sind Manipulationen mit dem Blutdopingmittel EPO zumindest bis zur skandalösen Tour de France 1998 «Teil des Wettbewerbes» gewesen. «In der Zeit, in der ich gefahren bin, war EPO weit verbreitet. Deshalb hatten alle die gleichen Chancen. Ich hatte das Gefühl, meine Konkurrenten nehmen das gleiche», sagte der 39-jährige Schweizer in einem Interview der «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung».

www.radsportnews.com
Meinrad

Gast
27.08.2005 15:47

Hm, wir könnten MAZ doch mal fragen ober er das Portal Live-Radsport in Live-Synchronschwimmen oder Live-Fliegenfischen umtaufen will ;-)
Ullesiegt06

Gast
27.08.2005 15:25

aber das ist doch schrecklich? Ehrlich, ihr verursacht mir echt Depressionen :-(((

Soll ich mir das überhaupt noch antun und die Rennen angucken? Oder vielleicht lieber gleich mein Synchronschwimmen landen?
ronron

Gast
27.08.2005 14:27

Sehr gut Linda, deinen Beitrag würde ich gleich mitunterschreiben.

@JayJay
Zwei Dinge: Die Urinproben waren 6-7 Jahre alt, als sie getestet wurden. Es ist gut möglich, dass nichts mehr angezeigt wird obwohl der Fahrer gedopt war...aber es ist ausgeschlossen, dass etwas angezeigt wird, wenn der fahrer nicht gedopt war. Ergo, wissen wir nur wieviele definitiv gedopt waren (resp. wieviele Proben definitiv positiv waren). Ausserdem ist EPO (wie ich meine) nur ein paar Tage nachweisbar aber entfaltet sich erst nach 3 Wochen so richtig. Sprich, während den Rennen, wenn die Wirkung stimmen muss, ist EPO nicht mehr nachweisbar.

Das zweite mit deiner ASG-Theorie...ich befürchte, dasses genau so rauskommen wird.
Meinrad

Gast
27.08.2005 12:40

@Ullesiegt, genau in der Rekonveleszenz griffen viele zu unerlaubten Mitteln.