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Moreno Mosers Mai(n)feiertag - Italiener gewinnt in Frankfurt, Martin stark bei Comeback
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01.05.2012

Moreno Mosers Mai(n)feiertag - Italiener gewinnt in Frankfurt, Martin stark bei Comeback

Info: Bildergalerie
Info: Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt (1.HC)
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Frankfurt am Main, 01.05.2012 - Mit dem Italiener Moreno Moser (Liquigas-Cannondale) hat die spannende 51. Austragung des Frankfurter Radklassikers (1.HC) einen relativ unvorhersehbaren Sieger gefunden. Der 21-Jährige gewann überlegen aus einer vierköpfigen Spitzengruppe heraus. Zweiter wurde Mosers deutscher Teamkollege Dominik Nerz vor dem Russen Serguei Firsanov. Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step), der vor heimischem Publikum ein sensationelles Comeback mit zwischenzeitlicher Solo-Fahrt hinlegte, platzierte sich am Ende als Vierter. Das Verfolgerfeld mit etlichen Top-Sprintern kam einige Sekunden später ins Ziel.

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel im Taunus ...
Nach der Regenschlacht bei Rund um Köln meinte es der Wettergott heute richtig gut mit den 161 Startern aus 21 Mannschaften, die sich in Eschborn, dem Sitz der Frankfurter Börse, auf die 200km-Strecke durchs Main-Taunus-Gebiet machten. Im Fokus der Aufmerksamkeit beim zweitwichtigsten deutschen Eintagesrennen stand Tony Martin - nicht nur weil der 27-Jährige in Eschborn aufgewachsen ist und also ein Heimspiel hatte, sondern wegen seines schrecklichen Trainingssturzes vor etwa drei Wochen, dessen Folgen zunächst sogar die Olympia-Teilnahme gefährdet erscheinen ließen. Mit einem so schnellen Comeback hatte keiner rechnen können. Dem amtierenden Zeitfahrweltmeister merkte man die Schmerzen, die er in seinen mehrfach gebrochenen Gesichts- und Kieferknochen immer noch haben musste, nicht nur nicht an. Er zeigte sich erstaunlicherweise von Beginn an äußerst angriffslustig, fuhr u. a. mit dem zweimaligen Frankfurt-Champion Fabian Wegmann (Garmin-Barracuda) dem Feld zeitweilig davon. An vorderster Front aber lagen in der ersten Rennphase natürlich andere: ein Quintett, das sich nach der ersten Bergwertung (Riedberg, km 25,6) zusammengefunden hatte. Dort fuhren neben dem Belgier Sander Armee (Topsport-Vlaanderen) und dem weißrussischen Meister Aleksandr Kuschynski (Katusha) auch der Schweizer Reto Hollenstein (NetApp) und der Deutsche Sven Forberger (NSP-Ghost) sowie ein Mann, dessen Trikot schwarz-rot-goldene Streifen aufwies - aber nicht etwa deswegen, weil es sich um den amtierenden deutschen Meister im Cyclocross handelte, sondern weil Christoph Pfingsten für die Nationalmannschaft unterwegs war. Angesichts der Unruhe im Feld wuchs ihr Vorsprung allerdings nie auf mehr als 3 Minuten an, betrug die meiste Zeit über gar nur zwischen ein und zwei Minuten. Pfingsten machte insgesamt den stärksten Eindruck und sollte am Ende des Tages zu Recht den Sieg in der Bergwertung davontragen.

... und ein Lokalmatador im Fokus
Die Strecke war im Vergleich zu den letzten Jahren neu gestaltet worden, vor allem was die Anstiege betraf - so stand nach einer Pause wegen Bauarbeiten erstmals der Feldberg wieder auf dem Programm; der Ruppertshainer Berg musste nur einmal bezwungen werden, der Eppsteiner hingegen zweimal und der Mammolshainer Berg gleich dreimal. Bei dessen erster Überquerung attackierte Tony Martin erneut - doch nicht er kam weg, sondern 10 Fahrer, die sich einige Kilometer später mit den Männern vorne zu einer 15-köpfigen Gruppe zusammenschlossen. Unter anderem waren Alessandro Vanotti (Liquigas-Cannondale), Laurent Mangel (Saur-Sojasun), Vladimir Gusev (Katusha), Johannes Fröhlinger (Argos-Shimano), Paul Voß (Nationalmannschaft) und Cesare Benedetti (NetApp) neu hinzugekommen. Das Peloton hielt die Spitzenreiter an der kurzen Leine und ließ sie zappeln - und zwar ziemlich genau bis zum zweiten Besuch in Mammolshain. Der Anstieg diente Lokalmatador Martin unter den Augen seiner Familie nun tatsächlich als Sprungbrett, sodass er die dritte Passage dort oben als umjubelter Solist absolvieren durfte. Aber selbst für einen Zeitfahrcrack waren die verbleibenden 30 Kilometer bis ins Ziel zu lang. Er erhielt Gesellschaft von seinem Landsmann Dominik Nerz (Liquigas), dessen italienischem Teamkollegen Moreno Moser sowie vom Russen Serguei Firsanov (RusVelo). Zu viert stemmten sie sich mit mustergültig abwechselnder Führungsarbeit gegen das auf ca. 40 Fahrer geschrumpfte Feld, in dem sich einige, aber keineswegs mehr alle der ursprünglich stark favorisierten Sprint-Asse befanden.

Doppelsieg für Liquigas-Cannondale
Das Quartett wusste seine 30 bis 40 Sekunden Vorsprung in einer packenden Hatz durch die Straßenschluchten der Mainmetropole Frankfurt zu verteidigen. Hier standen - entgegen dem von Köln und Hamburg gesetzten "Trend" - nur zwei Schlussrunden an. Gemeinsam erreichten die Ausreißer die Flamme rouge - offenbar das Stichwort für Moreno Moser. Der Italiener - ein Neffe des ehemaligen Weltmeisters und Klassikerjägers Francesco Moser - ließ es gar nicht erst auf einen Sprint ankommen, startete einen Blitzangriff und flog dem Ziel entgegen. Dominik Nerz vereitelte geschickt eine mögliche Konterattacke von Firsanov und wurde am Ende gar noch Zweiter (+0:05). Martin hatte verständlicherweise keine Körner mehr übrig und ging als Vierter über die Linie - Sieger zwar nicht in den Rennannalen, wohl aber über seine Verletzungen. Den Sprint der Verfolger um Platz fünf entschied Nationalmannschaftsfahrer André Greipel für sich (+0:23); Vorjahressieger John Degenkolb (Argos) wurde Siebter hinter Alexander Kristoff (Katusha) und vor Daniel Schorn (NetApp). Von den Teilnehmern der zahlreich vertretenen drittklassigen Teams erreichte leider keiner das Ziel. Mosers heutiger Erfolg war keineswegs der erste im noch jungen Profi-Dasein des 21-Jährigen, da er im Februar bei der Trofeo Laigueglia (1.1) triumphierte. Vor zwei Tagen erst hatte er den Giro della Toscana (1.1) als Fünfter beendet. Moser tritt in die Fußtapfen seines Landsmanns Stefano Garzelli, der 2006 in Frankfurt gewann, als "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" noch kurz und prägnant "Rund um den Henninger Turm" hieß.

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Byström gewinnt Nachwuchsrennen. Zepuntke Vierter
Der Sieg im U23-Rennen ging an Sven Erik Byström (Team Oster Hus - Ridley), einen 20-jährigen Norweger, der auf der ersten Etappe der Settimana Coppi e Bartali schon Sechster geworden war. Im Schlusssprint einer 13-köpfigen Gruppe schlug er den Dänen Michael Valgren Andersen (Glud & Marstrand - LRØ), den Sieger von Lüttich-Bastogne-Lüttich Espoirs. Der Niederländer Maurits Lammertink (Jo Piels) - der Platz sieben bei Rund um Köln belegt hatte - schnappte Ruben Zepuntke (Rabobank Continental) den verbliebenen Podestplatz vor der Nase weg. Dahinter klassierten sich der Österreicher Patrick Konrad (Vorarlberg) und Michael Koch (LKT Brandenburg) als Fünfter und Sechster.

-> Zum Resultat U23





Moreno Moser gewinnt Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt 2012 (Foto: Marcel Hilger)
Moreno Moser gewinnt Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt 2012 (Foto: Marcel Hilger)

Tony Martin bot vor heimischem Publikum eine starke Leistung (Foto: Marcel Hilger)
Tony Martin bot vor heimischem Publikum eine starke Leistung (Foto: Marcel Hilger)

Das Hauptfeld auf dem Feldberg, dem höchsten Anstieg des Rennens (Foto: Marcel Hilger)
Das Hauptfeld auf dem Feldberg, dem höchsten Anstieg des Rennens (Foto: Marcel Hilger)

Dominik Nerz, Moreno Moser und Serguei Firsanov bei der Siegerehrung (Foto: Marcel Hilger)
Dominik Nerz, Moreno Moser und Serguei Firsanov bei der Siegerehrung (Foto: Marcel Hilger)


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