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Frauenradsport Alles auf Anfang: Kirsten Wild holt letzte Etappe des Girodonne. Häusler ist Gesamtsiegerin |
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12.07.2009 | |
Alles auf Anfang: Kirsten Wild holt letzte Etappe des Girodonne. Häusler ist GesamtsiegerinInfo: Frauen: Giro d`Italia Internazionale FemminileAutor: H.O. Grumo Nevano, 12.7.09 - Nach der Tour de l’Aude im Mai dieses Jahres hat die Deutsche Claudia Häusler vom Cervélo Test Team auch den Giro d’Italia Femminile 2009 für sich entschieden. Auf der abschließenden Flachetappe geriet ihr Maglia Rosa erwartungsgemäß nicht mehr in Gefahr. Den Cervélo-Triumph perfekt machte der Tagessieg von Kirsten Wild, die bereits im Prolog ganz vorne gelegen hatte. Sie schlug im Sprint zwei Fahrerinnen von Safi - Pasta Zara Titanedi: die zum zweiten Mal auf dem Podium vertretene Italienerin Giorgia Bronzini und die Litauerin Diana Ziliute. Nach zehn Tagen – einem Prolog, neun Etappen inklusive eines Einzelzeitfahrens und insgesamt 918 Kilometern kreuz und quer durch Süditalien – ging die 20. Austragung des Giro d’Italia Internazionale Femminile heute zu Ende. Schauplatz der letzten Etappe war Grumo Nevano, eine ca. 19.000 Einwohner umfassende Stadt, die sich praktisch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Metropole Neapel befindet und mit ihren Schuh- und Bekleidungsfabriken zu den industriellen Zentren der Region Kampanien zählt. Dort hatte man einen praktisch völlig ebenen, aber nicht ungefährlichen Rundkurs eingerichtet, der achtmal zurückzulegen war, wobei eine Runde 13,9 km betrug, sodass sich die Gesamtlänge auf 111,2 km aufsummierte. Es konnte mit einem Massensprint-Finale gerechnet werden und Veränderungen im Gesamtklassement schienen hochgradig unwahrscheinlich. Kirsten Wild rahmt den Triumph ihrer Teamkollegin mit Etappensiegen ein Eine 19 Fahrerinnen umfassende Spitzengruppe führte über weite Strecken das Rennen an und das Cervélo Team um die in Rosa gekleidete Claudia Häusler ließ die Ausreißerinnen gewähren. Man beschränkte sich darauf, die veraussichtliche Gesamtsiegerin sturzfrei über den Parcours zu geleiten. Das Team Bigla allerdings spielte mit dem Gedanken an einen weiteren Etappensieg und bemühte sich, die Lücke zuzufahren, was wenige Kilometer vor dem Ziel auch fast gelungen war. Nutznießer dieser Aktion war jedoch nicht eine Fahrerin aus der Schweizer Mannschaft, sondern eine Teamkollegin der Gesamtführenden, nämlich Prologsiegerin Kirsten Wild, die an der 2000-Meter-Marke attackierte und die Linie als Erste einer kleinen Gruppe von Fahrerinnen überquerte. Die 26-jährige Niederländerin überspurtete dabei die Italienerin Giorgia Bronzini (Safi - Pasta Zara Titanedi), die nach einem vierten Platz auf der vierten und einem zweiten Platz auf der fünften Etappe auch diesmal den Kürzeren zog, sowie Bronzinis Teamkollegin Diana Ziliute, die litauische Straßenmeisterin. Vierte wurde Alessandra D' Ettorre (Top Girls Fassa Bortolo), Fünfte Svetlana Bubnenkova (Fenixs Edilsavino), die Etappendritte von gestern. So endete dieser Giro wie er begonnen hatte und Cervélo konnte den Triumph perfekt abrunden. Claudia Häusler fuhr ihren zweiten Gesamtsieg bei einer großen Rundfahrt als 83. im Hauptfeld 21 Sekunden später sicher nach Hause. Im Mai hatte sie bereits das schwerste Mehretappenrennen der Frauen, die Tour Tour de l'Aude Cycliste Féminin, auf dem Spitzenplatz beendet. Gesamt-Zweite wird 30 Sekunden hinter Häusler die US-Amerikanerin Mara Abbott (Columbia-HTC). Sie ist außerdem Gewinnerin des grünen Bergtrikots; das weiße Nachwuchstrikot für U23-Fahrerinnen geht an die Britin Elizabeth Armitstead vom Lotto-Belisol Ladiesteam, die nationale Vize-Meisterin. Als 15-te hat sie 27 Minuten Rückstand auf Häusler. Rückblick Durch diesen Tageserfolg zieht das Cervélo Test Team zu guter Letzt sogar gleich mit dem erfolgsverwöhnten Team Columbia-HTC, was die Anzahl der Etappensiege angeht. Dreimal stand man ganz oben auf dem Podest, zweimal in Person von Kirsten Wild und auf der 7. Etappe in Person der späteren Gesamtsiegerin. Für Columbia waren Mara Abbott, Ina Yoko Teutenberg sowie Judith Arndt jeweils auf der 3., 4. und 6. Etappe die Schnellsten. Die Equipe Nürnberger Versicherung war zweimal erfolgreich (2. und 8. Etappe, Neben und Worrack), jeweils ein Sieg ging an das Team Gauss RDZ Ormu – Colnago (1. Etappe, Pucinskaite) und an Bigla Cycling (5. Etappe, Cantele). 105 von ursprünglich 138 Fahrerinnen beendeten diesen Giro. Der prominenteste Ausfall war sicherlich der der zeitweiligen Gesamt-Zweiten und Punktbesten Judith Arndt (Columbia) am gestrigen Tag. Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Deutsche sich diesmal den Oberarm gebrochen hat, nachdem sie in dieser Saison schon wegen Schlüsselbein- und Handgelenksbruch zweimal hatte pausieren müssen. Noch steht nicht fest, wie lange sie außer Gefecht gesetzt sein wird. Arndts Ausfall wegen nimmt übrigens ihre Landsfrau Häusler das Maglia Ciclamino zusätzlich mit nach Hause. Viermal hat das Maglia Rosa die Besitzerin gewechselt. Von Cervélo-Prologsiegerin Kirsten Wild ging es nach der ersten Etappe über auf Edita Pucinskaite (Gauss RDZ), die es im Zeitfahren der zweiten Etappe an die später ausgeschiedene Amber Neben (Nürnberger) verlor, bevor Emma Pooley es auf der dritten Etappe in die Reihen des Test Teams zurückholte und Claudia Häusler es drei Tage später endgültig übernahm. Pooley wurde übrigens letztlich Fünfte mit einem Rückstand von 6:35 Minuten. Die Podiumsplatzierten und weitere Ergebnisse Im Alter von erst 23 Jahren hat die Münchnerin Claudia Häusler, die ihre Laufbahn im Team ELK Haus begann, schon mehr erreicht als so manche andere Radsportlerin in ihrem ganzen Leben. Seit dem deutschen Meistertitel 2006 führt der Weg steil nach oben. Dass sie sich zu einer starken Rundfahrerin entwickeln würde, deutete sich bereits im letzten Jahr an, als sie sowohl bei der Tour de l’Aude wie beim Giro d’Italia Femminile die Nachwuchswertung anführte und in der Elitewertung Siebte bzw. gar Dritte wurde. Binnen Jahresfrist gelingt ihr nun bei beiden Rundfahrten der ganz große Triumph. Zwar ist dieser Erfolg wegen der weniger starken Hierarchisierung der Frauen-Rennen nicht mit dem Double Giro/Tour bei den Herren vergleichbar, doch gelang es vor Häusler nur zwei Kolleginnen, in ein und demselben Jahr Girodonne und Tour de l’Aude zu gewinnen: der Französin Catherine Marsal 1990 und der Italienerin Fabiana Luperini 1998. Die Gesamt-Zweite Mara Abbott steht ebenso wie Häusler für die junge Generation des Frauenradsports. In der Tat habe beide fast exakt dasselbe Alter, denn zwischen ihren Geburtstagen im November 1985 liegen nur drei Tage. Auch Abbott, die ehemalige US-Meisterin und aktuelle Zeitfahrvizemeisterin, verspricht eine erfolgreiche Rundfahrerin zu werden. In diesem Jahr war sie bspw. Dritte der Iurreta-Emakumeen Bira, im letzten Jahr Zweite des Giro del Trentino Alto Adige, 2007 Siegerin der Tour of the Gila und auch immer wieder bei der Redlands Bicycle Classic auf dem Podium. Dritte in der Maglia-Rosa-Wertung mit einem Rückstand von 2:33 ist die 30-jährige Schweizerin Nicole Brändli vom Bigla Cycling Team. Einerseits profitierte sie zwar offensichtlich vom Ausfall von Judith Arndt, andererseits aber wird sie zu Recht belohnt für ihre Aufholjagd, die nach dem Zeitverlust im Zeitfahren nötig geworden war und die sich in einer sehr aufmerksamen, angriffslustigen Fahrweise, ihrer Anwesenheit in den Spitzengruppen der späteren Etappen und einem dritten Platz auf Etappe Nr. 6 äußerte. Brändli war Gesamtsiegerin des Giro in den Jahren 2001, 2003 und 2005 gewesen. Die anderen drei ehemaligen Giro-Königinnen, die hier noch am Start waren, Svetlana Bubnenkova (Siegerin 2002), die hochgehandelte Rekordsiegerin und Titelverteidigerin Fabiana Luperini (1995-1998, 2008) sowie Edita Pucinskaite (2006/07) spielten zum Schluss mit + 6:51 (Platz 5), + 8:53 (Platz 6) bzw. + 14:23 (Platz 10) in der Gesamtwertung keine Rolle mehr. Die Litauerin gewann immerhin eine Etappe und trug einen Tag Rosa. Die Italienerin, Beste ihres Landes, stand einmal auf dem zweitobersten Podestplatz, während die Russin auf der vorletzten Etappe den dritten Rang belegte. Häuslers Erfolg als Resultat guter Teamarbeit Der Gewinn des Maglia Rosa ist sicherlich das Ergebnis einer taktischen Meisterleistung durch Claudia Häusler und ihre gesamtes Team. Schritt für Schritt hatte sie sich im Klassement nach vorne gearbeitet (Platz 25 -> 13 -> 8 -> 3), bevor sie sich mit einer Attacke aus einer Ausreißergruppe heraus auf der 5. Etappe die zweite Position im Kampf um Rosa sicherte und mit einem zweiten Platz am nächsten Tag das Trikot der geschlagenen Teamkollegin Pooley quasi auffangen konnte. Die ganze Zeit davor und danach sorgten die Frauen von Cervélo mit ausgezeichnetem Teamwork dafür, dass ihre jeweilige Kapitänin nicht in Gefahr geriet. Der Ausfall von Arndt besiegelte diese Situation auf der vorletzten Etappe etwas verfrüht, aber das soll die Leistung der Mannschaft um Häusler, die zudem mit dem Gewinn der Mannschaftswertung belohnt wurde, nicht schmälern. Das verblüffend einfache Erfolgsgeheimnis verriet die jubelnde Deutsche heute nach Ende des Rennens: „Das Schöne war, dass wir die ganzen 10 Tage viel Spaß hatten, und das hat sicherlich auch mitgeholfen, den Sieg einzufahren.“ -> Zum Resultat |
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12.07.2009 | |
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