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Tour de Pologne Boasson Hagen siegt in Polen ein weiteres Mal. Ballan bleibt mit knappem Vorsprung Gesamtführender |
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07.08.2009 | |
Boasson Hagen siegt in Polen ein weiteres Mal. Ballan bleibt mit knappem Vorsprung GesamtführenderInfo: TOUR DE POLOGNEAutor: H.O. Zakopane, 7.8.09 - Die sechste und vorletzte Etappe der Polen-Rundfahrt ging erneut an den norwegischen Zeifahrmeister Edvald Boasson Hagen (Columbia-HTC), der bereits den vierten Teilabschnitt für sich hatte entscheiden können. Nach einer Konterattacke auf den letzten Kilometern brachte er einen knappen Vorsprung vor den anderen Fahrern der ca. dreißig Mann umfassenden Spitzen- und zugleich Favoriten-Gruppe ins Ziel. Der zweitplatzierte Alessandro Ballan behält jedoch das Führungstrikot mit einem Guthaben von zehn bzw. elf Sekunden vor Daniel Moreno (Caisse d’Epargne) und Doppel-Etappensieger Hagen. Dritter des Tages wurde der Italiener Marco Marcato (Vacansoleil). Am vorletzten Tag der Tour de Pologne stand die wohl schwerste der sieben Etappen auf dem Programm. Es ging über 162,2 km von Kroscienko nad Dunajcem – der Dunajec ist der Grenzfluss zwischen Polen und der Slowakei – in das Wintersportmekka Zakopane, das vielen als Austragungsort des Skisprungweltcups ein Begriff sein wird und wo auch im letzten Jahr die sechste Etappe endete. Dabei handelt es sich um höchstgelegene Stadt des Landes – was allein schon auf eine anspruchsvolle Streckenführung hindeutet. Zehn Bergwertungen – und alle der ersten Kategorie – mussten absolviert werden, und das obwohl nur drei Berge am Weg lagen. Des Rätsels Lösung war natürlich wieder einmal der Rundkurs-Trick. Nach etwas über 40 Kilometern, die für sich bereits eine Bergwertung bereithielten, begab man sich auf eine viermal zu befahrende 25-Kilometer-Schleife, auf der die Steigung hinauf nach Murzasichle (5,7 km; 4,3 % im Schnitt) und die Steigung hinauf nach Głodówka (7,5 km; durchschnittlich 4,6 %, maximal 10 % bzw. 18 % im zweiten Teil) im Wechsel bewältigt werden mussten, Erstere sogar fünfmal, bevor man die nur noch etwa 10 km lange Abfahrt nach Zakopane antrat. Sprintwertungen hatten sich die Veranstalter dafür heute gespart. Anfangsphase ähnlich wie gestern Was die Gesamtwertung anging, so war nach dem gestrigen Tag, an dem Alessandro Ballan seinen ersten Sieg im Regenbogen-Trikot hatte feiern und die Gesamtführung übernehmen können, noch alles offen. Über 40 Fahrer lagen keine Minute hinter demWeltmeister. Auch die Bergwertung konnte theoretisch noch vom Kopf auf die Füße gestellt werden angesichts der maximal 110 Punkte, die heute zu verdienen waren – 110 und nicht „nur“ 100, weil der erste Anstieg zu Ehren des polnischen Radsportlers Joachim Halupczok, 1994 plötzlich verstorbener Olympiamedaillengewinner und ehemaliger Amateur-Weltmeister, mit einer Sonderprämie von 20 Punkten (anstatt 10) für den Ersten versehen worden war. Die erste schwere Etappe gestern hatten vier Teilnehmer nicht beendet, daher gingen heute noch 153 Fahrer an den Start. Die äußeren Bedingungen waren wieder angenehmer: Sonnenschein – und dementsprechend viele Zuschauer am Straßenrand. Wie am Vortag blieb trotz einiger Attacken das Feld lange Zeit zusammen, wenn auch lang gestreckt. Unter anderem versuchte es Bergtrikot-Träger Pavel Brutt (Katjusha), der natürlich Interesse am Mitfahren in einer Spitzengruppe haben musste, und auch wieder ein Mann von Milram, diesmal Martin Müller. Doch sie blieben ebenso erfolgslos wie nach ca. 25 km eine Sechsergruppe mit u. a. dem Schweizer Michael Albasini (Columbia) und Sébastian Turgot (Bbox), einem der Ausreißer von gestern. Neun Mann auf der Flucht, darunter zwei Schweizer, ein Deutscher und drei Polen Zur Freude der polnischen Zuschauer war es einer der Ihren, der sich am ersten im Schnitt 8-9 % steilen Anstieg hinauf nach Łapszanka (Maximum 13 %) die 20 Ehren-Punkte abholte: Marek Rutkiewicz, der Fünftplatzierte der gestrigen Etappe. Der Pole und alle anderen, die hinter ihm die weiteren Zähler einkassierten, nämlich sein Landsmann Jacek Morajko, der Slowene Tadej Valjavec (AG2R), der erneut sehr angriffslustige Michael Albasini und ein weiterer Schweizer, nämlich David Loosli (Lampre), im roten Trikot des Sprintbesten fahrend, kehrten auf der Abfahrt gar nicht mehr ins Feld zurück. Sie brachen stattdessen zu einer lang anhaltenden Flucht auf, an der sich auch der Weißrusse Vasili Kiryienka (Caisse d’Epargne), der Italiener Marco Marcato (Vacansoleil), Bartosz Huzarski (ISD), ein weiterer Pole, sowie erfreulicherweise auch der deutsche Milram-Fahrer Matthias Russ beteiligten. Zunächst wuchs der Vorsprung nur schleppend, doch nach 60 Kilometern, als man bereits fast 20 km des Rundkurses zurückgelegt hatte, betrug er immerhin 2:20 Minuten. Die nächsten Bergwertungen machten die neun Ausreißer in unterschiedlicher Reihenfolge unter sich aus, jedoch zeigten sich stets die beiden Lokalmatadoren Rutkiewicz und Morajko besonders eifrig beim Punktesammeln. Ersterer fuhr zudem längst virtuell in Gelb, lag er doch im Gesamtklassement nur 10 Sekunden hinter Ballan. Auch in der zweiten Runde war der Abstand zwischen Spitze und Hauptfeld weder größer noch kleiner geworden. Hinten sorgte neben dem Team des Gesamtführenden, Lampre, wie gestern auch Liquigas für die Nachführarbeit. Bei noch ca. 60 zu absolvierenden Kilometern sank der Vorsprung der Fluchtkameraden erstmals unter die 2-Minuten-Marke. Unterdessen war ISD-Fahrer Bartosz Huzarski, der die ganze Zeit über schon am Berg nicht mit ähnlichen Aktivitäten wie seine beiden Landsleute aus der Nationalmannschaft hatte glänzen können, aus der Gruppe ins Peloton zurückgefallen. Favoritengruppe kann sich lösen und kämpft um den Etappensieg Die Verfolger kontrollierten den Abstand perfekt, häppchenweise nur fiel er von 1:45 auf 1:20 auf knapp über eine Minute beim letzten Anstieg hinauf nach Murzasichle. In diesem Moment löste sich aus dem Feld eine Gruppe von ca. 25 Fahrern, unter ihnen der Gesamtführende Ballan und seine beiden Liquigas-Kontrahenten Ivan Basso und Sylvester Szmyd sowie deren Schweizer Teamkollege Oliver Zaugg, aber auch etliche Top-10-Platzierte, so Daniel Moreno Fernandez (Caisse d’Epargne), Pieter Weening (Rabobank), Francesco Reda (Quick Step) und Edvald Boasson Hagen (Columbia). Ballan hatte mit Marzio Bruseghin und Francesco Gavazzi noch zwei Helfer an seiner Seite. Augenblicklich waren die verbliebenen acht Ausreißer einkassiert, die meisten konnten jedoch an der neuen Spitzengruppe dranbleiben. Schnell wuchs der Vorsprung auf über eine Minute; die beiden letzten Bergwertungen nahm man gemeinsam mit, wobei wieder einmal Rutkiewicz die Linie als Erster überfuhr, wodurch er sich endgültig das Bergtrikot sicherte. Angesichts der Sekundenabstände im Gesamtklassement konnte sich fast alle in der Gruppe Anwesenden Hoffnungen auf Übernahme des Gelben Trikots machen, einen Etappensieg und einen Vorsprung im Ziel vorausgesetzt. Edvald Boasson Hagen zum zweiten Mal der Schnellste. Ballan bleibt Spitzenreiter Pablo Lastras, einer der vier vorne vertretenen Caisse-Profis, versuchte als Erster eine Attacke, doch Alessandro Ballan ließ ihn nicht entkommen. Mit 90 km/h jagte man hinunter nach Zakopane; dennoch gelang es Rutkiewicz, sich von seinen Begleitern zu distanzieren und nur Edvald Boasson Hagen war wachsam genug, ihm zu folgen. An der 3000 m-Marke hatte er den Polen eingeholt und überholt, während Ballan und einige andere sich von hinten heranzukämpfen versuchten. Doch zu spät - der mehrfache norwegische Zeitfahrmeister Boasson Hagen spielte seine diesbezüglichen Qualitäten aus, sodass er wenige Meter vor seinen ersten Verfolgern ins Ziel rettete. Nachdem er bereits vorgestern die vierte Etappe für sich hatte entscheiden können, belegte er somit erneut den obersten Podestplatz – ein Doppelschlag, der ihm zuletzt schon beim Giro d’Italia gelungen war, wenn man den Erfolg im Mannschaftszeitfahren hinzuzählt. 2008 war der 22-Jährige bei der Tour of Britain sogar dreimal erfolgreich gewesen. Sehr guter Dritter hinter dem Columbia-Mann und Ballan wurde der Italiener Marco Marcato (Vacansoleil), der somit für seine lange Flucht heute belohnt wurde. Und noch zwei weitere Italiener landeten direkt dahinter: Francesco Reda (Quick Step) und Namensvetter Gavazzi (Lampre). Der tapfere Rutkiewicz wurde Sechster, der Schweizer Oliver Zaugg belegte Platz 10, unmittelbar vor seinem einmal mehr geschlagenen Team-Kapitän und Lokalmatador Sylvester Szmyd (Liquigas). Die nicht in der Favoriten-Gruppe vertretenen Fahrer rollten mit acht und mehr Minuten Rückstand über die Ziellinie. Da Alessandro Ballan hinter Hagen auf den zweiten Platz fuhr und auch noch mit derselben Zeit gewertet wurde, behält er das Gelbe Trikot des Spitzenreiters – jedoch trennen ihn nur 10 Sekunden vom nach wie vor Zweitplatzierten Spanier Daniel Moreno (Caisse d’Epargne) und nur eine Sekunde mehr vom neuen Gesamt-Dritten, Doppel-Etappensieger Boasson Hagen. Pieter Weening (Rabobank) ist nun Vierter (+ 0:12) und auch Reda, Rutkiewicz und Szmyd haben nur 16 Sekunden Rückstand. Die letzte Etappe von Rabka Zdrój nach Krakau (Kraków) ist mit 136,5 km die nach dem Auftaktkriterium kürzeste und weicht in einigen Details von der gleichnamigen Schlussetappe des letzten Jahres ab. Während sie heute leer ausgingen, sind die Sprinter mit drei Wertungen morgen noch einmal gut bedient. Wegen der Zeitgutschriften dürften diese Zwischenspurts aber auch für die unmittelbar hinter Spitzenreiter Ballan Platzierten von Interesse sein. Dabei ist gerade der erste Teil der Strecke nicht eben einfach aufgrund zweier kurzer, recht steiler Anstiege (der erste im Schnitt 7,7 %). Danach aber fällt das Profil praktisch nur noch ab und die 3 mal 4 km quer durch Krakau sind komplett flach und sollten zum Genießen sein – wenn es nicht in der Gesamtwertung noch so denkbar knapp daherginge. -> Zum Resultat |
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07.08.2009 | |
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