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Tour de France Froome krönt sich zum König des Ventoux - Gesamtsieg der 100. Tour rückt immer näher |
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14.07.2013 | |||||
Froome krönt sich zum König des Ventoux - Gesamtsieg der 100. Tour rückt immer näherInfo: TOUR DE FRANCE 2013LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.) Mont Ventoux, 14.07 2013 - Mit erdrückender Dominanz und beispielloser Souveränität hat Christopher Froome (Sky Procycling) die Bergankunft auf dem Mont Ventoux im Rahmen der 15. Tour-de-France-Etappe für sich entschieden. Eine Woche vor Ende der 100. Frankreichrundfahrt macht der 28-jährige Brite in Sachen Gesamtwertung damit praktisch alles klar: Mehr als vier Minuten liegt er nun vor Bauke Mollema (Belkin) und vor Alberto Contador (Saxo-Tinkoff), welche das Ziel in 1912 Metern Höhe als Achter bzw. Sechster erreichten. Platz zwei in der Tageswertung ging an Nairo Quintana (Movistar), der als Einziger Froome zumindest eine Zeit lang die Stirn bieten konnte und dafür mit der Rückeroberung des Nachwuchstrikots belohnt wurde. Bergtrikotträger verpasst Ausreißergruppe "Tous fous du Ventoux" - so hätte man, in Anlehnung an einen früheren Tour-de-France-Werbespruch, die Stimmung vor der heutigen Etappe wohl zusammenfassen können. Hinzu kam, dass der 15. Besuch der Grande Boucle auf dem Mont Ventoux seit 1951 mit dem 14. Juli zusammenfiel. Zuletzt hatte David Moncoutié im Jahre 2005 den Gastgebern am Nationalfeiertag einen Heimsieg beschert. Die Chancen dafür, dass diese lange Durststrecke heute zu Ende gehen würde, standen von Anfang an eher schlecht. Thibaut Pinot (FDJ) plagte eine fiebrige Halsentzündung und Pierre Rolland (Europcar) - der andere Hoffnungsträger der Grande Nation - wurde auf dem falschen Fuß erwischt. Als sich ca. 30 Kilometer nach dem Start in Givors eine erstzunehmende Ausreißergruppe bildete, war der Bergtrikot-Träger nicht dabei. Gemeinsam mit Marcus Burghardt (BMC) jagte Rolland den zehn Spitzenreitern nach und zog sich damit frühzeitig selbst den Zahn. Auch Europcar gelang es mit einer konzertierten Aktion nicht, die Fluchtgruppe rechtzeitig wieder einzuholen. Zu ihr gehörten mit Sylvain Chavanel (Omega Pharma), Pierrick Fédrigo, Jeremy Roy (beide FDJ), Christophe Riblon (Ag2r) und Julien El Farès (Sojasun) aber immerhin fünf andere Franzosen. Außerdem waren die Spanier Mikel Irizar (Radioshack) und Alberto Losada (Katusha), der solide Bergfahrer Wout Poels (Vacansoleil) sowie der ehemalige Gesamtführende Daryl Impey (Orica) und der Maillot Vert-Träger Peter Sagan (Cannondale) mit dabei. Mammutetappe im Mega-Tempo Die dritte Bergwertung (Kat.4) nach 44,5 Kilometern ging an Julien El Farès, nachdem zuvor - in einer noch unstabilen Rennsituation - Thomas de Gendt (Vacansoleil) und der glücklose Pierre Rolland je einen unwichtigen Punkt an den ersten beiden Hügeln des Tages gesammelt hatten. Die Nervosität und ein leichter Rückenwind sorgten dafür, dass drei Rennstunden lang ein enormes Tempo von bis zu 50 km/h herrschte und die Hälfte der Distanz in knapp zweieinhalb Stunden heruntergerissen wurde. Es war, als wollten die Fahrer die längste Tour-Etappe seit der Jahrtausendwende mit ihren 242,5 Gesamtkilometern und dem 21 Kilometer langen Aufstieg zum gefürchteten Mont Ventoux möglichst schnell hinter sich bringen. An der Côte de Bourdeaux (Kat.3) lag Roy vor Riblon. Am Zwischensprint in Malaucène (km 208) sicherte sich Peter Sagan erwartungsgemäß locker die Maximalpunktzahl und schraubte seinen Vorsprung auf über 100 Punkte - zwischenzeitlich, denn wenig später holte sich Mark Cavendish (Omega Pharma) kampflos hinter André Greipel (Lotto) noch fünf Zähler ab. Neun der Ausreißer schafften es - vorbei an den herrlichen Lavendelfeldern, für die die Gegend berühmt ist - tatsächlich bis zum Fuß des "Riesen der Provence". Da das Feld aber nur dreieinhalb Minuten zurücklag, wusste man: Der König des kahlen Bergs würde nicht aus dieser Gruppe kommen. Angriff von Quintana läutet finale Phase ein Sylvain Chavanel wollte das nicht wahrhaben und setzte sich in der Abfahrt nach Bédoin von seinen Begleitern ab. Seine Mannschaft war mit vier Etappensiegen (den letzten gab es gestern durch Matteo Trentin) die bislang ertragreichste der Tour - er hatte also einen Ruf zu verteidigen. Nur Mikel Irizar und Christophe Riblon nahmen die Verfolgung des Franzosen, der später zum kämpferischsten Fahrer erklärt wurde, auf. Die anderen Flüchtlinge verabschiedeten sich nach und nach ins Peloton - Peter Sagan sogar mit einem seiner berühmten Wheelies. Kaum hatte Sky Procycling für den Gesamtführenden Chris Froome das Kommando im Feld übernommen und Movistar sowie Euskaltel aus der Spitze verdrängt, fielen auch schon die ersten Fahrer zurück. Ryder Hesjedal (Garmin), Tejay van Garderen, Cadel Evans (beide BMC), Andreas Klöden, Andy Schleck (beide Radioshack) und auch Pierre Rolland gehörten zu denjenigen, die sich bereits vor der 10.000 Meter-Marke verabschiedeten. Jan Bakelants, der Sieger der zweiten Etappe, griff an und löste seinen Teamkollegen Irizar in der unmittelbaren Verfolgung von Chavanel ab. Auch der Baske Mikel Nieve Iturralde (Euskaltel) sprang aus dem Feld davon - so wie wenig später der Gesamtachte Nairo Alexander Quintana (Movistar), wodurch die finale Phase tatsächlich eingeläutet wurde. Der Kolumbianer hatte Nieve recht schnell eingeholt, Chavanel und Bakelants mussten jedoch die Segel streichen. Froome zieht die Konkurrenz ab Froome platzierte - obwohl Quintana mit über fünf Minuten Rückstand keine unmittelbare Bedrohung darstellte - seine beiden verbliebenen Helfer Richie Porte und Peter Kennaugh an der Spitze des Feldes, wodurch das Tempo nochmals anzog. Dem zweiten Teil des Ausscheidungsfahrens fielen u.a. Andrew Talansky (Garmin), sein Teamkollege Daniel Martin, Robert Gesink (Belkin), Alejandro Valverde (Movistar) und Jakob Fuglsang (Astana) zum Opfer. Auch der Gesamtzweite Bauke Mollema und der Gesamtfünfte Laurens ten Dam (beide Belkin) ließen jetzt abreißen. Eh man sich versah, waren in der Gruppe um Froome nur noch Zugmaschine Porte, der Gesamtdritte Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) und dessen "Edelhelfer" Roman Kreuziger vertreten. Doch auch diese Menschenansammlung war dem Mann im Gelben Trikot offenbar noch zu groß. 7,2 Kilometer vor dem Ziel lancierte er einen Antritt, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt - und noch dazu im Sitzen. Im Nu war Froome an Quintana herangefahren, der seinerseits kurz zuvor Mikel Nieve abgeschüttelt hatte. Der Euskaltel-Mann spannte nun mit Alberto Contador zusammen, derweil Joaquin Rodriguez (Katusha) noch weiter hinten die Nachführarbeit in der ersten größeren Gruppe organisierte. Der berüchtigte Ventoux-Wind blies scharf von vorne, die wild umherspringenden Fans, die scheinbar Jahr für Jahr verrückter werden, trugen das Ihrige zum Show-Charakter des Showdowns bei. Froome versuchte mehrmals, seinen jungen kolumbianischen Begleiter mit einem ähnlich trockenen Antritt wie zuvor zu überraschen, doch erst 1300 Meter vor dem Gipfel war es so weit. Quintana konnte nicht mehr mitgehen und verlor noch 29 Sekunden, während der gebürtige Kenianer, der seit 2008 einen britischen Pass besitzt, unaufhaltsam seinem dritten Tour-de-France-Etappensieg entgegenflog. Reihenfolge auf den Plätzen eins bis fünf unverändert Anders als Mikel Nieve, der sich des heranstürmenden Joaquin Rodriguez zu erwehren wusste und ganz knapp vor dem Spanier auf Platz drei einkam (+1:23), ließ Alberto Contador noch ein paar Federn und schlich sich hinter Teamkollege Kreuziger kleinlaut als Sechster ins Ziel (+1:40). Der Däne Jakob Fuglsang und die Niederländer Mollema und ten Dam konnten den Schaden einigermaßen begrenzen, indem sie die Plätze sieben bis neun belegten und unter zwei Minuten Rückstand blieben. Überraschend stark schnitt Jean-Christophe Péraud (Ag2r) ab, der den Gastgebern an ihrem Ehrentag immerhin ein Top-10-Resultat bescherte (+2:08). Ein schwacher Trost natürlich nur für den Verlust des Bergtrikots, das Rolland an Chris Froome abtreten musste und das er nicht einmal mehr stellvertretend tragen darf, da er nunmehr an Rang vier des Sonderklassements liegt - noch hinter Mikel Nieve und Nairo Quintana, der ohnehin einer der Gewinner des Tages ist. Nicht nur konnte der 23-Jährige sich den Respekt der besten Bergfahrer des Pelotons erwerben, er holte sich auch das Maillot Blanc von Michal Kwiatkowski (Omega) zurück, da der Pole über drei Minuten verlor und auf Rang 10 der Gesamtwertung absackte. Quintana ist jetzt Gesamtsechster, vor Fuglsang und Rodriguez, der sich ebenfalls um zwei Positionen verbessern konnte. Auf den Plätzen eins bis fünf bleibt die Reihenfolge dieselbe, doch die Abstände zu Dominator Froome sind geradezu explodiert. Mollema, Contador, Kreuziger und ten Dam liegen alle jenseits der Vier-Minuten-Marke. Um die Plätze zwei und drei auf dem Podium könnte es noch spannend werden, weil zwischen dem Gesamtzweiten und -fünften nur 40 Sekunden liegen. Doch der Gesamtsieg der 100. Tour de France wird dem König des Ventoux - wenn alles seinen regulären Gang geht - nicht mehr zu nehmen sein. -> Zum Resultat Nach dem Feiertag folgt der Ruhetag - und dann die 16. Etappe, die über überschaubare 168 Kilometer von Vaison-la-Romaine nach Gap führt. Der Col de Manse, der zwölf Kilometer vor dem Ziel gipfelt, macht das Teilstück zu schwer für die Sprinter und zu einer wahrscheinlichen Beute für Ausreißer. |
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14.07.2013 | |||||
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