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histoire Mal wieder ein Ausreißercoup auf den Champs-Élysées? – Etappe 21 der Tour de France 2020 |
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19.07.2020 | ||||
Mal wieder ein Ausreißercoup auf den Champs-Élysées? – Etappe 21 der Tour de France 2020Info: TOUR DE FRANCE 2020 (2.UWT)Autor: Felix Griep (Werfel) 19.07.2020 – Unsere dreiwöchige historische Serie zu den Etappen, Orten und Bergen der 107. Frankreich-Rundfahrt endet natürlich da, wo die Tour seit nunmehr 45 Jahren immer endet: auf den Champs-Élysées. Auch in diesem Jahr ist ein großes Sprintfinale wieder das wahrscheinlichste Szenario, aber vielleicht kann ja zur Abwechslung doch einmal wieder ein Ausreißer für eine Überraschung sorgen? Es wäre (nach unserer Zählung) das neunte Mal! ![]() Von den vielen Orten aus dem Pariser Ballungsraum hat diesmal Mantes-la-Jolie, wo 2014 Paris-Nizza begann und 2018 die französischen Meisterschaften stattfanden, den Zuschlag für den Start der letzten Etappe erhalten. Diese endet wie gewohnt mit acht Runden auf dem knapp 7 Kilometer langen Innenstadtkurs über die Champs-Élysées, um den Arc de Triomphe herum und am Place de la Concorde und dem Jardin des Tuileries vorbei. Seit dem Jahr 2013 ist diese Streckenführung unverändert; in den Jahren davor hatte man die Wende noch vor den Triumphbogen vollzogen. ![]() ![]() Der Rundkurs der Schlussetappe Paris war schon immer das finale Ziel der Frankreich-Rundfahrt, doch der genaue Ort innerhalb des großen Gebietes dieser Metropole wechselte einige Male. Die Premieren-Tour 1903 endete in Ville-d'Avray, einem Vorort im Westen der Hauptstadt. Von 1904 bis 1967 diente die Radrennbahn des Parc des Princes, dem heutigen Heimstadion des Fußballclubs Paris Saint-Germain, als Ankunft der letzten Etappe, ehe man von 1968 bis 1974 ins Vélodrome de Vincennes wechselte, welches später nach dem fünffachen Tour-Gewinner Jacques Anquetil benannt wurde. Seit 1975 werden die letzten Meter jeder Tour nun auf der auch weit über den Radsport hinaus bekannten Pariser Prachtstraße Avenue des Champs-Élysées zurückgelegt. Und seither hat diese Zielankunft ein solches hohes Prestige entwickelt, dass sie quasi als inoffizielle „WM der Sprinter“ angesehen werden kann – sorry, Scheldeprijs. In den 45 Jahren seit der ersten Zielankunft auf den Champs-Élysées hat 36 Mal ein Sprinter gewonnen; am häufigsten der von 2009 bis 2012 in Serie erfolgreiche Mark Cavendish. Achtmal schafften Ausreißer das heutzutage fast unmöglich Anmutende und einmal gab es statt einer Etappe en ligne ein Zeitfahren: 1989, als Laurent Fignon im denkwürdigsten Tour-Finale aller Zeiten das Gelbe Trikot um acht Sekunden an Greg LeMond verlor. Die genaue Zahl der Ausreißersiege auf den Champs-Élysées variiert je nach Quelle und wird beispielsweise vom Tour-eigenen Twitter-Kanal @letourdata nur mit fünf angegeben. Unsere Recherchen haben aber sogar acht solcher Fälle hervorgebracht, in denen Fahrer auf unterschiedlichste Weise einem Massensprint zuvorgekommen sind. Vor allem in den ersten Jahren waren Sprintankünfte noch klar die Ausnahme statt der Regel ... -> Video: https://www.youtube.com/watch?v=ROXLhv54Syc Nachdem sich 1975 Walter Godefroot als erster Sprintsieger auf den Champs-Élysées verewigt hatte, folgte im zweiten Jahr sogleich der erst Spielverderber, der das Feld austricksen konnte. Der Niederländer Gerben Karstens, der vier Tage zuvor schon eine Etappe in Bordeaux gewonnen hatte, konterte auf der letzten Runde kurz vor dem Ziel einen Vorstoß des Italieners Fausto Bertolio und riss ein Loch zum Feld auf, das der Gewinner des Grünen Trikots Freddy Maertens als schnellster Sprinter auf der Zielgeraden einfach nicht mehr schließen konnte, auch wenn er am Ende zeitgleich war. Während Gerben Karstens bis zum Schluss alles geben musste, um sich mit „0 Sekunden Vorsprung“ ins Ziel zu retten, war ein Jahr später der Franzose Alain Meslet der erste Ausreißer, der ganz alleine die Ziellinie erreichte. Regenwetter und ein Sturz, in den mit Bernard Thévenet und Hennie Kuiper der Erste und Zweite der Gesamtwertung involviert waren, begünstigten seinen Erfolg. Meslet war zunächst Teil einer fünfköpfigen Gruppe, aus der er sich zwei Runden vor Schluss aber alleine absetzte. Das Ziel erreichte er schlussendlich 54 Sekunden vor dem Peloton. Nach dem Massensprint von 1975, dem Erfolg durch einen späten Angriff 1976 und dem Solosieg von 1977 gab es erneut ein völlig neues Szenario auf den Champs-Élysées. Diesmal blieb ein Quartett bis zum Schluss zusammen und konnte in gemeinsamer Arbeit das Hauptfeld eine Minute hinter sich lassen. Vier Tage nach seinem Solosieg in Lausanne entschied der Niederländer Gerrie Knetemann den Sprint dieser Ausreißer für sich und verwies dem Belgier René Martens sowie die beiden anderen Niederländer Henk Lubberding und Fedor den Hartog auf die nächsten Plätze. -> Video: https://www.youtube.com/watch?v=6toi9X1t3Z4 Der Schlussetappen-Wahnsinn der späten 70er Jahre erreichte seinen Höhepunkt dank Joop Zoetemelk, der sich als Zweiter der Gesamtwertung trotz 3:07 Minuten Rückstand auf Bernard Hinault nicht an den oft zitierten „Nichtangriffspakt“ halten wollte und sogar schon vor dem Erreichen des Champs-Élysées-Rundkurses attackierte. Hinault holte seinen niederländischen Konkurrenten aber schnell wieder ein und schlug ihn nach stundenlanger gemeinsamer Fahrt im Sprintduell. Das vom Deutschen Didi Thurau angeführte Hauptfeld folgte mit 2:18 Minuten Rückstand. Hinault ist übrigens der einzige Fahrer, der je im Gelben Trikot auf den Champs-Élysées gewann – dem Franzosen gelang das 1982 sogar noch ein weiteres Mal, dann aber in einem Massensprint vor Adrie van der Poel. -> Video: https://www.ina.fr/video/I00011368 Der fünfte Ausreißersieg in Folge auf den Champs-Élysées – zugleich der letzte für eine ganze Weile – ähnelte dem ersten aus dem Jahr 1976. Etwa einen Kilometer vor Schluss attackieren die beiden Belgier Ferdi Van den Haute und Pol Verschuere, die sich dann auf der Zielgeraden eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd mit dem Feld lieferten. Während Van den Haute, der den Angriff initiiert hatte, noch eingeholt wurde, konnte Verschuere sich einige Radlängen vor dem schnellsten Sprinter Sean Kelly ins Ziel retten. -> Video: https://www.youtube.com/watch?v=AFDaw6G4P34 Erst im Verlauf der 80er Jahre entwickelte sich der Champs-Élysées-Rundkurs zu einer Sprinterhochburg, Ausnahmen gab es aber weiterhin. 1987 gab es sechs Kilometer vor Schluss einen regelrechten Massenangriff, als neun Fahrer aus dem Feld heraus sprangen. Eine Zusammenarbeit gab es zwischen ihnen nicht, es hieß: every man for himself! Jeff Pierce aus den USA fand sich schnell alleine an der Spitze wieder und konnte bis zum Ende der Etappe alle Verfolger und das Hauptfeld hinter sich halten. Der Kanadier Steve Bauer war für ihn die größte Gefahr und hatte als Zweiter letztlich nur eine Sekunde Rückstand, während das große Feld 17 Sekunden nach dem Sieger nur noch um Platz neun sprintete. -> Video: https://www.youtube.com/watch?v=NfvM27q1iGI Erneut vergingen sieben Jahre bis zum nächsten Triumph eines Ausreißer auf der Schlussetappe der Tour. Diesmal war es ein Quintett, dessen Flucht auf der zweiten von acht Runden begonnen hatte, das vom Feld nicht wieder eingeholt wurde. Zwei Kilometer vor dem Ziel, als der Erfolg der Gruppe praktisch sicher war, attackierte der US-Amerikaner Frankie Andreu und hatte rasch einen guten Vorsprung. Doch der Franzose Eddy Seigneur nahm die Verfolgung auf, zog auf der Zielgeraden an ihm vorbei und holte sich mit drei Sekunden Vorsprung zu Andreu den Sieg. Auch der Däne Bo Hamburger, der Schweizer Jörg Müller und der Litauer Arturas Kasputis erreichten das Ziel noch vor dem Hauptfeld, welches 25 Sekunden nach Seigneur von Djamolidine Abdoujaparov angeführt wurde. -> Video: https://www.youtube.com/watch?v=7ZCdDNk2V4Q Der bis heute letzte Ausreißercoup auf den Champs-Élysées ereignete sich 11 Jahre nach Seigneur und liegt jetzt sogar schon 15 Jahre zurück! Der Kasache Alexandre Vinokourov war eineinhalb Kilometer vor Schluss einer der ersten Fahrer, die für große Unruhe sorgten. An der Flamme Rouge konnte er dann einem Vorstoß von Bradley McGee folgen und den Australier auf der Zielgeraden im Sprintduell bezwingen. Nur wenige Meter dahinter folgten der Schweizer Fabian Cancellara und dann die Sprinter, die alle in derselben Zeit wie der Etappensieger gewertet wurden. Der Sieg zahlte sich für Vinokourov noch in anderer Hinsicht aus. Als Sechster der Gesamtwertung hatte er vor der Schlussetappe lediglich zwei Sekunden hinter Levi Leipheimer gelegen. Als er dem US-Amerikaner an einem Zwischensprint genau jene zwei Sekunden abnehmen konnte, blieb er dennoch auf seiner Position, weil ein Rückstand von Sekundenbruchteilen aus den Zeitfahren bestehen blieb. Doch der Etappensieg brachte Vinokourov satte 20 Sekunden Gutschrift ein, so dass der fünfte Rang am Ende ihm gehörte. Etappe 1 ![]() ![]() Etappe 3 ![]() Etappe 4 ![]() Etappe 5 ![]() Etappe 6 ![]() Etappe 7 ![]() Etappe 8 ![]() Etappe 9 ![]() Etappe 10 ![]() Etappe 11 ![]() Etappe 12 ![]() Etappe 13 ![]() Etappe 14 ![]() Etappe 15 ![]() Etappe 16 ![]() Etappe 17 ![]() Etappe 18 ![]() Etappe 19 ![]() Etappe 20 ![]() Etappe 21 ![]() |
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