Forum -> RESULTATE, INFOS, STATISTIK, ALLGEMEIN -> Radsport allgemein -> zu ulle´s Saison aus Radsportnews

zu ulle´s Saison aus Radsportnews

Autor Nachricht
marcus

24.08.2005 09:23

Ich finde diesen Artikel auf den Punkt gebracht und da ist wenig mehr hinzuzufügen. Das einzige was man hier hinzufügen muß und das sind reale Fakten Ulle ist zzt. zweiter der Pro-Tour Wertung. Aber bei Ulle Maßstäben zählt das wohl nicht

BONN, 23.08.05 (rsn) - Jan Ullrichs Karriere ist um eine Niederlage reicher. Die Deutschland-Rundfahrt, die am Dienstag der Amerikaner Levi Leipheimer vom Rivalen Gerolsteiner gewann, zeigte einmal mehr, dass dem deutschen Radstar der Biss fehlt, der Wille und Trainingsfleiß, der es anderen Fahrern ermöglicht auch mit weniger Talent große Siege zu feiern. Die erhoffte Tour de France-Revanche fiel aus, nichts war es mit dem triumphalen Heimsieg, mit dem für Ullrich die neue Ära, die Zeit ohne seinen ewigen Bezwinger Lance Armstrong beginnen sollte. Ullrich blieb nur der Trostpreis, über den er sich nach eigenen Worten gleichwohl "sagenhaft" freute.

Es gibt Rennen, die zu leicht sind für einen Fahrer wie Jan Ullrich. Die 9 Etappen und 1510km der Deutschland-Rundfahrt erwiesen sich dagegen wiederum als zu schwer für den 31-Jährigen. Dabei hatten sich die PR-Strategen von T-Mobile das so schön ausgedacht. Mehr als 100.000 Euro machte man locker, damit die Rundfahrt vor der Konzernzentrale in Bonn endet. Doch dann stellte ausgerechnet Gerolsteiner das vermeintliche deutsche Topteam in den Schatten, was an diesem Ort besonders peinlich war. "Keine Häme", beeilte sich Hans Holczer, der Teamchef der Mineralwassertruppe zu versichern, die das beste Team der Rundfahrt war. Ullrich dagegen, auf den sein Team ganz ausgerichtet war, stand schon wieder ein Amerikaner im Weg. Und diesmal war es kein Jahrhundert-Sportler mit ominösen Methoden wie der siebenfache Tour de France-Sieger, sondern nur ein solider Rennfahrer wie der Toursechste Levi Leipheimer, der sich über "meinen zweifellos größten Sieg" freute und artig die Deutschland-Rundfahrt für ihre "perfekte Organisation" lobte, auch wenn "sie nicht die große Tradition hat".

Noch weniger als bei der Tour de France war Ullrich bei seiner Heimatrundfahrt in der Lage, das Rennen zu machen, das Geschehen zu kontrollieren. Bei den beiden Bergetappen, der schweren 4.Etappe in Tirol und der 7.Etappe am Feldberg im Schwarzwald stampfte der Toursieger von 1997 mit aufgerissenem Mund und schmerzverzerrtem Gesicht die Berge hoch, während vorne Levi Leipheimer sich leichtfüßig den Sieg holte. An Entschuldigungen mangelte es Ullrich wieder nicht. Das kühle Sommerwetter ("Ich bin noch nie bei soviel Regen gefahren"), sein Schnupfen habe ihn gebremst, das Team sei mit acht Mann zu klein, und so weiter. "Ich kann das alles nicht mehr hören", stöhnte Altmeister Rudi Altig.

Jan Ullrich sagte nach seinem Etappensieg beim Zeitfahren, er freue sich "sagenhaft" über diesen Erfolg. Tonfall und Körpersprache des Einkommenmillionärs signalisierten dagegen vollkommene Gleichgültigkeit. Ullrich scheint längst seinen Urlaub herbeizusehnen, als habe er seine Saison im Februar begonnen. Die Straßen-Weltmeisterschaften sagte Ullrich ab, weil es sich "nicht lohnt", für einen dritten Zeitfahr-Titel ein Vorbereitungsprogramm zu absolvieren. Die Meisterschaft von Zürich am 2.Oktober sei sein letztes Ziel, sagte Ullrich. Rudy Pevenage, sein getreuer Eckart, schob gleich hinterher, er hoffe, dass Ullrichs "Motivation noch reicht". Man sollte eigentlich von einem Profi erwarten, dass 250.000 Euro Monatsgehalt Motivation genug sind.

Radlegende Eddy Merckx, der sich als Profi mindestens so schinden musste wie die heutigen Stars, der in seinem ganzen Rennfahrer-Leben aber nie eine besondere "Motivation" brauchte, glaubt, dass Ullrich ausgebrannt ist. "Ihm fehlt Ehrgeiz und die Professionalität, mit der er zu den größten Rennfahrern aller Zeiten hätte werden können", so der fünffache Toursieger. T-Mobile braucht derweil Jan Ullrich mehr denn je. Erik Zabel und der ebenso ehrgeizige Alexandre Vinokourov suchten das Weite, nachdem die Magentatruppe in diesem Jahr noch mehr zum Ullrich-Team wurde, in dem kein Platz scheint für andere, auch wenn der Platzhirsch denkbar wenig fährt.

Vielleicht hat es Ullrich auch einfach zu bequem bei T-Mobile. Sein Bruder Stefan werkelt bei dem Team als Mechaniker. Trainingspartner und (neuerdings auch noch "Schwager") Tobias Steinhauser rutschte überraschend ins Tour-Team und konnte nicht überzeugen. Der übergangene Sprinter Erik Zabel hätte jedenfalls kaum eine schlechtere Figur abgegeben beim Teamzeitfahren. Und Ullrichs Intimus Rudy Pevenage, der schon mal Ullrichs Hand tätschelt beim Warmfahren, ist nie weit weg im Hotel, auch wenn man ihn bei T-Mobile weiter am Katzentisch sitzen lässt. Der deutsche Radstar mit dem Mecklenburger Temperament hört nur noch, was er für ein toller Kerl ist, nachdem der distanzierte Walter Godefroot, der sich mit Kritik nie zurückhielt, abgetreten ist. Aber selbst Ullrichs große Entourage muss einräumen, dass Ullrich in diesem Jahr den großen Zielen und Versprechungen vor der Saison nicht gerecht geworden ist. Ein Etappensieg bei der Tour de Suisse und einer bei der Deutschland-Rundfahrt ist gegen Ende des Sommers die magere Saisonbilanz. Ob da noch was kommt ist fraglich. Mal schauen, ob sich Ullrich noch "motivieren"

Antworten

Seite 1 



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live