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Team Quick-Step Skandal?

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Rijta

Gast
07.06.2007 18:33

Ich habe da heute etwas leuten hören!
Weiss jemand mehr über die Geschehnisse in Belgien?
csailer

08.06.2007 10:01

RIJK, 07.06.07 (rsn) - Die belgische Polizei hat am Donnerstag in Razzien bei zehn Rennfahrern und Pflegern Dopingprodukte sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft von Kortrijk bestätigte. Strafverfahren wurden gegen zwölf Personen eröffnet, deren Identität die Behörden nicht bekanntgaben. Quick Step-Teamchef Patrick Lefevere bestätigte in einem Statement, dass "einer unserer Betreuer" betroffen ist.

Rund 40 Beamte der belgischen Bundespolizei führten Durchsuchungen in Flandern und der Wallonie durch, wie die Staatsanwaltschaft von Kortrijk bekanntgab. "Nach ersten Informationen wurden verbotene Produkte sichergestellt", so am Morgen Justizsprecher Tom Janssens, der auf einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag dann näheres mitteilte. Erste Meldungen, dass es es sich um eine Quick Step-Affäre handelt, wurden dabei nicht bestätigt. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand könne man noch "keine Verbindung zu einem speziellen Team" herstellen, hieß es.

"Heute Morgen (Donnerstag) wurden an verschiedenen Orten zehn Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die Ermittler haben erhebliche Mengen von Dopingprodukten sichergestellt. Gegen ein Dutzend Personen wurde ein Verfahren eröffnet", sagte Janssens. Die Durchsuchungen seien genau geplant gewesen und die Ermittler hätten gewusst, wonach sie suchten Die betroffenen Personen würden derzeit vernommen. Ein Untersuchungsrichter werde im Laufe des Donnerstags entscheiden, ob Untersuchungshaft anzuordnen ist.

Die Justiz gab weder Namen der Beschuldigten bekannt noch deren Arbeitgeber oder die Art der gefundenen Produkte. Aus Justizkreisen war aber inoffiziell zu erfahren, dass zumindest einer der Personen ein Pfleger des Quick Step-Teams ist. Patrick Lefevere bestätigte dies in einer offiziellen Erklärung, in der es lapidar hieß, dass "im Haus eines unserer Pfleger eine Durchsuchung stattfand".

"Dies ist keine Quick Step-Affäre"

Quick Step-Teamsprecher Alessandro Tegner dementierte am Nachmittag, dass die Mannschaft von Weltmeister Paolo Bettini und Tom Boonen in die Affäre verwickelt ist. "Ich habe alle Rennfahrer kontaktiert und keiner von ihnen wurde von der Polizei vernommen. Als ich Tom Boonen erreicht habe, war er im Training", sagte Tegner. Er bestätigte, dass die Polizei das Haus von Teambetreuer Johan Molly durchsucht hat. "Aber", so Tegner, "bei ihm wurde nichts gefunden und die Polizei hat ihm nichts vorzuwerfen. Er wurde schnell wieder auf freien Fuß gesetzt."

"Dies ist keine Quick Step-Affäre. Dies ist eine Dopingaffäre um belgische Amateur-Rennfahrer, und nicht um Fahrer von Quick Step. Nach unserem Kenntnissstand gibt es keinerlei Ermittlungen gegen unsere Mannschaft und es gibt auch keinen Anlass dafür", betonte Teamsprecher Tegner, der bedauerte, dass Fehlinformationen der Justiz das Image von Quick Step, "das so gegen Doping kämpft", beschädigt hätten

Derweil begrüßte UCI-Präsident Pat McQuaid die Durchsuchungsaktionen in Belgien. "Die Fahrer müssen in ihre Köpfe bekommen, dass sie nicht nur durch positive A- und B-Proben überführt werden. Es gibt eine Menge anderer Wege, einschließlich Polizeiaktionen", sagte der Ire, der zu dem Zeitpunkt seiner Äußerungen noch nicht wissen konnte, inwieweit es sich um einen Quick Step-Skandal handelt.

"Das Timing der heutigen Durchsuchungen, drei Stunden vor dem Beginn der Bundeswahlen (in Belgien) wirft ernste Fragen auf. Die Anzeige, auf der die Durchsuchungen basieren, datiert vom Herbst 2006..."

Aus der offiziellen Erklärung von Quick Step
Die Ermittlungen der belgischen Polizei begannen bereits im September 2006 nach Äußerungen eines Politikers, die in Belgien für großen Wirbel gesorgt hatten. Senator Dedecker, eine schillernde Figur in der belgischen Politik und früher Nationaltrainer des belgischen Judo-Teams, hatte ohne Namen zu nennen behauptet, dass "drei bedeutende belgische Radrennfahrer im letzten Februar Dopingkuren in Italien für 24000 Euro gemacht haben". Quick Step-Profi Tom Boonen hatte daraufhin eine Verleumdungsklage angekündigt.

"Ich bin nicht überrascht, dass (bei den Razzien am Donnerstag) viele Dopingprodukte gefunden wurden", sagte Dedecker der Gazet van Antwerpen. Er wisse auch, um welche Produkte es sich handelte: "EPO, Wachstumshormone, Amphetamine und der berühmte 'pot Belge', der u.a. Heroin und Kokain enthält", so der Senator, der mit seinem Kampf gegen Doping ("Spitze des Eisbergs") auch Wahlkampf macht. Dass diese Razzia unmittelbar vor den Wahlen in Belgien erfolge sei "reiner Zufall", beteuerte der Politiker jedoch. Er habe keine Vorab-Informationen der Staatsanwaltschaft gehabt. "Das kann mich Stimmen kosten oder mir auch Stimmen bringen. Ich stehe da genau in der Mitte", so Dedecker. Ihm gehe es um die "Integrität des Radsports" und um die Gesundheit der Rennfahrer. Zuviele Tote habe es schon gegeben aufgrund von Nebenwirkungen von Doping.


Patrik Lefevere Foto: Roth
Quick Step-Teamchef Patrik Lefevere, einer der einflussreichsten Männer des Profiradsports und Vorsitzender der Profiteamverbände IPCT und AIGCP, hatte am Donnerstag zunächst erklärt, er sei nicht auf dem Laufenden. "Ich bin auf dem Weg nach Paris. Ich weiß nichts von der Affäre und kann nichts großes sagen", so Lefevere gegenüber der Nachrichtenagentur Belga. Quick Step-Sportdirektor Wilfried Peeters sagte der Agentur, er habe im Radio von der Aktion erfahren. "Ich denke, ich kann unbesorgt sein von dieser Affäre. Es ist zweifellos die Folge von dem, was eine Zeitung geschrieben hat", so Peeters im Hinblick auf eine Story von Het Laatste Nieuws , die im letzten Januar Levefere vorgeworfen hatte, in seinen Teams mit Doping gearbeitet zu haben. Lefevere bestreitet alle Vorwürfe und verklagte die Zeitung auf 20 Millionen Euro Schadenersatz.

Lefevere war von Het Laatste Nieuws , das sich vor allem auf anonyme Zeugen berief, vorgeworfen worden, er habe bei Quick Step und seinen Vorgängerteams organisiertes Doping betrieben. Zu den Belastungszeugen gehörte auch der Belgier Luc Cappelle, der in den Siebzigern ein Rennfahrerkollege von Lefevere war. Bei einer Pressekonferenz, bei der er die Vorwürfe bestritt, hatte Lefevere erklärt, Luc Cappelle sei ferngesteuert von Dedecker, mit dem er sich seit längeren beharkt.

Der schillernde Senator Jean-Marie Dedecker war früher Mitglied der liberalen Partei VLD von Premierminister Guy Verhofstadt. Inzwischen hat Dedecker seine eigene Partei gegründet ("Lijst Dedecker"), die von dem niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn inspiriert ist.

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