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Interview Fr.Schenkauf Sport 1 "Ist die UCI bestechlich"

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marcus

14.09.2005 15:59

Ex-Präsidentin des BDR und Mitglied der UCI: Sylvia Schenk


Frankfurt - Sylvia Schenk hat sich mit ihrem Anti-Doping-Kampf nicht nur im deutschen Radsport-Verband BDR, sondern auch im Weltverband UCI Feinde gemacht.

Die am 23. September 2004 zurückgetretene BDR-Präsidentin ist bis zur UCI-Präsidentenwahl am 23. September 2005 dort noch Mitglied des Direktionskomitees.

Der Doping-Fall Lance Armstrong und die schleppende Behandlung der Affäre durch die UCI-Verantwortlichen hat bei der 53-jährigen Juristin aus Frankfurt/M. Empörung ausgelöst. Im Interview mit Sport1.de äußert sich Sylvia Schenk über die Vorgänge und ihre Anfeindungen in der UCI.

Sport1: Warum läuft die Behandlung des Falles Armstrong durch die UCI so schleppend?

Sylvia Schenk: Der UCI mit ihrem Präsidenten Hein Verbruggen geht es weniger um die Aufklärung des Doping-Falles Armstrong, sondern um die Suche nach der undichten Stelle.

Sport1: Um die Person, die der "L'Equipe" bei der Zuordnung der positiven EPO-Proben geholfen hat?

Schenk: Ja.

Sport1: Warum dauert alles so lange?

Schenk: Verbruggen ist bei der Suche langsamer als vermutet vorangekommen. Erst glaubte man an jemanden aus dem französischen Ministerium. Es kann aber auch sein, dass ein UCI-Mitarbeiter der Informant gewesen ist. Die Sache ist jedenfalls ein Offenbarungseid für die UCI.

Sport1: Verbruggen prahlt öffentlich immer damit, dass nirgendwo so viele Dopingtests gemacht werden und nirgendwo der Anti-Doping-Kampf so konsequent sei wie im Radsport. Ist das wirklich so?

Schenk: Seit 1998 hat man bei der UCI tatsächlich viel getan. Nur im Fall Armstrong ist das jetzt plötzlich anders. Verbruggen hat dadurch viel kaputt gemacht.

Sport1: Was sind die Gründe?

Schenk: Es gibt offensichtlich eine große Verbundenheit zu Armstrong. Ein Gschmäckle hat es halt auch, dass die UCI von Armstrong eine größere Summe - meines Wissens 500.000 Dollar - entgegen genommen hat. Jetzt wird natürlich spekuliert, es gäbe finanzielle Verbindungen zu Armstrong sowie dem amerikanischen Markt. Ich weiß nicht, was Verbruggen für besondere Verbindungen hat.

Sport1: Welche?

Schenk: Ich weiß es nicht. Das Fatale am Vorgehen der UCI ist ja, dass Spekulationen Tür und Tor geöffnet werden, statt eine klare Linie zu fahren.


Sport1: Halten Sie persönlich Armstrong für einen Dopingsünder?

Schenk: Die Doping-Analyse des französischen Labors ist nach den Verlautbarungen von Professor Schänzer und auch anderen bekannten Experten wissenschaftlich gesichert. Da gibt es keine Zweifel. Wenn Verbruggen oder Armstrong hier die Analyse-Methode in Zweifel ziehen könnten, hätten sie das schon längst getan. So aber sucht die UCI nur nach den Informanten, die die Affäre ans Licht gebracht haben. Sportrechtlich kann Armstrong aber wegen der fehlenden B-Proben nicht sanktioniert werden.

Sport1: Armstrong hat sein Comeback für die Tour de France 2006 angekündigt. Wäre er dann sportrechtlich wieder zu belangen?

Schenk: Nein. Aber man hätte, wie Dr. Thomas Bach fordert, hier durch ein offizielles Verfahren für juristische Klarheit sorgen und auch eine rechtliche Basis für ähnliche Fälle in der Zukunft legen können. Da wäre zum Beispiel die Einführung einer C-Probe. Ich hätte hohe Achtung vor Armstrong gehabt, wenn er im Zuge des geplanten Comebacks jetzt erklärt hätte, dass er künftig täglich fünfmal auf Doping getestet werden kann. Doch so sehe ich das von ihm nur als mediales Ablenkungsmanöver. In den USA gibt es viele Zweifel, ob Dopingvergehen auch konsequent verfolgt und vor allem, ob ausreichend unangemeldete Tests gemacht werden.

Sport1: Am 23. September wird der neue UCI-Präsident gewählt. Warum werden sie nicht wieder ins Komitee gewählt?

Schenk: Der BDR hat mich nicht vorgeschlagen.

Sport1: Warum werden Sie bei der UCI so angefeindet?

Schenk: Ich verkehre in letzter Zeit nur über Anwälte mit der UCI. Mit Verbruggen gab's zuletzt meist Streit, aber die Unterstützung für mich aus anderen Bereichen im internationalen Radsport wächst.

Sport1: Wo liegen die Probleme?

Schenk: Es geht um zwei Probleme.

Sport1: Welche sind das?

Schenk: Erstens habe ich mich gegen die ProTour in der jetzigen Form ausgesprochen. Da wird gegen EU-Bestimmungen verstoßen. Die UCI will zum Beispiel, dass die Fahrer nur noch als Angestellte fahren dürfen. Das widerspricht der unternehmerischen Freiheit. Die deutschen Rennställe T-Mobile und Gerolsteiner wollten dagegen angehen. Doch die UCI drohte den beiden Teams mit dem Ausschluss aus der ProTour. Und dann wären die Sponsoren verärgert gewesen.

Zweitens: Die Nominierung des Iren Pat McQuaid zum Kandidaten für die UCI-Präsidentschaft. Ich halte den Mann für nicht geeignet. Als ich mich gegen den Verbruggen-Kandidaten aussprach, hat mich Verbruggen attackiert. Im Moment geht es insbesondere um Fairness im Wahlkampf - Pat McQuaid wird seit 1. März wie ein Vollzeitangestellter mit mindestens 10.000 Schweizer Franken im Monat bezahlt, um sich auf seine Präsidentschaft vorzubereiten - er hat aber zwei Gegenkandidaten bzw. mit Verbruggens Geheimkandidatur sogar drei. Da kann nicht ein Kandidat so bevorzugt werden!
casino

14.09.2005 16:00

weiterer Surftipp dazu:

http://www.taz.de/pt/2005/09/08/a0219.nf/text.ges,1

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