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Allianz gegen Armstrong

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Monster-WG

Gast
11.07.2005 12:12

Ich habe einen guten Bericht gefunden:

Na bitte, es geht doch! Eine Woche lang hatten die Tourjournalisten, die deutschen vorneweg, Fahrern und Teamchefs von T-Mobile, CSC, Phonak – und gewissermaßen testweise auch Gerolsteiner ­ in den Ohren gelegen. Ob auf Grund ihrer Interessensgleichheit – die Tour de France zu gewinnen – nicht die eine oder andere Allianz gegen Discovery Channel in Aussicht stehe.
Alle Vorstöße in Richtung Allianz wurden schnöde abgewiesen. Das sei hier die Tour de France und nicht »Alle gegen Armstrong«, beschied T-Mobiles sportlicher Leiter Mario Kummer. »Unsere wichtigsten Kontrahenten heißen Armstrong, Winokurow und Ullrich«, stellte CSC-Boss Bjarne Riis klar. »Jedes Team fährt für sich allein. Jeder hat seine eigenen Ziele«, warb der Westfale Fabian Wegmann (Gerolsteiner) um Verständnis.
Dem Kolumbianer Santiago Botero, vor einem Jahr noch bei T-Mobile unter Vertrag und jetzt mit dem Ex-Armstrong-Mann Floyd Landis (USA) die Doppelspitze bei Phonak bildend, war lediglich zu entlocken: »Ich werde nicht hauptsächlich gegen meine alten Teamgefährten agieren. Ich habe noch einige Freunde da.« Doch eine Allianz? Nein, so weit gehe die Freundschaft nicht.
Der designierte Teamchef von T-Mobile, Olaf Ludwig, entwarf immerhin folgendes Szenario: »Allein kann keine Mannschaft Discovery in Bedrängnis bringen, auch wir nicht. Doch Bjarne Riis hat die Angewohnheit anzugreifen. Auch Phonak wird eine Rolle spielen und Euskatel (die baskische Staatsmannschaft – d. A.) nicht auf die heimischen Pyrenäen warten. In dieser Konstellation werden auch wir angreifen. Wir müssen aber auch immer reagieren, wenn sich etwas ereignet.« Ludwig kündigte ein großes Pokerspiel an: Bei welcher Attacke fährt man mit, bei welcher Attacke lässt man Discovery die Nachführarbeit machen. Das war ein neuer, hoffnungsvoller Ton.
Dennoch, aus der früheren Renntaktik von T-Mobile und Vorgänger Telekom der vergangenen Jahre ließ sich nur ableiten: Wir versuchen zunächst das Hinterrad von Armstrong zu halten, schauen, was sonst noch passiert und setzen auf das Zeitfahren. Passend dazu das doppelte »muss« von Jan Ullrich: »Hier sind noch andere Teams, die angreifen müssen.«
Als Bestätigung der defensiven Mentalität beim Bonner Rennstall passte die Bemerkung von Mario Kummer zur Attacke von Winokurow am Donnerstag in Nancy: »Das war nicht abgesprochen. Aber Alexander hat die Explosivität und die Entscheidungsfreudigkeit, eine solche Situation zu nutzen.« Natürlich zeigte sich Kummer im Nachhinein beglückt über Winokurows Eigeninitiative.
Das Rennfahrerblut des Kasachen scheint auch weiterhin die verordnete Lethargie durchbrechen zu wollen. Bereits am ersten kleineren Berg der Tour attackierte Winokurow. Armstrong setzte nach. Basso, Julich, Voigt, Sastre (alle CSC) zeigten sich vorn und zwangen Armstrong zu weiteren Reaktionen. Die vorher so vehement abgelehnte »Allianz gegen Armstrong« schien plötzlich Realität.
Als der aus seinem Formtief wie Phoenix aus der Asche gestiegene Andreas Klöden (T-Mobile) schließlich davonhetzte, musste Armstrong passen. Offenbarte sich eine erste Schwäche des Texaners? Die nächsten Tage werden es erweisen. Selbst wenn Armstrong sich am Ende wieder als überschlau erweist, so ist die Tour doch urplötzlich zu Leben erwacht.

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