Studie über die Leistungssteigerung von Lance Armstrong
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Leander Gast |
Seine sechs Tour-de-France-Siege verdankt Lance Armstrong nicht nur einem außergewöhnlichen genetischen Make-up, sondern auch härtestem Training. Eine Studie begleitete den Radsportler sieben Jahre lang und beobachtete die Veränderungen eines Ausnahmekörpers, den auch ein Krebsleiden nicht aufhalten konnte. Von den Eigenschaften eines herausragenden Athleten berichtet der Sportphysiologe Edward Coyle von der Universität Texas in Austin. 18 Prozent mehr Kraft pro Kilo Der Mediziner begleitete Lance Armstrong sieben Jahre lang - von 1992, als Armstrong 20-jährig noch relativ unbekannt war, bis 1999, dem Jahr seines ersten Siegs bei der Tour de France. In diesem Zeitraum beobachtete Coyle, dass sich Armstrongs Muskeleffizienz um acht Prozent steigerte, dass er sein Gewicht um durchschnittlich sieben Prozent vor jeder Tour de France reduzierte und dass er als Resultat daraus seine Kraft pro Kilogramm Körpergewicht um 18 Prozent erhöhen konnte. Acht Monate nach Krebstherapie wieder top Besonders verblüffend scheint die körperliche Regenerationsfähigkeit von Armstrong zu sein: Im Alter von 25 Jahren erkrankte er an Hodenkrebs und durchlief danach die gesamte Palette von Operationen und Chemotherapie. Bereits acht Monate nach Ende der Behandlungen verfügte Armstrong wieder über die Körperwerte eines durchschnittlichen Radsportlers, der sich in der Phase des Abtrainierens befindet. Doppelte Strategie Prinzipiell gibt es zwei Trainingsmöglichkeiten, um die Muskeleffizienz zu erhöhen, schreibt Coyle: Entweder wird die Erhöhung des maximalen Leistungsvermögens trainiert oder höhere Effizient bei sub-maximalen Belastungen. Armstrong scheint beides getan zu haben. Zu Studienende war er laut Coyle in der Lage, die gleiche Menge an Sauerstoff weit besser in Leistung umsetzen zu können. Der Physiologe vermutet, dass dies an einer höheren Umsatzrate von Adenosintriphosphat (ATP) in den Fasern bei der Muskelkontraktion liegt. ATP ist eine Nukleinsäure, die chemische Energie speichert und als Energiequelle an den meisten Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Mehr rote Muskelfasern Auch wenn die genauen physiologischen Vorgänge der Leistungssteigerungen laut Coyle unklar sind, nimmt er doch an, dass Armstrong den Anteil von roten Muskelfasern erhöhen konnte: innerhalb des Studienzeitraums von sechzig auf achtzig Prozent. Rote Muskelfasern ("Typ-1") reagieren langsamer auf äußere Reize als weiße Fasern, ermüden aber wesentlich später - sie sind für Ausdauersportler von entscheidender Bedeutung. Mehr Pedalumdrehungen, weniger Kraftverschwendung Eine weitere Änderung war die Zahl der Pedalumdrehungen. Liegen sie bei normalen Menschen bei rund 80 pro Minute, hatte sich der Wert von Armstrong in den sieben Jahren von rund 90 auf 110 erhöht. Mit dem geringeren Krafteinsatz pro Pedalumdrehung einher geht die Geschwindigkeit der maximalen Muskelkontraktion, so Coyle. Erfreulich für ältere Athleten: Laut der Studie adaptiert sich der Sportkörper im Lauf der Jahre und "verschwendet" zunehmend weniger Ressourcen. Das gilt zumindest für Lance Armstrong, der im Juli zum siebenten Mal die Tour de France gewonnen möchte. Die Studie "Improved muscular efficiency displayed as Tour de France champion matures" ist im "Journal of Applied Physiology" (Bd. 98, S. 2.191, Juni 2005) erschienen. Die Studie |
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