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Antreten gegen Thürig, Breu und Trachsel
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21.07.2008

Antreten gegen Thürig, Breu und Trachsel

Info: Züri Metzgete
Autor: Christophe Martin



Zwei Monate vor der Züri- und Volksmetzgete über Regensberg und den Siglistorfer: Das ist der ideale Zeitpunkt, um sich als Hobbyfahrer an den Richtzeiten von Spitzenfahrern zu messen.

Die Frauen traten bisher an der Züri-Metzgete hauptsächlich nach dem Rennen an: als Ehrendamen, die den Sieger küssen durften. Ab diesem Jahr dür­fen sie sich auch sportlich in Szene setzen. Das Frauen-Rennen ist in der - nach einem Jahr Pause - neu lancierten Züri-Metzgete am 7. September das international wich­tigste Ereignis. Und die Volksmetzgete auf der gleichen Strecke ist das von der Betei­ligung her grösste Rennen. Die Gümmeler, wie die Hobbyfahrer genannt werden, können so erstmals das beliebte Trai­ningsgebiet vor der Haustüre rennmässig befahren - wahlweise über eine oder zwei der 52 km langen Runden, die zuerst über den Siglistorfer und kurz vor Start und Ziel in Buchs über den Regensberger führen.

Die beiden Rampen des Siglistorfers
An den beiden Aufstiegen können sich die Gümmeler am einfachsten mit den Besten vergleichen. Auf einer Besichti­gungsrunde haben Zeitfahrweltmeisterin Karin Thürig und die Schweizer Meisterin des Jahres 2007, Seraina Trachsel, Richt­zeiten gesetzt. Trachsel, die in Weiach wohnt und den Siglistorfer und den Re­gensberger bestens kennt, war als ausge­wiesene Bergfahrerin in ihrem Element. Die Luzernerin Thürig, als Rollerin vor al­lem im Flachen stark, bewältigte die ihr unbekannten Steigungen nach einem har­ten Training in einem schnellen Rhyth­mus. Sie stand im intensiven Aufbau für die Olympischen Spiele und fühlt sich et­was stumpf. «Ich möchte trotzdem nicht, dass dann die Gümmeler reihenweise schneller fahren als ich», meldete sie leise Bedenken an.

«Nicht einmal in der kurzen Abfahrt kann man am Siglistorfer wieder richtig Tempo aufnehmen.» KARIN THÜRIG

Just beim Gasthof Rössli am westlichen Ausgang von Fisibach beginnt die Strasse zu steigen. Und wie. Sofortiges Herunter­schalten ist empfohlen, denn bereits nach 100 Metern steht man in der steilsten Rampe. Das einzige Positive ist der Schat­ten des Waldes, durch den das Strässchen führt. 15 Prozent steht auf der Tafel auf der folgenden Lichtung. Wer daran vorbei­fährt, glaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, denn nun wirds während 800 Metern flacher, führt die Strasse gar kurz einmal bergab. Vergebene Meter, denn im zweiten Waldstück folgt eine zweite Rampe, die der ersten in nichts nachsteht. Noch einmal 500 Meter beissen, dann war­tet die Abfahrt nach Siglistorf. Seraina Trachsel braucht für die 1,9 km lange Stre­cke 5:57 Minuten, Karin Thürig 6:15. Die zweifache Zeitfahrweltmeisterin ist von den brutalen Unterschieden im Aufstieg beeindruckt. «Nicht einmal in der kurzen Abfahrt kann man am Siglistorfer wieder richtig Tempo aufnehmen», sagt sie.

An den Regensberger Reben vorbei
Der Autor erlebt einige Tage später, was diese Zeiten wert sind. Das dritte Ket­tenblatt ist eingelegt, die35 kommt die schwarz-weisse Tafel, die den imaginären Bergpreis markiert. Die knapp 20 Kilometer zwi­schen den beiden Haupt­hindernissen der Züri­Metzgete reichen, damit sich die Muskeln wieder einigermassen erholen können.
Der Regensberger ist quasi der Hausberg der Zürcher. Verglichen mit den Alpenpässen ist er zwar nur ein Bibeli, aber wer ihn mit dem Velo be­zwingen will, kann auch bei maximal 11 Prozent Steigung gehörig ins Schwitzen kommen. Vor allem wenn der Anstieg gegen Ende einer Ausfahrt noch steiler wirkt, als er ist. Von der schwieri­gen Dielsdorfer Seite her sind es auf eine Länge von 1,9 km im Durchschnitt nicht mehr als 8,2 Prozent. Doch kurz nachdem man beim Restaurant Sonne von der Wehntalerstrasse rechts abgebogen ist, fahren schon die ersten 300 Meter in die Knochen. Auf dem folgenden Flachstück heisst es, etwas Luft holen, denn nach 600 Metern beginnt die steilste Stelle. Ab hier steigt es ziemlich konti­nuierlich zwischen 9 und 10 Prozent. Rechts leuch­tet jetzt im Sommer das frische Grün der Reben, doch die Augen folgen am Horizont des flim­mernden Asphalts dem Verlauf der Strasse. In der Haarnadelkurve kurz vor dem Ziel bietet sich die Möglichkeit, für die letzten knapp 200 Meter bis zum Kulminations­punkt Anlauf zu nehmen. Am Regensber­ger treten Thürig und Trachsel gegen die Uhr und gegen eine Referenz an. Gegen jene von Beat Breu

Nach 3:54 war Breu in Regensberg
Beat Breu war 1981 der letzte Schweizer Metzgete-Sieger auf der Originalstrecke. Neun Jahre später, im Zenit seiner Kar­riere, hat er den Kulminationspunkt weni­ger als 4 Minuten nach dem Startpunkt erreicht. 3:54, das ist Breus Bestzeit auf den 1,7 Kilometern nach Regensberg. Die Zeit entspricht einer Geschwindigkeit von 26,2 km/h. Die Marke des Bergflohs aus dem Jahre 1990 ist für die beiden trainierenden Frauen ausser Reichweite. Trachsel geht wie einst Breu oft aus dem Sattel und wird in 5:23 gestoppt, Thürig kommt mit ihrem regelmässigen Tritt nach 6:03 oben an.
Das entspricht immer noch einem Tempo von 18,9 respektive 16,9 km/h - auch für ambitionierte Gümmeler eine ernsthafte Herausforderung. Sollten die Zeiten von Thürig, der Mitfavoritin auf den Olympiasieg in Peking, und von Trachsel ausser Reichweite liegen, hier noch die Leistung des Autors: Er bewäl­tigte die Steigung mit 10,4 km/h und ver­hinderte in 9:50 Minuten immerhin knapp eine zweistellige Zeit. Am 7. September muss es schneller gehen. Zwei Monate bleiben also noch, um die richtige Form zu finden und mit der eigenen Bestzeit näher an die Spitzenleute heranzukommen.





Hier muss man erst hoch: Karin Thürig vor dem Siglistorfer
Hier muss man erst hoch: Karin Thürig vor dem Siglistorfer

 Zügig, ganz im Stile von Bergfloh Beat Breu, passiert Seraina Trachsel die Tempo-30-Tafel am Ortseingang von Regensberg.
Zügig, ganz im Stile von Bergfloh Beat Breu, passiert Seraina Trachsel die Tempo-30-Tafel am Ortseingang von Regensberg.

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