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Pyrenäen Tour, 4. Etappe (Königsetappe): Bagnères-de-Luchon - Lourdes, 29. August 2012
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30.08.2012

Pyrenäen Tour, 4. Etappe (Königsetappe): Bagnères-de-Luchon - Lourdes, 29. August 2012

Info: Bildergalerie
Info: GustiZollinger.ch Radreisen Homepage
Autor: Gusti Zollinger



Für einmal war der Himmel am Morgen bewölkt und die Temperatur etwas kühler. Das kam uns heute ganz gelegen, standen doch die 3 Tour de France- und Pyrenäentraum Pässe: Peyresourd, Aspin und Tourmalet auf dem Programm… da kommt man auch ohne Sonne ins Schwitzen.


Gusti Zollinger, ehemaliger erfolgreicher Radrennfahrer, und sein Team, berichten regelmässig von den von ihnen organisierten Radsportreisen.

Wetter: bedeckt, sonnig -26°

Kilometer: 125 km
Höhenmeter: 3010 HM
Schnitt: 19 - 22 km/h

Strecke:
Heute warteten die drei Pyrenäen-Traumpässe Peyresourde, Aspin und Tourmalet darauf von uns bezwingen zu werden. Wie in den vergangenen Tagen gab es kein Einrollen, im Gegenteil: es ging gleich deftig zur Sache. Auf den ersten 15 km überwanden wir etwas mehr als 900 Höhenmeter und gelangten so zum Col de Peyresourde (1569 m). Wo es hinauf geht, geht es auch wieder hinunter. Deshalb konnten wir uns auf der Abfahrt hinunter durch das Vallée de Louron nach Arreau erholen, bzw. mental für den nächsten Anstieg vorbereiten. Kurvenreich und zum Teil recht steil, so präsentierten sich die 12 Kilometer hinauf zum 1489 m hohen Col d’Aspin. Die Belohnung: ein fantastischer Rundblick, ein gewaltiges Panorama u.a. mit dem Pic du Midi de Bigorre, an dessen Flanke sich der Col du Tourmalet befindet. Und da durften wir ja noch hin!
Vorerst genossen wir die schöne Abfahrt durch das reizvolle Vallée de Campan. Beim 850 m ü.M. gelegenen Dorf St. Marie de Campan bogen wir auf die Passstrasse zum Tourmalet ein. Damit befanden wir uns definitiv im Windschatten der Tour de France. 1903 wurde diese von Henry Desgrange ins Leben gerufen und gilt als bedeutendstes Radrennen der Welt. Das Dörfchen St. Marie de Campan wird fast alljährlich von den Fernsehkommentatoren der Tour de France erwähnt. 1913 musste nämlich Eugène Christophe mit seiner gebrochenen Gabel zu Fuss ins Dorf absteigen, um diese in einer Schmiede zu reparieren. Das waren noch Zeiten!
Das Material ist in den vergangenen 100 Jahren immer besser geworden, aber der Legendäre Bergpass ist gleich geblieben: 17 km und 1265 m Höhendifferenz. Damit hatten wir den dritten und höchsten Pass des Tages, den Tourmalet (2115 m) geschafft. Auf den letzten 50 km hatten wir dann leichte „Radkost“: zuerst die rassige Abfahrt nach Luz-Saint-Sauveur, dann die imposante Passage durch die schmale Gorge de Luz und zum Schluss der schöne, gut ausgebaute Radweg nach Lourdes. 44 km gigantische Steigung hat heute jeder gemeistert und damit seine persönliche Tour de France Geschichte geschrieben.

Etappenort:
Lourdes ist eine lebendige, prickelnde Stadt mit viel Flair. Im Departement Hautes-Pyrénées in Süd-Frankreich gelegen, ist sie heute der weltweit meistbesuchte christliche Wallfahrtsort. Lourdes lockt jedes Jahr 6 Millionen Besucher an, die auf „Wunderheilung“ hoffen.

1858 ist dem 14-jährigen Hirtenmädchen Marie Bernadette Soubirous in der Grotte von Massbielle insgesamt 18x die Mutter Gottes erschienen. Die erste Erscheinung hatte Bernadette am 11. Februar. Sie war mit ihren drei jüngeren Geschwistern und einem anderen Mädchen am Ufer des Gave flussabwärts gewandert, um Brennholz zu sammeln. Vor dem Durchqueren des Mühlbachs hörte Bernadette sonderbare Geräusche und sah darauf eine weiss gekleidete Frau (die Mutter Gottes) in überirdischem Licht. Die Quelle in der Grotte soll während einer dieser Erscheinungen entsprungen sein. Die Erscheinung beauftragte Bernadette Soubrious damit, eine Kirche auf der Grotte zu errichten. Heute ist die Kirche ein bedeutender Wallfahrtsort. Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben. Bernadette Soubrious wurde am 8. Dezember 1933 heilig gesprochen.

Ereignisse:
Da die Wetterprognosen gegen Abend ein erhöhtes Regenrisiko voraussagten wurde der Start früh angesagt. Gestaffelt ging es als erstes hinauf zum Col du Peyresourde (1569 m). In den Gruppen wurde nicht viel gesprochen, jeder zeigte Respekt vor der Königsetappe. Oben auf dem ersten Pass trafen alle gleichzeitig ein. Einmal mehr ein perfektes Timing.

Nach der flotten und zügigen Abfahrt hinunter nach Arreau bekamen die Muskeln erneut Arbeit, denn der Aspin (1489 m) rief. Während 12 km ging es nun immer mit 8 – 10% Steigung bergan. Dank den vielen Kehren konnte man das tolle Pyrenäenpanorama in vollen Zügen geniessen. Auf der Aspin-Passhöhe war reger Betrieb, viele Radfahrer, Touristen und natürlich das gewohnte Bild: die vielen Kühe. Die Abfahrt zum Mittagshalt musste mit der nötigen Vorsicht angegangen werden, da immer wieder Kuhherden die Strasse für sich beanspruchten. Die vielen „Alpentörtchen“ (Kuhfladen) wurden geschickt umfahren, so dass niemand zu einem zusätzlichen Punktetricot kam.

Die Wirtin erwartete uns Radler sehnsüchtig, denn sie hatte die Pasta schon bereit. Die Speicher waren so schnell wieder gefüllt. Niemand wollte unnötig Zeit verlieren aber einen Kaffee gönnten wir uns trotzdem.

Danach ging es zügig hinunter nach Saint Marie de Campan wo wir links Richtung Tourmalet einbogen. Jetzt kam der sagenumwobene Aufstieg zum Tourmalet (2115 m). Den Einstieg leisteten beide Gruppen noch in Gruppetto, doch schon bald kämpfte jeder für sich alleine oder in kleinen Grüppchen den Berg hoch. Jeder war gefordert und da und dort mussten die Reserven angezapft werden.

Eine grosse Genugtuung überkam jeden als er die Kuppe mit der übergrossen Radler Statue passierte. Ein prächtiges Panorama mit Sonnenschein offenbarte sich als zusätzlicher Lohn. Die Pyrenäenberge sind für ihre Geierkolonien bekannt und so bekamen auch wir eine grosse Schar zu Gesicht. Nachdem viele Erinnerungsfotos im Kasten waren, folgte die rassige Abfahrt nach Luz-Saint-Sauveur. Nachdem wir die Schlucht hinter uns gelassen hatten, konnten wir es auf dem bekannten Radweg nach Lourdes schön ausrollen lassen.

Ein Kompliment an die Gästeschar von der Tourleitung für die vollbrachte grosse Leistung auf der Königsetappe.





der Kampf am Berg ... hier am Col du Tourmalet
der Kampf am Berg ... hier am Col du Tourmalet

Gruppe Andi im Anstieg zum Aspin
Gruppe Andi im Anstieg zum Aspin

das Dorf Arreau
das Dorf Arreau

Pyrenäenfeeling wie man es vom Fernsehen her kennt
Pyrenäenfeeling wie man es vom Fernsehen her kennt


[Weitere Bilder]
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