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Pyrenäen Tour, 5. Etappe: Lourdes - Lourdes, 30. August 2012

31.08.2012

Pyrenäen Tour, 5. Etappe: Lourdes - Lourdes, 30. August 2012

Info: Bildergalerie
Info: GustiZollinger.ch Radreisen Homepage
Autor: Gusti Zollinger

Heute Morgen war die Tourleitung aufgrund der Wetterlage ziemlich gefordert. Da es in der Nacht intensiv geregnet hatte, waren die Strassen noch nass. Die Himmelsschleusen waren beim Frühstück zwar geschlossen, doch der Wetterbericht verhiess neue Niederschläge während des ganzen Tages. Da war guter Rat teuer… aber wie immer fanden wir für alle das stimmige Programm.

Gusti Zollinger, ehemaliger erfolgreicher Radrennfahrer, und sein Team, berichten regelmässig von den von ihnen organisierten Radsportreisen.

Wetter: bedeckt, regen, bedeckt 12-20°

Kilometer: 113 km
Höhenmeter: 1750 HM
Schnitt: 24 km/h

Strecke:
Nach der gestrigen Königsetappe konnten wir es heute Morgen wieder einmal etwas lockerer angehen lassen. Entlang des Flusses Gave de Pau rollte es auf den ersten 20 km ganz flott. Kurz bevor es leicht hügelig wurde, passierten wir Lestelle-Bétharran, eine weitere Wallfahrtsstätte der katholischen Kirche. Im nahe gelegenen Ort Nay befindet sich das Musée du Béret, das sich ausschliesslich mit der Geschichte und Herstellung der Baskenmützen befasst.
Unser Weg führte aber nicht dahin, sondern ins gut 20 km entfernte und etwas höher liegende Vallée d’Ossau. Bei Arndy, wo einst Marmorsteinbrüche eine wirtschaftliche Rolle spielten, bogen wir auf eine kleine Nebenstrasse Richtung Laruns ein. Entlang des Gave d’Ossau durchfuhren wir den hübschen Ort Castet mit dem malerischen Schlösschen aus dem 18. Jahrhundert. Nach total ca. 55 km hatten wir Laruns erreicht. Das letzte grössere Dorf im Tal (1400 Einw.) ist berühmt für seinen erstklassigen Schafskäse. Anfang Oktober findet jeweils ein grosser Käsemarkt statt.
Solange konnten wir aber nicht warten, denn der ebenfalls von der Tour de France bekannte „Klassiker“ Col d’Aubisque lockte und wir konnten der Versuchung nicht widerstehen. 19 km Anstieg mit 6-13% Steigung und dann hatten wir den 1709 m hohen legendären Pyrenäenpass geschafft. Den zweiten Pass des Tages, den Col de Soulor „vernaschten“ wir im „Vorbei gehen“ auf der Abfahrt zum Ort Argèles-Gazost, welcher für seine Thermalbäder bekannt ist. Auf den letzten etwas mehr als 10 km liessen wir es nach Lourdes (auf dem von gestern bereits bekannten Radweg) gemütlich ausrollen.

Etappenort:
Bis 1858 war Lourdes ein unbekanntes Städtchen am Rande Frankreichs. Das wäre wohl bis heute so geblieben, wenn das einfache Hirtenmädchen Bernadette damals nicht die bereits gestern erwähnte Erscheinung gehabt hätte. Hunderte von Hotels bieten den Pilgern Unterkunft (PS: Nur Paris hat noch mehr Hotelbetten) und mindestens so viele Souvenirläden verdienen ihr Geld mit dem Verkauf religiöser Andenken. Interessant und spannend ist das bunte Nationengemisch, das sich an diesem wohl berühmtesten Wallfahrtsort der Katholiken trifft.
Das Château-Fort, ursprünglich Wohnsitz der Grafen von Bigorre, beherbergt das sehr empfehlenswerte Pyrenäen-Museum. Wem der Rummel in der Stadt zu viel wird, sucht auf den Aussichtsbergen Pic du Jer (1000 m) oder Pic Béout (791 m) etwas Ruhe und geniesst das tolle Panorama über einen Teil der Pyrenäen.

Ereignisse:
Nach einer einstündigen Verschiebung traf man sich in der Eingangshalle des Hotels. Einige Unentwegte erschienen in den Radkleidern, doch der Grossteil der Gruppe war eher schon auf das Alternativprogramm eingestellt.

Gusti startete mit vier Pyrenäenradlern zur Originaletappe über den Col d’Aubisque. Mit viel Tempo wurden die ersten 50 Kilometer nach Laruns trocken gemeistert. Auch der Einstieg hinauf zum bekannten Pyrenäenpass Col d’Aubisque (1709 m) verlief wettermässig noch zufriedenstellend. Je höher die Gruppe kletterte umso mehr wurden sie von den Wolken eingehüllt und starker Regen setzte ein. So waren unsere Radler froh, als sie oben auf dem Pass sich im Restaurant aufwärmen, umziehen und für die Abfahrt vorbereiten konnten.
In der Abfahrt wurden die Cracks gefordert, Steuerkünste waren gefragt. Einerseits waren viele aufgeweichte Kuhfladen eine Gefahrenquelle, anderseits musste die Bremsleistung bei diesen Bedingungen berücksichtigt werden, dazu kam noch die Kälte, was allen alles abforderte.
Zurück beim Hotel war grosses Reinemachen angesagt. Zuerst wurden die Räder wieder auf Vordermann gebracht, dann galt es die Kleider zu waschen und letztendlich mussten auch die Körper gepflegt werden. Da das Begleitfahrzeug bis zur Scheibe hinauf mit Kuhfladenspritzern verdreckt war, kniete sich auch Wolfi mächtig rein um das Fahrzeug wieder sauber zu bringen.

Für den Rest der Gruppe machte Andy am Morgen den Car startklar für einen kulturellen Ausflug in die Umgebung. Als erstes fuhren wir nach Pau um uns das Château de Pau (Musée national) anzusehen. Unter kundiger Führung besichtigten wir die vielen interessanten Räume des riesigen Schlosses. So z.B. den Saal der 100 Gedecke, der eben für 100 Gäste Platz bot. Riesige, wunderschöne und gut erhaltene Gobelins zierten in allen Räumen die Wände. Dieses Schloss war 1553 Geburtsstätte von Henry IV. Im Geburtszimmer steht ein gewaltiger Schildkrötenpanzer der dem Säugling der Legende nach als Wiege diente.
In der schönen Altstadt verpflegten wir uns, bevor es am Nachmittag weiter zu den Grotten von Bétharram ging. Das riesige Höhlensystem mit seinen Kalksteinformationen vermochte alle in ihren Bann zu ziehen. Bis zu 5 Stockwerke tief (80 m) ging es über Treppen immer weiter ins Erdreich hinein. Hier unten prägten schmale Canyons das Bild. Zu guter Letzt gab es auf einem solchen Canyon eine kurze Bootsfahrt und mit einer rasanten Zugsfahrt gelangten wir wieder ans Tageslicht. Nebst der Höhle wird uns auch der Guide mit seinem Perret und markantem Lachen in Erinnerung bleiben.

So hat jeder diesen Tag auf seine individuelle und ihm zusagende Art und Weise verbracht. Ganz nach dem Slogan: GustiZollinger.ch Radsportreisen – mehr als Veloferien.