Info: BAHN-WM 2014 (Männer) | BAHN-WM 2014 (Frauen) | Medaillenspiegel Autor: Felix Griep (Werfel)
Cali, 02.03.2014 – Die Bahn-Weltmeisterschaft in der kolumbianischen Stadt Cali hat zwei ihrer Teilnehmer zu großen Stars gemacht. Die Deutsche Kristina Vogel gewann am Sonntag im Keirin ebenso ihre dritte Goldmedaille wie der Franzose François Pervis, der sich im Sprint-Finale gegen Vorjahressieger Stefan Bötticher durchsetzte. Auch für die US-Amerikanerin Sarah Hammer nahm die WM mit der Titelverteidigung im Omnium ein erfreuliches Ende. Für unerwartete Dramatik sorgte das Madison – und zwar nach dem Ende des Rennens. Die Jury musste eine schwere Entscheidung treffen und erkannte schließlich einigen Teams Rundengewinne ab. So verloren die Belgier Jasper de Buyst/Kenny de Ketele den Sieg noch an die Spanier David Muntaner/Albert Torres und die Schweiz kam zu einer unerwarteten Medaille.
Madison Männer:
Lange Ungewissheit bis zum Titelgewinn von Muntaner/Torres
54 Minuten und 45 Sekunden lang kämpften im Madison 15 Zweierteams um die letzten Medaillen dieser Bahn-WM. Schon sehr früh hatten die Australier Alexander Edmondson/Glenn O’Shea einen Rundengewinn errungen und blieben lange in Führung. In der zweiten Hälfte der 50 Kilometer ließen ihre Kräfte aber immer mehr nach und sie fielen weit zurück. Dies brachte die Belgier Jasper de Buyst/Kenny de Ketele in Front, die an acht der zehn Sprintwertungen Erste oder Zweite wurden und nach Punkten schon 20 Runden vor dem Ende nicht mehr einzuholen waren. In der Endphase wurde es durch viele Angriffe unübersichtlich und zunächst wurden de Buyst/de Ketele als Sieger gemeldet, auf Platz zwei sollten die Spanier David Muntaner/Albert Torres liegen, dahinter die Tschechen Martin Blaha/Vojtech Hacecky. Doch plötzlich herrschte Unruhe bei den Funktionären und Kommissären. Die Video-Aufzeichnungen des Finales mussten gesichtet werden, um die Gültigkeit einiger Rundengewinne zu überprüfen. Nach langer Beratung wurde den Belgiern wie Italien, Neuseeland und Deutschland wieder eine Runde abgezogen, womit das Ergebnis ein vollkommen neues Aussehen bekam. Kein zweiter Titel für de Ketele, der 2012 mit Gijs van Hoecke gewonnen hatte, sondern Gold für Muntaner/Torres. Blaha/Hacecky rückten auf Rang zwei vor und die Schweizer Stefan Küng/Théry Schir, die vorher nur auf Platz sechs gelegen hatten, kamen noch zu Bronze. Die Österreicher Andreas Graf/Andreas Müller wurden Vierte, die Deutschen Henning Bommel/Theo Reinhardt Siebte.
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Keirin Frauen:
Souveräne Vogel bringt ihren dritten Titel unter Dach und Fach
Keine Frage, die Beste hat gewonnen. Souveräner Sieg in der 1. Runde, souveräner Sieg in der 2. Runde und souveräner Sieg im Finale. Im Keirin konnte niemand Kristina Vogel das Wasser reichen. Vor Anna Meares aus Australien, der zweifachen Weltmeisterin (2011, 2012) in dieser Diszplin, und der britischen Vorjahressiegerin Rebecca James stürmte die Deutsche zu ihrer dritten Goldmedaille in Cali nach dem Erfolg mit Miriam Welte im Teamsprint und ihrem ersten Einzel-Sieg im Sprint. Eine solche Ausbeute hatte es bei Bahn-Weltmeisterschaften letztmals vor drei Jahren gegeben, als Meares ebenfalls Teamsprint, Einzel-Sprint und Keirin gewann. Somit endete für Vogel eine atemberaubende Saison mit dem größtmöglichen Erfolg. Seit Oktober holte sie zehn Goldmedaillen: eine bei der Europameisterschaft, je drei bei den Weltcups in Manchester und Aguascalientes und jetzt auch drei in Kolumbien. Die neuen Weltrekorde in Sprint und Teamsprint aus Aguascalientes sind das i-Tüpfelchen auf dieser überragenden Bilanz.
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Sprint Männer:
Pervis löst Bötticher ab und schafft endgültig den Durchbruch
Während Kristina Vogel mit 23 Jahren noch recht jung ist, hat François Pervis schon 27 Jahre auf dem Buckel. Ziemlich spät ist dem Franzosen der Durchbruch gelungen. Von 2006 bis 2011 hatte Pervis jedes Jahr eine WM-Medaille gewonnen, meist im 1000 Meter Zeitfahren, einmal im Keirin. Aber erst 2013 gelang ihm auf dem Kilometer sein erster Sieg. Im Dezember pulverisierte er in Aguascalientes zwei Weltrekorde, die seit langem von zwei seiner Landsleute gehalten wurden. Über die 200 Meter unterbot er die viereinhalb Jahre alte Bestmarke von Kévin Sireau und im 1000 Meter Zeitfahren den Rekord von Arnaud Tournant, der seit 2001 Bestand hatte. In Cali gewann er nun überlegen im Keirin, im Zeitfahren und zum Abschluss auch im Sprint. Nach dem Quali-Sieg und lockeren Durchmarsch ins Halbfinale vom Samstag stellten seine letzten beiden Gegner ebenfalls keine ebenbürtige Konkurrenz dar. Der Russe Denis Dmitriev und Stefan Bötticher unterlagen Pervis jeweils glatt in zwei Läufen. Vorjahressieger Bötticher, der in dieser Saison viele Rückschläge durch Verletzungen hinnehmen musste, setzte sich im Halbfinale erst nach dem dritten Lauf gegen den Australier Matthew Glaetzer durch und war am Ende mit Silber absolut zufrieden. Dmitriev holte nach Silber im Vorjahr diesmal Bronze.
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Omnium Frauen:
Hammer gewinnt wie im Jahr 2013 vor Trott und Edmondson
Eine weitere Entscheidung am Schlusstag fiel im Omnium der Frauen, wobei es nach Sarah Hammers Traumstart am ersten Wettkampftag eigentlich nur noch um Silber und Bronze ging. Die US-Amerikanerin ließ keine Überraschung mehr zu, gewann mit der Einzelverfolgung eine dritte Disziplin und konnte sich anschließend fünfte und vierte Plätze in Scratch und 500 Meter Zeitfahren leisten, ohne dass ihre Titelverteidigung nur annähernd in Gefahr geriet. So behielt Hammer immerhin einen ihrer Titel von Minsk 2013, nachdem sie sich in der Einzelverfolgung Joanna Rowsell hatte unterordnen müssen. Hinter der Siegerin (14 Punkte) belegten Laura Trott (20) aus Großbritannien und die Australierin Annette Edmondson (24) die Plätze zwei und drei, womit das Podium exakt dem aus dem Vorjahr entspricht.
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Medaillenspiegel:
Deutschland erklimmt die Spitze vor Franzosen und Australiern
Lange war Australien das Maß aller Dinge im Bahnradsport, dann lief ihnen Großbritannien den Rang ab und nun hat sich Deutschland zur stärksten Nation erhoben. Vor allem dank der Sprint-Abteilung und insbesondere natürlich der Frauen holte der Bund Deutscher Radfahrer acht Medaillen, je vier in Gold und Silber. Im Medaillenspiegel brachte das den ersten Platz vor Frankreich, das ebenfalls vier Titel feierte, aber darüber hinaus nur eine weitere Bronzemedaille vorweisen kann. Australien (3-2-3) und Großbritannien (2-1-2) sind die einzigen weiteren Nationen, die mehr als einen Sieg verbuchen. Die kolumbianischen Gastgeber können nach einer Gold- und einer Silbermedaille ein durchaus positives Fazit ziehen, zumal auch der Ablauf der Titelkämpfe offenbar reibungslos funktionierte. Die Befürchtungen, starke Regenfälle könnten Einfluss auf das Geschehen auf der zwar überdachten, an der Seite aber offenen Radrennbahn nehmen, erfüllten sich erfreulicherweise nicht.
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