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Gee Atherton zum 2. Mal Downhill-Weltmeister - Carpenter schafft das Weltcup/WM-Double
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07.09.2014

Gee Atherton zum 2. Mal Downhill-Weltmeister - Carpenter schafft das Weltcup/WM-Double

Info: MTB-WELTMEISTERSCHAFT DOWNHILL 2014 IN HAFJELL
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



07.09.2014 - Sechs Jahre nach seinem ersten Titel ist Gee Atherton wieder Downhill-Weltmeister. In Hafjell (Norwegen) entschied der 29-jährige Brite einen Wettkampf für sich, der als einer der verrücktesten in die Mountainbike-Geschichte eingehen wird. Bis 200 Meter vor dem Ziel sah nämlich der zuletzt gestartete World Cup-Champion Josh Bryceland wie der sichere Sieger aus. Athertons junger Landsmann beschädigte aber bei einem überzogenen Sprung nicht nur sein Bike, sondern brach sich auch den Fuß, sodass er mit der Silbermedaille vorliebnehmen musste (+0,407). Zuvor hatte der US-Amerikaner Neko Mullaly mit einem perfekten Lauf ohne Kette für Furore gesorgt, der ihm am Ende Rang vier einbringen sollte. Die Performance des Australiers Troy Brosnan mutete da fast schon konventionell an, war aber für Bronze gut (+0,566).

Über 100 Männer stürzten sich die 2200 Meter lange Strecke im Bikepark Hafjell hinunter, viele davon aus so "exotischen" Ländern wie Finnland, Russland oder Kasachstan. Der Parcours wartete mit mehreren absolut niederträchtigen Fels- und Wurzelsektionen auf und brachte die meisten frühen Starter an ihre Grenzen. Wer nie zuvor einen Weltcup-Kurs - und noch dazu einen so schweren - befahren hatte, für den waren Stürze praktisch vorprogrammiert. Glücklicherweise gingen alle diese Crashs ziemlich glimpflich ab. Für eine erste respektable Zeit sorgte - zur Freude der einheimischen Zuschauer - der Norweger Vatnebryn Sandviken, der erst von Oscar Harnstrom aus Schweden und dann in schneller Abfolge von mehreren Fahrern unterboten wurde. Anschließend hielt sich Bryn Atkinson länger auf dem Hot Seat, und zwischenzeitlich sorgte der etwas schnellere Jack Moir für eine australische Doppelführung. Am Ende wurde er sogar Zehnter.

Dann Auftritt Neko Mullaly: Die Kette des 21-jährigen US-Amerikaners verabschiedete sich schon beim ersten Drop, doch anstatt zu resignieren ließ er seinem Bike - mutmaßlich nahezu ungebremst - jetzt erst recht seinen Lauf. Gänzlich ohne Vortrieb - die Kurbel gab ja nichts mehr her - stellte Mullaly eine neue Bestmarke auf, die erst vom viertletzten (!) Fahrer unterboten werden sollte. Dabei handelte es sich um Gee Atherton, den Weltmeister von 2008, der es im oberen Teil noch verhalten anging, dann aber immer besser in den Flow kam und eine superschnelle Kurvenfahrt elegant mit dem linken Fuß austarierte. Mit über anderthalb Sekunden Vorsprung verdrängte er Mullaly von der Spitze - welcher gleichwohl als "the man with no chain" (O-Ton Live-Kommentar) in die Downhill-Geschichte eingehen wird.

Drei Teilnehmer standen nun noch oben: Der Neuseeländer Sam Blenkinsop konnte keine Akzente setzen und sollte am Ende Siebter werden, hinter Landsmann Brook MacDonald und Rémy Thirion aus Frankreich. Fort William-Gewinner Troy Brosnan (Australien) lag zunächst vorne, verlor aber in Zielnähe zu viel Zeit und blieb um 0,566 Sekunden hinter Atherton zurück. Als Letzter startete der diesjährige World Cup Champion Josh Bryceland, der sich innerhalb weniger Monate vom Außenseiter zum fast unbezwingbaren Wunderkind gemausert hatte. Mit seiner Intuition und hohen Risikobereitschaft quetschte er auch aus Hafjell ein Quentchen mehr heraus als alle anderen. Das Regenbogentrikot wäre seins gewesen - wenn er nicht im Zieleinlauf für einen Crash gesorgt hätte, der all jene Malheurs der exotischen Teilnehmer in den Schatten stellte. Bryceland übersprang die komplette Brücke mit Full Speed, schrottete beim Aufprall seinen Hinterreifen und kam zweimal mit dem linken Fuß auf. Als er es ins Ziel geschafft hatte - mit lediglich 0,407 Sekunden Rückstand (!) - musste man den 24-jährigen Briten zum Podium tragen.

Zu den Pechvögeln des Tages waren auch Greg Minnaar und Sam Hill zu zählen. Der Südafrikaner erwischte im oberen Wurzelfeld nicht die richtige Linie, prallte mit der Schulter gegen einen Baum und verlor durch den Sturz jede Aussicht auf eine Titelverteidigung. Der Australier, der heuer sowohl Méribel wie Mont-Sainte-Anne für sich entschieden hatte, wählte als Einziger die gefährliche Innenlinie im ersten Rock Garden, kam aber weiter unten ebenfalls zu Fall. Die besten deutschsprachigen Teilnehmer an diesem Tag waren Markus Pekoll (Österreich) und Nick Beer (Schweiz), welche die Plätze 12 und 13 belegten. Für den BDR holte Johannes Fischbach den 24. Platz heraus.

-> Zum Resultat Männer Elite

Mit seiner Goldmedaille rettete Gee Atherton nicht nur eine trotz des Weltcup-Siegs in Cairns unbefriedigende Saison - er stellte auch die Familienehre wieder her. Denn kurz zuvor hatte seine Schwester Rachel die Titelverteidigung um 88 Millisekunden verpasst und das Regenbogentrikot ausgerechnet an die Frau verloren, die ihr heuer schon den Weltpokal abgejagt hatte. An Manon Carpenter nämlich, die Junioren-Weltmeisterin von 2011, die in dieser Saison ihren absoluten Durchbruch in der Elite-Kategorie realisierte. Genauso wie später bei den Männern spielte auch im Damen-Finale Großbritannien seine momentane Downhill-Übermacht aus. Am Ende gab es sogar einen Sweep für die Frauen von der Insel. Tahnée Seagrave gelang nämlich das Kunststück, im Jahr nach ihrem Junioren-WM-Titel gleich Bronze bei den "Großen" zu gewinnen. Sie unterbot die Zeit der bei Meisterschaften gewohnt starken US-Amerikanerin Jill Kintner und blieb noch vor der erfahrenen Australierin Tracey Hannah, die Vierte wurde. Das Fehlen der Französin Emmeline Ragot, die sich gestern im gezeiteten Training verletzt hatte und die Finalteilnahme absagen musste, spielte dem britischen Top-Trio natürlich in die Karten.
Die Schweizermeisterin Emilie Siegenthaler erreichte als Neunte immerhin ein Top10-Resultat. Die Deutsche Steffi Marth wurde Sechzehnte, und Elke Rabeder, die einzige österreichische Teilnehmerin, belegte Rang 20 unter 25 Finisherinnen.

-> Zum Resultat Frauen Elite





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