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Zweimal Schweizer Silber bei Heim-EM in Grenchen – drei Medaillen für Deutschland, aber noch kein Gold
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16.10.2015

Zweimal Schweizer Silber bei Heim-EM in Grenchen – drei Medaillen für Deutschland, aber noch kein Gold

Info: Bahnradsport-Europameisterschaft Elite 2015 in Grenchen
Autor: Felix Griep (Werfel)



Grenchen, 15.10.2015 – Das Quartett Dillier, Küng, Pasche, Schir wurde am Donnerstagabend lautstark gefeiert im Velodrome Suisse, ebenso wie später Tristan Marguet. Es war egal, dass in der Mannschaftsverfolgung Bradley Wiggins‘ Briten schneller waren und im Scratch der Spanier Sebastian Mora eine Runde Vorsprung hatte. Für zwei Silbermedaillen und einen neuen Schweizer Rekordbei der Heim-Europameisterschaft in Grenchen bekamen die eidgenössischen Bahnrad-Stars großen Applaus von den Zuschauern. Gar drei Medaillen holte Deutschland bei den ersten sechs der insgesamt 21 Entscheidungen, in beiden Teamsprints und durch Stephanie Pohl im Punkterennen, golden glänzte aber leider keine davon.


Der nächste Tag in Grenchen: Zeitplan für Freitag, den 16.10.

Mannschaftsverfolgung Frauen:
Britinnen mit einem lockeren Sieg, Polinnen verpassen Medaille durch Sturz

Die ersten Medaillenentscheidungen bei dieser Bahn-Europameisterschaft fielen in der Mannschaftsverfolgung der Frauen – jene um Gold war die klarste Entscheidung des Tages, jene um Bronze die tragischste. Natürlich führte kein Weg an einem neuerlichen britischen Triumph vorbei. Die Britinnen, die bei den bisherigen fünf Europameisterschaften nur 2012 wegen einer Nichtteilnahme nicht Erste waren und vor ihrer Niederlage Februar gegen Australien viermal in Serie den WM-Titel geholt hatten, fuhren praktisch außer Konkurrenz. Auf den
überlegenen Gewinn der Qualifikation vom Mittwoch folgten ebenso lockere Siege über Polen in der 1. Runde und schließlich im Finale gegen die chancenlosen Russinnen, die eine Runde vor Schluss gar eingeholt wurden. So ging das erste Gold von Grenchen wenig überraschend an Laura Trott, Katie Archibald, Elinor Barker, Joanna Rowsell und die nur in den Vorläufen eingesetzte Ciara Horne. Bronze bekam das Team aus Weißrussland, obwohl es im kleinen Finale den Polinnen eigentlich hoffnungslos unterlegen war. Die hatten 250 m vor dem Ende der 4 Kilometer 4,35 Sekunden Vorsprung – doch dann stürzte Katarzyna Pawlowska und die Medaille war verloren. Für das deutsche Team, bei dem im letzten Durchgang neben Charlotte Becker, Mieke Kröger und Gudrun Stock Lisa Klein den Platz von Stephanie Pohl einnahm, die sich für das später stattfindende Punkterennen schonte, sprang unter den acht Teams, welche sich über die Qualifikation ein Ticket für den weiteren Wettbewerbsverlauf erkämpft hatten, letztlich nur der letzte Platz heraus.

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Mannschaftsverfolgung Männer:
Schweizer Verfolger mit neuem Landesrekord, nur Briten waren schneller

Nicht zu bezwingen waren in der Mannschaftsverfolgung auch die britischen Männer, die in der 1. Runde minimal langsamer waren als
bei ihrem Quali-Sieg am Vorabend, aber dennoch gegen Russland problemlos den Finaleinzug sicherstellten. Mit der Wettkampf-Bestzeit von 3:55,243 Minuten holte sich das Team um Bradley Wiggins und Owain Doull schlussendlich die Goldmedaille. Für den dreifachen Olympiasieger und sechsfachen Weltmeister Wiggins war es der erste Titel bei einer Bahn-EM. Wiggins und Doull waren die einzigen Fahrer, die bei allen drei Läufen der Briten zum Einsatz kamen, es wurden verschiedenste Konstellationen getestet. Im Finale wirkten Jonathan Dibben und Andrew Tennant mit, in den Vorläufen auch Steven Burke und Matthew Gibson. Dass am Ende die Briten jubelten, tat der Feierlaune der Gastgeber keinen Abbruch. Das Schweizer Team mit Silvan Dillier, Stefan Küng, Frank Pasche und Théry Schir hatte die Zuschauer auf seiner Seite. In der 1. Runde, als sie gegen Frankreich den Finaleinzug schafften, gelang ihnen mit 3:56,791 Minuten ein neuer Schweizer Rekord. Das Quartett war 0,252 Sekunden schneller als beim Weltcup in Guadalajara im November letzten Jahres, wo es in derselben Besetzung angetreten war. Im Finale lagen sie mit 3:57,245 Minuten auch nur knapp über der alten Bestmarke und 2,002 Sekunden über der Zeit der siegreichen Briten. Bronze ging an die Mannschaft aus Dänemark, die sich im Duell um Rang drei gegen Frankreich durchsetzte. Die Deutschen Leon Rohde, Nils Schomber, Kersten Thiele, Dominic Weinstein und der in den Vorläufen eingesetzte Henning Bommel konnten den Silber-Erfolg von 2014 nicht wiederholen, erreichten am Ende den fünften Platz.

-> Zum Resultat Mannschaftsverfolgung Männer

Teamsprint Frauen:
BDR-Duo Welte/Vogel unterliegt zum dritten Mal in Serie den Russinnen

Größere Medaillenchancen als in der Verfolgung gibt es für den Bund Deutscher Radfahrer seit Jahren in den Sprint-Disziplinen, vor allem den Teamsprints. Der Start des Frauen-Duos war fraglich gewesen, führte dann aber doch zu Edelmetall. Miriam Welte hatte sich wenige Tage vor der EM durch ein Missgeschick beim Teekochen Verbrennungen zweiten Grades am Fuß zugezogen. Trotzdem trat sie am Donnerstag mit ihrer Stamm-Partnerin Kristina Vogel an, sagte jedoch ihren Start beim Einzel-Sprint am Freitag ab. In 32,611 Sekunden absolvierten Welte/Vogel die 500 Meter in der Qualifikation, was mit 287 Tausendsteln Rückstand Platz zwei hinter Anastasiia Voinova und Daria Shmeleva bedeutete. Gegen die Russinnen, bei denen 2014 Voinova mit Elena Brezhniva und 2013 Brezhniva mit Olga Streltsova gefahren war, hatten die Deutschen schon bei den letzten beiden Europameisterschaften den Kürzeren gezogen – und zum dritten Mal in Folge sollte es zu genau dieser Verteilung von Gold und Silber kommen. Voinova/Shmeleva sicherten sich im Finale in 32,443 Sekunden die Titelverteidigung, die 0,570 Sekunden zurückliegenden Welte/Vogel waren über ihren zweiten Platz aber nicht übermäßig enttäuscht. Im Rennen um Rang drei behielten Laurine van Riessen und Elis Ligtlee gegen die Spanierinnen Tania Calvo und Helena die Oberhand, so dass Bronze zum zweiten Mal in Folge an die Niederlande ging.

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Teamsprint Männer:
Überraschender Sieg der Niederlande, immerhin Bronze für Deutschland

Im Teamsprint der Männer hatte Deutschland bei allen Europameisterschaften seit dem Jahr 2010 den Sieg davongetragen, doch ein sechster Erfolg in Serie gelang Robert Förstemann, Max Niederlag und Joachim Eilers sowie Maximilian Levy, der an seiner Stelle die Qualifikation gefahren war, nicht. Das kürzlich in Vorbereitung auf den in zwei Wochen stattfindenden Weltcup in Cali absolvierte Höhentrainingslager in Colorado lag ihnen offenbar noch zu schwer in den Beinen. Hinter den überraschend starken Teams aus Polen und den Niederlanden reichte es in der Quali nur zum dritten Rang, mehr als drei Zehntel fehlten zum Finaleinzug. Im Rennen um Bronze gelang immerhin eine Steigerung auf 43,210 Sekunden, wodurch die Franzosen Kévin Sireau, Quentin Lafargue und Michaël D'Almeida souverän um eine gute halbe Sekunde geschlagen wurden. Im Finale konnten die Polen Grzegorz Drejgier, Rafal Sarnecki und Krzysztof Maksel ihre Fabelzeit von 43,127 Sekunden aus der Qualifikation nicht wiederholen und mussten sich den 43,232 Sekunden schnellen Niederländern Nils van 't Hoenderdaal, Jeffrey Hoogland und Hugo Haak um 126 Tausendstel geschlagen geben. Es war der erste Teamsprint-Titel für die Niederlande bei internationalen Meisterschaften, egal ob EM oder WM.

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Scratch Männer:
Zwei Rundengewinne bringen Mora den Titel, Marguet sprintet auf Rang zwei

Die Teamsprints waren ohne Schweizer Beteiligung verlaufen, erst im Scratch griff mit Tristan Marguet wieder ein Eidgenosse ins Geschehen ein. Diese Disziplin hatte bei den Europameisterschaften 2014 Premiere gefeiert, als Otto Vergaerde siegte. Der Belgier geriet diesmal aber früh ins Hintertreffen, als in Folge einiger Angriffe etwa nach der Hälfte der 15 Kilometer (60 Runden) gut eine Handvoll Fahrer Rundengewinne verzeichnete. Zu diesen gehörte der Spanier Sebastian Mora, der sich auf diesem Teilerfolg nicht ausruhte und sofort wieder in die Offensive ging. Marguet, der Österreicher Andreas Müller und der Ukrainer Maksym Vasyliev, die sich wieder in die Nullrunde zurückfahren wollten, unterstützten ihn bei dieser Attacke. 14 Runden vor dem Ende gelang ihnen der Anschluss an das Feld, was Moras Triumph besiegelte. Als einzigem Fahrer waren ihm nun zwei Rundengewinne gelungen und mit aufmerksamer Gegenwehr bei folgenden Vorstößen seiner Gegner demoralisierte er diese. Jene acht Fahrer, welche eine Runde hinter Mora lagen, gaben sich dann mit dem Sprint um Platz zwei als Maximum des noch Erreichbaren zufrieden. Zu Silber sprintete zur großen Freude des Publikums Marguet, was die zweite Schweizer Silbermedaille und seine persönlich erste überhaupt bei einer EM oder WM bedeutete. Bronze holte sich der Pole Adrian Teklinski. Für Müller sprang der fünfte Platz heraus, während der deutsche Starter, der amtierende Weltmeister Lucas Liß, keine Akzente setzten konnte und mit zwei Runden Rückstand 17. wurde.

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Punkterennen Frauen:
Pawlowska sorgt früh für klare Verhältnisse, Pohl erkämpft sich eine Medaille

Das Punkterennen der Frauen wies eine gewisse Parallele zum Scratch der Männer auf, denn im unmittelbaren Finale ging es auch hier nur noch um die Silbermedaille. Gold war Katarzyna Pawlowska bereits 20 Runden vor dem Ende nach der achten von zehn Sprintwertungen nicht mehr zu nehmen. Genau jene Pawlowska, deren Sturz Polen Bronze in der Mannschaftsverfolgung gekostet hatte, war wohl mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch gestartet, der sie früh mit einer Soloattacke ein Ventil verlieh. Nach nur 17 von 100 Runden hatte sie sich die ersten 20 Zusatzpunkte für einen Rundengewinn erkämpft. Folgende Angriffe von der Litauerin Ausrine Trebaite, der Weißrussin Tatsiana Sharakova und der deutschen Starterin Stephanie Pohl blieben ohne ein solch erfolgreiches Ende. Nach der Hälfte der Distanz von insgesamt 25 Kilometern fuhr die Französin Elise Delzenne aus dem Feld heraus und realisierte schließlich 37 Runden vor dem Ende ihren Rundengwinn. Fünf Runden später gelang das auch Pohl, Pawlowska und der Ukrainerin Hanna Solovei, die sich gemeinsam auf die Verfolgung der Ausreißerin begeben hatten. Pohl versuchte danach bei Angriffen anderer Fahrerinnen mitzugehen, aber Pawlowska ließ sich den Vorteil von zwei Rundengewinnen nicht mehr nehmen. Mit der Zielankunft vor Augen hatte die bei den Sprintwertungen fast komplett inaktive Solovei keine Chance mehr auf eine Medaille, Silber und Bronze mussten die punktgleichen Pohl und Delzenne unter sich ausmachen. Die Französin gewann die finale Wertung, so dass Pohl, die Europameisterin von 2012 und Weltmeisterin des aktuellen Jahres, im Endstand den dritten Platz belegte.

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