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Der Fluch des Giro d´Italia
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21.12.2011

Der Fluch des Giro d´Italia

Info: Alle Artikel im Adventskalender 2011
Autor: Roman Sikorra (freire)



Als Alberto Contador auf der 18. Etappe der diesjährigen Tour de France fast vier Minuten auf den Luxemburger Andy Schleck verlor, sahen sich viele Experten bestätigt: Einen Sieg bei Giro d’ Italia und Tour de France in einer Saison ist in der heutigen Zeit nicht mehr möglich. Neben dem Spanier hatten noch viele andere Teilnehmer der ersten Grand Tour des Jahres Probleme in der zweiten Saisonhälfte. Lag es vielleicht an der extrem schweren Streckenführung des Giro’s? Oder hat gar ein Fluch die Teilnehmer der Italien-Rundfahrt heimgesucht?


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Alberto Contador
Fangen wir oben an. Alberto Contador gewann den Giro in beeindruckender Manier. Anschließend gönnte er sich eine wohlverdiente Pause und fuhr Ende Juni zwei Podiumsplätze bei den nationalen Meisterschaften ein. Soweit lief alles nach Plan. Bei der Tour de France begannen dann aber die Probleme. Durch einen Sturz auf der ersten Etappe und ein eher mittelprächtiges Mannschaftszeitfahren verlor Contador früh den Anschluss an seine wichtigsten Konkurrenten. Nachdem sich der Spanier mehr schlecht als recht durch die Pyrenäen quälte, jedoch ohne viel Zeit zu verlieren, musste er sich dann in den Alpen geschlagen geben. Auf dem Weg zu Bergankunft zum Galibier musste der Saxo Bank Profi erst Andy Schleck und später auch Cadel Evans, sowie weitere Favoriten, ziehen lassen. Eine eindrucksvolle Fahrt auf der folgenden Etappe und ein dritter Platz in Zeitfahren konnten den Schaden nicht mehr korrigieren. Am Ende stand mit Platz fünf zwar ein starkes Ergebnis zu Buche. Doch war es die schlechteste Platzierung bei einer Grand Tour seit seinem Debüt bei den großen Landesrundfahrten bei der Tour de France 2005 (Platz 31.). Zudem endete seine Serie von sechs Grand Tour Siegen in Folge.

Michele Scarponi
Mit dieser Leistung kann Alberto Contador aber mehr als zufrieden sein. Für seinen ärgsten Gegner im Kampf um das rosa Trikot, Michele Scarponi, lief es deutlich schlechter. Nachdem der Italiener in der ersten Saisonhälfte von Topplatzierung zu Topplatzierung gefahren war, so beendete er die Rundfahrten Tirreno – Adritatico, Volta a Catalunya und Giro del Trentino allesamt auf dem Podium, reichte es in der zweiten Saisonphase nur für einen zweiten Etappenplatz auf der achten Etappe der Vuelta a Espana. Die Spanienrundfahrt, die sein zweiter Saisonhöhepunkt werden sollte, gab Scarponi dann auf der 14. Etappe auf, nachdem er im Rundfahrtsverlauf nicht mit den besten mithalten konnte und auf Platz 37 der Gesamtwertung abgerutscht war. Auch seine starke Leistung bei den italienischen Herbstklassikern aus dem Jahr 2010 konnte er nicht wiederholen.

Vincenzo Nibali
Auch Vincenzo Nibali konnte sein Traumsaison 2010 nicht wiederholen. Nachdem er, wie im Vorjahr, die Italien-Rundfahrt auf Platz drei abschließen konnte, machte sich der Sizilianer auf seinen Titel bei der Spanien-Rundfahrt zu verteidigen. Doch auch für ihn lief es nicht wie geplant. Während der Liquigas-Profi in der Vergangenheit oft durch Konstanz geglänzt hat, fiel er bei der Vuelta des Öfteren als einer der ersten Topfahrer zurück. In Madrid sprang letztlich Platz sieben für Nibali heraus. Bei seinem abschließenden Saisonrennen, dem Giro del Lombardia, kam Nibali nicht über einen 40. Platz hinaus, während er im Vorjahr noch starker fünfter geworden war.

John Gadret
Mit dem vierten Platz in der Gesamtwertung fuhr John Gadret die beste Platzierung beim Giro seit Laurent Jalabert 1999 für sein Land heraus und konnte zusätzlich noch eine Etappe für sich entscheiden. Im weiteren Jahresverlauf lief es aber auch für Gadret eher mau. Die Tour de France gab der Franzose auf der elften Etappe auf. Mit Top 10 Platzierungen bei der Tour de l’Ain und dem Eintagesrennen Tour du Doubs konnte Gadret seine Saison jedoch noch abrunden.

Joaquin Rodriguez
Für Joaquin Rodriguez war es eine wechselhafte Zeit nach der Italien-Rundfahrt. Seine starke Form ausnutzend, fuhr er zwei Etappensiege, Platz fünf in der Gesamtwertung und sowohl Berg- als auch Punktetrikot beim Critérium du Dauphiné heraus. Nach einer einmonatigen Rennpause begann die Vorbereitung auf die Vuelta. Mit Platz drei beim baskischen Eintagesrennen Clasica San Sebastian und dem Gewinn der Burgos-Rundfahrt avancierte Rodriguez zum absoluten Favoriten für die dritte Grand Tour des Jahres. Mit zwei Etappensiegen im Gepäck und dem roten Führungstrikot auf den Schultern schien für Rodriguez auch alles sehr gut zu laufen, doch nach der ersten schweren Bergankunft hinauf nach la Covatilla und dem anschließenden Zeitfahren musste der Katusha Profi alle Träume auf den Gesamtsieg schon wieder begraben. Während seine Schwäche im Zeitfahren bekannt war, offenbarte der Spanier vor allem an langen Bergen sonst unbekannte Schwächen. Mit Platz 19 beendete Rodriguez die Rundfahrt. Zum Saisonende konnte Rodriguez dann aber mit einem Podiumsplatz bei der Lombardei-Rundfahrt das Jahr doch noch schön ausklingen lassen. Nach dem Giro gab es für ihn viele Erfolge doch sein Hauptziel, dem Gewinn der Spanien-Rundfahrt, verfehlte er deutlich.

Roman Kreuziger
Beim Giro d’ Italia Kapitän und bei der Tour de France Edelhelfer für Alexandre Vinokourov. So lautete die Saisonplanung für Roman Kreuziger. Mit dem Gewinn der Nachwuchswertung und dem sechsten Platz im Gesamtklassement erfüllte der Tscheche den ersten Teil auch hervorragend. Danach wurde es allerdings ruhig um den Juniorenweltmeister von 2004. Bei der Tour de France sprang nur ein 112. Platz in der Gesamtwertung heraus. Die schlechteste Leistung bei einer Grand Tour für den Astana Profi. Anschließend beendete Kreuziger seine Saison.

Weitere Fahrer
Weitere Fahrer von denen es in der zweiten Saisonhälfte eher wenig Topresultate gab, waren zum Beispiel Igor Anton und Jose Rujano. Der Venezolaner verschwand wieder nach Südamerika und tauchte nur mit einem neunten Platz bei seiner Heimatrundfahrt noch mal auf. Der Gewinner der Etappe zum Zoncolan Igor Anton hatte sich dieses Jahr vor allem die Gesamtwertung der Spanien-Rundfahrt als Ziel gesetzt. Währen der Vuelta musste der Baske dann aber einsehen, dass seine Form dafür nicht ausreichte. Mit einem Etappensieg im baskischen Bilbao konnte der Euskaltel-Profi dennoch ein positives Fazit ziehen. Für die Siegermannschaft des Mannschaftszeitfahren HTC Highroad verlief der Rest der Saison zwar sehr erfolgreich doch schaffte es das Team nicht einen Sponsoren für die Saison 2012 an Land zu ziehen.

Ein starker Monat Juni
Auch wenn der Giro einigen Fahrern die zweite Saisonhälfte verhagelt hat, so profitierten andere im Juni von ihrer starken Form. Steven Kruijswijk fuhr nach Platz neun beim Giro noch auf das Podium der Tour de Suisse. Kanstantsin Siutsou schaffte es nach den Top 10 beim Giro auch noch in die Top 10 des Critérium du Dauphiné. Sein Landsmann und Gewinner der 20. Etappe nach Sestriere Vasil Kiryienka konnte sogar einen Rundfahrtsieg verbuchen. Der Movistar-Profi gewann die Route du Sud Ende Juni. Im Anschluss schlug jedoch der Giro auch bei diesen drein zu. Vasil Kiryienka fiel auf einer Flachetappe der Tour de France aus dem Zeitlimit. Siutsou musste sowohl die Polen-, als auch die Spanien-Rundfahrt vorzeitig beenden und errang kein Top 10 Resultat mehr im Laufe des Jahres. Für Steven Kruijswijk lief seine zweite Grand Tour des Jahres, die Vuelta a Espana, alles andere als geplant und mit über 18 Minuten Rückstand auf Etappe 13 musste der Niederländer alle Hoffnungen auf eine gute Gesamtposition begraben.

Ausnahmen bestätigen die Regel
Aber nicht alle Fahrer fuhren in der zweiten Saisonhälfte schlechter. Denis Menchov konnte, nach einem achten Platz beim Giro, die Vuelta a Espana trotz Helferdienste für Juan Jose Cobo auf einem guten fünfen Platz beenden. Auch Mikel Nieve (Platz elf beim Giro. Platz zehn bei der Vuelta) und Daniel Moreno (Platz 29 beim Giro. Platz neun bei der Vuelta) konnten sich steigern. Hubert Dupont (Ag2r - La Mondiale) konnte nach einem zwölften Platz beim Giro nachlegen und wurde mit Platz 22 bester seines Teams bei der Tour de France.

Ausblick
Nach nun einigen Beispielen, wie der Giro einem die Saison verhageln kann, könnte man meinen, im nächsten Jahr würden viele Topfahrer die Rundfahrt meiden. Zum Glück für die Radsportfans wird es dazu aber nicht kommen. Joaquin Rodriguez und Roman Kreuziger betonten erst vor Kurzem, dass die Italien-Rundfahrt auch 2012 ein wichtiger Teil ihres Kalenders sein wird. Michele Scarponi scheint sich nach längerem Hin und Her nun auch für eine Teilnahme beim Giro entschieden zu haben. Auf Alberto Contador wird man allerdings verzichten müssen. Der Spanier wird sich 2012 auf die Tour de France konzentrieren.






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