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Erlebnisberichte LiVE-Radsport Programmierer mit Cyclassics - Erfolgserlebnis |
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01.08.2006 | |||||
LiVE-Radsport Programmierer mit Cyclassics - ErfolgserlebnisAutor: Benjamin StraussBenjamin Strauss gehörte 2004 zu den ersten Mitarbeitern des Projektes LiVE-Radsport.ch. Jährlich nimmt Benny am Jedermann Rennen bei den Cyclassics teil und erlebte in diesem Jahr, mit dem 93.Rang unter ca. 7000 Teilnehmern, ein ganz besonderes Erfolgserlebnis. Ich bat ihn deshalb, für uns einen Rennbericht zu schreiben. Rennbericht Jedermann Rennen Vatenfall Cyclassics, 30.07.06, von Benjamin Strauss Meine 3. Teilnahme an den Vattenfall Cyclassics begann morgens um 5.15 Uhr mit dem Radiowecker... Sofort schoss es mir durch den Kopf: „Heute ist der große Tag, auf den du lange gewartet hast, endlich geht’s los!“ Die an mich selbst gestellte Frage nach der Tagesform konnte ich nur mit einem tiefen Knurren beantworten, geprägt von Hartnäckigkeit und Siegeswillen. Trotz nur etwa 450 Trainingskilometern fühlte ich mich topfit und bestätigte somit mein Ziel, die 1:30 h für die 55 km Strecke zu knacken. Bereits vorher war ich mit 1:33 und 1:34 nah dran gewesen, dort allerdings immer auf meinem Mountainbike gefahren. Nun galt es zu zeigen, was die Umstellung auf Rennrad bringt. Nach kurzem Müsli-Frühstück und Bike-Präparationen machte ich mich um 6:05 auf den Weg zum Bahnhof, von wo aus ich per S-Bahn zum Jungfernstieg in Hamburg fuhr. Spätestens dort kam das richtige Renngefühl auf. Zwar bin ich nur Hobbyradler, aber diese gewisse Menge Adrenalin zusammen mit Aufregung und Vorfreude ist doch immer wieder herrlich. Nach der Abgabe meines Starterbeutels mit Utensilien, die ich nach dem Rennen brauchen konnte, aß ich noch einige Bananen und Müsliriegel. Anschließend begab ich mich in „meinen“ Startblock B, aus dem ich dieses Mal starten durfte. Er sollte mir zusammen mit einer starken Gruppe zu einer guten Zeit verhelfen. Nach einigen Minuten Wartezeit trafen auch endlich die ersehnten Freunde aus meinem und anderen, mir bekannten, Teams ein. Wir unterhielten uns kurz, jedoch begaben wir uns zügig in Startposition, denn bald sollte es losgehen. Je näher der Startschuss kam, desto höher stieg auch mein Adrenalinspiegel, auch beim 3. Mal immer wieder Aufregung pur. Ich besann mich kurz auf meine Taktik, und dachte noch kurz daran, dass wir alle hoffentlich ohne Sturz das Ziel erreichen. Nach dem Startschuss für Block A herrschte kurze Zeit Aufregung, weil Block B ohne Startsignal, nur mit entfernen des Absperrbandes freigegeben wurde und somit fast gleichzeitig mit Block A losrollte. Doch mir war sofort klar, dass die einzige Chance darin bestand, so schnell wie möglich aus dem Pulk heraus in eine Spitzengruppe weiter vorne zu fahren. Somit verlor ich meine Mitstreiter aus den Augen und in die Pedale, was das Zeug hielt, lediglich kurz unterbrochen vom Runterschalten. Im Stadtteil Stellingen, also irgendwo zwischen Kilometer 2-8 schaute ich zum ersten Mal auf den Tacho und musste (positiv) überrascht feststellen, dass ich mal eben so mit 55 km/h unterwegs war. Im Training musste ich für diese Geschwindigkeit fast schon alles geben... Die folgenden Kilometer vergingen genau so schnell, wie ich unterwegs war. Es bildete sich schließlich rasch (ca. Kilometer 10) eine Gruppe, die überwiegend aus B-Block-Fahrern bestand, während vorne im Sichtbereich eine Gruppe aus Block A fuhr. Dass dies die Spitzengruppe war und ich mich im 2. Feld befand, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Die führende Gruppe verschwand auch recht zügig, so dass sie in Lurup/Schenefeld nicht mehr zu sehen war. Es folgte die Fahrt auf der LSE zwischen Schenefeld und Pinneberg. Erst vor einigen Monaten neu geteert, flogen wir nur so über die Fahrbahn hinweg, auch wenn ich im Hinterkopf immer wieder die Bilder der schlimmen Stürze aus den vergangenen Jahre hatte, welche bei dem hohen Tempo (etwa 45 km/h) auf der schnurgeraden Strecke infolge Konzentrationsschwächen auftraten. Weiter ging es auf Landstraßen hinaus nach Holm und wieder Richtung Elbe nach Wedel. Hier angekommen spürte ich zum ersten Mal eine Gänsehaut in Anbetracht der Hunderten euphorischen Zuschauer und Fans. Schnell folgte der Beginn des lang ersehnten Abschnittes meiner „Spezialdisziplin“ - die Berge (Wenn man es denn so nennen kann). Von der Elbe ging es direkt kurz hinauf, was aber für die überwiegend gut trainierten Fahrer meiner Gruppe, welche zu diesem Zeitpunkt etwa 100-150 Mann (und Frau) umfasste, kein Problem darstellte. Also flogen wir mit 35 km/h dahin, als wäre es flach. Ich befand mich jetzt in der Vorbereitung auf die „richtig knackigen“ Anstiege. Hochkonzentriert hätte ich beinahe zu früh attackiert, konnte mich aber gerade noch auf die richtige Streckenführung besinnen :-) Es es dann so weit war und die Gruppe den Fuß des Kösterberges erreichte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und enteilte der Gruppe mit etwa 21-25 km/h, auch wenn weiter vorne niemand fuhr. So wurde ich auf der kleinen Abfahrt zwischen 1. und 2. Teil des Anstieges wieder eingeholt, da eine Flucht keinen Sinn machte. Die Entscheidung, überhaupt so viel Energie zu verschwenden, war vielleicht unklug, aber so wusste ich wenigstens, dass ich am Berg einer der stärksten Fahrer im Feld war... Im 2. Teil bergan blieb ich einfach im Feld und erholte mich. Während der Abfahrt über die Elbchaussee schloss sich die zersplitterte Gruppe wieder zur ursprünglichen Größe zusammen. Jedoch folgte bei Teufelsbrück schon wieder der nächste Anstieg und diesmal zerriss es den Zusammenschluss endgültig, mit einem Tempo von 25-30 km/h stürmten wir die letzte Anhöhe hinauf und fuhren mit etwa 50 Leuten weiter gen Ziel. Es lagen nur noch 5 Kilometer vor uns, die Streckenführung war hier sehr kurvenreich und das Tempo mit etwa 45 km/h sehr hoch. Leider waren die restlichen Zielentfernungen nicht angezeigt bzw. so klein, dass ich sie übersehen habe. So riet ich einfach bei einem Tor (ohne Teufelslappen), dass dies nun der letzte Kilometer sein müsste und ich gab nochmals alles. Auf der Mönckebergstraße brandete allen Fahrern tosender Beifall entgegen von abertausenden Fans, ich hatte mich mittlerweile auf einen der vorderen 20 Plätze unserer Gruppe vorgearbeitet, fuhr aber immer noch schön im Windschatten. Meine Mitstreiter machten teilweise den Eindruck, als hätten sie noch nicht begriffen, dass gleich das Ziel erreicht ist, vielleicht waren sie aber auch einfach zu fertig. Mit allerletzter Kraft setzte ich zum Sprint an, als sich vor mir eine Lücke auftat, überholte noch meinen die ganze Zeit mit mir zusammen gefahrenen Freund und konnte Platz 6 innerhalb der Gruppe erreichen. Total fertig rollte ich aus und entdeckte noch einige Freunde unter den Zuschauern im Zielbereich. Standesgemäß trafen sich alle Mitfahrer unserer Gruppe nach dem Rennen, dort erfuhr ich, dass ich von unserem Freundeskreis wohl 1. geworden bin. Ein anderer, guter Bekannter stürzte aber leider im hinteren Teil „meiner“ Gruppe. Ihm ist jedoch nichts schlimmes passiert. Zustande kommen solche Stürze immer wieder durch rücksichtslose Fahrweise und Unwissenheit unter der Jedermännern, wie Windschattenfahren bei hohem Tempo über 40 km/h abläuft. Ich kam zum Glück ohne Sturz ins Ziel! Ziemlich schnell nach Zieleinlauf wurden die ersten Ranglisten ausgehängt und ich traute meinen Augen kaum... 1:26:18,06 h, ein Schnitt von 39,62 km/h. Damit wurde ich insgesamt 93., in meiner Alterklasse 26. Ich freue mich immer noch wahnsinnig über meine gute Leistung und kann alle anderen nur zu so einem einmaligen Jedermann-Rennen motivieren. |
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01.08.2006 | |||||
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