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Bert Grabsch: "Die Doping-Fälle bei der Tour überschatten den gesamten Sport"
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14.08.2006

Bert Grabsch: "Die Doping-Fälle bei der Tour überschatten den gesamten Sport"

Autor: js/SUPER SONNTAG

„Drei Tage lang haben wir uns über den Tour-Sieg gefreut, dann kam die böse Überraschung“, blickt Bert Grabsch noch einmal zurück im Zorn, „die ganze Schufterei für Landis war umsonst“, ärgert er sich.

Die gesamte Tour seien er und seine Mannschaftskollegen nämlich ausschließlich für den Kapitän gefahren, eigene Ansprüche habe jeder zurückgesteckt. Am Ende sollte das Preisgeld unter allen aufgeteilt werden, doch nach dem Doping-Skandal bekam Grabsch statt der angekündigten 50.000 Euro nur noch magere 1.000.

„Was aber noch viel schlimmer wiegt, ist der Schatten, der nun über dem gesamten Sport hängt“, so der junge Rennfahrer. „Floyd Landis streitet weiterhin alles ab, aber das kenne ich auch nur aus den Medien.“

In jedem Fall müssten härtere Strafen eingeführt werden: „Wir haben ja schon einen Gesundheitspass, in dem jedes Vierteljahr das Ergebnis einer Blutprobe eingetragen wird. Wenn auch bei den Rennen Blut- statt Urinproben eingeführt würden, würden bestimmt viele zurückschrecken“, glaubt der Rennfahrer. Auch für ein Anti-Doping-Gesetz spricht sich Grabsch aus: „Das wird derzeit diskutiert, und ich halte es für sinnvoll. Wenn nämlich wirklich Gefängnis droht, schreckt das sicher ab.“ Und bei Kontrollen müssten alle Länder mitziehen.

Froh ist der Wahl-Schweizer darüber, dass die Skandale um Jan Ullrich, Floyd Landis & Co. der Stimmung bei vielen Radsportfans keinen Abbruch getan haben: „Ich konnte leider nur die ersten beiden Etappen bei der Deutschland-Tour miterleben, aber die waren stimmungsmäßig super“, berichtet er. Für ihn selbst jedoch endete das Sportereignis tragisch: Bei einem Sturz brach er sich den oberen und unteren Schambeinast: „Jetzt kann ich drei bis vier Wochen nicht Rad fahren, da fühle ich mich schon unwohl“, gibt er zu.

Stattdessen machte er in dieser Woche mit Frau und Kind Genesungsurlaub bei seinen Eltern in Seegrehna - und hatte hier auch viel Zeit, über seine sportliche Zukunft zu grübeln. „Ich hätte nix dagegen, das Team zu wechseln“, sagt Grabsch deutlich, „denn es ist schon der neunte Doping-Fall bei Phonak.“ Er selbst habe beim Thema Doping „eine absolut reine Weste“, sei aber bei Skandalen automatisch immer mit betroffen: „Mein Kopf ist nach sechs Jahren bei Phonak wie blockiert, ich möchte gern einen Neuanfang, egal wo.“

Doch ein Teamwechsel ist nicht so einfach, immerhin hat Grabsch bereits einen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2008 unterschrieben. „Wenn die ein bisschen menschliches Verständnis haben, lassen sie mich aber hoffentlich raus, mein Management kümmert sich bereits um ein neues Team mit Richtung Deutschland“, verrät Grabsch.

Im Mai dabei?

Erfreut ist Bert Grabsch, dass auch Wittenberg radsportbegeistert ist: Am 26. Mai 2007 findet in der Wittenberger Altstadt ein Radsport-Großevent statt, und wenn es sein Zeitplan zulässt, wird Grabsch seiner Heimatstadt sicher einen sportlichen Besuch abstatten.

Ungewisse Zukunft

Drei bis vier Wochen lang darf Bert Grabsch nicht Rad fahren, bis dahin, so hofft er, sind die zwei Knochenbrüche verheilt. „Wenn ich am 1. September nicht aufs Rad steigen kann, war´s das für mich in dieser Saison“, meint er. Auf schnelle Genesung hoffend, hat er aber schon die nächsten Rennen im Visier, unter anderem in Zürich und Paris.

Trotz aller Skandale hofft der geborene Seegrehnaer auch, dass die Fans treu bleiben: „Bei der Mannschaftspräsentation von Phonak zur Deutschland-Tour bekamen wir Buh-Rufe - dabei kann das Team doch überhaupt nichts dafür“, ärgert sich Bert Grabsch.


Bert Grabsch (Foto: Janet Straach)
Bert Grabsch (Foto: Janet Straach)



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