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Streit um ProTour spitzt sich zu: Veranstalter kontaktieren EU, nationale Verbände unterstützen dies, UCI droht der Vuelta
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01.12.2006

Streit um ProTour spitzt sich zu: Veranstalter kontaktieren EU, nationale Verbände unterstützen dies, UCI droht der Vuelta

Autor: Felix Griep (Werfel)



Nachdem der Verband der Rennorganisatoren (AIOCC) vor einer Woche bekannt gab, vor der Europäischen Kommission rechtlich gegen die ProTour-Serie vorgehen zu wollen und sich die wichtigsten nationalen Verbände auf die Seite der AIOCC schlagen, droht nun der Weltverband UCI der Vuelta mit einer Aufwertung der Deutschland-Tour, um sein Aushängeschild zu retten. Das Chaos um die Elite-Serie des Radsports nimmt wieder einmal zu.

Seit sie vor zwei Jahren gegen alle Widerstände die ProTour durchgeboxt hat, weht der UCI starker Wind entgegen, und es wird immer stürmischer! Die ProTour ist hart umkämpft, auch noch nach dem Ende der Rennsaison. Doch kämpfen nun nicht mehr Valverde, Sanchez, Schleck und Co. um den Sieg, sondern die UCI um das Bestehen ihres liebsten Kindes und die Rennorganisatoren gegen das Fortbestehen der Serie.


Rennorganisatoren gegen UCI

Freitag vor einer Woche hielt die Vereinigung der Rennorganisatoren in Paris eine Versammlung ab. 87 Veranstalter aus 12 Ländern entschieden sich für einen neuen Schritt gegen die UCI. Im Streit um die Rennserie soll nun die Europäische Kommission* eingeschaltet werden, da die AIOCC EU-Richtlinien verletzt sieht. Hauptkritikpunkte sind das geschlossene System der ProTour, das keinen sportlichen Auf- und Abstieg von Mannschaften beinhaltet, sowie die Tatsache, dass viele kleine Rennen im Schatten der übermächtigen ProTour am finanziellen Abgrund stehen oder bereits in diesen gestürzt sind.

Pat McQuaid, Präsident der UCI, ließ sich von dem Vorstoß nicht aus der Ruhe bringen: "Wir haben volles Vertrauen in unsere Vision der ProTour. Wir sind bereit, die Europäische Kommission mit allen Details und Informationen zu versorgen, die sie brauchen wird. Natürlich werden wir allen Entscheidungen, die gefällt werden, Folge leisten, aber wir erwarten die Entscheidung gelassen."


Nationale Verbände für Rennorganisatoren

Gestern bekam die AIOCC in ihren neuesten Bemühungen gegen die UCI Unterstützung von sechs nationalen Radsport-Verbänden. Zwar ohne die deutschen und schweizerischen Verbände, aber mit den bedeutenden Radsportnationen Frankreich, Italien, Spanien und Belgien sowie Luxemburg und Österreich fand am gestrigen Donnerstag in Paris ein Treffen statt. Man war sich einig über die Ablehnung der ProTour in ihrer derzeitigen Form und sprach sich für das Vorhaben der AIOCC aus, die Europäische Kommission gegen die UCI einzuschalten.

In einer Pressemitteilung forderte man darüber hinaus, einen Runden Tisch ins Leben zu rufen, an welchem alle im Radsport wichtigen Verbände miteinander diskutieren sollen. Sowohl UCI und AIOCC, als auch die Vereinigung der Radprofis (CPA) und der internationale Verband der Profiteams (AIGCP). Weiterhin hieß es: "Unser Ziel ist es, Lösungen zu finden, die für alle zufriedenstellend sind, und nicht nur für einen kleinen Kern von Personen bei der UCI. Wenn sich die UCI dem weiterhin wiedersetzt, dann werden die anderen Verbände diesen runden Tisch ohne sie organisieren".

Weiterhin beklagen die nationalen Verbände die vernachlässigende Behandlung der Continental Circuits durch die UCI, die nur versuche, die ProTour zu privilegieren. Man würde es als besser erachten, wenn der Europäische Continental Circuit von der Europäischen Radsport-Union (UEC) verwaltet würde.


UCI droht Vuelta

Die UCI geht nun neue Wege. Am Dienstag erhielt Victor Cordero, Chef der Vuelta-Organisation Unipublic, einen Brief von ProTour-Koordinator Alain Rumpf. In dem Schreiben benutzte der UCI-Vertreter die in den letzten Jahren ansteigende Popularität der Deutschland-Tour, um den Vuelta-Boss, der wie die Organisatoren von Tour und Giro seit jeher Gegner der ProTour ist, unter Druck zu setzen.

In dem Brief heißt es, man beschäftige sich mit Änderungen, den Rennkalender ab 2009 betreffend, die aber bereits 2008 umgesetzt werden könnten. Demnach überlege man beim Weltverband, die Deutschland-Tour in den September zu verlegen. Den dafür benötigten Zeitraum möchte man durch eine Verkürzung der Vuelta von drei auf zwei Wochen verfügbar machen. Rumpf argumentierte dabei auch mit dem drastischen Zuschauerrückgang der Vuelta in den letzten Jahren und der Tatsache, dass wohl viele Teams ganz froh darüber wären, nicht mehr an einer für sie uninteressanten dritten dreiwöchigen Rundfahrt teilnehmen zu müssen.

Cordero war erstaunt über den Brief und verteidigte seine Rundfahrt als einen Teil vom Erbe des Radsports und als Veranstaltung, hinter der ganz Spanien steht. An der Position von Unipublic im Streit zwischen Organisatoren und ProTour habe sich aber trotz des Briefes nichts geändert.

Ziel dieser Drohungen von Seiten der UCI kann es nur sein, die Vuelta-Organisatoren aus Angst um die Bedeutung Ihrer Rundfahrt einzuschüchtern und als ProTour-Gegner stumm zu schalten. Feine Züge sind das nicht mehr, aber wer weiß, was noch alles auf den Radsport zukommt...



* Die Europäische Kommission auf Ihrer Webseite: Die Europäische Kommission ist der Motor des institutionellen Systems der Union. Sie verkörpert und vertritt das allgemeine Interesse der Union. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, Parlament und Rat Vorschläge für Rechtsvorschriften vorzulegen, die Politik der Union zu verwalten und durchzuführen, das Unionsrecht (gemeinsam mit dem Gerichtshof) zu vollziehen und internationale Vereinbarungen, insbesondere in den Bereichen Handel und Zusammenarbeit, auszuhandeln.


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