Offener Brief an Jan Ullrich

Autor: René Schuijlenburg

Lieber Jan,

Eine lange und erfolgreiche Karriere ging zu Ende. Nach der Pressekonferenz habe ich überlegt, was ich tun sollte. Eine Karriere-Übersicht publizieren, ein Kommentar? Ich hätte noch eine Story über die Art, wie Du seit dem 30. Juni 2006 behandelt worden bist, publizieren können. Ich habe mich entschieden, dies nicht zu tun. Ich habe mich entschieden, einen offenen Brief zu schreiben, weil ich Dir danken möchte, für alles, was Du getan hast für den deutschen Radsport, für den Radsport im Allgemeinen und für ein Projekt, von dem fast niemand etwas weiß. Indem ich dies in einem offenen Brief tue, möchte ich einfach noch einmal daran erinnern, dass Jan Ullrich kein Verbrecher, sondern ein Mensch mit einem guten Herz ist.

2004 habe ich ein Radsport Projekt für Jugendliche in einem Kinderheim in Ennepetal ins Leben gerufen. Nachdem ich mit diesen Jugendlichen den Start der Tour de France 2004 in Lüttich besucht hatte ,sagten sie mir ,dass sie so was gerne noch einmal machen würden,welches meine Zustimmung fand,und erklärte den Kindern,daß Radsportveranstaltungen nicht mit dem Auto,sondern dem Fahrrad besucht werden.

2005 fuhr ich dann mit diesen Jugendlichen zur Cebit nach Hannover. Du,Jan, warst dort im Rahmen der T-Mobile Präsentation,welche ich mit 8 Jugendlichen aus dem Kinderheim besuchte.In wenigen Worten durfte und konnte ich dir das Projekt,welches ich begleite ,erklären. Deine Reaktion darauf war überaus positiv. Du hast ohne zu zögern Unmengen von Fotos und (gelbe)Trikots signiert,welches wir dann für unser Kinderprojekt via Internetauktion versteigerten.

Im April desselben Jahres organisierten wir einen Radsport-Tag im Kinderheim mit Rennen für die Kids und die Auktionen wurden abgeschlossen. Zwei Wochen später kauften wir von dem Erlös Rennräder für die Kinder. Der ehemalige Radprofi Klaus-Peter Thaler montierte die Bikes zusammen gemeinsam mit den Jugendlichen, die wirklich sehr stolz waren. Einige von ihnen hatten noch nie ein Fahrrad besessen und hatten jetzt ein Rennrad. Ich erarbeitete einen Trainingsplan und trainierte drei Monate mit den Jugendlichen ,so daß wir top vorbereitet unsere eigene Tour starten konnten.Wir fuhren in kleinen Etappen von Ennepetal nach Paris,wo wir uns die letzte Touretappe der Frankreich Rundfahrt 2005 anschauten.

Dieses Erlebnis war für alle Beteiligten eine großartige unvergessene Geschichte,an die wir uns immer mit großer Freude erinnern werden.

Auf diesem Weg, mit einem Rückblick auf wunderschöne Erinnerungen, möchte ich Dir Jan für die beeindruckenden Erlebnisse in und um den Radsport und für das, was du für diese (und andere) Kids getan hast danken.

Viel Glück!