Info: Frauen: Grande Boucle Féminine Internationale Autor: Jörg Schröder (Links200) Bericht: Bericht mit Fotos
Sestriere, 23.06.2008 – Doppelsieg für die schweizer Mannschaft Cérvelo Lifeforce. Christiane Soeder entriss ihrer Teamkollegin Karin Thürig mit einem Sieg auf der letzten Etappe der weiblichen Ausgabe der Tour de France, der Grande Boucle Féminine Internationale, noch den Gesamtsieg. Gesamtdritte wurde die Britin Nicole Cooke (Swift Racing). In der Mannschaftswertung siegte Cérvelo Lifeforce mit über 30 Minuten Vorsprung.
Etappen: 1. | 2a. | 2b. | 3. | 4. | 5. | 6.
17.06. Etappe 1: Gent (Bel) – Wattrelos (72,1 km)
Bei der Rundfahrt über 6 Tage der UCI-Kategorie 2.2 lag die Favoritenrolle von Beginn bei der schweizer Mannschaft Cérvelo Lifeforce, da einige namhafte Teams wie die Equipe Nürnberger und die High Road-Mannschaft oder Topfahrerinnen wie Marianne Vos nicht an den Start gegangen waren. Geprägt wurde die Flachetappe zu Beginn mit Start im belgischen Gent und Ziel im nordfranzösischen Wattrelos von zwei Solofluchten. Zunächst fuhr lange Zeit die Litauerin Jolanta Polikeviciute (USC Chirio Forno d'Asolo) vor dem Feld und passierte klassische Berge in Flandern wie den Kluisberg als Erste, ab Kilometer 50 startete die Schweizerin Karin Thürig, die bereits im Vorjahr die erste Etappe gewinnen konnte, eine Soloattacke. Doch die bereits für Olympia selektionierte Fahrerin von Cérvelo Lifeforce wurde 4 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Es kam zum Massensprint, den die Litauerin Diana Ziliute (Safi - Pasta Zara Manhattan) nach 1.51.30 Stunden für sich entschied. Auf den zweiten Rang sprintete die Niederländerin Loes Markerink (Team Flexpoint), die 23 Jahre alte Schweizerin Pascale Schnider (Cérvelo Lifeforce Pro Cycling) wurde sehr gute Dritte. Trotz ihrer Soloflicht schaffte Thürig noch den 5. Rang, mit Bettina Kuhn (Nationalteam Schweiz) als Achte und der Deutschen Sarah Düster (ebenfalls Cérvelo Lifroce/ 9.) kamen weitere deutschsprachige Fahrerinnen in die Top 10. Ziliute nahm durch ihren Sieg auch die erste Leaderposition bei der 16. Austragung der Rundfahrt ein.
18.06. Etappe 2a: Wallers - La Louviere (Bel) (59,5 km) [zum Anfang]
Am zweiten Tag der Grande Boucle Féminine Internationale standen zwei Etappen auf dem Programm. Von Wallers ging es zunächst zurück nach Belgien, wo das Feld nach 59,5 nicht all zu schweren Kilometern geschlossen La Louviere erreichte. Diesmal hatte Markerink die schnellsten Beine und gewann den Sprint vor der Vorjahresgesamtsiegerin Nicole Cooke und der Siegerin der Auftaktetappe Ziliute. Knapp am Podest vorbei sprintete Sarah Düster als 4., Bettina Kuhn schaffte als 10. wieder ein gutes Resultat. Durch ihren Sieg und gewonner Zeitbonifikationen übernahm Markerink die Gesamtführung mit einer Sekunde Vorsprung vor Ziliute, Schnider hatte auf Rang 3 nur 7 Sekunden Rückstand.
18.06. Etappe 2b: La Louviere (Bel) - Fourmies (90,6 km) [zum Anfang]
Bereits am Nachmittag ging es für die Fahrerinnen auf Etappe 2b, nach 90 Kilometern wurde das Ziel wieder auf französischem Boden in Fourmies erreicht. Bis dahin musste erstmals ein etwas schwererer Kurs absolviert werden, im Schlussabschnitt wartete ein Anstieg der 4. Kategorie sowie ein Kopfsteinpflasterstück. Bereits früher im Rennen hatte die Gesamtdritte Schnider zusammen mit der Deutschen Bianca Knöpfle (Team Flexpoint) eine Attacke versucht. Nach 44 Kilometern startete das Duo seinen Angriff, zusammen mit gewonnener Bonussekunden bei einem Zwischensprint attackierte Schnider die Gesamtführung von Ziliute. Nach dem deren Team die Ausreißerinnen wieder gestellt hatte, startete mit Karin Thürig die nächste Fahrerin vom wieder sehr aktiv fahreren Cérvelo Lifeforce Team 22km vor dem Ende die nächste Attacke. Im nicht einfachen Finale setzen sich schließlich 12 Fahrerinnen leicht vom restlichen Feld ab. Den Sprint dieser Gruppe gewann Ziliute, die damit ihre Gesamtführung zurückeroberte. Cooke und Markerink blieben die Ränge 2 und 3. Düster, Christiane Soeder, Priska Doppman und Thürig erreichten für Cérvelo Lifeforce die Plätze 4, 5, 9 und 11. Auch Bettina Kuhn als 6. war wieder vorne mit dabei. Das Peloton brauchte 35 Sekunden länger als die Spitzengruppe.
Schnider verlor durch ihre Attacke so viel Kraft, das sie am Ende nicht mit in der Spitzengruppe dabei war und ihren dritten Gesamtrang an Cooke verlor.
19.06. Etappe 3: Montdidier - Drancy (108,5 km) [zum Anfang]
Die 3. Etappe war zugleich die längste der diesjährigen Rundfahrt. Regnerische Bedingungen sorgten für zahlreiche Stürze, auf Grund derer leider Carla Ryan, Pascale Schnider (beide Cervélo Lifeforce) und Elise Bazourdy (Bourgogne) verletzungsbedingt aus dem Rennen ausscheiden mussten. Die einzige Bergwertung des Tages stellte für die Starterinnen keine Probleme dar und so gab es in der Nähe von Paris wieder eine Sprintankunft. Erneut siegte Ziliute vor Markerink, Rang 3 ging diesmal an Jolanta Polikeviciute (USC Chirio Forno d'Asolo). Aus der schweizer Nationalmannschaft sprinteten Bettina Kuhn, Jessica Schneeberger und Fabienne Sommer auf die Ränge 6, 7 und 9 während die Fahrerinnen von Cérvelo Lifeforce diesmal nicht in die Entscheidung eingreifen konnten.
20.06. Etappe 4: Orgelt - Clairvaux les Lacs (EZF, 37,7 km) [zum Anfang]
Das Zeitfahren über 37,7 Kilometer sollte endlich Bewegung in die Gesamtwertung bringen. Die Zeitfahrspezialistin Karin Thürig schaffte dabei in 55.34 Minuten die deutlich schnellste Zeit vor ihrer Teamkollegin Christiane Soeder, die 36 Sekunden länger unterwegs war. Schon einen überaus deutlichen Rückstand musste die Tages- und nun hinter Thürig und Soeder Gesamtdritte Nicole Cooke hinnehmen, die respektable 2.40 Minuten mehr benötigte. Doppmann, Düster, Seraine Trachsel (Nationalteam Schweiz) und Knöpfle schafften mit den Rängen 7, 11, 12 und 13 ebenfalls gute Platzierungen. Ziliute verlor als 5. 3.20 Minuten und damit die Gesamtführung.
21.06. Etappe 5: Lac d´Aiguebelette - Villard de Lans (106 km) [zum Anfang]
Auf der vorletzten Etappe wartete das bis dato schwerste Teilstück auf die Fahrerinnen. Auf dem Weg nach Villard de Lans ging es durch die französischen Alpen. Diese sollten auch für eine sehr starke Selektion im Feld sorgen. Schließlich hatten am Ende nur 18 Fahrerinnen weniger als 6 Minuten Rückstand auf die Siegerin, dahinter ergaben sich teilweise riesige Abstände.
Viele Favoritinnen setzen an den verschiedenen Anstiegen Attacken, Tagesschnellste aber war schließlich die Litauerin Rasa Polikeviciute (USC Chirio Forno d'Asolo), die nach 3.19.15 Stunden das Ziel erreichte. Auf dem zweiten Rang 27 Sekunden zurück bewies Ziluite, das sie mehr kann als schnell sprinten. Zeitgleich wurde Christiane Soeder Dritte. Thürig verteidigte mit 30 Sekunden Rückstand die Gesamtführung vor Soeder und Cooke. Auch Seraine Trachsel als Achte und Priska Doppmann als 11. zeigten gute Leistungen am Berg.
22.06. Etappe 6: Guillestre - Sestriere (Ita) (83,9 km) [zum Anfang]
Zum Abschluss ging es ins italienische Sestriere und noch mal wurde es richtig schwer. Wieder war dabei Cérvelo Lifeforce sehr stark. Mit einer Attacke zum richtigen Zeitpunkt sicherte sich Christiane Soeder nicht nur den letzten Tagessieg, sondern auch noch den Gesamtsieg vor ihrer Teamkollegin Karin Thürig, die mit 34 Sekunden Rückstand Tagesvierte wurde. Schneller waren noch Nicole Cooke und Jolanta Polikeviciute. Als 6. war auch Sereina Trachsel wieder sehr stark. Wie schwer der letzte Abschnitt war unterstrichen wieder die teilweise riesigen Zeitabstände, schon die Tages-30. Emilie Aubry aus der Schweiz hatte fast 30 Minuten Rückstand auf die Siegerin.
Soeder gewann damit nach der Geelong-Tour ihre zweite Rundfahrt in diesem Jahr. Am Ende benötigte Thürig 12 Sekunden länger für die 7 Teilstücke. Die Vorjahressiegerin und letztjährige Teamkollegin der erstplatzierten Cooke hat als Dritte bereits einen Rückstand von 2.29 Minuten. Mit Priska Doppmann als 10. schaffte eine weitere Fahrerin der Cérvelo Lifeforce Mannschaft den Sprung in die Top 10, den Seraina Trachsel nach einer tollen Leistung als 11. knapp verpasste.
Mit über 30 Minuten Vorsprung gewann die dominierende Cérvelo Lifeforce-Mannschaft die Teamwertung, Diana Ziluite sicherte sich die Wertungstrikots für die Sprint- und die Punktewertung, als beste Bergfahrerin erwies sich Jolanta Polikeviciute, Elena Berlato (Safi - Pasta Zara Manhattan) darf sich beste Nachwuchsfahrerin nennen.
-> Ergebnis 6. Etappe und Wertungsendstände
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